Helvetios. Heimspiel.
Auf Ihrer nun schon seit über einem Jahr dauernden Helvetios-World-Tour macht die Neue Folk Metal Welle mit Eluveitie einmal mehr halt im Z7.
Routiniert wie immer legen die Winterthurer mit Songs von Helvetios (Helvetios, Luxtos) gleich los wie die Feuerwehr. Mit „Your Gaulish War“ gibt es dann nicht nur eine Zeitreise in die Zeit der Helvetier, sondern auch in die Anfänge von Eluveitie. Bevor es dann mit „Neverland“ und dem sphärischen „Scorched Earth“ wieder zurück in die Zukunft von Helvetios geht.
So richtig Hühnerhautfeeling kommt zum ersten Mal bei „A Rose For Epona“ auf. Anny Murphys Stimme ist und bleibt ein wichtiger Part von Eluveitie. Gesteigert wird dies ein paar Songs später mit dem absoluten Live-Klassiker – mit knapp 14 Millionen Youtube Clicks – „Inis Mona“. Zur – für Elu-Verhältnisse – Halbballade gibt’s es schon einen ansehlichen Moshpit und vor allem singt das fast ausverkaufte Z7 aus tiefster Brust mit.
Chrigel: „Ich weiss ich wiederhol mi. Aber d’Schwiiz bestaht nid nur us Schoggi, Chäs, sondern au us crazy Metalheads. Wenn’s nach üsere Erfahrig gad, dänn isch d’Schwiiz immer nu de geilschti Ort für e fetti Wall Of Death.“ Und so teilt sich das Publikum sofort wie bei Moses das Meer und macht sich ready für die WoD. Chrigel: „Gsehnd iär, dass isch genau das woni meine. Suscht muessi das drü Male erkläre, wie en Wall of Death gad. Hiä funktioniert das grad sofort.“ Und tatsächlich gibt’s zu „The Uprising“ eine fette WoD, wie man sie im Z7 bzw. allgemein in einer Halle dieser Grösse selten sieht.
Chrigel verrät uns anschliessend, dass er Letztens im Tourbus seinen Bandkollegen erzählte, dass er einen grossen Wunsch habe: Einmal Eluveitie live Off-Stage zu erleben wie sich seine Band anhört. Drum gab es vor dem heutigen Konzert auf der Elu-Facebook Seite auch einen Contest, wo man und frau sich bewerben konnten, einen Song von Elu anstelle von Chrigel zu singen. Und diesen Wunsch erfüllt die Lucie Werlen von Suborned dem Chrigel und darf „Uxellodunon“ zum Besten geben. Wer jetzt irgendwelchen cleanen Girliegesang erwartet, wird mit dem ersten Ton aus Lucies Mund bzw. Kehle schnell eines Besseren belehrt. Growls à la Chrigel. Die Lady gibt ganz schön Gas und man sieht, dass nicht zum ersten Mal auf der Bühne steht.
›› Die weiteren Eingaben für Uxellodunon (Vocal Contest)
Wo sich Chrigel genau „seine“ Band anschaut, kann ich leider nicht sagen. Zumindest im Mosh-Pit sehe ich ihn nicht. Ich geh jetzt Mal davon aus, dass er im Fotograben ist oder dann auf der Seite der Bühne. Auf jeden Fall gefällt ihm, was er sieht. Chrigel Zurück-auf-die-Bühne-Kommend: „Huere geil.“ Und zur Band: „Iär sind ja gar nid so Scheisse, wiä ich immer gmeint han.“
Mit „Alesia“ folgt eine weitere Halbballade geprägt von Annas Stimme. Chrigel kündigt dann eine weitere Gastmusikerin an. Eine ganz junge Dame, die bereits bei den Aufnahmen von Helvetios dabei gewesen sei. Sie steht heute mit Eluveitie zum ersten Mal auf der Bühne und Chrigel vermutet, dass sie wohl die jüngste Dame sei, die je auf der Bühne des Z7 stand. Nina heisst das wirklich junge Mädel. Sie darf ein kurzes Flöten-Duett mit Chrigel performen. Ich lass das jetzt mal so im Raum stehen.
Einer der Höhepunkt ist auch heute Annas Gesang und wenn sie mal nicht singt, dann wird gebangt im Helikopterstil. Ganz cool, wenn sie dann mal nicht clean singt und sich mit Chrigel growlmässig duelliert.
Elu ab Platte ist der Hammer. Damit eine Metal-Band jedoch wachsen kann und über den Bekanntenkreis hinaus Beachtuing findet, braucht sie bleibende Live-Aufritte – und da trennt sich die Spreu vom Weizen sehr schnell. Da hilft es auf jeden Fall, dass man mit Chrigel einen charismatischen Leader ganz oben in der Hierarchie hat. Aber wichtig ist auch das Gesamtpaket. Und das stimmt bei den Winterthurern absolut. Kai Brehm am Bass ist mit seinen Posen der Liebling aller Fotografen, die anderen beiden Saitenhexer konzentrieren sich in erster Linie auf ihr exaktes Spiel wie auch Flötler Päde. Nicht vergessen bei der harten Fraktion darf man Powerdrummer Merlin. Und dann sind noch die zwei Mädels, die einerseits durch ihre Präsenz inklusive fliegenden Mähnen, aber auch durch ihre Instrumente und Stimmen dem Death Metal die brachiale Härte nehmen und aus Eluveitie schon fast Folk für die Massen machen. Zumindest im erlauchten Kreis der Metalfans.
Dass die Mischung stimmt, beweist die kaum enden wollende Helvetios-World-Tour. Alleine 2012 spielten die Helvetier 250 Konzerte – u.a. zwei Tourneen in Nordamerika. Eine davon als Headliner in ausverkauften Hallen. Dazu kommen Konzerte in Südamerika und 2013 gar in China und Australien.
Und die Mischung bzw. das Gesamtpaket der Acht stimmt auch heute. Und mit viel Routine – manchmal schon fast zu routiniert wie an einem AC/DC-Konzert – bringen sie auch heute wieder das Z7 trotz eisigen Temperaturen vor der Tür zum Kochen. Es wird gepogt, geklatscht, gehüpft bis in die hintersten Reihen des vollen Z7s. Sicher eines der besten – der unzähligen – Konzerte die ich im Z7 bisher erleben durfte.
Das sieht auch Chrigel so – zumindest sagt er das uns: „Ich weiss ich ha scho 1000 Mal gseid, wie es geils Publikum ier sind. Und das vor allem au will wie immer vieli bekannti Gsichter da sind. So zum Biespiel die Dame mit de rote Haar davore (zeigt in die erste Reihe). Das isch ihres 20. Elu-Konzert. Das nächschte Lied isch für sie.“
Und vor dem letzten Song – wie immer „Tegernakô“ – ergänzt Chrigel: „Ier sind de Grund, warum mier da obe stönd und das chönd mache, wo mier liebed. Danke.“
Als Elu-Fan und Metalhead kann ich da nur ergänzen: Danke euch, dass ihr für uns das macht, was wir lieben.
Das Fanzit
Eluveitie sind nicht nur der Vorreiter des Folk-Death-Metals, Eluveitie ist inzwischen eine Marke. Eine Marke die hält was sie verspricht. Hammersongs packend mit viel Power und Charisma präsentiert. Für mich sind sie eine der besten Live-Bands. Klar dass bei so vielen Konzerten auch eine gewisse Routine aufkommt. Und wer wie ich Elu die letzten paar Jahre zig Mal live erlebt hat, der wird an einem Konzert der Helvetier kaum mehr grosse Überraschungen erleben. Wie schon erwähnt, schon fast wie bei AC/DC, wo seit Jahren die Shows nicht ändern – ausser paar neuen Songs – aber auch jeder enttäuscht wäre, wenn dem nicht mehr so ist. Dass es keine volle 10 für diese Review gibt, liegt daran, dass ich trotzdem gerne auch wieder mal mehr Songs von den beiden Hammeralben „Slania“ und „Everything Remains“ hätte. Grad bei uns in der Schweiz, wo Eluveitie mehrere Male im Jahr spielen und wohl nicht nur ich die Helvetios-Songs schon sehr oft live erlebt hat.
Setliste Eluveitie
- Intro
- Helvetios
- Luxtos
- Your Gaulish War
- Neverland
- (Scorched Earth)
- A Rose For Epona
- Of Fire, Wind & Wisdom
- Home
- Inis Mona
- The Uprising
- Uxellodunon
- Alesia
(leider fehlen mir ab hier ein paar Songs …)