TWILIGHT FORCE – Heroes of the mighty Magic (CD Cover Art
Mi, 15. März 2017

Twilight Force – Interview mit Chrileon

Velodrom (Berlin, DE)
01.05.2017
TWILIGHT FORCE – Heroes of the mighty Magic (CD Cover Art

Die Fantasy Metaller von Twilight Force haben ein ereignisreiches Jahr 2016 hinter sich

Zuerst die Auftritte auf der 70‘000 Tons of Metal Cruise, wo sie den Cripper Award als beste Nachwuchsband gewonnen haben. Dann der Wechsel zu Nuclear Blast und schliesslich die Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Heroes Of The Mighty Magic“ sowie die Tour als Support von Sonata Arctica. Es ist an der Zeit mal rauszufinden, wie der Stand der Dinge bei den Schweden mittlerweile so ist!

Wenige Stunden bevor Christian Eriksson alias Chrileon mit seiner Band die Bühne im Velodrom in Berlin stürmt, treffe ich mich mit dem sympathischen Sänger in den Katakomben der Halle. Da wir irgendwie keine passende Räumlichkeit finden, schnappen wir uns zwei Stühle und setzen uns in den Gang vor dem Backstage Bereich. Wir können auch hier problemlos in Ruhe plaudern – allerdings gibt es dennoch immer wieder „Störungen“, wenn plötzlich jemand auftaucht, den man begrüssen kann… Doch Christian nimmt auch das äusserst locker und entspannt! Hier sitzt mir ein Mensch gegenüber, der mit sich und der Welt einfach zufrieden ist!

Metalinside (Kaufi): Hallo Christian! Danke zuerst mal, dass Du Dir die Zeit für Metalinside nimmst. Ihr seid schon länger unterwegs mit Sabaton und Accept. Wie läuft es denn so?

Christian Eriksson: Es ist perfekt. Es läuft viel besser als erwartet!

MI: Ihr seid ja eigentlich die „kleinste“ Band in diesem Package. Wie funktioniert das mit den grossen Accept und den noch grösseren Sabaton?

CE: Wie meinst Du das? Von der Produktion her?

MI: Ich meine generell. Auf persönlicher Ebene, die Publikumsreaktionen… einfach das Gesamtprodukt.

CE: Das läuft alles sehr entspannt und reibungslos. Alle drei Bands sind gut befreundet. Alle sind sehr nett und holen das Optimum aus der Situation. Aus Sicht der Produktion ist es perfekt. Und was die Publikumsreaktionen betrifft… Klar gibt es Leute, die noch nie was von uns gehört haben. So erhalten wir die Möglichkeit uns vorzustellen, zu präsentieren. Es läuft da auch sehr gut. Wir starten die Show mit… (überlegt) Nun, man sieht einige Twilight Force Fans im Publikum. Doch am Ende ist dann jeder irgendwie in der Show angekommen.

MI: Also überzeugt ihr die Leute und holt euch neue Fans!

CE: Ich glaub schon. Aber vielleicht ist das auch nur in meinem Kopf! (lacht)

MI: Wie gross ist denn der Unterschied jetzt im Vergleich zu den kleineren Hallen? Ihr spielt jetzt in wirklich grossen Venues! Seid ihr aufgeregter vor der Show? Lampenfieber?

CE: Nein. Um ehrlich zu sein – nein. (lacht). Wie haben in kleineren Hallen gespielt, wir haben in grösseren Hallen gespielt. Und jeder Tag ist da eine Herausforderung. An einem Tag hab ich so viel Bewegungsfreiheit auf der Bühne, dass ich richtig in Form sein muss, damit ich da rumrennen kann (grinst). Und am nächsten Tag stehe ich praktisch still, weil ich keinen Platz habe. Es macht Spass… In Griechenland hatten wir einige kleinere Shows gespielt. Aber auch die sind gut rausgekommen. Nein, wir sind nicht nervöser oder so…

MI: Aber es macht mehr Spass vor 10‘000 Leuten?

CE: Ah, es kommt drauf an! Ich mag beides! Persönlich sind mir die kleineren Venues lieber. Es ist einfacher um mit den Fans in Kontakt zu treten. In Prag spielten wir vor 13‘000 Leuten – und auch das war natürlich Wahnsinn. Ich meine – alles ist einfach perfekt! (lacht)

MI: Vor ein paar Monaten habt ihr Euer zweites Album veröffentlicht. „Tales of…“

CE: „Tales Of Ancient Prophecies“ und „Heroes Of Mighty Magic“! Also das solltest Du jetzt doch langsam wissen! (lacht schallend)

MI: (zerknirscht) Ich kann mir das Zeugs manchmal einfach nicht merken, es ist schlimm! „Heroes Of Mighty Magic“, natürlich! Also – wie waren die Reaktionen darauf? So von den Fans, von den Medien?

CE: Wir haben viele positive Reaktionen erhalten. Aber Twilight Force ist eine Band – entweder man liebt uns oder man hasst uns. Aber daraufhin zielen wir auch ab! Wir wollen nicht, dass die Leute sagen „Yeah, Twilight Force sind irgendwie ok“ – Nein! Entweder liebst du uns, oder du hasst uns! Wir haben „10 von 10“ erhalten, aber wir haben auch „0 von 10“ erhalten (lacht). In der ersten Woche haben wir in Japan 1‘000 CD’s verkauft. Ich denke, das ist schon sehr gut für eine Band wie uns, die grad das zweite Album veröffentlicht hat.

MI: Wo siehst du die Unterschiede zwischen euren Alben?

CE: Ich denke… das erste ist mehr Power Metal. Wir wollten ein richtiges Power Metal Album machen! Denn da waren keine Power Metal Bands zu sehen. (MI: ???) Also wollten wir was machen in der Art der Dinge, mit denen wir aufgewachsen sind. Rhapsody, Blind Guardian…

MI: Alte Blind Guardian!

CE: Yes! (lacht) Also haben wir das gemacht, weil es Spass machte. Es wurde veröffentlicht und wir erhielten gute Kritiken. Wir haben dann gedacht „ok, das ist unser erstes Album“. Doch wir zeigen jetzt den Leuten, was wir wirklich drauf haben und gehen auf das nächste Level. Wir zeigen den Leuten, was wir tun können mit all den orchestralen Parts, den Geschichten – wir wollten diese ganze Welt kreieren rund um Twilight Force. Und persönlich… (überlegt) Ich meine, ich mag beide Alben, aber irgendwie bevorzuge ich das zweite. Aber das ist ja immer so, man will ja immer vorwärts kommen!

MI: Ich finde, das zweite Album ist schwieriger anzuhören. Es ist fast progressiv und ich hatte oftmals den Eindruck, dass es was von einem Filmsoundtrack hat.

CE: Yes! Und genau das wollten wir auch machen. Viel Symphonisches hatten wir schon zuvor. Jetzt wollten wir die Filmwelt entdecken und schauen, ob wir diese Elemente einbauen können.

MI: Seid Ihr eigentlich auch im privaten Leben Fantasy Fans? Oder ist das nur ein Konzept für die Band?

CE: Ja, wie sind alles Geeks! (lacht schallend)

MI: Nerds!

CE: Yes! (lacht) Ja, das sind wir. Aber das ist natürlich auch sehr gut für die Inspiration!

MI: 70‘000 Tons of Metal! (Christian strahlt) Ihr wart da letztes Jahr und habt den Cripper Award als beste Nachwuchsband gewonnen. Was bedeutet Euch das?

CE: (überlegt lange) Für mich persönlich… irgendwie realisiere ich diese Dinge gar nicht. (lacht)

MI: Es ist ja auch ein Award von den Fans und nicht von irgendwelchen nervigen Journis!

CE: (lacht) Ja, und das ist auch das Beste daran, wenn Leute entscheiden und dies sind Leute aus der ganzen Welt. Aber wir machen halt nur das, was wir gerne machen. Und es scheint, dass es
Leute gibt, die das auch mögen…

MI: Ich finde es immer noch schade, dass ihr da nicht morgens um 10 Uhr auf dem Pooldeck spielen konntet, stattdessen nach Mitternacht wieder in diesem Loch, in der Lounge…

CE: Oh ja! Aber nun ja… Es hat trotzdem Spass gemacht. Es kommt auch nicht so sehr darauf an, wo du spielst. Grosse Arena, kleiner Club – solange du das tust, was du liebst, und die Leute ihren Spass haben…

MI: Schon wahr. Dennoch: Morgens um 10 Uhr in der karibischen Sonne…

CE: Natürlich! Das wäre ein grosser Spass gewesen. DAS NÄCHSTE MAL, 70‘000 TONS!! (spricht direkt in das Aufnahmegerät)

MI: Sparta! (Christian lacht) (In diesem Moment spazieren Joakim und Tommy von Sabaton vorbei, die mich herzlich begrüssen)

CE: Blablablabla (lacht)

MI: Sorry für die Unterbrechung.

CE: Keine Sache!

MI: Wir sprachen über Sparta! Du bist einer der Krieger, Jamie Sims (Bühnentechniker von Sabaton) ist ein weiterer. Lüften wir das Geheimnis: wer sind die anderen zwei?

CE: Einer ist unser geliebter Elf in der Band (Aerendir) und der andere ist ein weiteres Crew Mitglied von Sabaton.

MI: Euer Drummer – der hilft jetzt grad bei Sabaton aus. Irgendwie auch eine naheliegende Lösung?

CE: Yes. Inzest! (lacht schallend)

MI: Ihr kommt auch alle aus Falùn…

CE: Nun, ich muss aber auch wirklich sagen: Daniel ist einer der besten Drummer, mit dem ich je gespielt habe! Er ist kein Showdrummer, der upside down spielt und verrückte Dinge macht. Er ist einfach der der besten Schlagzeuger.

MI: Wie sieht das eigentlich jetzt bei euch mit Jobs aus? Setzt ihr jetzt alles auf die Karte „Musik“?

CE: Wir gehen „All in“ für die Musik. Doch wir brauchen nebenbei immer noch kleine Jobs. Ich arbeite auch noch in einem Studio, wo ich mit Filmen zu tun habe. Das macht Spass, weil es da auch viel Musik drin hat. Es ist Musik, auch wenn es kein Metal ist. Es ist eine nette Abwechslung!

MI: Letzte Frage. Ihr habt Joakim als Gast auf Euren beiden Alben gehabt. Wollt Ihr in der Zukunft weitere Gastsänger einladen? Vielleicht nicht gerade so extrem wie Avantasia, aber sind da Pläne? Oder bleibt Joakim die Ausnahme, weil er ja grad um die Ecke wohnt?

CE: Wir haben keine Pläne für Gastsänger für das dritte Album. Aber wenn natürlich Hansi Kürsch einen Teil dazu beitragen will, werden wir das sicher in Erwägung ziehen! (lacht) Wir wollen nicht in die Richtung Avantasia gehen, aber er wäre schon cool. Seine Stimme ist einzigartig und speziell und er wäre eigentlich der einzige Gast, der mir gerade in den Sinn kommt.

MI: Drittes Album demfall bereits in Planung?

CE: Ja…

MI: Progressiver oder wieder zurück zum Power Metal?

CE: Ich weiss ehrlich gesagt noch nicht allzu viel. Mein Gefühl sagt mir, dass es ein Mix zwischen den ersten beiden geben wird. Wir nehmen die besten Parts beider Alben… es wird ein perfektes Album! (lacht schallend) Wie immer!

MI: Ich denke, als Band muss man wohl so denken und darf nicht zweifeln!

CE: Du musst das tun, was du liebst und daran glauben. Du darfst nicht studieren „oh, was wollen die Leute hören“, dann hast du verloren. Tu was du tun willst!

MI: Ein schönes Schlusswort! Christian, herzlichen Dank für das Gespräch!

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