Fr, 21. Juli 2017

Wintersun – The Forest Seasons

Melodic Death Metal
18.07.2017

Epische Metal-Reise durch die vier Jahreszeiten!

Anfang dieses Jahres haben sich die finnischen Melodic Death Metaller Wintersun ebenfalls dem Crowdfunding-Trend verschrieben. Primäres Ziel war genügend finanzielle Mittel für den Bau eines eigenen Studios zusammenzukratzen, um künftige Platten mit etwas mehr Unabhängigkeit und besseren Ressourcen produzieren zu können.

Die Kampagne verlief ziemlich erfolgreich und die Finnen konnten die angepeilten Ziele erreichen. Zum Start des Crowdfundings wurde ebenfalls der Release des dritten Studioalbums angekündigt. Allerdings wird das Werk nicht «Time II» sondern «The Forest Seasons» heissen. Am 21. Juli wird das neue Opus via Nuclear Blast erhältlich sein. Der Silberling mag zwar nur vier Tracks enthalten, diese kommen allerdings – ganz im altbekannten Wintersun-Stil – trotzdem auf eine Spielzeit von rund 53 Minuten. In der nun nachfolgenden Albumkritik erfahrt ihr weitere Details zu den einzelnen Songs.

DAS ALBUM – «The Forest Seasons»

Nicht ganz 15 Minuten dauert der erste Track «Awaken From The Dark Slumber (Spring)» der in die beiden Passagen «Part I The Dark Slumber» und «Part II The Awakening» unterteilt ist. Die Scheibe soll eine Reise durch die vier Jahreszeiten darstellen. Wie zu erwarten ist macht der Frühling den Auftakt. Die Natur erwacht. Der gemächliche Beginn mit rauschendem Wind, Eulen-Rufen und weichem Keyboard-Geplätscher wird schon bald durch harte Gitarrenriffs durchbrochen. Frontmann Jari Mäenpää brüllt und krächzt mit voller Energie ins Mikro. Elemente des Death und Black Metal treffen hier in einem epischen Duell aufeinander. Etwa in der Songhälfte folgt eine kurze Tempodrosselung, die jedoch nicht sonderlich lange währt. Die Gitarrenfraktion bestehend aus Jari, Teemu Mäntysaari und Neuling Asim Searah gibt ordentlich Stoff. Drummer Kai Hahto – der ja ebenfalls bei Nightwish die Schiessbude hütet – springt ebenfalls auf den Hochgeschwindigkeitszug auf. Die Finnen haben’s einfach drauf. Die volle Bombast-Dosis trifft auf epische Parts und zusammen verschmelzen sie zu den unverkennbaren Wintersun-Melodien. Dieser Song mündet am Ende in einem sprichwörtlichen Höhepunkt.

Danach wird es Zeit für den Sommer. «The Forest That Weeps (Summer)» kommt auf eine Spielzeit von 12:18 Minuten. Abermals sind im Wind rauschende Blätter zu hören. Schon bald übernehmen allerdings Gitarren und Drums wieder das Kommando. Melodiöse Keyboard-Parts sind ebenfalls erneut mit von der Partie. Die klar gesungenen Parts von Jari gehen dem Zuhörer eigentlich sowieso praktisch immer durch Mark und Bein. Zudem wechselt der gute Mann scheinbar ohne Probleme zwischen den verschiedenen Stimmlagen hin und her. Genau in der Hälfte kommt gar noch ein Chor zum Einsatz. Geniale Sache! Im letzten Drittel gibt’s dann einen weiteren Einsatz für die Chorknaben. Das löst regelrecht Hühnerhaut-Momente aus. Der Ausklang erfolgt schliesslich wieder in ruhigen, akustischen Klängen.

Der Herbst-Track «Eternal Darkness (Autumn)» besteht gleich aus vier Teilstücken: «Part I Haunting Darkness», «Part II The Call of the Dark Dream», «Part III Beyond the Infinite Universe» und «Part IV Death». Auf der Uhr stehen bei dieser Nummer etwas mehr als 14 Minuten. Die ganze Geschichte kommt deutlich düsterer daher. Die eisige Kälte des nahenden Winters ist bereits spürbar. Sänger Jari bezeichnet «Eternal Darkness (Autumn)» gar als den düstersten Wintersun-Song überhaupt. Während des finnischen Herbstes bekäme man das Tageslicht kaum mehr zu Gesicht. Es nicht verwunderlich, dass hier die Black Metal-Elemente klar herausstechen. Zudem sei gemäss Jari der Tod und dessen verachtende Haltung gegenüber dem Leben ebenfalls ein grosses Thema in diesem Song. Die Umsetzung dieser Themen ist den Finnen hervorragend gelungen. Beim Hören wird man förmlich zum Gefangenen dieser furchteinflössenden Dunkelheit. Daumen hoch! Einzig das abrupte Ende wirkt leicht irritierend.

Das Paket komplett macht gezwungenermassen der Winter. Leise rieseln die Schneeflocken zu Beginn vom Himmel herab. Jari bezeichnet «Loneliness (Winter)» als seinen persönlichen «Homerun». Melancholisch und traurig geht’s jetzt zu und her. Der Zuhörer kann die Last des Winters förmlich auf seinen Schultern spüren. An der Gesangsfront wird abermals munter zwischen Geschrei, Gebrüll und clear voice-Passagen hin- und hergewechselt. Die übrigen Bandmitglieder geben ebenfalls nochmals ihr Bestes. Ab und an tauchen einige, packende Riffs auf. Spielzeittechnisch bewegen wir uns bei dieser Nummer in einem Bereich von knapp 13 Minuten. Am Ende bleiben jedoch lediglich der Schneefall und die frostige Kälte.

FAZIT

Episch! Bombastisch! Melodiös! Atmosphärisch! Ohne Zweifel ein Album der Marke Wintersun. Die Finnen unternehmen mit der Zuhörerschaft auf «The Forest Seasons» eine musikalische Reise durch die vier Jahreszeiten. Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden in fantastischer Art und Weise inszeniert. In diesen vier Tracks steckt viel mehr, als auf den meisten heutigen Alben mit 10 bis 15 Nummern. «Schnell-Hörer» sollten allerdings die Finger von diesem Silberling lassen. Bleibt zu hoffen, dass die Fans nicht mehr so viele Jahre auf das nächste Wintersun-Werk (voraussichtlich das langersehnte «Time II») warten müssen.

Ab Release reinhören und Deluxe Edition (2CD) portofrei bstellen

Trackliste Wintersun – The Forest Seasons

  1. Awaken From The Dark Slumber (Spring)
    – Part I The Dark Slumber
    – Part II The Awakening
  2. The Forest That Weeps (Summer)
  3. Eternal Darkness (Autumn)
    – Part I Haunting Darkness
    – Part II The Call of the Dark Dream
    – Part III Beyond the Infinite Universe
    – Part IV Death
  4. Loneliness (Winter)

Line Up – Wintersun 

  • Jari Mäenpää – Vocals, Guitar
  • Teemu Mäntysaari – Guitar
  • Asim Searah – Guitar
  • Jukka Koskinen – Bass
  • Kai Hahto – Drums

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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18.07.2017
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