Fr, 28. Juli 2017

Alice Cooper – Paranormal

Hardrock, Rock
18.07.2017

Altmeister Alice Cooper ist zurück!

Grusel-Rock-Altmeister Alice Cooper meldet sich am 28. Juli mit nagelneuem Material zurück! Studioalbum Nummer 27 hört auf den Namen «Paranormal» und beinhaltet zehn frische Tracks.

Zudem wird das ganze Paket mit einer zweiten Scheibe voller altbekannter Hits und zweier Nummern mit der originalen Band des US-Amerikaners abgerundet. Aber braucht die Welt wirklich neue Cooper-Songs? Meiner Meinung nach sind die Über-Hymnen bereits allesamt vorhanden und fester Bestandteil der jeweils gelungenen Live-Horror-Shows. Die aktuelleren Alben können qualitativ leider mehrheitlich nicht wirklich mit den älteren Werken mithalten. Die Veröffentlichung der letzten Platte – «Welcome 2 My Nightmare» – liegt zudem bereits ganze sechs Jahre zurück. Die Kreativität eines Musikers soll man bekanntermassen allerdings nie bremsen. Somit werde ich euch nach einigen Hörproben von «Paranormal» sicherlich eine ausführliche Albumkritik servieren können.

DAS ALBUM – «Paranormal»

CD 1

Möge die Show beginnen! Der Titel-Track macht sogleich den Anfang. Akustik- und E-Gitarre duellieren sich von Beginn an. Danach ist ganz zarter Gesang zu vernehmen. So habe ich Alice’s Stimme gar nicht in Erinnerung. Aber so langsam setzt doch ein gewisser Wiedererkennungswert ein. Im letzten Drittel nimmt die ganze Geschichte dann so richtig Fahrt auf. Jetzt darf die Saitenkönigin so richtig losheulen. Und auch die Drums drücken etwas mehr aufs Gaspedal. Am Ende wird das Tempo jedoch bereits wieder gedrosselt. Ein somit insgesamt doch eher gemächlicher Start. Da fehlt mir bisher ganz klar das Feuer.

Da macht das mit einer Spielzeit von 02:22 Minuten folgende «Dead Flies» schon deutlich mehr Laune. Eine solide Rock-Hymne der Marke Cooper. Die Instrumentalfraktion zeigt sich von ihrer besten Seite. Und auch der Meister selbst macht an den Vocals eine gute Figur. Meinetwegen hätte der Track trotzdem ruhig etwas länger sein dürfen.

Mit «Fireball» sind wir dann endgültig in Alice’s Reich angekommen. Angenehmes Tempo und gut platzierte Riffs. Definitiv ein Anspieltipp dieser Platte. Dieser Track könnte allenfalls auch den Weg in künftige Live-Setlists finden. Die atemberaubende Gitarren-Wand rund um Nita Strauss, Tommy Henriksen und Ryan Roxie hätte daran sicherlich Freude.

Darauf folgt die bereits veröffentlichte Single «Paranoiac Personality». Da wurde sicherlich auch ein wenig auf die Radiotauglichkeit geachtet. Der eingängige Rhythmus nagelt sich allerdings von Beginn weg in den Gehörgängen der Zuhörerschaft fest. Sicherlich ebenfalls ein Song, der an Konzerten Erfolg haben könnte. Stimmlich gefällt mir «Coop» hier sehr gut. Erinnert mich zweifelsohne an seine besten Zeiten. Etwas mehr Elan und Energie hätten trotzdem nicht geschadet. Auf dem Album selbst zählt «Paranoiac Personality» aber klar zu den besseren Nummern.

«Fallen in Love» startet mit altbekannten Cooper-Riffs und ist auch sonst ziemlich rasant unterwegs. Kilometer-Bartträger Billy Gibbons von den legendären ZZ Top mischt ebenfalls mit. Ein sehr geiles Duett zwischen ihm und Alice. Das rockt! Resultat ist der nächste Anspieltipp auf «Paranormal». Eingerostet ist «Coop» definitiv noch nicht.

Direkt aus einem Rock ‘N’ Roll-Lehrbuch scheint das anschliessende «Dynamite Road» zu stammen. Schnell und kompromisslos geht’s zur Sache. Diese Hymne animiert unweigerlich zum Feiern. Alice versucht sich beinahe am Sprechgesang. Leider ist der Spass nach 02:43 Minuten bereits wieder zu Ende. Der Schluss folgt ziemlich abrupt.

Eigentlich gibt’s an «Private Public Breakdown» ebenfalls nicht viel auszusetzen. Im Gesamtbild kommt der Song äussert solide daher. Nichtsdestotrotz haut es mich dieses Mal nicht wirklich vom Stuhl. Die beiden oben genannten Anspieltipps sind da doch nochmals auf einer anderen Niveau-Ebene.

Die volle Rock ‘N’ Roll-Dosis gibt’s schliess nochmals bei «Holy Water». Das Ding macht Laune, obwohl es sich eigentlich um eine eher untypische Cooper-Nummer handelt. Ist das ein Problem? Überhaupt nicht. Das Tanzbein könnte hier hervorragend geschwungen werden. Klingt stellenweise beinahe so, als hätte sich Alice Hilfe von einer Big-Band geholt. Merkt euch diesen Song, liebe Leute. Auch «Coop» darf für einmal über etwas Heiliges singen. Im realen Leben – fern ab von den fürchterlichen Schock-Rock-Welten – ist Alice übrigens ein gläubiger Christ.

Danach stürmen die Ratten heran. «Rats» setzt ebenfalls auf viel Tempo. «Give the rats what they want!». Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Ganz ohne Horror-Elemente kommt der Meister nun einmal doch nicht aus. Alice ist allerdings nicht der Rattenfänger von Hameln. Er lässt die hungrigen Biester lieber auf die Menschheit los. Leider ist auch diese ansonsten ansprechende Nummer etwas zu kurz geraten.

Mit «The Sound Of A» sind wir am Ende von CD 1 angelangt. Mitreissendes Gitarren-Geheule eröffnet den Track. Danach geht’s gemächlich zu und her. Mister Coopers Gesang wirkt auf diesem Stück ziemlich monoton. Ein nicht wirklich berauschendes Album-Ende.

CD 2

Scheibe Numero zwei besteht aus zwei Tracks mit der Alice Cooper-Band in der Original-Besetzung und zusätzlich einigen Live-Aufnahmen von einem letztjährigen Auftritt in Columbus. Bei «Genuine American Girl» und «You And All Of Your Friends» handelt es sich gar um zwei brandneue Studiosongs. Insbesondere der zweitgenannte Track ist ziemlich gut gelungen. Die Live-Mitschnitte von der Show in den USA lassen die Zuhörerschaft gedanklich an einem «Coop»-Konzert teilnehmen und sie tun das in hervorragender Manier. Insbesondere «No Mr Nice Guy» und «Feed My Frankenstein» sorgen für die richtige Stimmung. Da freut man sich bereits auf das nächste, reale Konzerterlebnis mit Alice und seiner tollen Truppe. Ohne Zweifel eine überaus coole Bonus-CD.

FAZIT

Altmeister Alice Cooper meldet sich erneut zum Dienst! Mit «Paranormal» ist ihm ein durchaus solides Album gelungen. Die ganz grossen Hymnen wird er aber wohl nie mehr erreichen können. Diese sind alle bereits geschrieben. Trotzdem enthält das Album ein paar hübsche Perlen. Achten sollte man vor allem auf «Fallen In Love» (mit ZZ Top-Leader Billy Gibbons) und das ungewöhnliche, aber absolut überragende «Holy Water». Die Bonus-CD trumpft mit genialen Live-Aufnahmen altbekannter Cooper-Hits auf und ist definitiv ein nettes «Zückerli».

Aber keine Scheibe kann mit einem Alice Cooper-Liveauftritt mithalten. Ich persönlich habe noch kein schlechtes Konzert von ihm erlebt. Sicherlich mögen einige Show-Elemente mit der Zeit repetitiv wirken, aber ich würde sie mir trotzdem jederzeit wieder ansehen. Wieso fragt ihr euch? Tja, Alice und seine Gefolgschaft liefern stets eine souveräne Performance auf sehr hohem Niveau ab. Davon überzeugen kann man sich Ende November in Dübendorf. «Coop» gastiert nämlich am 29.11.2017 in der Samsung Hall. Datum unbedingt vormerken!

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Trackliste Alice Cooper – Paranormal

CD1

  1. Paranormal (feat. Roger Glover, Deep Purple)
  2. Dead Flies
  3. Fireball
  4. Paranoiac Personality
  5. Fallen In Love (feat. Billy Gibbons, ZZ Top)
  6. Dynamite Road
  7. Private Public Breakdown
  8. Holy Water
  9. Rats
  10. The Sound Of A

CD 2

  1. Genuine American Girl (Original Alice Cooper Band)
  2. You And All Of Your Friends (Original Alice Cooper Band)
  3. No More Mr. Nice Guy (Live in Columbus)
  4. Under My Wheels (Live in Columbus)
  5. Billion Dollar Babies (Live in Columbus)
  6. Feed My Frankenstein (Live in Columbus)
  7. Only Women Bleed (Live in Columbus)
  8. School’s Out (Live in Columbus)

Line Up – Alice Cooper (mit aktueller Band) 

  • Alice Cooper – Gesang
  • Nita Strauss – Gitarre
  • Tommy Henriksen – Gitarre
  • Ryan Roxie – Gitarre
  • Chuck Garric – Bass
  • Glen Sobel – Schlagzeug

Lyric Video Alice Cooper – Paranormal


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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Autor
18.07.2017
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