Und wieder so ein Geheimtipp eines Kollegen! Dieses Mal kommt die Band aus Australien, nennt sich Lord und dem einen oder anderen ist der Name Lord Tim vielleicht sogar ein Begriff: mit seiner alten Band Dungeon eröffnete er 2005 das BYH Festival in Balingen. Zudem traten Lord selber letztes Jahr auch am Headbanger’s Open Air auf. Existieren tut die Truppe seit 2003, 2008 waren sie in Australien als Support von Saxon unterwegs und mit „Digital Lies“ liefern sie jetzt bereits ihr viertes Album ab. Wahrlich keine Newcomer!
Wer jetzt von Lord typisch australischen Rotzrock der Marke Airbourne, AC/DC oder Rose Tattoo erwartet – sorry, andere Baustelle! Hier wird Power Metal geboten, und zwar nicht die skandinavische Art wie Hammerfall oder Stratovarius – nein, wenn man Vergleiche ziehen will, dann mit deutschem Handwerk der Marke Brainstorm oder auch Gamma Ray.
Nach einem kurzen Intro eröffnet „Betrayal Blind“ das Album und gibt grad mal die Marschrichtung vor. Eingängig, melodisch und trotzdem mit gehörig Wumms dahinter und dazu eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Auch der folgende Titeltrack haut in die gleiche Kerbe: stampfend, mächtig Power und herrliche Melodien – das Ding macht bereits recht Spass! Bei „Point of View“ wird jetzt mächtig auf’s Gaspedal gedrückt. Doch auch mit Hochgeschwindigkeit werden die Melodien nicht vergessen, der Vergleich mit Gamma Ray liegt hier nahe. Dies trifft dann auch auf „Final Seconds“ zu, der im ähnlichen Stil gehalten ist, wobei mir erstgenannter Titel eine Spur besser gefällt.
Ein weiterer Song muss erwähnt werden: „The chalkboard Prophet“. Wohl der heftigste Song der ganzen Scheibe, hier wird die Grenze zum Thrash überschritten. Sowohl musikalisch wie auch gesanglich, Lord Tim zeigt hier, dass er durchaus auch aggressiv singen kann….. Steht dem Song selber aber recht gut!
Bemerkenswert: die Songs sind fast ausnahmslos lang bis sehr lang. Einzig „2D Person in a 3D World“ bleibt unter 5 Minuten Spielzeit, die letzten drei Songs knacken gar allesamt die 8-Minuten Marke! Allerdings merkt man das kaum, denn die Titel wirken trotz der Länge nicht überladen oder aufgeblasen. Was man zweifellos als positiv bezeichnen darf!
2013 ist bislang also ein gutes Jahr für Power Metal Fans. Nach Stratovarius, Gloryhammer und Battle Beast liefern uns Lord hier ein weiteres Highlight! Die Scheibe überzeugt von Anfang bis Ende, es gibt keine Füller – allerdings auch keinen Song, der jetzt wirklich heraus sticht. Macht aber in diesem Fall gar nichts – das Album ist der Star!