Crystal Ball - Schüür Luzern, 10. Dezember 2016 - Foto: Nicky
Sa, 10. Dezember 2016

Shakra, Crystal Ball

Schüür (Luzern, CH)
/ 20.12.2016

Shakra und Crystal Ball – ein ganz starkes Duo zusammen auf Tour

Crystal Ball und natürlich Shakra gehören zweifellos zum Besten, was die Schweiz in Sachen Hardrock zu bieten haben. Dieses Duo hat diesen Herbst den (fast) gesamten deutschsprachigen Raum unsicher gemacht. Das Jahr geht jetzt langsam zu Ende, und für eine der letzten Shows pilgert man wieder einmal nach Luzern in die Schüür. Zumal es hier auch noch ein Heimspiel für Crystal Ball sein wird: es kann somit ja nur gut kommen!

Etwas hab ich im Vorfeld prompt vergessen: Luzern ist wohl die übelste Stadt, um mit dem Auto zu fahren. Aber spätestens als mich die Wegweiser mitten in die Fussgängerzone weisen, bin ich mir dessen wieder bewusst… Umwege, fehlende Wegweiser (…) und daraus resultierende Falschfahrten kosten mich Nerven und sinnlose Verspätung, doch irgendwann haben wir den Weg ins gewünschte Parkhaus geschafft. Nur noch ein kurzer Fussmarsch zur Schüür und zum ersten Bier…

Crystal Ball

Es hat bereits anständig viel Volk im Dachboden, als meine Frau und ich da eintrudeln. Und da es keinen Fotograben gibt, müssen wir uns den Platz nach vorne bereits etwas erkämpfen, damit die bessere Hälfte dann etwas Gescheites auf den Chip bannen kann…

Kurz nach halb neun geht das Licht aus und das Intro ertönt: Crystal Ball starten unter grossem Jubel mit „Director’s Cut“ in den Set. Der Heimvorteil sticht sofort, die Stimmung ist von Beginn weg erstklassig. Sänger Steven Mageney ist aktiv wie eh und je und zeigt sich einmal mehr in Höchstform. Leadgitarrist Scott Leach ist die Souveränität in Person und liefert sich das eine oder andere Duell mit Tony Castell, welcher sich heute deutlich mehr von „seinem“ Arbeitsplatz entfernt als auch schon. Und die Rhythmusfraktion um Basser Chris Stone und Drummer Marcel Sadella liefert die perfekte Basis für die Show.

Da die Luzerner „nur“ als Vorgruppe auftreten heute, ist die Setlist logischerweise etwas gekürzt. Auf das geniale Drumsolo wird verzichtet (ehrlich gesagt find ich das auch richtig so, denn trotz allem: lieber einen Song mehr!), genauso wie auf ganz alte Songs. Mit Ausnahme von „Hellvetia“ stehen heute ausschliesslich Nummern aus der Ära mit Steven auf dem Programm. Mit Hauptaugenmerk natürlich auf „Déjà Voodoo“. Vor allem der Titeltrack hat heute irgendwie mehr Wumms, bärenstark! Daneben ist halt wie immer „Gods of Rock“ der beste Teil eines Crystal Ball Konzerts. Ist heute nicht anders. Positiv überrascht zudem die Ballade „Home Again“, die mir (für meine Verhältnisse) heute recht gut gefällt.

Immer wieder schön zu sehen ist auch die Fannähe der Band. Steven wird nicht müde sich beim Publikum zu bedanken, klatscht die vordersten Reihen ab und macht sich bei „Anyone Can Be A Hero“ sehr lang, dass er auch einer Rollstuhlfahrerin am Bühnenrand die Hand geben kann. Ganz starke Geste! „Anyone Can Be A Hero“ ist dann auch wie üblich der letzte Song und nach einer guten Stunde verabschieden sich die Fünf – und der Jubel ist nicht kleiner geworden. Einmal mehr eine saustarke Performance einer saustarken Band, welche bereits wenige Minuten nach dem Ende am Merchstand fleissig Autogramme schreibt und Gratulationen entgegen nimmt.

Shakra

Zugegeben: ich war schon gespannt, ob heute Crystal Ball der heimliche Headliner sein werden. Heimspiel und so, zumal das Package ja auch noch an anderen Orten der Schweiz auftritt. Doch ich staune: denn bei Shakra ist die Schüür jetzt richtig voll! Es ist schon ein kleiner Kampf, um sich von vorne zum Bierstand zu verschieben. Bis ganz hinten hat also kaum einer wirklich viel Bewegungsfreiheit…

Es ist schon eine recht lange Zeit her, seit ich Shakra das letzte Mal auf der Bühne gesehen habe. Einmal war noch ein Festival im Z7, da war John Prakesh am Mikrofon. Und dessen Vorgänger ist 2009 weg… Dieser Vorgänger ist auch der Nachfolger. Dass Mark Fox zu Shakra zurückkehrt, war in den Medien und unter den Fans schon ein recht heiss diskutiertes Thema. Nun, man kann über Fox sagen, was man will. Sein Ruf ist / war sicher nicht immer der beste, ob zurecht oder unrecht vermag ich nicht zu urteilen. Aber eines ist in meinen Ohren sicher: Mark Fox ist einfach der perfekte Sänger für Shakra! Dies hat er bereits auf dem „Comeback“-Album „High Noon“ unter Beweis gestellt. Und heute auf der Bühne…

Es ist kurz vor zehn Uhr, als die Emmentaler die Bühne betreten. Die Begrüssung ist standesgemäss: „Hello“! Der Opener des aktuellen Silberlings „High Noon“ passt perfekt und in den vorderen Reihen steppt sofort der Bär. Um es vorweg zu nehmen: Shakra spielen heute eine ganz, ganz geile Setlist! Neben „Hello“ stehen mit „Wild & Hungry“ und vor allem „Raise Your Hands“ zwei der stärksten Songs im Programm. Vom ansonsten eher durchzogenen „Everest“ sind mit „Ashes To Ashes“ und „Love & Pain“ ebenfalls die Highlights dabei, dazu werden dann noch massig Klassiker der Marke „Hands On The Trigger“ oder „Nothing To Lose“ serviert. Sogar bei der Auswahl der Ballade hat sich die Band nicht komplett vertan, „Love Will Find A Way“ vom eh starken „Infected“ Album passt eigentlich auch prima.

Offensichtlich ist auch der Spass, den Shakra heutzutage haben. Thom Blunier steht natürlich mehrheitlich cool auf seinem Spot, aber da grinst er entweder fast selig ins Publikum oder dann zockt er mit geschlossenen Augen seine Soli. Basser Dominik Pfister ist der ruhende Pol und spaziert entspannt über die Bühne, während Drummer Roger Tanner schon nach wenigen Minuten einen ziemlich durchgeschwitzten Eindruck macht. Doch das hindert ihn nicht daran, immer wieder stehend das Publikum zum Klatschen zu animieren… Der zweite Gitarrist Thomas Muster schaut dafür immer wieder etwas „böse“ aus der Wäsche – bis sich auch ihm immer  mal wieder ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht schleicht.

Und Mark Fox? Nun, irgendwie hab ich das Gefühl, dass er ein paar Gramm zugenommen hat, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe (wobei: wer nicht…?). Aber sonst? Er ist ein wirklich guter Sänger, ein wirklich guter Fronter – und wie gesagt: er ist wohl wirklich einfach DER Sänger von Shakra. (Ich höre schon den Aufschrei der Wiedmer-Fraktion… trotzdem!) Fox macht einen grossartigen Job, da gibt’s einfach nichts zu rütteln. Natürlich: man kann über die ausgedehnten Mitsing-Spielchen wie bei „Watch Me Burn“ geteilter Meinung sein. Ich finde auch, dass man da besser einen zusätzlichen Song einbauen würde – aber hey: DAS ist ja nicht Fox‘ Fehler…

Schwachpunkte in der Show? Ja, die gibt es. „The Journey“ ist jetzt nicht so der Brüller, irgendwie hab ich das Gefühl, dass da auch die Stimmung insgesamt etwas leidet. Na gut – vielleicht liegt’s auch nur daran, weil ich mittlerweile ganz hinten stehe. Jedenfalls packt mich das nicht so. Und gleiches gilt für das bereits erwähnte „Watch Me Burn“ mit den minutenlangen Gesängen: „Nur die Girls!“ und „Jetzt numme d’Manne!“ Irgendwann ist’s genug… Doch insgesamt ist selbst das eigentlich verkraftbar! Und Shakra zeigen oft ihre Schokoladenseite – und zwar genau dann, wenn sie ihre stampfenden Songs auspacken: „Hands On The Trigger“, „Love & Pain“ – oder das alles überragende „Nothing To Lose“. DAS sind die ganz grossen Highlights. Auch wenn Oldies wie „Why Don’t You Call Me“ oder die erste Zugabe „Now Or Never“ natürlich nicht zu verachten sind.

Ein Zuschauer hat es schon lange gefordert, kurz vor halb zwölf ist es dann soweit: „Rising High“. Der fraglos grösste Hit der Band bildet einen krönenden Abschluss unter eine wirklich tolle Show. Shakra werden vom proppenvollen Laden ein letztes Mal gebührend gefeiert und freuen sich sichtlich über den minutenlangen Abschlussapplaus.

Fanzit

Ein starker Konzertabend ist zu Ende. Eine Vorgruppe, die von A bis Z alles richtig macht und dem Headliner aber sowas von einheizt. Und ein Headliner, der souverän kontert und schlussendlich auch problemlos auf Augenhöhe bleibt. Somit Gewinner des Abends: die Zuschauer!

Setlist Crystal Ball

  1. Intro
  2. Director’s Cut
  3. Dr. Hell No
  4. Suspended
  5. Never A Guarantee
  6. Gods Of Rock
  7. Hold Your Flag
  8. Home Again
  9. Paradise
  10. Hellvetia
  11. LifeRider
  12. Déjà Voodoo
  13. Anyone Can Be A Hero*

*=Zugabe

Setlist Shakra

  1. Hello
  2. Love & Pain
  3. The One
  4. Raise Your Hands
  5. Nothing To Lose
  6. Life Is Now
  7. The Journey
  8. High Noon
  9. Watch Me Burn
  10. Love Will Find A Way
  11. Hands On The Trigger
  12. Ashes To Ashes
  13. Trapped
  14. Why Don’t You Call Me
  15. Wild & Hungry
  16. Now Or Never*
  17. Rising High*

*=Zugaben


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 20.12.2016
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