So, 13. November 2016

Opeth, Sahg

Volkshaus (Zürich, CH)
11.12.2016

Grosse  Freude an diesem Sonntagabend, denn auf der Konzertliste steht heute niemand geringeres als Opeth

Der schwedische Überhammer in Sachen progressivem Sound beehrt die Schweiz ein weiteres Mal. In diesem Jahr  treten die Jungs im altehrwürdigen Volkshaus auf, um ihre neue Scheibe „Sorceress “ zu promoten aber sicher auch, um die Fans auf eine weitere Reise durch die verschiedenen Schaffensphasen der Band mitzunehmen. Durch die musikalische Weiterentwicklung der Band entsteht  ein sehr breites Spektrum an Sounds und Sphären. Dazu aber später noch mehr.

Als Support sind Sahg dabei. Die Norweger gründeten die Band 2004 und haben mittlerweile ihr sechstes Album im Gepäck, welches ebenfalls in diesem Jahr veröffentlicht wurde. Also ein Abend mit nordischen Bands, aber sicher nicht nordischen Temperaturen. Noch kurz was am Merchandising-Stand abgreifen und los geht’s.

Sahg

Ehrlich gesagt, hatte ich vor diesem Konzert noch kein komplettes Bild dieser Band. Ich hörte hier oder da mal den einen oder anderen Track, aber widmete mich nicht dem ganzen Spektrum der Musik. Anders an diesem Abend. Die Band konnte mich durch ihre doomige, aber trotzdem eingängige Musik durchaus ansprechen. Dazu trug sicher auch der Gesang von Sänger Olav Iversen bei, der irgendwelche Assoziationen bei mir auslösen konnte, welche ich aber  im Nachhinein nicht mehr  so genau zu deuten  vermag. Auf alle Fälle ist dies ja ein gutes Zeichen für ansprechende Musik.

Auch die Einflüsse des Headliners auf das Spiel der Norweger waren unverkennbar auszumachen. Deshalb sicher auch eine sehr geeigneter Support der Schweden. Abschliessend ist festzuhalten, dass Sahg eine gute Mischung zwischen Alternativem Rock-Sound gepaart mit progressiv-doomigen Elementen darbieten, unterstützt durch einen sphärisch-melodiösen Gesang. Für meine Verhältnisse manchmal ein bisschen zu „ruhig“, aber absolut akzeptabel. Ton und Licht gut abgemischt, Freude und Lust der Band spürbar. Fans, welchen die Bands scheinbar geläufiger war als mir, denn die meisten gingen schon ganz schön mit.

Opeth

Das Genie Mikael Akerfeld und seine Band betraten dann nach einer kurzweiligen Umbaupause die Bretter der Bühne im Volkshaus. Ohne grosse Ansage wurde gleich mal losgelegt und bereits nach den ersten paar Songs wurde klar, dass es wiederum ein Weltklasse-Konzert geben würde. Erstens war die Laune von Mikael Akerfeld heute auf einem neuen Rekordniveau, durchaus positiv gemeint. Zum anderen spielte die Band an diesem Abend ein sehr diverses, intensives und anspruchsvolles Programm, welches wie erwartet quer durch die verschiedenen Epochen des Werdeganges führte.

Die Fans wurden zwar zuerst von Mikael Akerfeld als „Montagspublikum“ betitelt, da die ersten Songs noch nicht die entsprechende Zündung im Publikum brachten, er korrigierte sich jedoch dann selbstironisch, da die Band ein paar Spielfehler produzierte. Die Witze, Geschichten und Anekdoten, welche für mich an den Konzerten einen grossen Teil des  Unterhaltungswertes  dieser Combo ausmachen, war heute wirklich phänomenal. Viel Gelächter und ein sehr wortgewandter (also nicht nur am Instrument Meister der Künste) Sänger, welcher etwas von Rhetorik und deren Einsatz versteht.

Jetzt aber auch noch ein paar Worte zur Musik.

Es ist schon unglaublich, wie es diese Band versteht Musik zu produzieren, welche immer wieder überrascht. Die Wandlung von progressivem Sound mit Death-Metal Anleihen zu aktuell gemässigteren Tönen mit Klargesang und Retro-Look wurde in den letzten Jahren kontinuierlich vollzogen und gipfelt nun im neuen Longplayer „Sorceress“. Diese Wandlung hat sicher in den letzten Jahren den einen oder anderen Fan gekostet. Trotzdem muss ich auch in der Nachbetrachtung dieses Konzertes einmal mehr festhalten, dass die „echten“ Fans immer noch da sind und das Interesse an der Band ungetrübt ist. So war das  Konzert zwar nicht ausverkauft, aber doch sehr gut besucht.

Zudem weiss man mittlerweile, dass die Band nicht nur neue Songs spielt, sondern auch die Fans der älteren Epochen auf ihre Kosten kommen. Es scheint der Band bewusst zu sein, dass die älteren Songs immer ein Teil von Opeth bleiben werden und diese deshalb nicht ausgegrenzt werden dürfen. Das bringt natürlich perfekte Abwechslung an den Konzerten und jeder Fan findet seinen Favoriten in der Setlist wieder.

Zum Start und nach einem typischen Opeth-Intro wurde der Titelsong des neuen Albums „Sorceress“ performt. Gut gewählt, der Song ist eingängig, besitzt ein fettes Hauptriff und ist wieder einer der genialen Meisterstreiche von Herr Akerfeld. Obwohl nach „neuem“ System komponiert und produziert, packt einen der Song durch die fetten Riffs total und lief sicher nicht nur bei mir nach dem Konzert erneut in Dauerschlaufe. Später im Set wurde dann auch „Cusp of Eternety“ gespielt. Dieser Song ähnelt dem eben genannten in Bezug auf Gitarrenriffs und Spannung sehr und auch dieser Track ist perfekt getimt und arrangiert. Die Setlist war aus meiner Sicht extrem gut zusammengestellt. Nebst  den Übersongs „Ghost of Perdition“ oder „Heir Apparent“ wurden auch ruhigere Songs eingestreut, welche dem Publikum Erholungsphasen ermöglichten.

Nachdem wie schon geschrieben am Anfang die Stimmung sehr verhalten war, wurde dieselbe im Laufe des Konzertes immer wie ausgelassener. Dies lag sicher an der Zusammenstellung der Setlist, aber eben auch an den ironischen, kritischen, lustigen, herzlichen Ansagen und Geschichten, welche Mastermind Akerfeld zwischen den Songs gekonnt einstreute. Musikalisch betrachtet, gibt es eigentlich nicht viel Neues zu bemerken. Die Band versteht es ihre Instrumente zu spielen, es wirkt alles überaus professionell und gut getimt. Dies liegt sicher auch daran, dass im Bandgefüge Ruhe eingekehrt ist und es in den letzten Jahren keinen Wechsel in der Besetzung mehr gab.

An diesem Abend fand ich zusätzlich, dass der Sound sehr gut abgemischt war (für Volkshausverhältnisse) und somit druckvoll und ziemlich auf den Punkt gebracht aus den Boxen quoll. „Deliverance“ als Zugabe ist für mich der einzige Kritikpunkt des Abends.  Ich hätte da einen anderen Song gewählt, aber dies ist Geschmacksache und sehr subjektiv.

Fanzit

Wo Opeth drauf steht, ist auch Opeth drin. Ein Weltklasse-Konzert mit Witz, Charme, neuen und alten Songs, direkt, unverblümt, spielerisch nahezu perfekt. Opeth ist und bleibt in progressiven Metal-Gefilden der Massstab aller Dinge. Die Band erfindet sich immer wieder neu und auch nach über 20 Jahren Bandgeschichte wird dem kritischen Musikhörer immer wieder neues dargebracht. Man liebt Opeth oder man hasst die Band. Ich liebe sie ………

Setliste Sahg

  1. Black Unicorn
  2. Devilspeed
  3. Hollow Mountain
  4. Repent
  5. Firechild
  6. Sanctimony
  7. Blood of Oceans
  8. Pyromancer

Setliste Opeth

  1. Sorceress
  2. Ghost of Perdition
  3. Demon of the Fall
  4. The Wilde Flowers
  5. Face of Melinda
  6. In My Time of Need
  7. Cusp of Eternity
  8. The Drapery Falls
  9. Heir Apparent
  10. The Grand Conjuration
  11. Deliverance*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

11.12.2016
Weitere Einträge von

Opeth, Sahg

 
Di–So, 30. Juli–4. August 2024, Rasnov Fortress (Râșnov, RO)

Rockstadt Extreme Fest 2024 – Kreator, Amon Amarth, Eluveitie u.v.m.

Djent, Folk Death Metal, Gothic Metal, Grindcore, Hardcore, ...
  • 09.04.2024
 
Mo, 21. November 2022, Komplex 457 (Zürich, CH)

Opeth, Voivoid

 
Sa, 31. Dezember 2022

Jahresrückblick Metalinsider

 
Fr–So, 17.–19. Juni 2022, Champ Louet (Clisson, FR)

Hellfest Part 1 2022 – Gojira, Judas Priest, Deep Purple u.v.m.

 
So, 10. November 2019, Volkshaus (Zürich, CH)

Opeth, The Vintage Caravan

 
Fr, 27. September 2019, Progressive Metal, Progressive Rock

Opeth – In Cauda Venenum (Review Nr. 2)

Autor Bewertung: 9/10
 
Fr, 27. September 2019, Progressive Metal, Progressive Rock

Opeth – In Cauda Venenum (Review Nr. 1)

Autor Bewertung: 8/10