Brother Firetribe - Werk21 Zürich 2017 (Flyer)
Mi, 1. November 2017

Brother Firetribe, Shiraz Lane

Dynamo Werk 21 (Zürich, CH)
22.11.2017
Brother Firetribe - Werk21 Zürich 2017 (Flyer)

Von wegen unterkühlte Finnen! 

Ein rockiger und melodiöser Abend im Werk 21 des Dynamo-Gebäudes. Zuerst brachten Shiraz Lane die Mädels zum Kreischen, ehe anschliessend ihre Landsleute von Brother Firetribe eine souveräne Headliner-Show aufs Parkett legten. Alles Weitere entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Konzertbericht. 

Meine Nightwish-Odyssey geht in die nächste Runde. Die Truppe selbst mag zwar im laufenden Jahr eine Schaffenspause eingelegt haben, allerdings sind die einzelnen Mitglieder alles andere als untätig. Vor ein paar Tagen gastierte Basser Marco Hietala zusammen mit Delain im Z7. Nun stattet heute Abend Gitarrist Emppu Vuorinen der Schweiz ebenfalls einen Besuch ab. Unterwegs ist der kleine Mann jedoch mit seiner anderen Kapelle: Brother Firetribe. Die finnischen Melodic Rocker zelebrieren auf der laufenden Tour ihr 15-jähriges Bestehen. Unterstützung erhalten sie dabei von den Jungspunden Shiraz Lane. Lasst euch nicht vom Namen täuschen. Die Jungs stehen nicht für irgendeinen Rotwein, sondern viel eher Hard Rock und Glam Metal. Beide Gruppen sind mir bereits bekannt und ich freue mich auf die anstehenden Auftritte.

Pünktlich zur Türöffnung treffe ich am Ort des Geschehens ein. Veranstalter Gadget hat diese auf 19.30 Uhr angesetzt. Eine kleine, schwarzgeleitete Menschentraube tummelt sich bereits vor dem Eingangsbereich. Na dann, hinein ins Getümmel. Im Innern folgt zuerst einmal die Überprüfung der sanitären Anlagen. Danach steht der nicht minder wichtige Besuch des Bartresens auf dem Programm. Die Artikel des sich direkt daneben befindenden Merchandise-Standes sprechen mich dagegen nicht wirklich an. Mein Geldbeutel bleibt wohl – zumindest diesbezüglich – heute Abend in der Hosentasche.

Shiraz Lane

Um 20 Uhr wird es schliesslich Zeit für den ersten Act des Abends. In der ersten Reihe kleben beinahe ausschliesslich junge Mädels am Bühnenrand. Als die Finnen dann zur Tat schreiten, ertönt ein beinahe ohrenbetäubendes Gekreische. Steht hier etwa eine Boygroup vor uns oder werden wir effektiv eine Rock-Show erleben? Meine Vorurteile kann ich jedoch ziemlich rasch begraben. Jani Laine und Miki Kalske kitzeln von Beginn weg coole Soli aus ihren Saitenköniginnen heraus. Sänger Hannes Kett verfügt über ein solides Stimmchen. Besonders beeindruckend sind die hohen Tonlagen, welche er problemlos zu meistern scheint. Zudem wird er nicht müde, das Publikum regelmässig zu animieren. Dies zeigt schon bald Wirkung. Das nicht schlecht gefüllte Werk 21 klatscht brav mit.

Sowohl soundtechnisch als auch in Sachen Outfits kann man Shiraz Lane zweifelsohne mit ihren Landsleuten von Santa Cruz oder Reckless Love vergleichen. Mit den Erstgenannten sind Hannes und Co. sogar befreundet. Stellenweise sind ausserdem gewisse Steel Panther-Elemente hörbar. Momentan werkeln die jungen Hüpfer an ihrem zweiten Silberling, der Anfang des kommenden Jahres erscheinen sollte. Die erste Single-Auskopplung «Harder To Breathe» findet jedenfalls schon einmal den Weg in die Setliste des heutigen Abends. Stimmlich erinnert mich Hannes bei diesem Stück sogar phasenweise an einen gewissen Johnny Gioeli.

Ich durfte Shiraz Lane schon einmal auf Schweizer Boden in Aktion erleben. Im Oktober des vergangenen Jahres waren sie zusammen mit den Monster-Rockern Lordi in Pratteln zu Gast. Beim heutigen Auftritt wirken die Jungs auf mich nochmals ein Spürchen stärker. Ihre Energie und Spielfreude ist jedenfalls unglaublich ansteckend. Selbst anwesende Metalheads, die gemäss ihren Shirts sonst offenbar eher härtere Bands hören, lassen sich zum gelegentlichen Mähneschütteln hinreissen. Bei der letzten Nummer «Out There Somewhere» wagen Bassist Joel Alex und sein Sänger gar noch einen Abstecher ins Publikum. Mission «Einheizen» absolut erfüllt.

Brother Firetribe

Der Headliner darf sich an einem gut besuchten Dynamo-Kellergewölbe erfreuen. Die Shiraz Lane-Anhängerinnen stehen nach wie vor an vorderster Front und scheinen offenbar ebenfalls bei den Herren von Brother Firetribe einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Sänger Pekka Ansio Heino erkennt die Mädels nämlich sofort wieder. Wahrscheinlich ist es schon an einem der Deutschland-Konzerte vor ein paar Tagen zu einer ersten Begegnung gekommen. Der Frontmann ist generell bestens gelaunt und hat stets ein Lächeln auf den Lippen. Vom Aussehen her könnte er zweifelsohne als Paradeschwiegersohn durchgehen. Doch an ihm ist definitiv auch ein Comedian verloren gegangen. So informiert er das Publikum selbstironisch darüber, dass die Band in ihrer 15-jährigen Karriere bloss zwei grössere Tourneen durchgeführt und lediglich vier Alben rausgehauen hat. Sie seien nun einmal faule Säcke. Schallendes Gelächter ist die Antwort. Zudem versucht er sich gar am Schweizerdeutsch. Sein «sehr guet» klingt überraschend authentisch. Was es dagegen mit seiner speziellen Betonung des Wörtchens «anyway» auf sich hat, kann ich leider nicht eruieren. Muss irgendein Insider oder so etwas sein.

Im musikalischen Bereich ging ich mit den Finnen respektive ihrem aktuellen Silberling «Sunbound» zuletzt etwas hart ins Gericht (das Album-Review findet ihr ebenfalls auf unserer Homepage). Glücklicherweise ist die Gefahr an einer Überdosis «Happy-Metal» zu erkranken während des heutigen Auftritts äusserst gering. Live wirken die Songs mitreissend und entpuppen sich als wahre Stimmungskanonen. «Indelible Heroes» ist beispielsweise eine gelungene Mitsing-Hymne. Da lässt sich das Publikum nicht lange bitten. Für mich klingen gewisse Stücke einfach nach wie vor nach einem «Miami Vice»- oder «Baywatch»-Soundtrack. Diesen 80er-Jahre-Hauch verdanken wir primär Tastenklimperer Tomi Nikulainen. Bei «Taste Of A Champion» macht Strahlemann Pekka plötzlich Witze über Pilze. Der Song wurde ja von der finnischen Supermarktgruppe Prisma für eine ihrer Kampagnen benutzt.

In Sachen Popularität ist der eigentliche Star der Feuerstamm-Gebrüder aber ganz eindeutig Klampfer Emppu Vuorinen. Fairerweise ist allerdings zu erwähnen, dass dies hauptsächlich an seinem Engagement für die Symphonic Metal-Giganten Nightwish liegt. Diva-Allüren sucht man beim kleinen Mann vergebens. Er drängt sich heute Abend auch überhaupt nicht in den Vordergrund, sondern gibt gewohnt konzentriert seine Gitarrenkünste zum Besten. Dabei schneidet er immer wieder Grimassen. Jep, Emppu hat sichtlich Spass auf der Bühne und wirkt unglaublich sympathisch.

Selbstverständlich berücksichtigen Brother Firetribe aufgrund ihres Jubiläums auch ihre älteren Werke. Die Fans kriegen Hymnen wie «One Single Breath», «For Better Or For Worse», «I’m On Fire» oder das kraftvolle «Heart Full Of Fire» zu hören. Letztgenannte Nummer erlangte insbesondere durch die Beteiligung von Anette Olzon, welche damals noch bei Nightwish für den Gesang verantwortlich war, Kultstatus und wurde auch ausserhalb der finnischen Landesgrenze gespielt. Heute muss das Quintett die ganze Geschichte alleine performen – und das gelingt ihnen souverän. Zudem gibt’s tatkräftige Unterstützung aus den Publikumsreihen. Anschliessend verschwinden die Finnen hinter der Bühne. Doch die Masse verlangt lauthals nach einer Zugabe. Und schon tauchen die Herrschaften wieder auf. Zum Abschluss gibt’s das starke «I Am Rock».

Das Fanzit

Von wegen unterkühlte Finnen! Das waren ohne Zweifel zwei mitreissende und schweisstreibende Auftritte. Zudem sammelten beide Bands massenhaft Sympathiepunkte. Aus organisatorischer Sicht ging alles glatt und auch die Soundqualität konnte sich definitiv hören lassen. Sowohl Brother Firetribe als auch Shiraz Lane dürfen der Schweiz überaus gerne wieder einmal einen Besuch abstatten. Finnische Bands und das Werk 21 – diese Kombination scheint einfach zu funktionieren. Da wurden bei mir beispielsweise Erinnerungen an den gelungenen Abend mit Reckless Love und Santa Cruz im März des vergangenen Jahres.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Shiraz Lane

  1. Wake Up
  2. Carnival Days
  3. Begging For Mercy
  4. Harder To Breathe
  5. People Like Us
  6. Story To Tell
  7. For Crying Out Loud
  8. Mental Slavery
  9. Out There Somewhere

Setliste – Brother Firetribe

  1. Sunbound / Help Is On The Way
  2. Indelible Heroes
  3. One Single Breath
  4. Heart Of The Matter
  5. For Better Or For Worse
  6. Shock
  7. Taste Of A Champion
  8. I’m On Fire
  9. Give Me Tonight
  10. Heart Full Of Fire
  11. I Am Rock*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

22.11.2017
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