U.D.O. – Steelhammer

Heavy Metal
10.08.2013

Udo Dirkschneider braucht keine Vorstellung. Der Herr dürfte dem hintersten und letzen Metalhead ein Begriff sein, selbst wenn es „nur“ um längst vergangene Tage als Sänger von Accept geht. Dass der kleine Mann mit der unverkennbaren Reibeisenstimme mit seiner Band seither mehrheitlich starkes bis hochklassiges Material veröffentlicht, ist ebenfalls kein Geheimnis.

Jetzt hat’s aber neulich grad etwas gerumpelt in diesem Line-up. Bereits im September letzten Jahres musste der langjährige Gitarrist Stefan Kaufmann die Band verlassen, weil es ihm gesundheitlich nicht mehr möglich war, hier weiter zu machen. Eher überraschend wurde er ersetzt mit dem jungen Russen Andrey Smirnov. Und ebenso überraschend war dann, dass auch der zweite Gitarrist Igor Gianola die Band aus persönlichen Gründen verliess. So musste der Meister erneut auf die Suche und fand Ersatz im Finnen Kasperi Heikkinen. Wobei allzu lange dauerte die Suche nicht, denn Kasperi war schon vorher in der engeren Auswahl gewesen.

Viel frisches Blut also – das kann ja manchmal Wunder wirken. So durfte man gespannt sein, ob und wie fest sich U.D.O. auf der neuen Scheibe verändern wären. Denn das letzte Album „Rev-Raptor“ aus dem Jahr 2011 zeigte durchaus etwas Abnützungserscheinung.

„Steelhammer“ ist der vielversprechende Titel des neuesten Output, das Cover mit der nietenbedeckten Faust ist jedenfalls schon mal typisch U.D.O. und die Tracklist mit 14 Songs verspricht fast eine Stunde Hörgenuss.

Die Neulinge an den Sechssaitern eröffnen die Scheibe, der Titeltrack ist ein netter Uptempo-Stampfer, und Udo zeigt bereits ein erstes Mal, wo besagter Hammer hängt…. Bei „Cry for the nation“ geht’s recht schleppend zur Sache, danach folgt dafür das absolute Highlight der Scheibe: „Metal Machine“! Ein herrlicher Song mit einem Background Refrain, der – wohl durchaus gewollt – schwer an Accept erinnert, Udo zeigt sich hier in Bestform.

Doch was dann kommt, könnte die Fangemeinde spalten. U.D.O. beginnen jetzt mit wirklichen Experimenten, die eventuell erst durch die neuen Gitarristen ermöglicht wurden. Was mich betrifft, kann ich mich nicht begeistern für das, was hier geboten wird…  „Basta Ya“ nennt sich das, ist ein Song komplett in spanischer Sprache gesungen und ich find den ziemlich schlimm. Zugegeben: die Umsetzung mag ok sein, aber ich habe generell Mühe, wenn man Metal in einer anderen Sprache als Englisch singt. Jedenfalls hat „Basta Ya“ keine grosse Zukunft auf meinem PC. Genauso wenig wie der nächste Experiment: „Heavy Rain“ ist ein völlig misslungener Versuch einer Ballade. Das einzig Positive ist hier die kurze Spieldauer…. Mensch: Udo hat doch schon absolute Götterballaden gesungen! Ich denke da an „Winterdreams“ mit Accept oder „Sweet little child“ von seinem Album „Mean Machine“! Aber das hier? Brrr, mich schauderts. Und als dann anschliessend Keyboardtöne kommen, die verdammte Ähnlichkeit mit einem Technobeat haben, wähne ich mich im falschen Film. Gut, „Devil’s bite“ kratzt die Kurve dann doch noch und die Jungspunde werden hier richtig von der Leine gelassen. Insgesamt aber auch nicht der Brüller.

Teil zwei der Scheibe bietet dann massig altbekannte U.D.O. – Kost, wobei man auch hier sagen muss, dass die absoluten Granaten fehlen. Die speedige Nummer „Death Ride“ und der Stampfer „Time Keeper“ heben die Laune wieder in den grünen Bereich und die nächsten Nummern „Take my medicine“ und „Stay true“ fügen ebenfalls niemandem ernsthaften Schaden zu. „When Love becomes a lie“ erinnert mich vom Stil her etwas an „Run for Cover“ vom Debut Album. Schleppend, schwermütig – und am Ende eines der wenigen wirklichen Highlights. Der Abschluss bildet dann „The book of faith“ – und auch dies hätte es nicht gebraucht. Völlig untypischer Song, schwer zu beschreiben und auch die orchestralen Teile am Ende können das nicht retten – absolut unpassend für U.D.O..

Man darf gespannt sein, ob der eine oder andere Song dann live mehr Punch hat. Aber über alles gesehen bin ich als wirklich grosser U.D.O. – Fan schon ziemlich enttäuscht von „Steelhammer“. Zwei wirklich starke Songs, einiges an gutem und typischem Material und dazu erstaunlich viel Überflüssiges. Die Scheibe kommt zu keiner Sekunde an alte Glanztaten heran. Für Fans ok, Neulinge sollten sich besser die alten Dinge zulegen.

 

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Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 6/10



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10.08.2013
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