Havok - Z7 Pratteln 22.4.2017 (Flyer)
Sa, 22. April 2017

HAVOK, WARBRINGER, GOROD, EXMORTUS

Mini Z7 (Pratteln, CH)
27.04.2017
Havok - Z7 Pratteln 22.4.2017 (Flyer)

Let’s Thrash!

Vier geniale Bands sorgten an diesem Samstagabend im beinahe ausverkauften Mini Z7 für eine Bombenstimmung. In Sachen Qualität der einzelnen Darbietungen waren lediglich ganz minime Unterschiede auszumachen. Definitiv ein Highlight im bisherigen Konzertjahr 2017. Details entnehmt ihr wie gewohnt dem nun folgenden Bericht.

Ein weiterer Samstag mit dem gesamten Spektrum des Aprilwetters. Aber diese Witterungen halten mich selbstverständlich nicht von meiner Konzerttour ab. Wohin geht die Reise? Erneut ins Z7 nach Pratteln. Ganze vier Bands stehen heute Abend auf dem Programm. Rein von den Namen her darf mit einem intensiven Thrash-Feuerwerk gerechnet werden. Allerdings kenne ich keine der Truppen richtig gut und freue mich somit auf eine musikalische Horizonterweiterung. Allenfalls erspielt sich die eine oder andere Band ja einen Platz in meiner persönlichen Metal-Sammlung.

Die Kombination Samstagabend und Thrash Metal scheint ein Publikumsmagnet zu sein. Bereits jetzt lungern einige Metalheads vor den Pforten des Schweizer Metal-Tempels Nummer eins herum. Die heutigen Konzerte finden im Mini Z7 statt. 2017 ist bisher das Jahr der verkleinerten Prattelner Konzertfabrik. Ich durfte in diesen ersten vier Monaten des aktuellen Jahres bereits diversen Veranstaltungen in dieser Halle beiwohnen. Die spezielle Stimmung und intime Atmosphäre machen diese Location stets zu etwas Besonderem.

Nach Abholung des obligaten Hopfen-Smoothies nehme ich meinen Stammplatz auf der rechten Bühnenseite ein. Aus den Boxen erklingen Country-Melodien. Ein kleiner Kontrast zum Programm des heutigen Abends. Dann folgt die Dire Straits Über-Hymne «Money For Nothing» mit ihrem unverkennbaren Gitarrenriff. Ein sackgeiles Stück! Danach dürfen ebenfalls noch Motörhead ran. Ohne Lemmy geht nichts. So schlürft man(n) gerne sein Bierchen. Ich habe richtig Lust auf die nun folgenden Konzerte.

EXMORTUS

Um halb acht ist es an der Zeit für die erste Truppe des Abends: Exmortus aus Kalifornien. Etwas verdeckt von den Rauchschwaden der Nebelmaschine schreiten die vier Jungs zur Tat. Noch ein paar Witzeleien und blöde Sprüche untereinander und dann geht’s los. Da ist aber jemand mit ordentlich Spielfreude und super Laune unterwegs.

Und die Herrschaften münzen die tolle Team-Chemie in einen bärenstarken Auftritt um. Insbesondere Frontmann Jadran «Conan» Gonzalez und Gitarrist David Rivera sind waschechte Rampensäue. Basser Phillip Nunez hält sich dagegen dezent im Hintergrund. Drummer Mario Mortus und sein Instrument müssen in der Bühnenmitte Platz nehmen. Hinter ihm thront auf einem Podest nämlich bereits die Havok-Schiessbude. Ich bekomme es auf der rechten Seite sehr häufig mit David zu tun. Immer wieder baut er sich vor mir auf und fuchtelt wie wild mit seiner Saitenkönigin vor meinem Gesicht herum. Ich überstehe das Ganze glücklicherweise ohne Kratzer. David und Jadran hauen regelmässig fulminante Soli raus.

Soundtechnisch kann die Truppe eindeutig dem Thrash Metal zugeordnet werden. Jadrans Gesang enthält allerdings auch Elemente aus dem Death Metal-Bereich. Kurze Verwirrung im Raum entsteht schliesslich bei der folgenden Ansage: «Are you ready for some Beethoven?». Wie bitte? Klassik? Genauso kommt’s. Exmortus schicken ihren Track «Moonlight Sonata (Act III)». Eine überraschend gelungene, metallische Interpretation eines Klassikers. Das Publikum jubelt. Aber die Band hat noch ein weiteres Ass im Ärmel. Beim darauffolgenden und gleichzeitig letzten Song «Metal Is King» schnallen sich Jadran und David ihre Gitarren auf den Rücken und jeder spielt auf derjenigen des anderen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich nenne diese Formation liebevoll «The-Double-Axeman».

Die Jungs sorgen definitiv für viel mehr als bloss ein simples Warm-Up. Bereits sind auf den Gesichtern der Mensch einige Schweissperlen auszumachen. Ein bärenstarker Auftritt. Exmortus und ihren Highspeed-Thrash Metal kann ich absolut weiterempfehlen. Meinetwegen hätten sie gerne auch mehr als dreissig Minuten spielen dürfen. Ein erster Höhepunkt des Abends!

GOROD

«Allez les bleus!». Die nächste Truppe stammt aus Frankreich – genauer gesagt aus dem Städtchen Bordeaux. Schauen wir mal, ob die Franzosen neben gutem Wein auch starke Metal-Bands hervorbringen können. Die Jungs von Gorod scheinen ebenfalls in bester Verfassung zu sein und betreten mit grinsenden Gesichtern die kleine Bühne. Noch rasch ein paar abschliessende Soundchecks durchführen und dann geht’s auch schon los.

Drummer Karol Diers trägt ein cooles Shirt mit der Aufschrift «I Love Blast Beats». Die Hauptentertainer sind jedoch Sänger Julien «Nutz» Deyres und Bassist Benoit «Barby» Claus. Da wird schon einmal analer Geschlechtsverkehr zusammen auf der Bühne simuliert. Julien gibt zudem ab und an seinen lasziven Shakira-Hüftschwung zum Besten. Die Lacher haben sie damit voll und ganz auf ihrer Seite.

Musikalisch geht es etwas grober zu und her als zuvor noch bei Exmortus. Gorod spielen gemäss offiziellen Angaben Technical Death Metal. Julien verfügt über ein brutales Stimmorgan und hat wohl den einen oder anderen Knopf in der Zunge. Seine Gesichtszüge erstrecken sich vom Kleinkind, dem man gerade den Teddy geklaut hat, bis hin zum Typen, der gerade auf dem Klo sitzt und die grösste Wurst seines Lebens aus seinem Popöchen herauspressen muss. Ohne Zweifel überaus unterhaltsam.

Gorod sind nicht schlecht und sorgen ebenfalls für ordentlich Furore. Trotzdem haben mir Exmortus etwas besser gefallen. Sollte das Leistungsniveau weiterhin so hoch bleiben, werden wir heute Abend wohl keine schwache Band erleben. Auch dem Publikum – welches in meinen Berichten ja sonst häufig etwas auf den Deckel kriegt – muss ich ein Kompliment aussprechen. Engagement und Stimmung sind am heutigen Abend bisher exzellent.

WARBRINGER

Auf die nächste Truppe bin ich überaus gespannt. Metalnews-Kollege Lars Müller hat die neue Warbringer-Platte «Woe To The Vanquished» ja in den siebten Himmel gelobt. Ob mich die Truppe ebenfalls so überraschen kann? Der nun folgende Auftritt wird es zeigen. Offenbar dürfen Warbringer die Drums von Havok benützen und haben somit etwas mehr Platz auf der Mini Z7-Bühne. Unterhalb des Schlagzeugs wird eine riesige Flagge aufgehängt. Vor dem roten Hintergrund prangert ein grosses, goldenes «W». Wir sind definitiv bereit für die Show.

Um 21.10 Uhr übernehmen Sänger John Kevill und seine Kameraden schliesslich das Zepter. Der neue Silberling steht effektiv im Fokus. Die ersten vier Songs stammen allesamt von «Woe To The Vanquished». Warbringer machen keine Gefangenen. Schneller, harter Thrash Metal prescht auf die Gehörgänge des Publikums ein. Vor allem John ist ein echtes Energiepaket und düst pausenlos auf der Bühne hin und her. Im Vergleich zu den Sängern der beiden vorherigen Gruppen bewegt er sich am ehesten im Thrash Metal-Bereich. Generell sind in Sachen Sound Parallelen zu Exodus, Kreator oder Overkill überdeutlich hörbar. Gefällt mir sehr gut.

Zu Anfang scheint sich das Publikum eine kleine Auszeit gegönnt zu haben. Nun sind die Thrash-Metal-Anhänger aber mit vollem Elan zurück. Es wird munter gemosht. Beinahe der ganze Raum befindet sich in Bewegung. Beim Track «Living In A Whirlwind» legen die Fans gar einen grossen Circle Pit aufs Parkett – wie passend. Unter anderem dank dieser Leistung verdienen sich dann schliesslich den Zugabe-Song «Total War». Jetzt ist ein letztes Mal totale Eskalation angesagt. Zur Freude der Masse wird David Sanchez von Havok ebenfalls noch rasch auf die Bühne gezerrt und darf ein wenig ins Mikro brüllen.

Sackstarker Auftritt von Warbringer! Damit haben sie mit mir zweifelsohne einen neuen Fan in ihren Reihen. Das war der pure «Abriss-Metal». Die Jungs hätten durchaus auch Headliner-Ambitionen. Havok dürfen sich nun über ein optimal angeheiztes Publikum freuen. Werden sie diese tolle Vorlage ihrer Landsleute verwerten können?

HAVOK

Dieses Tour-Paket läuft unter dem Namen «Conformicide Europe 2017» Hauptverantwortliche und Headliner dieser Geschichte ist die Thrash Metal-Truppe Havok aus Colorado. Und um 22.10 Uhr wird es laut mim Mini Z7. Die vier Herren treten ins Scheinwerferlicht und servieren den hungrigen Fans die letzte Thrash Metal-Ladung des heutigen Abends.

David Sanchez (Vocals/Guitar), Pete Webber (Drums), Reece Scruggs (Lead Guitar) und Nick Schendzielos (Bass) gehen die Sache ebenfalls mit sichtlicher Spielfreude an. Immer wieder stacheln sie die Masse an. Als Dank gibt’s wilde Moshpits und Circle Pits. Und auch die Nackenmuskulatur wird nochmals richtig gefordert. Insbesondere direkt vor der Bühne fliegen die Haare beinahe ununterbrochen durch die Luft. Auch ich lasse mich von dieser Energie liebend gerne anstecken.

Havok knallen den Zuhörern aggressiven Thrash Metal im Stile von Testament, Destruction oder Suicidal Angels um die Ohren. Im Fokus der Setliste steht wenig überraschend Material der aktuellen Scheibe «Conformicide». Das muss aber überhaupt nichts schlechtes bedeuten. Songs wie «Hang ‘Em High» gehen runter wie Öl. Aber bloss keine Angst. Auch Havok-Anhänger der älteren Scheiben kommen auf ihre Kosten. Das 2011er-Album «Time Is Up» ist nämlich ebenfalls mit einigen Nummern im heutigen Auftritt vertreten.

David, Reece und Nick sind sehr bewegungsfreudig unterwegs. Basser Nick liefert beim finalen Song «Give Me Liberty Or Give Me Death» gar DIE Aktion des Abends ab. Zuerst klettert er auf die grosse Z7-Bühne und feiert zusammen mit den Mitgliedern der anderen Bands und danach bleibt ebenfalls noch Zeit für einen Ausflug durch die Publikumsreihen. Er und sein Bass überstehen die ganze Sache unbeschadet. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kehrt er schliesslich auf die Bühne zurück. Von den Fans gibt’s tosenden Applaus. Danach ist der Auftritt von Havok zu Ende.

FAZIT

Bands, Publikum, Soundqualität, Organisation – heute Abend hat schlichtweg alles gepasst. Spezial-Komplimente gibt’s für die Spielfreude der einzelnen Truppen. Allesamt scheinen sie ihren Job sichtlich zu lieben und geniessen das gemeinsame Tour-Leben. Auch der gegenseitige Respekt darf nicht fehlen. Jede Truppe hat während ihrer Show Applaus für die anderen Bands beim Publikum gefordert. So muss das sein. Ein eindeutiger Favorit hat sich für mich heute Abend nicht herauskristallisiert. Ich werde definitiv alle Bands weiterhin auf ihren Wegen verfolgen. Exmortus und Warbringer waren vielleicht ein klitzekleines bisschen besser als Gorod und Havok. Aber da sprechen wir wirklich von hauchdünnen Unterschieden. Leider hatte keine der Truppen eine Setliste dabei. Glücklicherweise gibt’s ja noch die Sozialen Medien. Sämtliche Bands haben mir brav geantwortet und mir die Songs mitgeteilt. Dafür bin ich überaus dankbar. Deshalb findet ihr untenstehend das Song-Material des heutigen Konzertabends. Und was noch? Ach ja, Samstagabend – das bedeutet für einmal auch kein Stress in Sachen ÖV für mich – hell yeah!

Setliste – Exmortus

  1. For The Horde
  2. Death To Tyrants
  3. Speed Of The Strike
  4. Moonlight Sonata (Act III)
  5. Metal Is King

Setliste – Gorod

  1. State Of Secret
  2. Here Die Your Gods
  3. Being A Jerk
  4. Dig Into Yourself
  5. Birds Of Sulphur
  6. Carved In The Wind
  7. Disavow Your God

Setliste – Warbringer

  1. Silhouettes
  2. Woe To The Vanquished
  3. Remain Violent
  4. Shellfire
  5. Prey For Death
  6. Hunter-Seeker
  7. Living in A Whirlwind
  8. Combat Shock
  9. Total War*

*Zugabe

Setliste – Havok

  1. Point Of No Return
  2. Claiming Certainty
  3. Hang ‘Em High
  4. Prepare For Attack
  5. Fatal Intervention
  6. No Amnesty
  7. D.O.A.
  8. Covering Fire
  9. Ingsoc
  10. From The Cradle To The Grave
  11. Intention To Deceive
  12. Give Me Liberty Or Give Me Death

Wie fandet ihr das Konzert?

27.04.2017
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