Metalinside (MI): Hallo zusammen. Wir sind Metalinside – ein Webzine aus der Schweiz – und fokussieren uns auf alles was rockt und authentisch ist.
Fuchs: (Schaut auf mein Visitenkärtchen und sagt verwundert) Eine GmbH schon? (wir lachen).
MI: Ja, hat sich grad so ergeben. Ich hatte eine andere Firma und es war günstiger die umzubenennen als zu liquidieren. Wie geht‘s euch? Ihr habt vorher erwähnt, dass ihr müde seid. Warum?
Fuchs: Ich weiss nicht, weil wir schon lange unterwegs sind.
Ady: Wir waren ja schon einen Tag eher da.
Fuchs: Man versucht natürlich auch was von der Party mitzunehmen und nicht nur konzentriert zu sein. Aber es fällt unheimlich schwer sich auf die Shows zu konzentrieren, weil so viel rundherum ist.
Ady: Also hier auf jeden Fall, ja.
Fuchs: Es ist ein Zirkus, ein Entertainment Park. Also so was habe ich auch noch nicht erlebt.
MI: Das ist somit auch der Hauptunterschied zu einem „normalen“ Festival?
Ady: Ja, das viel mehr Rummel ist.
Fuchs: Und das natürlich auf See stattfindet. In der Karibik. Also mehr geht einfach nicht. Ich weiss nicht, wo es noch hingehen soll. Ausser auf den Mond oder den Mars.
MI: Und wie lebt sich‘s dann auf der Cruise so? Intensiv?
Ady: Ja, intensiv. Also vier Tage reichen auch.
MI: Also ich habe eben zu Jan (Promotor der Cruise) gesagt, es sollten sieben Tage sein …
Fuchs: Oooh, ja, gut dann ohne spielen (lacht). Eigentlich (lebt sich’s) gut. Also es ist sehr luxuriös. Man hat jederzeit die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Das geht. Aber man hat natürlich auch so einen Erlebnishunger. Selbst wenn man schon viel gesehen hat. Das ist wirklich was Besonderes.
MI: Das mit dem zurückziehen … es gibt ja im Prinzip ausser die Kabinen keinen Backstage.
Fuchs: Ja, es gibt keine Trennlinie zwischen Musiker und Fan (lacht).
MI: Und ist das teilweise mühsam oder geniesst man das einfach?
Fuchs: Also hier ist es wunderbar. Weil die Leute haben nicht so den Drang, dich zu überfallen und festzuhalten, weil sie dich ja eh immer wieder sehen. Das geniesse ich sehr. Die Klopfen dir auf die Schulter, sagen gute Show, wollen ein Foto und Autogramm haben. Dann ist die Sache auch wieder erledigt.
MI: Und mit den anderen Bands. Ist das ein Familientreffen?
Fuchs: Ja, da ist es genauso. Die Hälfte davon kennt man ja, weil man mit denen schon auf Tour war oder von einem Festival. Die einen mag man mehr, die anderen weniger (lacht).
MI: Welches sind deine Favoriten? Welche mag man mehr?
Fuchs: (lacht kräftig). Wenn du nicht fragst, welche man nicht mag … Ja die Bands mit denen wir auf Tour waren. TÝR zum Beispiel sind grossartig und haben auch zwei grossartige Shows gespielt. Mit TURISAS waren wir schon zweimal unterwegs.
Ady: Ja, auf jeden Fall.
Fuchs: SUBWAY TO SALLY. ENSIFERUM, die haben uns vorher einen Eimer voll Bier vorbei gebracht, weil wir für deren Platte was eingesprochen haben. Ja, es ist eine grosse Familie, irgendwie. Also zumindest hier. Zumindest hat‘s hier so den Anschein.
MI: Als „Aussenstehender“ macht es auch einen solchen Eindruck. Und welche mag man nicht?
Fuchs: Das sage ich nicht (alle lachen).
MI: Das habe ich mir fast gedacht. Wie seid ihr auf die Cruise gekommen? Wurdet ihr angefragt? Ist das eine Geschichte, wo man zu sich sagt, da wäre ich gerne dabei? Mittlerweile kennt man die Cruise ja schon ein bisschen.
Fuchs: Ja, natürlich.
Ady: Wir hatten uns schon gefreut über die erneute Anfrage. Wir waren schon letztes Jahr angefragt worden.
Fuchs: Ich war zu dem Zeitpunkt (letztes Jahr) grade in Frankreich. Es war so verrückt. Ich bin aufgestanden und erzählte dem, mit dem ich dort war, ich hab was Komisches geträumt. Ich war in Miami. Wir haben eine Frau entführt. Es waren eine Menge Knarren dabei. Und von einer Bekannten von mir die Schwester. Er hatte sich das angehört … und 10 Minuten später klingelte das Telefon. Es war unser Manager dran und sagte, du musst sofort nach Hause, du musst nach Miami (lacht). Dann bin ich den Wald gegangen und hab einen Tag darüber nachgedacht und hab gesagt, nein, das geht nicht. Also ich war grad zwei Tage dort. Urlaub. Ist so bissle meine zweite Heimat da im Süden von Frankreich. Aber es hat ja dieses Jahr geklappt. Wir werden wahrscheinlich wieder gebucht. Vielleicht nicht nächstes Jahr aber übernächstes Jahr. Die Anfrage gab‘s schon. Ist halt noch nicht bestätigt.
Fuchs: Sehr grosses Pech. Wir haben auch geredet mit dem Andy Piller. Wir mussten es tun (schmunzelt in seiner typischen spitzbübischen Art).
MI: Ihr wusstet das schon vorher?
Beide: Ne, wir wussten es nicht.
Fuchs: Wir sind davon ausgegangen, dass eine Show irgendwie auf einer kleineren Bühne ist und eine an Deck. Aber es war wohl alles korrekt. Wir hatten den Mailverkehr nochmals gecheckt. Ich weiss nicht, wer das in die Runde geschmissen hat. Uns war klar, wir sind da oben. Wir hatten auch ein spezielles Set – sag ich mal – für da oben ausgearbeitet.
MI: Ja, für mich wär das auch klar gewesen (euch da oben zu sehen).
Ady: Es haben uns auch viele gefragt, warum spielt ihr nicht dort, aber das machen wir nicht aus.
MI: Heute Mittag war es bei eurer Show in der Lounge ja auch gut gefüllt.
Fuchs: Ja, ich dachte da steht niemand da um diese Zeit. Ich mein, ich weiss ja wie es mir ging als der Wecker abging.
MI: Ist das denn der Grund, warum ihr für nächstes oder übernächstes Jahr wieder angefragt wurdet, um dies zu kompensieren oder lief dies vorher schon?
Beide: (Kurzes Schweigen). Ja … (zögern mit einer Antwort).
MI: Soll ich den Recorder abstellen? Oder ihr sagt mir dann, was ich nicht schreiben darf…
Fuchs: So viele Bands gibt es ja gar nicht, vor allem die international spielen. Es gibt wenige Bands, die um die ganze Welt fahren. Dann sind wir halt einfach wieder dran.
MI: Wie weit herum kennt man die Reiter denn eigentlich?
Fuchs: Du meinst hier?
MI: Ja, grundsätzlich kennt man euch in Südamerika, in den USA?
Fuchs: Ein bisschen, wir haben ja in den USA Releases gehabt, zwei, und in Brasilien einen Release. Man kennt uns schon, aber wir haben noch nie (in diesen Ländern) getourt. Wir hatten mal das Angebot zu touren, aber das wäre ein finanzieller Wahnsinn gewesen. Deswegen haben wir abgesagt. Das geht halt einfach nicht.
MI: Bei vielen Bands ist es ja so, dass sie jetzt grad nach der Cruise eine Amerika Tour anhängen.
Fuchs: Ja, das passt. Machen wir ja auch, vier Tage.
Ady: Aber wie spielen nicht.
Fuchs: Ne, ne.
MI: Eine eigene Tour.
Fuchs: Key West.
Ady: Am Strand. (alle lachen).
Fuchs: Vielleicht ein paar Songs schreiben. Was heisst ein paar (lachen).
Ady: Wenn einer rauskommt, ist auch gut.
MI: Seit ihr aktuell fleissig am schreiben (neuer Songs)?
Fuchs: Joa, wenn wir die Möglichkeit hätten. Wir haben ja am Ende des Jahres noch ne Tour gespielt. Wir hatten echt viel zu tun. Und brennen eigentlich darauf mal endlich wieder zu schreiben oder was rauszubringen. Aber im Livebetrieb ist es halt einfach Hardcore. Mathias Nygård von TURISAS, der kommt aus dem Studio, fliegt hier her und geniesst nicht eine Minute, weil er ständig am Schreiben ist. Das ist mir dann zu viel. Zu überdreht. Wir waren letztes Jahr mal ne Woche in Tschechien, haben da ein paar Sachen geschrieben und auch gejammt. Und ebenfalls letztes Jahr haben wir uns ein Hausboot gemietet. Da ist ein bisschen Zeug rausgekommen. Aber da wird Zeit dafür sein. Wir spielen dieses Jahr ja nur 15 Shows. Das war‘s.
MI: Schreibt ihr grundsätzlich zusammen oder ist es auch so, dass jeder mit Vorschlägen kommt?
Fuchs: Das ist ganz unterschiedlich. Klar, die Melodie, also wir zwei Gitarristen schreiben eigentlich das Meiste, würde ich sagen. Liegt halt einfach am Instrument. Aber prinzipiell sind beim Arrangement alle dabei. Wir sind eine sehr probeintensive Band. Wir wohnen ja auch alle beisammen. Ist ja nicht so, dass einer da oder auf einem anderen Kontinent wohnt.
MI: Wir sind ja schon ein bisschen bei den Plänen für die Zukunft. Was sind so die unmittelbaren?
Fuchs: 15 Shows spielen (lacht). Songs schreiben, Songs schreiben, Songs schreien.
MI: Gibt‘s spezielle Projekte, die man gerne erfahren würde?
Beide: Joa …
MI: … zum Beispiel mit einem Orchester spielen …
Fuchs: Ja, ne. Es ist alles noch so jungfräulich, dass man noch gar nicht … also wir haben überlegt, ob wir eine Akustisch-Scheibe machen. Gehen aber schon wieder leicht davon weg. Es gibt Ideen und es muss halt einfach mal in irgendeine Form gebracht werden. Das sind wir uns selber noch nicht … also die Vision ist noch nicht ganz rund, sag ich mal. Wo es den hin gehen, wie es sein soll. Es wird auf jeden Fall einen Bruch geben. Also die Songs, die es jetzt schon gibt, sind komplett anders als was bisher vorher da war.
MI: Für ein reguläres Album oder für ein spezielles Projekt?
Fuchs: Über die Konfiguration haben wir uns (noch nicht wirklich entschieden) … da gibt‘s (Versionen) von, „wir machen ne Mini mit sieben Songs, mit ein paar Coverversionen von uns selber“, also völlig umarrangierte Songs, Akkustikversionen über Doppelalbum … es gibt(noch) so viele (Möglichkeiten).. wir wissen es einfach noch nicht.
MI: Wie ist denn der geplante Zeithorizont? 2014?
Fuchs: Ja, 2014 ist angedacht. Im Frühjahr. Oder war angedacht. Aber ich will mir Zeit lassen. Ich mach das jetzt schon so lange. Und immer alle zwei Jahre Album, Tour, Album, Tour …
MI: … ein bisschen Südfrankreich.
Fuchs: Jaaa, ein bisschen Gelassenheit. Altersgelassenheit (lacht).
MI: Was machst du denn in Südfrankreich?
Fuchs: Da entspanne ich mich (lacht).
MI: Hast du da ein Weingut oder so?
Fuchs: Eine Freundin von mir hat da ein Haus in (Départment) Ardèche. Wenn dir das was sagt.
MI: In den Bergen?
Fuchs: Ja, komplett. Das Gebirge geht bis 1600 Meter. Wir haben da auch schon nen Song geschrieben.
MI: (An Ady) Da dürft ihr auch hin?
Beide: Ja, klar.
Fuchs: Da kann man wunderbar die Welt vergessen. Eine ganz spannende Gegend die erst seit den 80ern wieder besiedelt ist. Da war eine Seidenspinnerei. Aber da ist alles zusammen gebrochen. Und ja, seit den 80er siedeln sich da viele Künstler, viele Bauern sag ich mal, so Selbstversorger an. Es ist unheimlich interessant. Leute aus allen Herrgottsländern. Viele junge Leute halt auch. Gibt ein gutes Selbstgefühl dort.
MI: Das inspiriert dann auch?
Fuchs: Ja, es ist so romantisch dort (lacht).
MI: Also, drum gibt‘s eine Akustiksession?
Fuchs: Jein, das spielt alles irgendwie eine Rolle. Man will sich ja als Künstler weiterentwickeln und nicht immer in der gleichen Sauce schwimmen. Zumindest wollen wir das. Als immer dasselbe, machen zu müssen. Wir haben uns ja über die Jahre auch relativ frei geschwommen – kreativ. Die Leute nehmen das auch an oder erwarten das ja schon fast. Man darf als Künstler jedoch auch nicht daran denken. Man sollte sich offen halten. Sofern man sagt, dass man Kunst macht und keine Dienstleistung. Dann muss das so sein. Man muss sich ja entwickeln. Wenn man fest steckt und tot ist, dann reicht ja die eine Platte, die man gemacht hat.
MI: Ja, dann müsste man nur eine Iron Maiden kaufen.
Fuchs: (lacht). Ja, das meine ich.
MI: Ihr habt ja in einem Song schon mehr Stilrichtung drin, als andere Bands überhaupt kennen.
Fuchs: Jap.
- MI: Wollt ihr noch was für eure Schweizer Fans loswerden?
Fuchs: (Wie aus einer Pistole geschossen) Wir lieben euch.
Ady: Ihr habt die schönsten Clubs.
MI: Z7?
Fuchs: Ja, Z7 ist immer super.
MI: Das hört man immer wieder. Unter anderem auch das Catering …
Fuchs: Catering ist grossartig. Die Räumlichkeit ist akustisch abgedämmt, aber das nimmt man gerne in Kauf. Super Crew, alles professionell.
MI: Was haben wir den noch? Im Komplex habt ihr letztes Jahr gespielt.
Fuchs: Ja. Die Schweizer sind einfach so gut erzogen (allen lachen). Doch, manchmal denke ich, ihr seid die besseren Deutschen (lacht). Ihr seid so anständig. Bei euch ist es fast noch ein bisschen geregelter als bei uns. Ich glaube, wir haben noch (betont) ein paar Gesetze mehr. Und … ähm … (flüstert) die Österreich sind viel asozialer (schüchternes lachen). Und trinken mehr. Doch, der Schweizer ist immer freundlich, zuvorkommend. So kommt mir das zumindest vor.
MI: Jo, das hören wir doch gerne. Wenn ihr dann immer wieder kommt.
Fuchs: Gut.
MI: Wir heissen ja Metalinside. Was denkt ihr, wenn ihr den Namen Metalinside hört?
Fuchs: Das passt, da ihr euch damit (mit dem Metal) auseinandersetzt. Dass ihr in der Szene drin seid. Wie der Name sagt.
MI: Also der Insider.
Fuchs: Ja, so innen drin. Ihr besteht aus Stahl (lachen). Da ist nur Haut und darunter geht‘s gleich los. Flüssiger Stahl fliesst durch eure Venen.
MI: Wir mussten uns entscheiden zwischen Terminator und Metalinside.
Fuchs: Oh, echt? (lachen)
MI: Was macht ihr jetzt noch? Ihr habt ja beide Shows gespielt.
Fuchs: Ab jetzt ist Urlaub.
MI: Jetzt dürft ihr ein bisschen feiern?
Fuchs: Na ja, das haben wir schon gemacht.
Ady: Wir haben genug vorgefeiert.
Fuchs: Das reicht jetzt auch.
MI: Aber man sieht euch kaum auf dem Schiff …
Fuchs: Woas? Wir sind eigentlich immer irgendwo unterwegs. Aber sind ja auch zwölf Decks.
MI: Stimmt. Ein bisschen schwierig. Wobei gewisse Leute sieht man immer wieder und andere kaum.
Fuchs: Die die denselben Rhythmus haben. Die zur selben Zeit mit dir ins Bett gehen. Dann trifft man sich beim Essen.
MI: Oder ja, je nachdem was für Bands/Stilrichtung man bevorzugt. Was schaut ihr euch noch an?
Fuchs: Äh, ich weiss es nicht. Ich hab jetzt so viel gesehen. Ich bin jetzt ein bisschen satt. Kreator bestimmt noch.
Ady: Inquisition.
Fuchs: Inquisition? Sind das nicht die aus Südamerika? Die kenn ich doch. War das nicht die Band die in Portugal spielen sollte (zu Ady)?
Ady: Das kann sein, ja (es wird noch ein bisschen gewerweist, ob man die kennt oder nicht). Abbath …
Fuchs: Wo spielt der mit? Immortal?
Ady: Immortal.
Fuchs: Ah, so.
Ady: Ist das das Metallica-M auf deiner Hand (zu mir)?
MI: Ja, du bist einer der wenigen der es sofort erkennt. Bis auf meine Mutter. Sie wusste sofort, dass es Metallica bedeutete.
Ady: Echt?
MI: Ja, viele sagen, «ah ein Blitz» (alle lachen).
Fuchs: Ja, das ist Metallica.
MI: Also, dann noch viel Spass. Feiert noch schön dir letzte Nacht.
Beide: Ja, danke, dir auch. Danke fürs Interview.