Obwohl ich nicht der absolute Metalcore-Fan bin, WE CAME AS ROMANS gefallen mir aber, weil sie sich schlecht einordnen lassen und sich nicht wirklich um Genregrenzen kümmern.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Versuche, die Band in die Schubladen Metalcore, Post Hardcore oder gar Trancecore zu schieben. Lasst es einfach – die Jungs sind besser, als es ein einzelnes Genre zulässt.
Der Titelsong „Tracing Back Roots“ bläst dir gleich die Gehörgänge durch und vertreibt sämtliche Ohrwürmer. Da müssen sich HATEBREED und Konsorten warm anziehen, die Boys aus Michigan können hart! Allerdings geschieht dann, was bei WCAR fast immer geschieht – sie wechseln nach gut zwei Minuten ohne Vorwarnung in den melodischen Part des Songs. Dave Stephens schont seine Growl-Bänder und lässt Kyle Pavone den Vortritt, der zusammen mit dem Chor der Getreuen einen beinahe poppigen zweiten Teil auf die Schienen hievt.
„Fade Away“ eröffnet wieder kompromisslos hart, um nach gut einer Minute das Mikrofon zu teilen. Diese Mischung aus Growl, Clean und Scream, der Wechsel zwischen sehr melodischen, fast symphonischen Parts und den brettharten Core-Elementen macht WCAR aus.
„I Survive“ heisst der dritte Track – im ersten Moment dachte ich schon, es käme „I Will Survive“ – so poppig geht der Song los. Er wird auch wesentlich durch den getragenen, fast schon wehmütigen Song Pavones bestimmt – auch wenn Stephens es nicht ganz lassen kann.
Es folgt ein Track nach dem anderen, welche zwar nach demselben Muster gestrickt sind, sich jedoch trotzdem voneinander unterscheiden. Was sie alle gemein haben – Hitpotenzial!
Wer richtig harte Bretter mag, muss sich „Present, Future, and Past“ auf jeden Fall einpfeifen. Hier spielt Pavone eine untergeordnete Rolle, sanfte Gitarren und weiche Drumlines finden kaum Platz.
Ein absolutes Muss ist auch „Hope“ – der einzige Song, den die Mannen von der EP „Hope“ herübergerettet haben. Absicht oder Zufall? Der Track hat auf jeden Fall das Zeug zu einem grossen Hit – Metalcore mit Hookline und Mitsingfaktor zehn.
Ob der ganzen Faszination des Zweigesangs dürfen die restlichen Musiker nicht vergessen werden. Das Album bietet präzise Bass- und Drumfundamente, richtig fette Gitarrenriffs und heisse Soli. Denn nicht nur der Gesang ist zweistimmig, auch die Gitarreros arbeiten im Duett.
„Through the Darkest Dark and Brightest Bright“ bringt es eigentlich auf den Punkt; da geht es durch die schwärzesten Abgründe des Metalcore und durch die hellsten Höhen des Chorgesangs. Das ist eine Mischung, die man fast schon als göttlich bezeichnen müsste.
„Tracing Back Roots“ ist ein absolutes „must have“, wirkliche Schwächen sind nicht zu finden und man darf sehr gespannt sein, wie sich die Jungs auf den Festivalbühnen schlagen.
›› Video «Fade Away»
Trackliste:
- Tracing Back Roots
- Fade Away
- I Survive
- Ghosts
- Present, Future, and Past
- Never Let Me Go
- Hope
- Tell Me Now
- A Moment
- I Am Free
- Through the Darkest Dark and Brightest Bright