Arch Enemy - Will To Power (CD Cover Artwork)
Fr, 8. September 2017

Arch Enemy – Will To Power

Melodic Death Metal
22.09.2017
Arch Enemy - Will To Power (CD Cover Artwork)

Alissa ist definitiv bei Arch Enemy angekommen

Voll auf die zehn! Seit ein paar Tagen ist das neuste Opus aus dem Hause Arch Enemy in den Plattenläden eures Vertrauens erhältlich.

Veröffentlicht wurde die im Vorfeld eifrig beworbene Scheibe via Century Media Records. Lead-Gitarrist Jeff Loomis hat sich bereits während etlichen Live-Auftritten bewährt und ist nun auch zum ersten Mal auf einem Silberling der schwedischen Melodic Death Metal-Übermacht verewigt.

Wenn man(n) über Arch Enemy spricht, steht allerdings ziemlich rasch die Dame am Mikrofon im Vordergrund. Die Rede ist selbstverständlich vom attraktiven, kanadischen Schreihals Alissa White-Gluz. Ihre markant blaue Haarpracht mag zwar inzwischen an gewissen Stellen einen weisslichen Touch aufweisen, aber eingerostet scheint sie deshalb auf gar keinen Fall zu sein.

Bandoberhaupt Michael Amott schwärmt in den höchsten Tönen von «Will To Power» und hat in einigen Interviews sogar die eine oder andere Überraschung angekündigt. Mit der nachfolgenden Albumkritik werde ich euch aufzeigen, was der «War Eternal»-Nachfolger so alles zu bieten hat. Beurteilt wird selbstverständlich ausschliesslich die musikalische Darbietung und nicht das Aussehen des Frontmädels. (Offenbar ist dies bei Arch Enemy-Rezensionen neuerdings zwingend zu erwähnen).

DAS ALBUM – «Will To Power»

Zuerst gibt’s den 78 Sekunden dauernden Intro-Track «Set Flame To The Night» auf die Lauscher. Sofort sind die für die Band typischen Gitarrenriffs zu hören. Im Hintergrund heulen Polizeisirenen um die Wette. Im letzten Drittel schaltet sich dann ebenfalls noch Drummer Daniel Erlandsson mit ins Geschehen ein. Auf jeden Fall wird ein gewisses Spannungsmoment generiert. Wie geht’s nun weiter?

Die Antwort liefert die direkt im Anschluss folgende Hochgeschwindigkeits-Nummer «The Race». Den Übergang vom oben erwähnten Intro-Track empfinde ich zwar als nicht ganz sauber und etwas abrupt, aber die Schweden kompensieren dies mit einer hammermässigen, mitreissenden Hymne. Alissa growlt sich gewohnt souverän durch die Songstruktur. Ein Liedchen, das einem Faustschlag mitten in die Visage gleichkommt. Arch Enemy scheinen sich den Namen ihres neusten Silberlings definitiv zu Herzen genommen zu haben. Da bleiben keine Nackenwirbel deaktiviert.

Jeff und Michael bringen auch bei «Blood In The Water» ihre Saitenköniginnen problemlos zum Schnurren. Die Fingerfertigkeiten beider Herrschaften sind äusserst beeindruckend. Diese Soli strotzen geradezu vor Energie. Ihr benötigt eine möglichst klare Definition von Melodic Death Metal? Dann hört euch diese Scheibe an!

Ich gebe gerne zu, dass ich dem neuen Material der Schweden zu Beginn etwas kritisch gegenüberstand. Zu «The World Is Yours» hat die Truppe nämlich bereits ein Musikvideo rausgehauen. Dieser Song erinnert mich nämlich schon wieder eher an die «War Eternal»-Platte. Ein gewisser Ohrwurmcharakter mag zwar vor allem im Refrain durchaus vorhanden sein, aber irgendwie werde ich mit der ganzen Sache trotzdem nicht warm. Vielleicht hat die Truppe für einmal etwas zu sehr auf die Massentauglichkeit geachtet.

Und wir bleiben gleich in der Welt der Musikvideos. «The Eagle Flies Alone» ist nämlich ebenfalls mit einem Clip auf YouTube vertreten. Die Bilder sind jedenfalls ganz grosses Kino. Die ganze Geschichte wurde scheinbar auf einem wilden, ungezähmten Fleckchen Erde aufgenommen. Eine absolut gelungene Inszenierung. Arch Enemy scheinen im Jahre 2017 definitiv experimentierfreudig geworden zu sein und scheuen sich auch nicht vor kleineren Ausflügen über die Genre-Grenze hinaus. So beherbergt dieser Song den einen oder anderen Riff aus der Power Metal-Ecke. Ich kann durchaus nachvollziehen, weshalb Alissa und ihre Jungs «The World Is Yours» und «The Eagle Flies Alone» als Single-Auskoppelungen auserkoren haben. Nichtsdestotrotz zählen beide Songs für mich bisher zu den schwächeren Nummern des Albums.

Den wohl mutigsten Schritt unternehmen Arch Enemy allerdings mit der Ballade «Reason To Believe». Bandchef Michael hat es bereits in früheren Interviews angetönt. Nun wird es zur Tatsache. Frontröhre Alissa präsentiert uns auf diesem Stück mehrheitlich klaren Gesang. Und das macht sie verdammt gut. Gänsehaut-Momente sind bei der Zuhörerschaft sicherlich garantiert. Trotzdem wird wahrscheinlich genau dieses Experiment teilweise auch hitzige Debatten unter den Anhängern der Schweden auslösen. Wie gesagt, ich persönlich finde die Sache äusserst gelungen. Ex-Sängerin Angela Gossow hat eindeutig das bösere Stimmorgan, aber Alissa besticht dagegen auf der Gegenseite mit Facettenreichtum. Mit diesem Song setzt die Nummer ein deutliches Zeichen für die neue Arch Enemy-Ära.

Bei «Murder Scene» geht’s dann schliesslich wieder gewohnt hart und temporeich zur Sache. Kreischende Gitarren und ein unermüdlicher Schreihals am Mikrofon. Melodiös, mitreissend und wuchtig. Die Angst vor einer allfälligen Verweichlichung der Band ist dank Liedern wie diesem überflüssig.

«First Day In Hell» wird zu Beginn durch einen Riff geprägt, welcher geradesogut aus der Feder von Slayer stammen könnte. Anschliessend sorgt der Rhythmus für schweisstreibende Arbeit bei den Nackenwirbeln der Zuhörerschaft. Die blauhaarige Kanadierin tobt sich abermals in den tiefen Tonlagen aus und beweist ein weiteres Mal, weshalb sie zur Crème de la Crème in Sachen «weibliche Growls» gehört.

Eine kurze Verschnaufpause bietet der nächste Instrumental-Track der Platte. «Saturnine». Epischer Chorgesang und markante Pianoklänge prägen das Stück. Hört sich so an, als sollte man diese Erholungsphase unbedingt geniessen, da wohl gleich wieder ordentlich auf den Putz gehauen wird.

Nicht ganz. «Dreams Of Retribution» startet ebenfalls ruhig. Aber nach rund 30 Sekunden geht dann doch wie erwartet erneut die Post ab. Zwischenzeitlich liefern sich Drums und Keyboard ein interessantes Duell. Die Schweden scheinen neuerdings immer für eine Überraschung gut zu sein. Mit einer Spielzeit von 06:40 Minuten haben wir es hier sogar mit dem längsten Track von «Will To Power» zu tun. Der stimmungsvolle Schlussteil rundet die ganze Nummer sauber ab.

«My Shadow And I» galoppiert richtig flott durch die Gehörgänge. Die Gitarrenfraktion und die Dame am Mikro halten das hohe Niveau weiterhin aufrecht. Selbstverständlich dürfen auch hier die Headbanger-Momente nicht fehlen. Und ja, von Alissa lässt man(n) sich schliesslich gerne freiwillig anbrüllen, nicht wahr?

Der reguläre Teil des Albums endet mit dem Track «A Fight I Must Win». Mit einer Spielzeit von 06:35 Minuten gehört dieser ebenfalls zu den längeren Kalibern des Silberlings. Michael und Jeff dürfen sich nochmals so richtig austoben und lassen ihre Äxte sprechen. An der Gesangsfront kümmert sich Madame White-Gluz in gewohnt souveräner Manier um den Rest. Der Song verfügt definitiv über ein paar eingängige Passagen und kann dadurch berechtigterweise als würdiges Finale verstanden werden.

Glückliche Besitzer der Limited Edition von «Will To Power» erhalten dann allerdings nochmals ein zusätzliches «Zückerli». Arch Enemy wagen sich an ein Liedchen der englischen Punk-Truppe Charged G.B.H. heran. Leider konnte ich nicht eruieren, weshalb sich die Schweden ausgerechnet für ein Stück dieser Band entschieden haben. Hörbar ist die Cover-Version jedoch allemal.

FAZIT

Wenn wir uns ausschliesslich auf die neue Arch Enemy-Ära beziehen, ist «Will To Power» ganz klar nochmals eine Steigerung im Vergleich zum Vorgänger «War Eternal». Die Truppe scheint sich nun definitiv gefunden zu haben und sitzt fest im Sattel. Ich bin davon überzeugt, dass sowohl Alissa White-Gluz als auch Jeff Loomis in Zukunft zu noch wichtigeren Faktoren für das Erfolgsrezept der Schweden heranwachsen werden. Insbesondere die kanadische Frontröhre ist nun definitiv im Arch Enemy-Gefüge angekommen. Ihr variantenreiches Stimmenspektrum lässt gar so mutige Experimente wie das Stück «Reason To Believe» zu. Aber auch sonst lassen sich auf dem zehnten Studioalbum der Band zahlreiche energiegeladene Hymnen finden. Ironischerweise vermögen einzig die beiden bisher rausgehauenen Singleauskoppelungen «The World Is Yours» und «The Eagle Flies Alone» nicht ganz mit dem Rest der Scheibe mitzuhalten.

Mitte Januar des nächsten Jahres wird es übrigens Gelegenheit geben, die neuen Nummern auf Schweizer Boden in Aktion zu erleben. Arch Enemy gastieren nämlich am 15.01. zusammen mit Wintersun, Tribulation und Jinjer im Zürcher Komplex. Dieses Monster-Paket dürfen sich Anhänger der melodiösen Metal-Sparte keinesfalls entgehen lassen.

Reinhören und Special Edition portofrei bestellen

Trackliste Arch Enemy – Will To Power (Limited Edition)

  1. Set Flame To The Night
  2. The Race
  3. Blood In The Water
  4. The World Is Yours
  5. The Eagle Flies Alone
  6. Reason To Believe
  7. Murder Scene
  8. First Day In Hell
  9. Saturnine
  10. Dreams Of Retribution
  11. My Shadow and I
  12. A Fight I Must Win
  13. City Baby Attacked By Rats (Bonus Track – Charged G.B.H. Cover)

Line Up – Arch Enemy 

  • Alissa White-Gluz − vocals
  • Michael Amott − lead and rhythm guitar
  • Jeff Loomis − lead guitar
  • Sharlee D’Angelo − bass guitar
  • Daniel Erlandsson − drums

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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22.09.2017
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