ARKONA – Vozrozhdenie (re-recorded)

Folk Metal, Pagan Metal
06.11.2016

Die Band Arkona erblickte im Jahre 2002 das Licht der Welt. Zwei Jahre später lieferten sie mit ihrer Platte «Vozrozhdenie» ein fulminantes Debüt ab. Plötzlich hatte die Folk- und Pagan Metal-Szene sowohl die Band als auch deren russische Heimat auf dem Radar. Seit diesem Achtungserfolg sind die Russen äusserst erfolgreich unterwegs und verzaubern Metalheads weltweit mit ihren slawischen Melodien.

In diesem Jahr hat sich die Band nun dazu entschlossen, ihr Erstlingswerk neu aufzunehmen. Auf der einen Seite sollen dadurch die Wurzeln der Truppe beleuchtet werden und andererseits wird das Album durch diesen Neuanstrich nochmals mit ein wenig mehr Power um die Ecke kommen.

Da es um mein Russisch nicht sonderlich gut bestellt ist, kann ich dieses Mal leider nicht so ausführlich auf die Lyrics eingehen. Nach «Vodka» und «nastrovje» ist bei mir dann ziemlich bald Schluss auf sprachlicher Ebene.

Das Original-Album aus dem Jahre 2004 habe ich übrigens nicht in meiner Plattensammlung. Somit kann ich diese Bewertung total unvoreingenommen in Angriff nehmen.

Den Auftakt übernimmt der Track «Kolyada». Von epischem Chor-Gesang und Flötenspiel begleitet, tauchen wir langsam ein in die Welt der slawischen Mystik. Bereits nach 20 Sekunden macht sich akutes Hühnerhaut-Feeling breit. Nach etwas mehr als einer Minute erleben wir dann eine Tempoverschärfung und Drums, Gitarre, Keyboard und Bass betreten das Spielfeld. Wenig später erklingt dann auch ein allererstes Mal Frontdame Mashas Stimme. Bei ihrer Aussprache haben es mir vor allem die rollenden «r’s» angetan. Die gute Masha kann aber nicht nur brav singen. Auch die «Screams» sitzen und bohren sich mit voller Kraft in die Gehörgänge. Beeindruckend, wie sie den Wechsel zwischen den beiden Stimmlagen problemlos meistert. Das animiert direkt zum Mähne schütteln und zur Einlage eines russischen Metal-Volk-Tanzes auf dem heimischen Parkett. Ein beinahe siebenminütiger Auftakt, der sich gewaschen hat – well done!

Bei «Maslenitsa» gibt gleich Schlagzeuger Andrey Ischenko von Anfang an den Takt an. Der knapp dreiminütige Track gönnt dem Zuhörer keine Pause. Wer mit dem hohen Tempo nicht mithalten kann, wird am Ende sicherlich überrascht sein, dass die Nummer schon vorbei ist. Nach dem doch eher gemächlichen Intro-Song, fühlt man sich nach dem schnellen «Maslenitsa» fast schon ein wenig gestresst. Masha verzichtet bei diesem Song zudem komplett auf «Scream»-Elemente.

«Kdomu-Svaroga» besticht mit packendem Flötenspiel und einer mehrheitlich growlenden Masha. Würde sie ausschliesslich so «sprechen», möchte ich ihr also keinesfalls irgendwo im Dunkeln begegnen. Furchteinflössend! Diese «böse Stimme» von Masha führt automatisch wieder zu einer headbangenden Zuhörerschaft.

Eine unglaubliche Instrumentenvielfalt prägt den Einstieg in den Track «Chernye-vorony». Das Tastengeklimpere und die Flötenklänge ziehen den Hörer sofort wieder in ihren Bann. Die Gefahr des Einschlafens besteht aber nicht. «Wecker» Masha verhindert mit ihren Growls das komplette Abdriften des Hörers in eine Traumwelt. Dieser Song beinhaltet einige «Finntroll-ähnliche» Elemente.

Die nächste Nummer ist der Titel-Track. «Vozrozhdenie» bedeutet so viel wie Wiederbelebung oder Auferweckung. Die Nummer wird durch einen episch-dramatischen Keyboard-Part eingeläutet. Danach übernehmen Gitarre und Drums. Kurz darauf ist dann auch wieder Masha zu hören, die bei diesem Song wieder munter zwischen den verschiedenen Stimmlagen hin- und herwechselt. Sogar eine ganz kurze Passage Sprechgesang ist anzutreffen. Das Gesamtpaket passt und weiss zu überzeugen.

Mit «Rus» sind wir schliesslich in der Hälfte der Platte angelangt. Wieder einmal eine etwas ruhigere Geschichte, bei der Masha voll auf klaren Gesang setzt. Wie eine Schamanin irgendwelche Zauberformeln murmelnd schafft sie es, den Zuhörer zu fesseln. Man gibt sich den Klängen und der Melodie voll und ganz hin. Entspannung pur. Eine kleine Verschnaufpause sei unseren Gehörgängen und Nackenmuskeln nach den zuvor mehrheitlich schnelleren Songs gegönnt.

Auf zur zweiten Etappe! Bei «Brate-slavyane» fallen dem aufmerksamen Zuhörer teilweise gewisse Elemente des Black Metal auf. Dazu zählen beispielsweise das in hohem Tempo bespielte Schlagzeug und die sich wiederholenden, monotonen Gitarren-Riffs. Arkona lassen immer wieder gerne einen Hauch Black Metal in ihre Musik einfliessen. Dominant bleiben aber stets die Pagan respektive Folk Metal-Elemente.

«Solntsevorot» zählt dann eher wieder zu den schnelleren Nummern des Albums. Markant ist hier insbesondere das Flötenspiel. Ein Song, zudem sicherlich auch einmal das metallische Tanzbein geschwungen werden könnte. Eventuell kann Arkona dies einmal bei einem ihrer Konzerte testen.

Masha erhält bei «Pod-mechami» zwischendurch erstmalig männliche Gesangsunterstützung. Leider konnte ich nicht eruieren, ob es sich dabei um einen Band-Kollegen oder einen Gast-Sänger handelt. Aber die Kombination funktioniert und bringt an dieser Stelle nochmals frischen Wind ins Album.

«Po-zverinym-tropam» und vor allem «Zalozhny» führen den Zuhörer dann mit hohem Tempo so langsam aber sicher dem Album-Ende entgegen. Auch Masha mobilisiert nochmals ihre Stimmbänder-Kraft und haut ein paar mächtige Growls und Screams raus.

Und dann ist es schliesslich soweit. «Zov-predkov». Song Numero 12. Grande Finale! Hier ziehen Arkona effektiv nochmals sämtliche Register. Alle für die Band typischen Elemente konnten irgendwie in den Song eingeflochten werden. Mit epischem Outro und surrenden Gitarrensaiten gelangt unsere Reise durch «Vozrozhdenie» zu einem Ende. Wow!

Fanzit: Die Russen servieren uns hier eine absolut gelungene Neuauflage ihres Debütalbums. Ohne Zweifel wurde hier die die Feinschliffarbeit an den richtigen Stellen verrichtet. Die einzelnen Songs kommen episch, kräftig und voller slawischer Elemente daher.

«Vozrozhdenie» mag bereits 2004 bei der Erstveröffentlichung erfolgreich gewesen sein. Aber auch die Neuauflage wird wohl wie eine Bombe einschlagen und Arkona neue Fans und einen zusätzlichen Schub in Sachen Bekanntheitsgrad einbringen.

Anhänger der Genres Folk- und Pagan Metal können hier bedenkenlos zugreifen. Vor allem der Einsatz der verschiedenen Folk-Instrumente und Mashas abwechslungsreichen Gesang möchte ich an dieser Stelle nochmals besonders hervorheben.

Und wie man meinem Review entnehmen kann, ist das Beherrschen der russischen Sprache keine Muss-Voraussetzung, um die Songs feiern und geniessen zu können. Ausserdem ist es in diesen Bereichen des Metal eh üblich, dass die Bands ihre Songs jeweils in ihrer Landessprache singen.

Live sind Arkona übrigens ebenfalls eine Wucht. Zuletzt konnte ich mich davon im Rahmen der «Pagan Rebellion»-Tour 2015 im Z7 und auch am diesjährigen Summer Breeze-Festival überzeugen. Momentan touren die Russen noch bis Anfang Dezember zusammen mit Epica, The Agonist und Fleshgod Apocalypse quer durch die USA. Allenfalls liegt dann 2017 auch wieder ein Besuch auf Schweizer Boden drin.

 

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Trackliste

  1. Kolyada
  2. Maslenitsa
  3. Kdomu-Svaroga
  4. Chernye-vorony
  5. Vozrozhdenie
  6. Rus
  7. Brate-slavyane
  8. Solntsevorot
  9. Pod-mechami
  10. Po-zverinym-tropam
  11. Zalozhny
  12. Zov-predkov

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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06.11.2016
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