CHILDREN OF BODOM - Komplex 457 Zürich, 20.3.2017 (Flyer)
Mo, 20. März 2017

CHILDREN OF BODOM, FOREVER STILL, ONI

Komplex 457 (Zürich, CH)
23.03.2017
CHILDREN OF BODOM - Komplex 457 Zürich, 20.3.2017 (Flyer)

Good News lud an diesem Montagabend zur lauten Metal-Party im Komplex 457 in Zürich. Neben den Bodom-Kindern rund um Aushängeschild Alexi Laiho gaben sich die Alternative Metaller von Forever Still und die kanadische Truppe ONI die Ehre. Ob der Komplex-Sound stabil blieb, wie oft Alexi die Wörtchen «fuck» und «shit» benutzte und bei welcher Band das Publikum beinahe eindöste erfahrt ihr im nachfolgenden Konzertbericht.

Ein metallischer Wochenauftakt ist grundsätzlich niemals verkehrt. Deswegen tauche ich heute Abend gegen 19 Uhr vor den Pforten des Komplex-Gebäudes auf. Die finnischen Melodic Death Metaller Children Of Bodom befinden sich aktuell auf ihrer «20 Years Down & Dirty»-Jubiläumstour quer durch Europa und haben glücklicherweise ebenfalls einen Boxenstopp in Zürich eingeplant. Nach Nightwish waren die Bodom-Kinder damals eine der ersten Bands, die ich zu Beginn meiner Metal-Karriere kennenlernen durfte. Die epischen Hochgeschwindigkeits-Duelle zwischen Keyboard und Gitarre, sowie Alexis Geschrei werden sicherlich auch heute Abend wieder für ordentlich Furore sorgen.

Von den beiden Vorgruppen sind mir lediglich Forever Still ein Begriff. Die Dänen habe ich zusammen mit Lacuna Coil im vergangenen November im Z7 ein erstes Mal live erlebt. Damals konnten sie mich nur ansatzweise überzeugen. Wie werden sie sich wohl heute anstellen? Bei ONI aus Kanada steht hingegen das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund.

Wie zuletzt bei der Show von Anthrax setzten die Veranstalter offenbar abermals auf das «Mini-Komplex». Wie mir zu Ohren kommt, rechnet man am heutigen Abend nur mit bescheidenen 400 Zuschauern. Bei einem Namen wie Children Of Bodom hätte ich ehrlichgesagt mit einem grösseren Ansturm gerechnet. Nun müssen Wenige für umso mehr Stimmung sorgen.

ONI

Um 19.40 Uhr eröffnen ONI schliesslich den Konzertabend. Die nach dem Anthrax-Gig überaus verwöhnten Gehörgänge beginnen allerdings leider nach wenigen Augenblicken bereits zu leiden. Der altbekannte «Komplex-Sound-Brei» ist zurückgekehrt. Es ist mir wirklich ein Rätsel, weshalb diese Location so oft mit technischen Problemen zu kämpfen hat. Insbesondere die Vorbands müssen regelmässig dran glauben. Bei den Headlinern funktioniert es jeweils verdächtigerweise jeweils wieder. Ich bin gespannt, wie sich der Sound am heutigen Abend entwickeln wird.

ONI lassen sich von der fehlerhaften Technik allerdings nicht beirren und ziehen ihr Set unbeirrt durch. Ein Aktivposten ist ohne Zweifel Sänger Jake Oni. Unermüdlich schmettert er dem noch sehr lahmen Publikum seine Growls und Screams entgegen. Schade nur, dass man ihn meistens kaum hört. Auch in Sachen Headbangen macht man ihm nicht so schnell etwas vor. Das hat definitiv etwas Dämonisches an sich und passt somit hervorragend zum Bandnamen (Als «Oni» bezeichnet man in der japanischen Mythologie dämonenartige Kreaturen). Ein weiteres Highlight ist Johnny DeAngelis. Weshalb? Tja, der gute Herr spielt Xylophon – und das mit einer unnachahmlichen Innbrunst. So etwas habe ich bisher auch noch nie gesehen.

Nach einer guten halben Stunde ist der Auftritt der Kanadier dann auch schon wieder zu Ende. In einer Halle mit besserer Sound-Abmischung würde ich mir die Truppe sehr wahrscheinlich nochmals ansehen. Progressive Metal-Bands sind aus meiner Sicht live häufig eine heikle Angelegenheit. ONI haben es allerdings irgendwie geschafft, mein Interesse zu wecken. So ist mir beispielsweise auch im März des vergangenen Jahres mit den Amis von Symphony X ergangen.

FOREVER STILL

Mit leichter Verspätung betreten Forever Still schliesslich um 20.25 Uhr die Bühne. Ein Grossteil der Publikumsaufmerksamkeit richtet sich umgehend auf Frontfrau Maja Shining. Das sexy, zerschnittene Rocker-Outfit und die «Kaffee-Crème»-farbigen Haare ziehen zahlreiche Blicke auf sich. Im Vergleich zur November-Show im Z7 scheint heute Abend gesangstechnisch unglücklicherweise der Wurm drin zu sein. Oftmals presst Maja die Töne nur so heraus. Und ihre Trefferquote ist ebenfalls nicht sonderlich hoch. Das ständige «Rumgefuchtle» mit den Armen vor dem Mikrofonständer wirkt mit der Zeit ebenfalls etwas irritierend. Werte Dame, das ist ein Metal-Konzert und kein Yoga-Kurs!

Das einzige Fix-Mitglied der Truppe ist neben Maja der Multi-Instrumentalist Mikkel Haastrup. Bei anderen zwei Herren auf der Bühne handelt es sich offenbar um Live-Musiker, welche die Band jeweils aufbietet. Leider konnte ich deren Namen nicht herausfinden. Die ganze Band bewegt sich überaus aktiv auf der Bühne. Allerdings will die Energie einfach nicht auf das Publikum herüberschwappen. Vielen ist der Sound offenbar zu eintönig. Ab und an sind gar vereinzelte «seid doch für immer still»-Rufe zu hören. Nein, die Label-Kollegen von Children Of Bodom empfehlen sich heute Abend nicht gerade für weitere Auftritte. Da bewegen sich meine Gedanken doch schon langsam in Richtung des Headliners.

CHILDREN OF BODOM

Um halb zehn ertönt das Intro in Form des markanten Lachens aus dem Steven King-Horror-Schocker «It» und leitet schnörkellos den Song «Deadnight Warrior» ein. Es handelt sich dabei um den Opening-Track der Children Of Bodom-Debütplatte «Something Wild» aus dem Jahre 1997. Damit wird bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die soundtechnische Richtung für den Abend festgelegt. In der Diskografie werden wir uns nämlich nicht über die 2003er-Platte «Hate Crew Deathroll» hinausbewegen – so viel sei vorweg schon einmal verraten.

Als Nächstes folgt die Nummer «In The Shadows», die ebenfalls auf dem Debütalbum der Finnen zu finden ist. Die Scheinwerfer werden konstant auf Band-Aushängeschild Alexi gerichtet. Der Chef schreit munter ins Mikro und zeigt bereits einige seiner wilden Gitarren-Soli. Leider bleibt auch der Headliner zu Beginn nicht von Soundproblemen verschont. Heute Abend ziehen die Tontechniker einmal mehr einen miserablen Abend ein. Glücklicherweise können sie den Brei mit der Zeit immerhin ein wenig korrigieren.

Bei den nun folgenden «Needled 24/7» und «Black Widow» werden schliesslich auch die Scheiben «Hate Crew Deathroll» und «Hatebreeder» bedient. Alexi und Co. beherrschen ihre alten Werke immer noch tadellos und haben sichtlich Freude, diese wieder einmal live spielen zu können. Bei «Needled 24/7» handelt es sich um eine waschechte Hochgeschwindigkeits-Hymne. Ein erstes Mal erleben wir das mitreissende Duell zwischen Tastenmeister Janne Wirman und Alexi an der Lead-Gitarre. Typisch C.O.B.! «Black Widow» feiert gemäss Alexi offenbar sogar Schweizer-Premiere.

Das anschiessende «Lake Bodom» ist sowieso jedes Mal eine besondere Nummer und für die Band besonders wichtig. Der See Bodominjärvi in der Nähe der finnischen Stadt Espoo – aus der auch Children Of Bodom stammen – erlangte im Jahre 1960 Berühmtheit über die Landesgrenzen hinaus. Bei einem Camping-Ausflug wurden dort drei von vier Jugendliche brutal ermordet. Auf der Suche nach einem – aufgrund eines Vertrags-Pokers notwendigen – neuen Bandnamen wurde 1997 die junge Band Inearthed auf dieses Massaker aufmerksam. Kurzerhand erfolgte die Umbenennung in Children Of Bodom. Und damit belassen wir nun vorerst mit dem Geschichtsunterricht.

Für Balladen sind Alexi und Co. nicht gerade bekannt. Die einzigen Songs des Abends, die etwas ruhiger daherkommen, sind die Tracks «Angels Don’t Kill» und «Everytime I Die». Hier wird das ansonsten hohe Tempo für einmal effektiv gedrosselt. Keyboarder Janne haut mit der einen Hand ganz gelassen in die Tasten, während die andere für die Getränkezufuhr sorgt. Ein cooler Typ!

Nach 20 Jahren Bandgeschichte scheinen die Bodom-Kinder auch etwas erwachsener geworden zu sein. Zumindest hält sich die Verwendung von «shit» und «fuck»-Flüchen bei Mister «Wildchild» Laiho verhältnismässig in Grenzen. Früher war dies bei ihm an der Tagesordnung und konnte einem mit der Zeit durchaus auf den Keks gehen. Heute Abend bedankt er sich jedoch brav beim Publikum für die Treue und den langjährigen Support. Die schwarz lackierten Fingernägel sind allerdings geblieben. Alexi wird trotzdem immer irgendwie ein kleiner Rebell bleiben.

Mit «Downfall» und «Hate Crew Deathroll» finden zwei weitere Über-Hymnen ihren Weg in die heutige Setlist. Alexi und Kompanie haben die Schweizer Hate Crew die ganze Zeit über im Griff. Unermüdlich lassen die Fans ihren Mähnen kreisen und jubeln ihren (Jugend-)Helden frenetisch zu. Ebenfalls schön anzuhören ist der Song «Bed Of Razors». Wer braucht da schon ein Rosenblüten-Bett mit Jon Bon Jovi? Für die Bodom-Anhänger müssen es nun mal Rasierklingen sein.

Nach der melodiösen Tempo-Nummer «Children Of Decadence» verschwinden die «(Sau-)Goofe Of Bodom» vorerst hinter der Bühne. Die Masse hat allerdings noch nicht genug. «Zugabe»-Rufe werden im gesamten Saal laut. Alexi und Co. lassen die Fans nicht lange warten und legen mit «The Nail» und «Towards Dead End» nochmals zwei fetzige Songs nach. Beim letztgenannten grölen die Zuschauer munter zu den markanten Gitarren-Riffs mit, was bei mir Hühnerhaut auslöst. Ein passendes Ende für einen mehrheitlich gelungenen Children Of Bodom-Auftritt.

FAZIT

Ach Komplex, wenn deine elenden Sound-Probleme bloss nicht wären… Die vielen geilen Acts – und selbstverständlich auch die Zuschauer – verdienen bei einem Konzertbesuch diesbezüglich einfach eine zufriedenstellende Qualität. Leider hatte ich bei der Mehrheit der von mir besuchten Komplex-Events Pech. In den meisten Fällen stimmte der Sound nur beim Headliner. Ich hoffe nach wie vor darauf, dass man dieses Problem eines Tages in den Griff bekommt. Ansonsten müsste man die Konzerte wohl oder übel in die anderen Zürcher Locations verlegen.

Und die Darbietungen des heutigen Abends? Forever Still konnten überhaupt nicht überzeugen. ONI waren gar nicht mal so übel und Children Of Bodom hatten zu Anfang ihres Sets etwas Mühe. Danach waren sie allerdings sehr stark. Die Idee mit der ausschliesslichen Verwendung von älteren Songs anlässlich des 20-jährigen Jubiläums hat mir gut gefallen. Nichtsdestotrotz verzichte ich während Bodom-Shows eigentlich nur sehr ungerne auf Hymnen wie «Are You Dead Yet?», «Bodom Beach Terror» oder «In Your Face». Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir diese Songs bei künftigen C.O.B.-Konzerten wieder hören werden.

Setliste – Forever Still

  1. Overture (Intro)
  2. The Last Day
  3. Awake The Fire
  4. Miss Madness
  5. Fight!
  6. Tied Down
  7. I’m Out
  8. Once Upon A Nightmare
  9. Breathe In
  10. Save Me
  11. Scars

Setliste – Children Of Bodom

  1. Deadnight Warrior
  2. In The Shadows
  3. Needled 24/7
  4. Black Widow
  5. Lake Bodom
  6. Warheart
  7. Angels Don’t Kill
  8. Red Light in My Eyes (Part II)
  9. Hate Me!
  10. Downfall
  11. Everytime I Die
  12. Hate Crew Deathroll
  13. Bed Of Razors
  14. Children Of Decadence
  15. The Nail*
  16. Towards Dead End*

*Zugabe


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