Powerwolf

Power Metal
19.09.2015

Langsam wird es Herbst – die Festival Saison geht zu Ende, die Terminliste für Konzerte im Z7 und anderswo nimmt schon wieder stattliche Ausmasse an. Ein erstes Highlight ist sicher die „Wolfsnacht 2015“ mit Powerwolf, Orden Ogan und Xandria, welche den Tourauftakt in der Schweiz machen. Wenige Stunden vor ihrer ersten Show hatte ich die Gelegenheit, mich mit den Wölfen Charles Greywolf und Roel van Helden etwas zu unterhalten.

Eine der letzten Fragen, die ich stellte: „Was ist denn eigentlich so Euer Alptraum auf der Bühne?“ Charles meinte: „Klar sind das so Dinge, wenn das Licht ausfällt oder sonst die Technik versagt. Verspieler hingegen, die auch das Publikum hört, gibt’s immer mal. Ich hab schon Iron Maiden gesehen, die sich verspielt haben. Ist das ein Problem? Nein!“

Nun ja – für mich hingegen ist der Alptraum mit der Technik eingetroffen, denn das Aufnahmegerät hat kurz nach Beginn den Geist aufgegeben. Bemerkt haben wir das kurz vor Ende des Gesprächs… Somit wird die Zusammenfassung dieses Interviews leider nicht ganz so ausführlich wie geplant, denn die ganze halbe Stunde konnte ich leider nicht bis ins letzte Detail in meinen grauen Zellen speichern. Sorry dafür!

Metalinside (Kaufi): Zuerst mal herzlichen Dank für die Zeit die Ihr Euch nehmt. Beginnen wir mit einer Frage, die Ihr wohl auch schon gehört habt: Woher kommt eigentlich der Name „Powerwolf“? Und woher kommt das Konzept?

Powerwolf: Nun, der Name kommt aus einer Bierlaune heraus. Wie wohl viele andere Bandnamen auch. Für uns war es insofern passend, als dass der Wolf halt schon ein mächtiges Tier ist. Und wir sind gute Freunde, ein Rudel – so stimmt das schlussendlich.

Zum Thema „Orgelmusik“: da sind wir einfach hineingewachsen. Wenn Du Dir die alten Sachen anhörst, waren da noch mehr Hammond Orgeln, das hat sich danach einfach so entwickelt.

MI: Ihr habt ein glasklares Konzept, welches ihr gnadenlos und ohne Kompromisse durchzieht. Braucht man heutzutage denn so ein Konzept um Erfolg zu haben? Reicht die Musik alleine nicht mehr aus?

PW: Nun, viele Bands haben so ein Konzept. Maiden als Beispiel. Schlussendlich haben wir uns nie zu viele Gedanken gemacht über Erfolg. Es geht uns einfach auch darum, den Leuten etwas für’s Auge zu bieten. Die wollen doch nicht neunzig Minuten lang einfach ein paar Typen anschauen! (Gelächter)

MI: Zugegeben: der Wiedererkennungswert ist in diesem Falle natürlich extrem hoch. Dennoch: Eure Alben tönen grundsätzlich sehr ähnlich. Bei AC/DC oder Motörhead motzt natürlich kaum einer, wenn die ihr Album zum dreissigsten Mal neu aufnehmen. Ketzerisch gefragt: habt Ihr keine Angst, dass Ihr Euch festfahren könntet?

PW: Nein, eigentlich nicht. Wir machen die Musik, die uns gefällt, die zu uns passt. Da kommt immer Powerwolf dabei raus! Zudem: es ist eigentlich egal, was wir machen. Wenn wir stur auf unserer Linie bleiben, motzt ein Teil der Leute, dass wir uns nicht verändern. Wenn wir uns verändern, motzt der andere Teil, dass wir nicht mehr Powerwolf sind. Schau Dir Maiden an: die haben ihr Ding auch immer durchgezogen. Oder Metallica – bis zu einem gewissen Punkt. Als sie sich veränderten, hat ihnen das extrem geschadet. Schlussendlich wird man es aber ja sowieso nie jedem recht machen können.

MI: Habt ihr aufgrund Eures Konzepts eigentlich jemals Ärger mit der katholischen Kirche gehabt?

PW: Nein, absolut nicht. Warum auch? Wir machen uns ja nicht lustig über die Thematik, wir sehen uns eher wie Geschichtenerzähler. So wie Sabaton über die Kriege berichten, so erzählen wir aus der Bibel. Dieses Buch bietet viel Material dafür!

MI: Auf der Bühne tretet Ihr ja geschminkt auf. Erkennen Euch den die Leute auf der Strasse oder so? Oder gibt’s bei Euch auf den „Kiss Effekt“, dass ihr an Konzerten und Festivals ungeschminkt durch’s Publikum laufen könnt?

PW: Ja, das ist schon der Fall, zu einem gewissen Grad. Es ist ja nicht so, dass wir uns jetzt völlig verstecken wollen. Aber es gibt schon die Situationen, dass die Fans völlig durchdrehen und eine Stunde nach der Show läufst Du durch’s Publikum, praktisch unerkannt. Umgekehrt hat das aber auch den Vorteil, dass man problemlos mal ein Konzert einer anderen Band einfach ungestört anschauen kann.

MI: Euer neues Album, „Blessed & Possesed“ ist draussen. Zufrieden mit den Reaktionen bislang?

PW: Oh ja, sehr! Nummer 3 in den Charts in Deutschland und nach sechs Wochen immer noch drin!

MI: Gleichzeitig habt Ihr ja noch ein zweites Album gemach – nur mit Coverversionen! Ich hab das leider noch nicht gehört, ausser „Out in the Fields“ auf Youtube kenne ich noch nichts. Wie kommt man auf die Idee, ein komplettes Album mit Covern aufzunehmen – und wie habt Ihr die Songs ausgewählt?

PW: Wir wollten den Leuten zeigen, woher wir kommen, wo unsere Wurzeln sind. Es war natürlich unheimlich schwierig aus den tausenden von Songs zehn rauszupicken. Man könnte ein Dutzend solcher Alben machen… Klar war, dass die Helden wie Iron Maiden, Judas Priest oder Black Sabbath vertreten sein müssen. Am Ende hat jeder von uns zwei Songs ausgewählt, zu denen er irgendeine Beziehung hat. Das ist Musik, die uns als Teenies gepackt hat. Ich erinnere mich noch, wie ich das erste Mal Running Wild hörte.

„Out in the Fields“ ist der einzige Song, den wir ein wenig auf „wölfisch“ getrimmt haben. Und der von Amon Amarth auch noch, Attila kann keine solche Growls machen. (Gelächter). Ansonsten wollten wir einfach unseren Helden huldigen.

MI: Schauen wir etwas in die Zukunft. Powerwolf werden grösser und grösser. Wie gross geht denn überhaupt? Seid ihr in zwei Jahren Headliner auf Wacken??

PW: Wir haben uns natürlich keine Grenzen gesetzt. Wir nehmen was kommt und geniessen das…

MI: Aber es ist natürlich schon ein Unterschied, ob ihr Clubshows spielt oder auf den grossen Open Airs. Gibt’s etwas, was ihr bevorzugt?

PW: Bevorzugen nicht wirklich. Bei den Clubshows ist es halt toll wegen der Interaktion mit den Fans, da geht viel mehr. Umgekehrt ist das natürlich schon beeindruckend, wenn man von der Bühne aus auf ein Menschenmeer mit zehntausenden Leuten schauen kann. Bei den Clubshows kommen die Leute wirklich wegen Powerwolf. Wenn da mal ein kleiner Fehler passiert, ist das nicht tragisch. Zudem kann man sich da auch gut vorbereiten mit Soundcheck und so. Auf den Festivals gehst du raus und versuchst auch neue Fans für dich zu begeistern. Da ist man dann irgendwie auch froh, wenn die Show ohne Pannen gelaufen ist.

MI: Könnt Ihr / wollt Ihr eigentlich auch noch auf kleinen Festivals auftreten? Ich kenn da eines in der Schweiz, das Ice Rock – da würdet ihr hinpassen…

PW: Grundsätzlich sind solche Auftritte sicher möglich, wenn’s denn grad passt. Aber das sind schlussendlich geschäftliche Entscheidungen, da haben wir beide nicht viel zu sagen. (Gelächter)

MI: Na toll – die Teilnahme auf der 70‘0000 Tons of Metal ist auch eine geschäftliche Entscheidung! Und ich MUSS wissen: seid ihr da dabei??

PW: (Charles grinst) Wäre ja toll, ich werde sofort seekrank! Keine gute Idee….

MI: ………

PW: Naja, wenn das Angebot käme, würde man das wohl sicher überdenken! Auch wenn ich dann eine Woche lang kotzend über der Reeling hängen würde….

MI: Keine Sorge – die Fahrt geht nur fünf Tage! (Gelächter)

Wenn wir schon von Konzerten an besonderen Orten sprechen: ist ein Konzert in einer Kathedrale eine Option?

PW: Ui, das wäre wohl alleine aufgrund der Akustik kaum möglich. Aber wir haben in Holland mal in einer Kirche gespielt. Interessant wäre es aber sicher.

Autor
19.09.2015
Weitere Beiträge von

Powerwolf