Metalinside.ch - The New Roses - Brienzersee Rockfestival 2017 - Foto Kaufi
Fr, 4. August 2017

Brienzersee Rockfestival – mit Pretty Maids, Hardline u.a.

Seestrasse (Brienz, CH)
/ 04.09.2017

Brienzersee Rockfestival – Gratulation zum 30.!

Das Brienzersee Rockfestival feiert Geburtstag: Bereits zum 30. Mal wird am idyllischen Brienzersee gerockt und auch dieses Jahr locken die Veranstalter die Fans mit hochklassigen Bands an. Der Freitag hat’s mir angetan: Eine geballte Ladung feinster Hardrock – mit einem Abstecher Richtung Melodic Metal – steht auf dem Programm.

Da kann ich nicht fehlen! Also: Badehose einpacken, Kameras ins Auto und los geht’s ins Berner Oberland. Mit meiner Frau Nicky, die sich auf ihren Job als Knipserin und auf den Headliner freut…

In Brienz angekommen heisst es sofort: Bändeli holen und rein ins Getümmel. Äähm – nein, von Getümmel kann eigentlich keine Rede sein. Das Zelt ist noch sehr leer – aber es spielt auch niemand im Moment. Die Leute sitzen dafür draussen, trinken Bier und gönnen sich eine Abkühlung im See. Was eine gute Idee ist – ich bin dann mal weg… *pflatsch*

Tortilla Flat

Irgendwann hört man Dudelsack-Töne. Ah, da kommt eine Band. Schweizer, aus Langenthal, wenn ich das richtig gehört habe. Tortilla Flat heissen die und spielen Musik, die perfekt in ein Irish Pub passen würde. Inwiefern das alles Cover Versionen sind, vermag ich nicht zu sagen, aber Nummern wie „Whisky In The Jar“ und so kennt man natürlich. Gemütlicher Soundtrack um draussen am See und im See zu relaxen. Gegen Ende des Gigs geh ich dann doch mal noch ins Zelt rein, da wird die Band von mehreren Dutzend Fans bejubelt. Nach dem abschliessenden Berner Marsch werden – allerdings vergeblich – vehement Zugaben gefordert. Der Zeitplan…

The New Roses

The New Roses – dreckiger Hardrock, der immer für gute Laune sorgt. Es ist mein viertes Konzert, welches ich von den Deutschen erlebe. Und meine Fresse: Die hauen mich (und nicht nur mich!) zu Beginn aber richtig weg! Mit „Thirsty“ geht’s los – also grad mal passenderweise noch einen Schluck nehmen. Mit „Gimme Your Love“ und „Dead Man’s Voice“ folgen nochmals zwei bekannte Songs, bevor der permanent strahlende Fronter Timmy Rough und seine Bande mit „Life Ain’t Easy (For A Boy With Long Hair)“ die erste Nummer des neuen Albums raushauen. „One More For The Road“ wird das Ding heissen und erscheint Ende August. Aber dies nur so nebenbei.
Zu „Life Ain’t Easy“ existiert bereits ein cooler Videoclip und auch das Stück selbst sorgt für prima Laune, ein richtiger Feel-Good Rocker. Und macht irgendwie Durst. Ist aber auch recht warm so im Zelt.

Mit „Whisky Nightmare“ folgt der zwischenzeitliche Höhepunkt, die Fans sind endgültig im Partymodus angekommen. Nach „It’s A Long Way“ flacht das dann zwar etwas ab, irgendwie ist da eine Phase, in welcher der Funke nicht richtig springen will. An der Spielfreude der neuen Rosen kann dies allerdings nicht liegen, die geben weiterhin Vollgas, und spätestens bei „Johnny B. Goode“ steigt auch die Stimmung auf der anderen Seite der Bühne wieder an. Nach 90 intensiven Minuten werden die Wiesbadener mit viel Applaus verabschiedet und nicht nur meine bessere Hälfte ist schwer begeistert. Starker Auftritt, zweifellos!

The Quireboys

Grossbritannien und Glam Metal? Doch, das hat’s gegeben. Besser: Es gibt’s immer noch (oder wieder…): Die Quireboys sind wahrlich keine Unbekannten. Rein optisch sticht natürlich Sänger Spike mit Kopftuch und grossem Ohrring heraus, auch dank seiner Kleidung sieht er eher nach Zigeuner (nicht abwertend gemeint!) aus als nach Rocksänger. Nun, musikalisch kenne ich ehrlich gesagt nichts von den Briten. Und vielleicht liegt es auch am schönen Wetter, dass ich mich recht schnell wieder aus dem Zelt an die Sonne verziehe. Somit kann ich nicht allzu viel über die Quireboys sagen, ausser das immer mal wieder tüchtig Applaus zu hören ist vom Publikum.

Hardline

Hardline haben vor 25 Jahren eines der besten Debut-Alben aller Zeiten veröffentlicht. „Double Eclipse“ ist ein Hardrock Meisterwerk, unter anderem kreiert vom Journey Gitarrengott Neil Schon und dem dazumal unbekannten Sänger Johnny Gioelli sowie dessen Bruder Joey. Doch nachdem Schon und Drummer Deen Castronovo kurz darauf der Band bereits wieder den Rücken kehrten, drohte das schnelle Aus. Der Nachfolger „II“ erschien daher auch sagenhafte zehn Jahre später mit ziemlich umgekrempelten Line-Up. Der Fronter hat zudem unterdessen bei Axel Rudi Pell angeheuert und sich da in längstens unentbehrlich gemacht.

Mit unterschiedlichen Musikern gab es über die Jahre immer mal wieder das eine oder andere Lebenszeichen, einzige Konstante ist allerdings nur Johnny. Und seit 2011 der Keyboarder Alessandro Del Vecchio. Im letzten Jahr erschien mit „Human Nature“ das nunmehr fünfte Studioalbum, welches zumindest andeutungsweise an alte Glanzzeiten erinnern kann. Mal schauen, wie das live jetzt so tönt!

Neben Johnny und Alessandro steht Josh Ramos an der Gitarre auf der Bühne, am Bass ist hingegen auch wieder ein (temporärer?) Wechsel passiert. Aber der Mann mit Bart sieht wirklich nicht aus wie Anna Portalupi… Drummer Franceso Jovino komplettiert dann die heutige Formation.

Hardline starten mit dem Opener des aktuellen Werkes „Where Will We Go From Here“. Eines wird sofort klar: Auch wenn die Mucke softer ist als der Stoff von Axel Rudi Pell – Johnny hält sich nicht zurück! Von der ersten Sekunde an rennt er über die Bühne, schüttelt seinen Kopf, schneidet Grimassen, strahlt übers ganze Gesicht, singt wie ein junger Gott, post für die Kameras. Kurz: Der Sänger bietet das volle Programm! Da vergisst man beinahe, dass da noch andere Musiker auf der Bühne stehen… Was vor allem bei Josh Ramos schade wäre, denn der Kerl zaubert ein paar schicke Solis aus seinen sechs Saiten.

Die musikalischen Highlights sind natürlich all die Songs von „Double Eclipse“. Nichts, rein gar nichts ist hier von der ursprünglichen Magie verloren gegangen! Auch wenn Titel wie „Human Nature“ oder auch „Trapped In Muddy Waters“ wirklich anständig sind: Gegen „Takin‘ Me Down“, „Hot Cherie“ oder das überragende „Life’s A Bitch“ wirkt alles andere einfach blass. Kein Wunder, dass das generell hohe Stimmungsbarometer gegen Ende nochmals deutlich in die Höhe geht! Die wunderschöne Ballade „In The Hands Of Time“, das treibende „Everything“ – und das hymnenhafte „I’ll Be There“: Schlicht grossartig! Mit dem Rausschmeisser „Rhythm From A Red Car“ werden auf und vor der Bühne nochmals die letzten Reserven mobilisiert, dann verabschieden sich Johnny und seine Mannen. Nicht wenige im Publikum sagen bereits, dass dies DER Auftritt des Weekends war! Meine Wenigkeit würde das allerdings (noch) nicht unterschreiben, schliesslich kommt da noch der Hauptact…

Setliste Hardline

  1. Where Will We Go From Here
  2. Takin‘ Me Down
  3. Dr. Love
  4. Human Nature
  5. Love Is Gonna Take You Home
  6. Trapped in Muddy Waters
  7. Drum Solo
  8. Life’s a Bitch
  9. Fever Dreams
  10. In the Hands of Time
  11. Everything
  12. Hot Cherie
  13. I’ll Be There
  14. Rhythm From A Red Car*

*Zugabe

Pretty Maids

Zeit für den Headliner. Zeit für Denish Dynamite: Pretty Maids sind zurück in der Schweiz! Nach dem furiosen Auftritt im Februar in Zürich ist’s klar, dass ich mir das heute nicht entgehen lassen will. Selbst wenn ich sie in zwei Tagen in Frankreich grad nochmals sehen werde…

Es hat sich was geändert: Drummer Alan Tschicaja hat die Band aus persönlichen Gründen verlassen, weil er mehr Zeit für die Familie haben will. Ein häufiger Trennungsgrund bei vielen Bands. Hat wohl „musikalische Differenzen“ als Hauptgrund Nummer 1 abgelöst… Allan Sorensen heisst sein Nachfolger und zumindest beim Vornamen müssen sich die übrigen Mitglieder nicht wirklich umgewöhnen. Der Neue macht übrigens einen sauguten Job. Zwar nicht ganz so spektakulär wie sein Namensvetter, aber äusserst solide und mit viel Rumms. Ebenfalls positiv auf den Sound wirkt sich Chris Laney aus, der neben den Keyboards immer mal wieder zur zweiten Gitarre greift und so Ken Hammer unterstützt.

Mit „Mother Of All Lies“ starten die Dänen in ihren 90-minütigen Gig, mit dem geilen Headbanger „Kingmaker“ und „Heaven’s Little Devil“ folgen gleich zwei neue Songs hintendrein, bevor mit „Red, Hot And Heavy“ der erste Klassiker ausgepackt wird. Dieser scheint neuerdings einen sehr frühen Spot im Set zu haben, das war sonst immer eine typische Zugabe. Passt natürlich auch so! Während die Fans Klassiker der Marke „Rodeo“ abfeiern, fällt mir auf, dass die Band heute nicht ganz so spritzig und agil scheint wie sonst. Schwierig, das an irgendwas festzumachen, und schlussendlich zocken die Herren ihre Songs wie gewohnt in prima Qualität – doch irgendwie wirken Ronnie und Co einfach etwas müde. Der Stimmung tut das allerdings keinen Abbruch, „Pandemonium“ und vor allem das harte „I.N.V.U.“ sind die nächsten Höhepunkte und das abschliessende „Little Drops Of Heaven“ ist emotional wie eh und je.

Die Zugaben bestehen natürlich nur aus Klassikern. „Back To Back“, „Future World“. Ronnie bedankt sich fürs Kommen und erklärt, dass sie am folgenden Tag bereits wieder in Schweden auf der Bühne stehen werden. Dass sie hingegen in weniger als 48 Stunden auch in Colmar noch zur Arbeit antreten, erwähnt er nicht mal… Krasses Reiseprogramm, zweifellos! „Love Games“ ist der Schlusspunkt, bei dem endgültig geklärt wird, dass der Zylinder von Basser René Shades NICHT angeschraubt ist! Ronnie klaut Shades‘ Kopfbedeckung, dieser klaut daraufhin den Hut von Ken Hammer und was Ronnie in der Zwischenzeit mit seiner „Beute“ anstellt, bleibt besser unerwähnt… Trotz allem: Den Spass haben Pretty Maids definitiv nicht verloren!

Insgesamt ein weiterer sehr guter Auftritt der Nordlichter, auch wenn ich sie schon besser erlebt habe. Doch selbst das reicht aus, um den grössten Teil der Konkurrenz vor Neid erblassen zu lassen. Pretty Maids und schlechte Konzerte? Nein, das ist einfach nicht möglich!

Setliste Pretty Maids

  1. Mother of All Lies
  2. Kingmaker
  3. Heavens Little Devil
  4. Red, Hot and Heavy
  5. Yellow Rain
  6. Rodeo
  7. Walk Away
  8. Pandemonium
  9. Another Brick in the Wall / I.N.V.U.
  10. Bull’s Eye
  11. Little Drops of Heaven
  12. Back to Back*
  13. Future World*
  14. Love Games*

*Zugaben

Fanzit

Mittlerweile ist Mitternacht lange vorbei. Es sind doch einige Zuschauer, die sich auf dem Heimweg machen oder auf dem angrenzenden Zeltplatz ihre Schlafstelle aufsuchen. Ausgepowert und müde nehmen auch Nicky und ich die Heimfahrt in Angriff. Die letzte Band des Tages, Kiss Forever, verpassen wir dadurch.

Spass hat’s gemacht! Das Brienzersee Rockfestival besticht einfach durch die tolle Lage, organisatorisch gibt’s auch nichts wirklich zu bemängeln. Und wenn die gebuchten Bands dann auch stimmen, gibt’s keinen Grund diesen Anlass nicht zu besuchen! Happy 30th Birthday!


Wie fandet ihr das Festival?

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