Unter dem Motto „Hellish Rock Tour II“ besuchten Helloween und Helloween 2 (besser bekannt als Gamma Ray) die die Schweiz. Und das zahlreich erschienene Publikum (das Z7 war wohl beinahe ausverkauft!) wurde von diesem Package nicht enttäuscht!
Eröffnet wurde der Abend von den Brasilianern Shadowside. Allzu spektakulär war das nicht, die Sängerin bot zwar den (männlichen) Zuschauern etwas für’s Auge, aber musikalisch lag sie das eine oder andere Mal etwas neben der Spur. Bezeichnend, wenn ein Motörhead-Cover (Ace of Spades) das einzig kleine Highlight ist.
Aber egal – das Publikum war sowieso wegen den Power Metal Urvätern nach Pratteln gereist und so war es an Gamma Ray, den Leuten mal etwas Feuer unterm Hintern zu machen. Von Beginn weg drückten Kai Hansen und seine Jungs das Gaspedal durch mit einer Setlist, die sich sehen liess. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, „Gamma Ray“ jemals live gehört zu haben!
Los ging’s mit dem sagenhaften „Anywhere in the Galaxy“ und ab da gab’s keine Verschnaufpause für die nächsten 60 Minuten. Die zwei neuen Songs „Master of confusion“ und „Empire oft he Undead“ (ein Nackenbrecher der ganz derben Sorte, von Kai als „Dampfwalze“ angesagt….) fügten sich nahtlos zwischen bekannten Sachen wie „Empathy“ oder „Rise“ ein. Kai versprühte gute Laune pur, der Typ hat ein Charisma wie sonst nur ganz wenige in der Szene. Umso unverständlicher die Reaktionen des Publikums – bis kurz vor Schluss war das schlicht eine unfassbar lahme Angelegenheit! Erst bei „Future World“ kam da endlich Stimmung auf. Und so wurde auch DIE Hymne jetzt richtig abgefeiert – TO THE METAL! „Send me a sign“ setzte den Schlusspunkt unter einen bärenstarken Auftritt, der in meinen Augen nur einen Makel hatte: 60 Minuten ist viel zu wenig für Gamma Ray!
Live Auftritte von Helloween sind so eine Sache. Wenn Andi Deris einen guten Tag erwischt, dann sind sie äusserst cool. Wenn Andi Deris jedoch einen schlechten Tag hat, dann kann es übel werden (so selbst erlebt auf der „70‘000 Tons of Metal“ Kreuzfahrt….) Ich gebe zu, ich bin ein bekennender Fan von Andi und seinem Gesang. Aber ich verstehe all jene Kritiker, welche ihm abraten, die Kiske-Songs zu singen……
Nun denn – um es vorweg zu nehmen: Andi hatte einen hervorragenden Tag! Ich würde sogar soweit gehen und diese Show als eine der Besten zu bezeichnen, die ich je von Helloween gesehen habe! Dies lag natürlich auch (aber nicht nur) an der deutlich längeren Spielzeit als z.B. auf der Cruise oder auf dem Knockout Festival.
Mit einem Bühnenaufbau, der einem Kriegsschauplatz ähnelte, begannen die Hamburger mit dem Opener ihrer neuen CD, „Nabathea“. Es folgte „Eagles fly free“, welches von Deris so gut gesungen wurde wie kaum jemals zuvor. Stark! „Straight out of hell“ und vor allem „Where the sinners go“ sind die nächsten Highlights. Der Mittelteil war dann etwas durchwachsen. Anstelle der Highspeed Granate „Burning sun“ rutschte das überbewertete „Steel Tormentor“ in die Setlist. Dann folgte ein Drumsolo – hier könnte man problemlos einen weiteren Titel spielen… „I’m alive“ war dann wieder Futter für die Deris‘ Kritiker – den Song dürften Helloween ruhig mal austauschen. Auch die eigentlich nicht mal so schlechte Ballade „Hold me in your arms“ sorgte nicht gerade für grossartige Stimmung. Apropos Stimmung: die war bei Helloween ansonsten erstaunlicherweise um Welten besser als zuvor! Eine grosse Mehrheit war offenbar wegen den Kürbissen da…..
Und die zeigten einen fulminanten Schlussspurt! „Hell was made in Heaven“ und „Power“ (auch den könnte man zwar eigentlich mal ersetzen….) markierten das vorläufige Ende nach 70 Minuten. Aber natürlich war’s das noch lange nicht….. „Are you Metal?“ läutete die Zugaben ein – intensiv und hart wie Stahl! „Dr.Stein“ sorgte anschliessend wie immer für extrem gute Laune im Publikum. Aber auch das war noch nicht das Ende…..
Denn das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Das ganz grosse Highlight war das Medley aus den alten Gassenhauern „Halloween“, „How many tears“ und „Heavy Metal is the law“! Wenig erstaunlich mit Gastgitarrist Kai Hansen….. Und als der dann grosse Teile von „How many tears“ singen durfte, fühlte man sich in die frühen 80er zurückversetzt. Zum Rausschmeisser „I want out“ gesellten sich dann die anderen Gamma Ray’s auch noch dazu, sodass der Abend mit einer einzigen grossen Party endete!
Die „Hellish Rock Tour Pt II“ bescherte uns einen sehr unterhaltsamen Konzertabend mit zwei bestens aufgelegten Bands. Wenn man etwas kritisieren will, dann die Setlist von Helloween – etwas mehr Risiko und Abwechslung wäre hier sicher nicht verkehrt – sowie die eher kurze Spielzeit von Gamma Ray. Aber das ist „jammern auf hohem Niveau“. Denn in dieser Verfassung dürfen beide Bands sehr gerne und hoffentlich bald wieder in die Schweiz kommen!
Setlists:
Gamma Ray:
Welcome (Intro)
Anywhere in the Galaxy
Men, Martians And Machines
The Spirit
Gamma Ray
Master of Confusion
Empire of the Undead
Empathy
Rise
Future World
To the Metal
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Send me a Sign
Helloween:
Wanna be God (als Intro)
Nabataea
Eagle fly free
Straight out of Hell
Where the Sinners go
Waiting for the Thunder
Steel Tormentor
Drumsolo
I’m alive
Live now!
Hold me in your Arms
Falling higher
Hell was made in Heaven
Power
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Are you Metal
Dr Stein
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Medley: Halloween / How many Tears / Heavy Metal is the Law
I want out