New Model Army - Z7 Pratteln 2017
Mi, 8. März 2017

NEW MODEL ARMY, SONS OF SOUNDS

Mini Z7 (Pratteln, CH)
11.03.2017
New Model Army - Z7 Pratteln 2017

Ein gemütlicher Abend im Mini Z7 mit zwei Bands, die man beide nicht so recht in eine Stil-Schublade stecken kann. Das anwesende Publikum konnte in beiden Fällen souveräne Auftritte bestaunen. Insbesondere die Sons Of Sounds haben die Chance beim Schopf gepackt und sich gekonnt ins «Aufmerksamkeits-Rampenlicht» gespielt. Mehr dazu im nun nachfolgenden Konzertbericht.

Mittwochabend ist Wochen-Halbzeit. Um den Kopf freizukriegen, begebe ich mich einmal mehr auf die altbekannte Metal-Pilger-Reise in Richtung Pratteln. Das anhaltende regnerische und kalte Wetter schlägt einem ziemlich aufs Gemüt. Optimale Ablenkung kann da sicherlich ein unterhaltsamer Konzertabend bringen. Dieser soll heute im Mini Z7 über die Bühne gehen. Die Strasse zum altehrwürdigen Metal-Tempel sind mit Konfetti-Massen übersät. Basler «Fasnachts-Leichen» sind allerdings keine auszumachen.

Am Ort des Geschehens angekommen stelle ich fest, dass der grosse Publikumsansturm heute Abend wohl ausbleiben wird. Im Innern der Konzertfabrik tummelt sich nämlich noch eine sehr bescheidene Menschentraube. Erstmal ein Bierchen abholen und dann geht’s ab zur Bühne. Man muss das Mini Z7 einfach mögen. Die Künstler latschen jeweils in «Grabsch-Reichweite» an einem vorbei und auch sonst springt der Funke immer ziemlich zackig über.

Bandtechnisch habe ich heute Abend ziemliche Wissenslücken. Bei New Model Army gab’s im Vorfeld etwas Youtube-Studium und die Sons Of Sounds kenne ich überhaupt nicht. Erweiterungen des hauseigenen Band-Repertoires sind mir allerdings stets willkommen. So lasset die Shows beginnen!

SONS OF SOUNDS

Punkt 20 Uhr betreten die Beselt-Brothers die Bühne. Roman (Vocals und Bass), «H» (Drums) und Wayne (Gitarre) geben von Beginn weg ordentlich Gas. Romans auffälliger Mikrofonständer, der mit Federn und einem Traumfänger verziert ist, sticht einem sofort ins Auge. Das deckt sich mit Roberts Aussehen. Die indianische Abstammung ist – im Vergleich zu seinen beiden Brüdern – eindeutig erkennbar. Gemäss eigener Aussage stammen aber alle drei «aus derselben Frucht». Folgt jetzt eine musikalische Darbietung von Indianer- respektive Eingeborenen-Metal? Weit gefehlt! Die drei Jungs haben viel mehr zu bieten. Allerdings sind die Sound-Söhne definitiv kein Fall für nur eine simple Stilschublade. Zu hören sind in Ihren Songs beispielsweise Elemente des Rock, Country, Blues, Punk Rock und Power Metal. Auf ihrer Homepage bezeichnet die Band ihren Stil als «Free Metal».

Die heutige Setliste wird mehrheitlich durch Werke der 2016er-Platte «In The Circle Of The Universe» dominiert. Punkten tuen die Herrschaften aber speziell dank ihrer unglaublichen Spielfreude und Energie. Insbesondere Roman ist trotz verflucht engen Platzverhältnissen auf der Bühne kaum aufhalten – inklusiver eines kurzen Ausflugs ins Publikum. Sympathisch sind die Sound-Brüder allemal – auch wenn (noch) nicht immer alles klappt. «H» rutscht zum Beispiel einmal einer seiner Drumsticks aus der Hand und Roman bleibt mit seinem Bass in einer anderen Situation am Mikro-Ständer hängen und reisst diesen beinahe um. Dafür dürfen wir uns – für Vorgruppen-Verhältnisse – glücklicherweise schon an einer sehr ansprechenden Sound-Qualität erfreuen.

Jep, ich kann die Truppe ohne zu zögern weiterempfehlen. Das Publikum bekundet zu Anfang jedoch leider noch Angst vor zu viel Nähe und kommt erst nach mehrmaliger Aufforderung von Roman an die Bühnen-Front. Zudem sind die mit einer Spielzeit von nur 30 Minuten gar nicht richtig zur Geltung gekommen. Da muss unbedingt bald einmal eine Headliner-Show her.

NEW MODEL ARMY

Der Headliner des Abends betritt dann schliesslich um 21 Uhr die Bühne. Und plötzlich ist die Hütte voll. New Model Army scheinen doch einige, treue Anhänger zu haben. Selten habe ich das Mini Z7 so gut gefüllt erlebt. Justin Sullivan und Co. scheint es jedenfalls zu freuen. Die Briten legen mit dem Track «R&R» los. Danach folgt bereits die erste Single der neuen Platte – «Winter». Der Titel-Track der neuen New Model Army-Scheibe entpuppt sich als wahre, teilweise melancholische Atmosphären-Hymne. Pausenlos treibt Frontmann und Veteran Justin seine Mannen an. Der Typ hat schlichtweg eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Zudem kann sich seine kräftige, rauchige Stimme absolut hören lassen. Praktisch vor jedem neuen Song wechselt er von der E- auf die Akustik-Gitarre und umgekehrt. Justin ist definitiv der Chef im Ring – das Aushängeschild der Band.

Auch bei New Model Army ist die Stil-Frage nicht sonderlich leicht zu beantworten. Ihre Songs enthalten Punk, Folk- und Rock-Elemente. Die Truppe kann auf eine über 35-jährige Band- und Schaffensgeschichte zurückblicken. Politische Themen sind in New Model Army-Songs keine Seltenheit. Aber auch kritische Fragen, wie beispielsweise diejenige nach dem Sinn des Lebens oder Diskussionen über Gerechtigkeit finden Platz in den Song-Zeilen der Herrschaften. Die weiteren Songs auf der Setliste bilden einen gesunden Mix aus Songs von älteren Platten («51st State», «Get Me Out», «Here Comes The War» und Werke des neustens Streichs «Winter». Die Fans feiern die ganze Zeit konstant mit. So viel Bewegung und Aktivität habe ich im Mini Z7 noch nie erlebt. Vor allem im Zentrum der nun grossen Menschentraube ist einiges los. An vorderster Bühnenfront bewegen sich hingegen ein paar Damen so, als würden sich gerade vollends in Trance befinden. Die spezielle Lichtshow scheint diesen Effekt gar noch zu fördern.

Für die rührendste Szene des Abends ist dann später allerdings Gitarrist Marshall Gill besorgt. In der ersten Reihe steht ein begeisterter Vater mit seinem kleinen Sohn. Der Jüngling schaut die Herren auf der Bühne immer wieder mit grossen Augen an. Als Belohnung erhält er dann von Marshall eine Wasserflasche. Schöne Geste! Keyboarder Dean White klimpert währenddessen munter in der rechten Bühnenecke vor sich hin. Dabei wirkt der gute Mann allerdings etwas gelangweilt. Beim Song «Born Feral» tauscht Basser Ceri Monger seinen 4-Saiter gegen ein Mini-Drumset am Bühnenrand. Anschliessend können wir uns bei der Darbietung des Songs definitiv nicht über zu wenig «getrommle» beschweren. Ceri und Michael Dean machen auf Trommel-Duo – und das äusserst hörenswert. Für Auflockerung sogt dann zwischendurch wiederum Justin mit dem typisch britischen Humor mit Witzen über das Wetter und das Alter.

Leider wird mir die ganze Sache mit der Zeit etwas zu eintönig und ich verziehe mich nach hinten an die Bar. Auch von dieser Position habe ich nach wie vor sehr gute Sicht auf die Bühne. Die letzten paar Songs gönne ich mir von dort aus. Glücklicherweise funktioniert das Zeit-Management heute Abend wunderprächtig. Den Grossteil des New Modell Army-Auftritts erlebe ich dadurch mit. Für eine Z7-Show unter der Woche ist das keine Selbstverständlichkeit. Aber dann wird es doch langsam Zeit für den 22:46 Uhr Zug nach Zürich. Ein letzter Blick auf die Bühne und dann trete ich ins freie hinaus. Überraschung – es regnet leider immer noch.

FAZIT

Einmal mehr ein sehr gelungener Event im Mini Z7. Soundtechnisch war alles top. Positiv überrascht haben mich die Jungs von Sons Of Sounds. Eindeutig die Entdeckung des Abends. New Model Army waren ebenfalls nicht schlecht. Allerdings wirkte das Ganze auf mich – wie bereits erwähnt – mit der Zeit etwas zu eintönig. Besten Dank an die Organisation für das gelungene Zeitmanagement. Mit nur zwei Bands ist die Gefahr ziemlich gering, dass ich den Grossteil eines Auftritts verpasse. So gefällt mir das.

Setliste – Sons Of Sounds

  1. Movie Of My Life
  2. Exousia
  3. Cosmic Queen
  4. Children Of The Light
  5. The Change
  6. Are You Ready?

Setliste – New Model Army

  1. R&R
  2. Winter
  3. Here Comes The War
  4. Part The Waters
  5. The Charge
  6. Angry Planet
  7. Born Feral
  8. Eyes Get Used To The Darkness
  9. No Pain
  10. Higher Wall / Die Trying
  11. Did You Make It Safe
  12. Burn The Castle
  13. Devil
  14. 51st State
  15. Between Dog And Wolf
  16. Get Me Out

Wie fandet ihr das Konzert?

11.03.2017
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