LORD OF THE LOST – From The Flame Into The Fire

Gothic Metal
27.04.2014

Aus Hamburg kommt nur Gutes. Ausser dem Wetter. Und dem Bier… gut, Letzteres ist wohl eine Geschmackssache. Jedenfalls scheine ich sehr Hamburg-phil zu sein, denn wann immer ich eine Band wirklich gut finde, kommt diese zu 100% aus Deutschland und zu 80% aus Hamburg. Könnte man mal untersuchen, dieses Phänomen… Item.

Keiner Untersuchung, aber definitiv einer intensiven Beschäftigung bedarf das Phänomen namens LORD OF THE LOST, die wohl fanfreundlichste Band, die ich kenne. Ihr erstes Album veröffentlichten die Deutschen 2010, und sie haben seither eine steile Karriere hingelegt, die sie unter anderem als Gäste der berühmten Subway to Sally’s Eisheilige Nacht sah, und sie diesen März zum ersten Mal in die USA führte. Wer die Band noch nicht kennt und das ändern möchte, dem sei ein Besuch auf YouTube wärmsten empfohlen, denn die Hamburger scheinen grossen Spass daran zu haben, möglichst viele qualitativ äusserst hochstehende Videos zu drehen – man kriegt also einen guten Eindruck ihres bisherigen Schaffens. (Empfohlen seien Sex On Legs, Die Tomorrow, Credo, Afterlife.)

Ihr vierter Longplayer, From The Flame Into the Fire, ist ein unglaublich starkes Album. Es ist auch ein sehr hartes Album. Aber Hallo. Ich hatte mich auf etwas eingestellt, das in Richtung des Vorgängers von 2012 (Die Tomorrow) geht… ich wurde relativ schnell eines Besseren belehrt. Denn was da aus den Lautsprechern bretterte, war härter als Die Tomorrow. Um ein Vielfaches härter. Dabei schaffen es die Hanseaten mit ihrem neusten Werk aber gleichzeitig, die einprägsamen, teilweise sogar epischen Melodien beizubehalten. Zwar sind die elektronischen Elemente immer noch sehr stark vertreten – sie wären auch kaum wegzudenken aus der Musik der Gothic-Metaller – doch daneben wird uns ein wahres Blitzgewitter von Gitarrenriffs und dreckigen Vocals um die Ohren gehauen. Schon beim ersten Song – Fists Up In The Air – wird ganz klar: Ja, hier wurde zweifelsohne die Härteschraube angezogen. Der Opener beschäftigt sich thematisch mit dem allseits beliebten Thema, für sich selbst einzustehen und sich nicht vorschreiben zu lassen, was man zu tun und zu lassen hat. Dieser Song dürfte live sehr gut funktionieren, denn er eignet sich wunderbar zum Mitsingen/Mitschreien. Eine sehr gelungene Umsetzung eines schon oft gehörten Themas.

Die Härte von Fists Up In The Air zieht sich mit Kingdom Come weiter, und… und verwandelt sich auf irgendeine Weise zu La Bomba. Irgendwie schaffen es Lord of the Lost, diese ungebändigte, brutale Energie, die dem ganzen Album innewohnt, zu nehmen und sie zu einem Metal-Salsa-Crossover zu modellieren. Das funktioniert erstaunlicherweise sehr viel besser, als es sich möglicherweise anhört. Da der Song aber sehr schwer zu beschreiben ist, schlage ich vor, jede(r) Neugierige hüpft mal eben bei YouTube vorbei, da gibt’s nämlich ein offizielles Video dazu. Genauso wie zum nächsten Song, Afterlife, der – wie La Bomba – Ohrwurm Potential hat, allerdings eher im klassischen und etwas ruhigeren Lord of the Lost Stil gehalten ist. Kill It With Fire gibt dann aber wieder voll eins auf die Zwölf. Six Feet Underground beginnt zwar schnell und schliesst damit fast nahtlos an Kill It With Fire an, entwickelt sich aber zu einer eher ruhigen und melodiösen Nummer. Go To Hell bleibt auf der ruhigen Schiene, und wartet mit einer Lord of the Lost-typischen Hookline auf, die sich sofort ins Gedächtnis einbrennt. Diese trügerische Ruhe, die sich mit den letzten zwei Songs eingestellt hat, wird mit Odium (lat. Hass) ganz schnell zerfetzt. Der Song macht dem Titel alle Ehre, wenn das nicht nach Hass klingt, weiss ich auch nicht.

My Own Shadow ist leider nichts Aussergewöhnliches, dafür ist aber Bitch ein herrlicher Song: Hart, gute Melodie, und mit dem Chorus „Life’s a bitch“ wunderbar geeignet, um Dampf abzulassen, wenn mal wieder alles nicht so läuft, wie es sollte. I’ll Sleep When You’re Dead (feat. Douglas Blair von W.A.S.P.) hat ein einfaches, sehr eingängiges treibendes Riff, sowie treibende Keys… auch wenn es nicht ein Ohrwurm-Kandidat ist, wurde hier alles richtig gemacht. Holy F (feat. Nina Jiers von Neopera) ist ein eher experimenteller Song; Nina Jiers liefert einen sehr opernhaften Chorus, der in starkem Kontrast steht zu den tiefen, teils gegrowlten Vocals von Chris Harms. Die Mischung funktioniert, Holy F(uck, it’s huge!) ist ein äusserst interessanter Song, der einfach Spass bringt. Der letzte Song, In A Perfect World, ist ein melancholischer, langsamer Track. Der Chorus ist zwar eingängig, aber leider nichts Besonderes, da hätte ich persönlich mir vom Rausschmeisser mehr erwünscht.

Fanzit: Die Hanseaten hauen mit From The Flame Into The Fire ein starkes Album raus, das vor allem durch eine mal mehr, mal weniger prominente aber stets vorhandene Härte auffällt, das aber trotz allem jene eingängigen, oft unerwarteten Melodien beibehält, die Lord of the Lost ausmachen. Es überzeugt vor allem auch durch innere Konsistenz, die ich persönlich beim Vorgänger ein wenig vermisst habe. Der 4. Langspieler zeigt die Band von einer Seite, die sich bisher eher erahnen liess – es scheint, als wollten die Hamburger ein Statement setzen: „Alles Bisherige war Vorspiel, jetzt geht’s erst  richtig zur Sache – sind wir zu hart, bist du zu schwach.“ Und ganz gemäss dem Bild, das sie gerne von sich präsentieren, überzeugen sie dabei auf ganzer Linie.

 

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Tracklist

  1. Fists Up In The Air
  2. Kingdom Come
  3. La Bomba
  4. Afterlife
  5. Kill It With Fire
  6. Six Feet Underground
  7. Go To Hell
  8. Odium
  9. My Own Shadow
  10. Bitch
  11. I’ll Sleep When You’re Dead (feat. Douglas Blair of W.A.S.P.)
  12. Holy F (feat. Nina Jiers of NEOPERA)
  13. In A Perfect World

 

Bonus Disc „From The Rain Into The Flood

  1. See You Soon (SVBWAY TO SALLY Remix)
  2. Kill It With Fire (But Kill It Good – RABIA SORDA Version)
  3. Eure Siege (OST+FRONT Version)
  4. Heart For Sale (DARKHAUS Remix)
  5. Die Tomorrow – The Day After (Remix by LETZTE INSTANZ)
  6. Blood For Blood (A LIFE DIVIDED Club Remix)
  7. Sex On Legs (FORMALIN Clubmix)
  8. Prologue (Mental Breakdown Remix)
  9. I’ll Sleep When You’re Dead (MASSIV IN MENSCH Remix)
  10. Nothing Words Can Say (Noodlz Remix)
  11. My Heart Is Black (The Law Remix)
  12. Break Your Heart (STAHLMANN Remix)
  13. Do You Wanna Die Without A Scar (HELL BOULEVARD Version)
  14. My Own Shadow (LATEXXX TEENS Version)
  15. Blood for Blood (Ein Walzer für Klarinette und Pianoforte by Le Comte Caspar von COPPELIUS)
  16. Die Tomorrow (Swing Tomorrow Version by ROCKSIN)
  17. Sex On Legs (Hotel Lounge Version)

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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Autor
27.04.2014
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