Vorab: DEVILLE haben rein gar nichts mit dem 2009 verstorbenen Kultmusiker Willy DeVille zu tun. Und sie sind auch kein Nachfolgeprojekt von dessen Band MinkDeVille.
Aber sie sind eine astreine schwedische Rockband mit durchaus eigenständiger Identität. Und die Jungs sind weder unbekannt noch Newcomer. Bereits 2005/06 veröffentlichten sie ein Split-LP/CD bei Daredevil Records. Die Band bestand damals seit sechs Jahren.
Im Dezember 2007 erschien ihr full-length-Silberling „Come Heavy Sleep“ bei Buzzville Records. Es folgte eine sehr erfolgreiche Europatour und 2009 erschien ihr nächstes Album „Hail the Black Sky“. Dazwischen lagen über 100 Gigs.
Mittlerweile sind die Jungs bei Small Stone unter Vertrag. 2011 und 2012 steckte das Schwedenquartett überwiegend im Studio, spielte nur einige kleine Touren und europäische Festivals. Das Ergebnis dieses Rückzugs liegt jetzt vor; „Hydra“.
Der Sound von DEVILLE liegt in der Tradition grosser Bands der Siebziger wie BLACK SABBATH oder „modernerer“ Truppen wie KYUSS oder SOUNDGARDEN. Insgesamt ist ihr Sound aber frischer als KYUSS und weniger poppig als SOUNDGARDEN. Immer wieder dringen Stoner- oder Doom-Elemente durch, ohne die Musik zu bestimmen.
Das Album bringt ein recht hohes Grundtempo, ich empfinde es als ziemlich „metallisch“, was mir gut gefällt. Es wird schnell klar, dass hier erfahrene, gute Musiker und ein erfahrenes Produktionsteam am Werk waren. Die Aufnahemqualität ist gut, die Arrangements stimmig.
Spannend finde ich die Spanne zwischen den einzelnen Titeln. So sind „Burning Towers“ oder „Battles Will Be Born“ stark „doom-verdächtig“ mit den gewohnten Breakdowns, „Over The Edge“ ist eher eine Hommage an BLACK SABBATH, „Blood Crown“ klingt wie ein Stück aus MANOWAR’s „Lord Of Steel“. Überhaupt – ich mag mich täuschen und finde keinen konkreten Hinweis – ich würde behaupten, dass Markus Akessons Bass verzerrt ist. Mindestens teilweise entsteht der Eindruck.
Andreas Bengtssons Stimme erinnert in einigen Teilen an KURT COBAIN, viele weitere Einflüsse, seinen sie nun gewollt oder von mir interpretiert, machen das Album abwechslungsreich und führen dazu, dass es auch bei mehrmaligem Hören nicht so schnell an Reiz verliert.
Meine Anspieltipps sind die oben genannten „Blood Crown“ oder „Over The Edge“.
„Stay A Little Longer“ ist eine Fast-Ballade mit einem Range beinahe zwischen Pop und Schwarzmetall.
Mir scheint, die Jungs lassen sich bewusst nicht schubladisieren, arrangieren Stilelemente, wie es ihnen in den Kram passt und kreieren einen Sound, der Spass macht – dem Zuhörer und der Band.
DEVILLE sind erfrischend, machen Lust auf mehr und liefern mit „Hydra“ ein Album ab, das in die Sammlung all derer gehört, denen Abwechslung und guter Sound wichtig sind, auch oder gerade, wenn es Genregrenzen sprengt.