Metalinside.ch - Nazareth - Hall of Fame Wetzikon 2017 - Foto Nicky
Do, 23. November 2017

Nazareth, Razzmattazz

Hall of Fame (Wetzikon, CH)
/ 02.12.2017

Ein Hauch von Nostalgie – Nazareth gastieren in Wetzikon

Sie sind nicht unterzukriegen: Die Schotten von Nazareth starten ihre aktuelle Europatour in der Schweiz. Das Hall of Fame ist an diesem kalten Donnerstagabend gut gefüllt und bereit für eine Ladung Nostalgie!

Razzmattazz

Doch bevor wir uns auf Zeitreise begeben, gibt’s erstmal noch etwas Rock’n’Roll auf die Lauscher. Razzmattazz übernehmen den Auftrag als Anheizer. Die Band existiert seit 2011, kommt aus Süddeutschland und konnte offenbar schon mehrfach den „Deutschen Rock- und Pop Preis“ in verschiedenen Kategorien einheimsen. Ich geb‘s aber zu: Ich hab noch nie etwas von ihnen gehört bis jetzt…

Fronter Tom Schaupp und seine drei Mitstreiter lassen jedenfalls nichts anbrennen und legen los wie die Feuerwehr. Da beginnt nicht nur bei mir ein kleines Nackenmuskel-Training. Stilistisch geht’s in die Richtung (alte) AC/DC, auch Krokus dürften zu den Einflüssen zählen, und nicht nur das T-Shirt eines herumwuselnden Helfers erinnert mich auch an die New Roses.

Schaupp erklärt dann auch erstmal wie man den Bandnamen RICHTIG ausspricht – scheint offenbar nicht immer so einfach zu sein… Schon früh liefern Razzmattazz eine Verschnaufpause in Form einer Ballade, bevor mit „Son Of A Gun“ und vor allem „Rock’n’Roll Hero“ zwei richtige Highlights folgen. Das Publikum sieht’s ähnlich und feiert bereits tüchtig mit. Zum Abschluss gibt’s eine richtig gut gespielte Version von AC/DC’s Klassiker „Let There Be Rock“. Razzmattazz haben einen starken Job abgeliefert und sich mit Sicherheit einige neue Fans erspielt!

Nazareth

Es ist noch selten passiert, dass ich eine Band gesehen habe, die älter ist als ich selbst… Heute Abend ist es allerdings so! Nazareth wurden 1968 gegründet, die werden nächstes Jahr sagenhafte 50 Jahre alt! Die Zeit hat allerdings Spuren hinterlassen, so ist einzig Bassist Pete Agnew das einzig verbleibende Originalmitglied, der Originaldrummer Darell Sweet ist bereits vor der Jahrtausendwende verstorben und der unvergleichliche Fronter Dan McCafferty ist gesundheitlich so angeschlagen, dass er nicht mehr weitermachen konnte. Sein Nachfolger („Ersatz“ ist wohl das falsche Wort!) heisst Carl Sentance, ist Waliser und war bei der Gründung von Nazareth gerade mal acht Jahre alt… Aber nun genug Geschichtsstunden. Wollen wir mal hören, was die alten Herren noch zu bieten haben!

Mit „Silver Dollar Forger“ vom 1974er Album „Rampant“ starten die Schotten in ihren Gig. Eine Steilvorlage für die ältere Garde im Publikum und Sentance zeigt sich bereits jetzt als äussert agiler Bandleader. Und seine Stimme – krass! Der Kerl ist sehr nahe am Original, ob bewusst oder unbewusst sei dahin gestellt – aber sicher ist er die beste Option nach McCafferty!

Nazareth bleiben grad in den 70ern. Nach „Miss Misery“ folgt mit dem schnellen „Razamanaz“ der erste Überhit, direkt vom absolut genialen „This Flight Tonight“. Für mich immer DAS Highlight, obwohl der Song ja eigentlich ein Cover von Joni Mitchell ist…

Eine fast 50-jährige Karriere hat natürlich eine riesige Auswahl an Hits zur Folge. So kann man auch eine absolute Killerballade wie „Dream On“ bereits sehr früh im Set einbauen. Allerdings überzeugt mich die Nummer heute nicht so, wie sie sollte. Eigentlich ein fantastischer Song, der heute aber einfach nicht klickt. Das ist mit dem darauffolgenden „Shanghai’d in Shanghai“ dann wieder ganz anders! Das ist arschcoole 70er Mucke, bei der auch Pete Agnew seine guten Sangeskünste zum Besten geben darf.

Nazareth bleiben fast ausschliesslich in dieser Ära. Und nun hat’s zumindest für mich den einen oder anderen Hänger drin. Vielleicht bin ich schlussendlich auch zu wenig vertraut mit ihrem Material, aber ein „Expect No Mercy“ oder auch das abschliessende und recht langatmige „Morning Dew“ hauen mich jetzt nicht gerade um. Doch es gibt zum Glück ja noch massig weitere Highlights! „Hair Of The Dog“ natürlich. Und „Love Hurts“. Grossartig – ein anderes Wort gibt’s kaum dafür! Manch eine(r) verdrückt heimlich eine Träne, das sind grosse Emotionen. (Wer sich selbst davon überzeugen will, findet sicher die Beweise auf Youtube. Denn dutzendfach werden hier Handys hochgehalten für Videos in mieser Qualität…) Übrigens: Auch „Love Hurts“ ist eine Cover Version, nämlich von den Everly Brothers…

Wie bereits erwähnt bildet „Morning Dew“ (NOCH ein Cover, von Bonnie Dobson) den Abschluss des regulären Teils. Doch die Fans fordern lauthals noch einen Nachschlag. Denn einen Song wird uns kaum vorenthalten… So ist es auch: Die Schotten stürmen nochmals raus und zocken ein hammermässiges „Broken Down Angel“, bei dem Sentance ein letztes Mal zeigt, dass er wirklich sehr nahe am Original ist!

Das Fanzit

90 Minuten Nostalgie – Nazareth zelebrieren die alten Tage. Zwar ist nicht alles ganz perfekt, aber die Herren haben ihr Handwerk nicht verlernt und vermögen manch Jungspunde auch heute noch zu fordern! Die Schotten legen ihren Fokus klar auf die Frühwerke, der neueste Song ist „Turn On Your Reciver“ aus dem Jahre 1984! Die Performance verdient zudem noch aus einem anderen Grund Respekt, denn kurz vor Tourbeginn ist ihr langjährige Gitarrentechniker verstorben. Und Nazareth ziehen ihr Ding durch nach dem Motto „The Show Must Go On“. Hut ab! Insgesamt ein sehr starkes Konzert, welches nur zufriedene Fans hinterlässt. In dieser Verfassung werden Nazareth kaum in Rente gehen…

Setliste Nazareth

  1. Silver Dollar Forger
  2. Miss Misery
  3. Razamanaz
  4. This Flight Tonight
  5. Dream On
  6. Shanghai’d in Shanghai
  7. My White Bicycle
  8. Turn On Your Receiver
  9. This Month’s Messiah
  10. Sunshine
  11. Beggars Day
  12. Changin‘ Times
  13. Hair Of The Dog
  14. Expect No Mercy
  15. Love Hurts
  16. Morning Dew
  17. Broken Down Angel*

*Zugabe

Fotos von Nazareth, Razzmattazz in der Hall of Fame (Nicky)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 02.12.2017
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