Das Interview von Chanti und Yänu (Fotograf) mit Caladmor fand in Zürich im Proberaum der Band statt.
Metalinside (Chanti): Ich kannte euch vorher noch nicht. Euch gibt es schon seit 2001. Damals noch unter dem Namen Pale habt ihr ja bereits ein paar Sachen veröffentlicht. Wie kam es zum Wechsel zu Caladmor? Die Besetzung ist ja fast die Gleiche.
Mäcka: Ja fast, meistens gab es einen Wechsel auf der Gitarristen Position.
Babs: Ich fing 2001 bei Pale an, Mäcka kam 2005. Wir spielten Alternativ Grunge mit dunkler Note, es kam immer mehr Folk dazu. Irgendwann auch mehr Metal. 2008 haben wir uns vorgenommen ein neues Album aufzunehmen, Midwinter, unser erstes richtiges Album. Vorher als Pale haben wir viele Demos, EPs aufgenommen. Als dann Midwinter kam, war für uns klar, dass es an der Zeit ist einen weiteren Schritt zu gehen. Die Musikrichtung hat sich weiterentwickelt, wir wollten uns lösen von dem Grunge/Pale Ding und es gab auch andere Bands die sich Pale nannten.
Maede: Gerade im Metal Bereich musst du Unique sein und jetzt ist es wirklich professioneller. Sobald du ein bisschen bekannt bist, hast du sofort Probleme wenn du nicht die einzige Band mit dem Namen bist. Du brauchst ein Alleinstellungsmerkmal, auch sich nicht so anzuhören wie alle anderen.
Mi: Ihr kanntet euch alle schon vorher?
Nick: Ich und Maede machen schon seit 1999 zusammen Musik, 2001 kam Babs dazu.
Mäcka: Auf der Bassisten Position wurde 2005 gewechselt. Da wir mehr in den Metalbereich wollten, war für uns klar, es braucht einen zweiten Gitarristen. Dreimal wurde gewechselt bis wir jetzt unseren Favoriten Mäsi gefunden haben
Mäsi: Babs und ich kennen uns schon 10 Jahre, wir haben am selben Ort die Ausbildung gemacht. Irgendwann, als wieder ein Gitarrist gesucht wurde, haben sie mich angefragt, ob ich nicht mal Lust hätte wenigstens die nächsten paar Konzerte mit ihnen zu spielen, da sie noch jemanden für die Shows gebraucht haben. Nach dem ersten Konzert fand ich es nur geil.
Mäcka: Wir haben schon einige Gitarristen gesucht, aber es ist ein sehr schwieriges Unterfangen, entweder wegen der Persönlichkeit oder auch die Verfügbarkeit der Leute. Es sind so viele Faktoren auch neben dem Gitarre spielen. Mäsi ist der perfekte Mann.
Mi: In der Schweiz ist es sicher auch nicht einfach bis man endlich von der Musik leben kann?
Babs: Es gibt wirklich nur ein paar Wenige.
Maede: Überhaupt schon die richtigen Leute zu finden für einen bestimmten Musikstil, die meisten Gitarristen wollen Richtung Death- oder Trash-Metal und wenn du etwas spezielleres hast wie wir, mit Frauengesang, ein bisschen Chor und klassische Musik, wird’s sehr schwer überhaupt jemanden zu finden. Es ist fast schon ein Glücksfall wenn du jemanden findest und es auf der persönlichen Ebene auch noch stimmt. Das ist bei uns als Band die Voraussetzung, wir sehen uns als Team und nicht „Ich schreibe die Songs, bin der Chef und sage wo’s lang geht.“
MI: Habt ihr eine musikalische Ausbildung?
Nick: Autodidaktisch
Mäsi: Ich habe vor drei Jahren mal angefangen, ganz viel von Kollegen gelernt, aber spiele auch noch Klarinette im Orchester. In dem Sinn klassische Ausbildung seit 16 Jahren.
Mäcka: Ich mit dem Bass bin auch Autodidakt. Musiktheorie habe ich auch ein bisschen von anderen Instrumenten. Aber Bass habe ich selber gelernt.
Maede: Ich spiele jetzt seit 31 Jahren Schlagzeug. Bin aber noch nicht so alt, hab früh angefangen, gut konserviert. Auch Klavierunterricht hatte ich mal. War 8 Jahre in einer klassischen Schweizer Klosterschule, ein Humanistisches Gymnasium mit Gesang- und Musischer-Ausbildung, so wie es das heute nicht mehr gibt. Ich denke doch, dass ich davon profitieren kann.
Babs: Ich komme vom Klavier, habe 10 Jahre Klavierunterricht gehabt als Kind. Auch immer viel und gern gesungen. Erst viel später nahm ich drei Jahre Unterricht im klassischen Gesang. Möchte gern noch mehr machen, vielleicht auch Richtung Musical oder Jazz.
Mäcka: YouTube Tutorials als Lehrer.
Babs: Für die anderen Instrumente vielleicht schon aber für Gesang?
Maede: Gesang ist schwierig, stimmt.
MI: Wie lange habt ihr an eurem Album gearbeitet? Wie lange dauert es bis ein Album fertig ist?
Maede: Zwei Jahre Vorbereitung. Fast zweineinhalb Jahre mit komponieren und vorbereiten. Alleine die Vorproduktion, Demos aufnehmen hier im Proberaum. Wir haben ja schon fast ein halbes Studio hier unten. Zwar nicht die perfekte Akustik aber von der Infrastruktur her, können wir hier unten relativ gute Aufnahmen machen.
Du machst ein Demo und schaust es mit dem Produzent an. Es wird analysiert und je nachdem wie gut das Ausgangsmaterial ist, muss man mehr oder weniger korrigieren. Die Idee ist, einen Blick von aussen zu haben. Auch wenn wir bei Of Stones and Stars viel weniger in der Vorproduktion umändern mussten, das Ausgangsmaterial war schon viel besser als bei Midwinter. Im September letzten Jahres begannen wir mit den Drum Recordings. Wir haben die Sachen hier unten aufgenommen, erstens aus Kosten-, zweitens aus Zeitgründen. Wenn wir ein gutes Album machen wollen, können wir nicht nur 2 Wochen ins Studio. Da musst du vorher monatelang 100% üben, damit du alles perfekt einspielen kannst. Daher haben wir auch an den Wochenenden hier unten aufgenommen. Alles professionell eingerichtet, mit teurem Equipment von unserem Produzenten. Gitarre, Bass, Gesang wurde ebenfalls hier unten aufgenommen, ganze fünf Monate hat es gedauert. Von September 2012 bis zum Release, war es für mich ein 50% Job für ein ¾ Jahr. Der coolste Job den ich hatte, aber der, bei dem ich nichts verdient habe.
Mäcka: Man muss aber sagen, dass wir mit dem Ansatz ja wirklich glücklich waren. Einerseits die Zeit und es ist uns kurz vor den Recording Sessions unser damaliger zweiter Gitarrist abgesprungen. Was für Nick hiess, dass er sehr kurzfristig sämtliche zweite Gitarrenspuren lernen musste. Durch den Ausstieg hat sich das ganze sehr verzögert.
Maede: So nach fünf Monaten hat George, unser Produzent, dann mal nachgefragt wie lange wir das Equipment noch brauchen, er bräuchte es dann doch auch wieder für ein nächstes Projekt.
Mäcka: Wir hatten doch sehr viel Glück, dass wir es so machen konnten. Wir alle fanden es sehr angenehm, unsere Sachen einzuspielen bis wir zufrieden waren.
Nick: Ich glaube es sind alle zufrieden mit dem Ergebnis.
MI: Ich bin gespannt wie Ihr euch live anhört.
Maede: Viele sagen live sind wir noch viel besser. Klar die Qualität ist nie so gut wie auf der CD, vor allem wenn du in kleinen Clubs spielst. Aber unsere Spielfreude wäre so ansteckend, dass die Leute sagen, sie wären noch drei Tage nach unserem Konzert euphorisch. Ich finde das ist das schönste als Musiker und bedeutet auch, dass du dich anstrengst und nicht einfach nur dein Set runterspielst. Wenn es ehrlich rüberkommt und die Spielfreude nicht verloren geht, auch wenn du viele Konzerte spielst.
MI: Das stimmt, du merkst es wenn du unten vor der Bühne stehst. Es gibt genug Bands die einfach nur ihr Setup spielen und von der Bühne verschwinden.
Babs: Ja du merkst, dass es einfach nur noch ein Job ist. Ich will über niemanden urteilen, wir wissen ja nicht wie es ist, wenn du jeden Tag an einem anderen Ort spielst. Bei mir ist es halt immer so, dass mir bewusst ist, jeder der an unsere Konzerte kommt, hat dafür bezahlt. Unter anderem auch Lehrlinge, die kommen wegen uns und haben wirklich nicht viel Geld. Ich möchte einfach alle willkommen heissen. Im Sinne von ich schenke ihnen ein lächeln oder wir zeigen Freude auf der Bühne. Da kam auch schon viel zurück, dass wir gesagt bekommen wir sollen das beibehalten, es wäre so schön uns zu zuschauen. Ich weiss nicht wann der Zeitpunkt kommt, an dem es aufhört. Wir wissen ja eben nicht wie es ist, wenn du es jeden Tag machst.
MI: Da ist es ja irgendwann auch nur noch purer Stress, von einem Ort zum anderen zu hetzen.
Mäcka: Genau, für uns ist es auch immer noch ein riesiger Spass auf einer Bühne zu stehen. Für uns war es noch nie so, dass wir auf eine Bühne mussten. Es ist auch wirklich jedes Mal cool dort oben zu stehen. Ich bin auch noch so 2-3 Tage danach euphorisch.
MI: Nochmal zurück zum Album. Wie habt ihr euch aufgeteilt, wer macht was? Oder ergibt sich alles?
Maede: Ich mach fast alles (lacht).
Babs: Ja ohne Maede geht gar nichts. Diesmal war es wirklich so, dass Maede sehr oft die Initiative ergriffen hat. Als wir in den Proberaum kamen, war er schon da und sagte er hat einen Song geschrieben. So ist es auch der dankbarste Weg, wenn jemand das ganze Gerüst mal macht. Was aber nicht bedeutet, dass wir gar nichts mehr einbringen. Es heisst immer noch, Babs da musst du eine Melodie dazu machen, Nick kannst du mal den Rhythmus machen usw.
Maede: Ich habe eine Grundmelodie für die Demoaufnahme. Der Song wird aber immer mit der ganzen Band ausgearbeitet.
Babs und Maede: Das ist und sehr wichtig.
Maede: Es ist natürlich auch so, dass von 20 Songs die du komponierst vielleicht die Hälfte aufs Album kommt. Setzt auch voraus, dass du dementsprechend kreativ sein musst und sein kannst. Du musst zu dir selber ehrlich sein, was viele Musiker nicht können. Also mir ging es auch schon so, ich hatte einen Song und zuerst dachte ich geil, hab alles aufgenommen mit Klavier, Gitarre und was auch immer. Später hört man sich den Song an oder in der Band wird er analysiert, arrangiert und dann bis du vielleicht einen Monat dran einzelne Teile auszutauschen und am Schluss musst du einfach sagen, der Song wird nichts. Genau jetzt musst du auch den Mumm haben, und dir eingestehen, nein, den kicken wir weg und machen lieber einen neuen Song.
Mäcka: Das ist manchmal nicht ganz leicht.
Maede: Nein, das musst du zuerst lernen, ehrlich zu dir selber zu sein. Wir sind keine Genies wie Mozart, der vor sich her singen kann, drei Noten aufschreiben und dann gibt’s eine Arie oder so.
Mäcka: Neben dem komponieren sind natürlich ein ganzer Haufen anderer Ämtli zu bewältigen. Babs zum Beispiel macht sehr viel Presse Releases. Im Moment hat sie auch noch das Konto bei sich.
Babs: Ja genau das Geld hab ich auch noch.
Maede: Babs und ich machen das Bandmanagement.
Babs: Bei Promosachen erhalten wir auch Unterstützung durch Metalmessage.
Mäcka: Mäsi macht den Fahrer, was auch absolut wichtig ist!
Maede: Konzerte organisieren muss man auch noch selber, was auch nicht ganz einfach ist, wobei wir jetzt das Glück haben bald einen Booking Vertrag bei einer sehr coolen Firma zu bekommen. Ist eine ganz coole Sache. Ich sag jetzt noch nicht welche Firma aber als Schweizer Band ist das schon nicht schlecht. Bringt uns im Moment mehr als ein Management oder ein Label Deal. CDs verkaufen kannst du heutzutage auch alleine, die Zeiten sind vorbei.
MI: Hast du nicht auch extreme Vorgaben, an die du dich halten musst unter einem Label?
Maede: Kommt ganz aufs Label an.
Babs: Manchmal schon, vor allem in Sachen Geld. Bei unserem alten Deal mit Twilight, darf ich ja jetzt sagen, da es die Firma nicht mehr gibt, haben wir 1.50 Euro pro verkaufter physischer CD bekommen und pro Digitalverkauf die Hälfte der Einnahmen. Wobei man aber auch sagen muss, dass sie sich an den Herstellungskosten beteiligen. Was wir jetzt natürlich alles selber getragen haben. Aber klar 20.- pro CD einnehmen zu können oder 1.50 Euro ist ein Unterschied. Wir sind aber nicht in den grossen Läden wie Mediamarkt oder Saturn zu finden. Deutschland liegt im Moment leider brach.
Maede: Einfach ist es nicht. Der fette Kuchen läuft über die Labels. Wir schauen sicher, dass wir auf nächsten Frühling in Deutschland in die grösseren Metalversände wie Nuclear Blast oder EMP reinkommen. In Sachen Vertrieb und nicht mit einem Label Deal. So sind wir freier aber der Verdienst ist halt nicht so riesig, auch ein Label verdient nur 1.50 Euro pro CD. Wenn eine CD 20.- kostet, gehen 13.- in den Verdienst des Handels. Was ja pervers ist, der Künstler kommt an letzter Stelle.
Babs: Wenn ein Label seine Arbeit wirklich gut macht, dann haben die auch viel Ausgaben und investieren viel Arbeit. Promotion usw.
Maede: Das mit dem Verdienst stammt noch aus der Zeit der Rassentrennung, als die ersten Jazzaufnahmen in Amerika entstanden und die Musiker nur 100 Dollar erhielten und die Plattenfirmen Millionen verdient haben mit Aufnahmen. Es sind ja auch die grossen Plattenfirmen die jammern, die kleinen hatten’s ja schon immer schwer. Es ist ein hartes Business, schlimmer als andere und es wird viel mit unlauteren Methoden gearbeitet.
MI: Das hört sich anstrengend an.
Mäcka: Ist es manchmal schon sehr.
Babs: Zwischendurch läufst du mit dem Kopf gegen die Wand. Kennst du nicht die richtigen Leute, hast du keine Chance. Gerade in der Schweiz. Irgendwann hast du in allen Clubs gespielt bei denen du selber rankommst. Sehr schnell sogar.
Mäcka: Ohne Label kommst du manchmal nicht weiter, wie auch gerade bei uns im Moment. Für uns ist es doch ein Drang, die etwas grösseren Bühnen bespielen zu können. So wie im Bierhübeli, der Abend war irre.
Babs: Ja meine Haare hatten Platz!
Mäcka: Bei den grossen Bühnen wird’s dann sehr schnell wieder schwer weil uns die Kontakte fürs Booking bis jetzt gefehlt haben. Da hoffen wir sehr, dass es mit dem Booking Vertrag besser wird.
Maede: Wir haben ja auch schon in der Gallery vom Z7 gespielt aber damit du wirklich ausserhalb deiner Fan Basis bekannt wirst, musst du mehr spielen. Mehrere Konzerte im Monat und auch an Orten an denen du vorher noch nicht gespielt hast. Vor Publikum, dass dich auch noch nie gesehen hat.
MI: Gibt’s auf eurem Album ein Stück, welches euch am meisten bedeutet?
Maede: Das ist individuell oder?
Mäcka: Absolut ja.
Maede: Ich kann zwar nur für mich sprechen aber denke für die anderen ist es auch so. Jedes Stück gefällt mir sehr gut auf der CD, was aber auch Voraussetzung ist. Nicht im Sinn von da kommen drei geile Lieder drauf und der Rest wird mit Mittelmässigkeit gefüllt. Wir sind von jedem Stück überzeugt, da jedes in seiner Charakteristik, im Feeling und in der Technik anders ist. Trotzdem gibt’s einen roten Faden durch das ganze Album. Einen Favorit zu nennen ist schwierig. Der Song den die meisten Leute kennen ist der vom Video Alvissmal. Was natürlich mit der optischen Wahrnehmung zusammen hängt.
Babs: Ich denke die Frage ist ja eigentlich was uns am besten gefällt. Wenn du in einem Song eine besondere Challenge hattest, du musstest viel üben, hast es dann aber doch geschafft und der Song ist drauf auf der CD, dann ist es doch etwas anderes für dich, diesen Song später zu hören. Helios Sky hör ich sehr gern, da habe ich den ganzen Chor geschrieben was für mich absolute Premiere war. All die verschiedenen Noten und Stimmen des Chors. Ich hör das einfach gern und ich bin sehr stolz darauf, dass alles so geklappt hat, auch die Sänger waren sehr gut. Da hörst du doch mit einem anderen Ohr hin als jemand der findet, ah das ist ja der letzte Track und der ist mega kurz.
Nick: Ich sehe es ähnlich wie du, ich hatte zum Teil Gitarrenparts, da musste ich viermal hintereinander aufnehmen, alles sollte perfekt stimmen und zum Teil waren das wirklich stundenlange Kämpfe.
Maede: Tagelang!
Nick: Alles muss einfach passen, es bringt nichts irgendwas hinzuschlampen. Später hörst du es auf dem Album und es wird dich dein Leben lang ankotzen. Wenn aber alles geklappt hat, weisst du, bei dem Song hab ich voll lange gebraucht, aber der ist schon geil.
MI: Ihr singt ja auch in verschiedenen Sprachen, woher nehmt ihr die Ideen, ist ja nicht alltäglich?
Maede: Babs und ich haben die meisten geschrieben, ich etwa 40% und sie 60%. Vieles machen wir auch zusammen oder tüfteln und diskutieren hier noch an den Texten. Erstens ist es symptomatisch für die Musik, dass wir verschiedene Sprachen benutzen, es gibt auch Abwechslung und passt zur Musik. Wir holen die Texte von verschiedenen Inspirationsquellen. Für mich hat Musik was mit Philosophie zu tun. Thema von unserem Album ist ja ein bisschen Aufklärung, ein bisschen Vernunft und ein bisschen kritisches Denken in verschiedenen Bereichen. Wir versuchen aus diesen Quellen, eigene Texte zu schreiben. Das kann autobiographische Hintergründe haben, manchmal auch Themen die uns beschäftigen. Diskussionen bei ein paar Bier und im Nachhinein merkst du erst, das haben wir doch mal diskutiert. Dann gibt’s aber auch Songs wie Taberna Trollis, mit einem reinen Funtext, eher untypisch für uns. Meistens ist es sehr überlegt, was wir singen. Wir holen auch ein bisschen aus unserem Studium raus.
Mäcka: Es sind durch die verschiedenen Sprachen auch Originaltexte.
Babs: Ja zwei, nein drei Songs sind original, also nicht von uns geschrieben, sondern sind aus der Edda genommen. Wie Alvissmal mit altisländischem Text. Oder wir haben auch einen Gedichtband, auf den wir schon beim letzten Album zurückgegriffen haben. Indem auch Edda thematisiert wird, aber aus dem 19. Jahrhundert stammt. In meinem Studium habe ich noch etwas in Mittelhochdeutsch kennengelernt, was ich lesen musste und es hat mich so berührt, da wollte ich gerne einen Song draus machen. Klar, böse Zungen könnten jetzt sagen ist ja nur geklaut, aber es ist ein anderer Anspruch, wenn du Literatur hast, die schon einen gewissen Rhythmus besitzt. Reime sind schon da, diese Arbeit hast du dann zwar nicht mehr, aber die Arbeit steckt dann woanders. Die Gefühle in Töne zu packen ist eine sehr spannende Arbeit und wird es bei uns sicher wieder geben.
(Edda: Als Edda werden zwei verschiedene in altisländischer Sprache verfasste literarische Werke bezeichnet. Beide wurden im 13. Jahrhundert im christianisierten Island niedergeschrieben und behandeln skandinavische Götter- und Heldensagen – Wikipedia).
MI: Ich finde die verschiedenen Sprachen machen es auch aus, ich versteh den Text zwar nicht, finde es aber unheimlich schön anzuhören.
Babs: Manchmal muss man es auch gar nicht verstehen, man spürt die Musik ja auch.
Maede: Im Booklet ist die Übersetzung drin von Alvissmal.
Mäcka: Ich finde es bei uns aber schon auch wichtig, mit einem Song eine Aussage oder eine Geschichte zu transportieren.
Babs: Auch für einen Sänger ist es ein wichtiger Anspruch nicht nur lalala zu singen, sondern mit deiner Stimme etwas zu vermitteln. Auch wenn du die Sprache nicht verstehst, dass du merkst, dem geht’s jetzt schlecht oder der ist glücklich.
Mäcka: Dass das Wort mit Gefühl stimmig bleibt!
Babs: Ja genau! Gesang ist ja schlussendlich Ausdruck!
Mäcka: Mit dem Gesang, den Worten, bist du da sicher am stärksten.
MI: Habt auch ihr einen Unterschied gemerkt als Eluveitie plötzlich im Radio gespielt wurde?
Babs: Wir haben das weniger gemerkt. Jetzt zwar schon, aber damals nicht wirklich.
Maede: Mehr in dem Sinn von, die nächste Band aus dem Bereich, die aus der Schweiz kommt.
Babs: Wir haben es ja auch direkt verbunden. Wir waren ein bisschen frech und haben auf dem letzten Album Pädi und beim jetzigen Album Chrigel mit an Bord geholt. Daher kann man sagen, wir haben es ja selber instrumentalisiert. Also nicht mit dem naiven Glauben, dass es uns weiterhilft. Die Vergleiche, wenn sie denn da waren, sind ja auch berechtigt.
Babs: Der Unterschied zu uns ist, wir haben keinen Dudelsackspieler, keinen Geigenspieler und keinen Flötenspieler. Bei uns kommt alles ab Band. Da gibt es sehr gespaltene Meinungen im Publikum. Einige finden bei Folk muss doch jemand diese Instrumente spielen. Uns geht es aber um das Endprodukt. Wir haben ja auch keinen Keyboarder, denn wir könnten diese Instrumente ja auch künstlich erzeugen. Wollen wir aber auch nicht! Alles wird echt eingespielt aber halt nicht auf der Bühne. Wir können das alle auch nicht so gut und dann fände ich es eher peinlich wenn wir es doch machen würden.
Maede: Es gibt auch logistische Probleme. 20 Leute in unserem Proberaum ist nicht machbar! Dann brauchst du einen grösseren Bandraum, mehr Autos und alles wird sofort wieder komplizierter. Und wenn du in der Band auf das familiäre grossen Wert legst, dann wird’s bei mehr als sechs Leuten schon wieder schwierig.
Mäcka: Dadurch dass wir viel mit Samples im Hintergrund arbeiten, haben wir eine grössere Varietät drin. Wir können zum Beispiel sagen, hier brauchen wir jetzt eine Trompete, dann nehmen wir’s ab Band. So können wir sehr kreativ sein.
Mäsi: Wir sind auch nicht so gebunden. Hast du einen in der Band der Dudelsack spielt, musst du ihn bei jedem Song reinnehmen.
Maede: Sonst steht der auf der Bühne rum und weiss nicht was er machen soll.
Babs: Genau und dann will er vielleicht noch mitreden. Ganz schlimm (lacht).
Maede: Nochmal zusammenfassend, sicherlich hatte es einen Einfluss, dass Eluveitie so bekannt geworden ist. Was sie sich aber auch schon viel vorher, sehr hart erarbeitet haben. Es kamen ja verschiedene Bands aus diesem Bereich, nur hast du es als Schweizer Band viel schwerer! Es braucht mehr Blut und Fleiss um Erfolg zu haben. Bei finnischen Bands heisst es schon eher, die haben es im Blut und werden dadurch schneller gefördert. Pagan Metal ist ja seit 2000/2003 langsam aufgekommen und interessant ist, dass Eluveitie vor allem in Deutschland und in Amerika Erfolg hatten. In der Schweiz nicht, was auch wieder vieles und nicht unbedingt gutes über die Schweizer Metal Szene aussagt.
Mäcka: Wie auch Babs schon gesagt hat, zum Teil ist es schon sehr frustrierend wenn du immer wieder gegen Wände läufst, ständig Absagen bekommst. Du hast aber ein so gutes Produkt, welches du nach Aussen bringen und nicht im stillen Kämmerlein lassen willst. Es werden dir ständig Steine in den Weg gelegt.
MI: Ich selber höre mehr Metal ohne Frauengesang. Euer Album gefällt mir jedoch sehr gut.
Babs: Schlussendlich ist es immer Geschmacksache. Es ist legitim das Leute sagen, Frauengesang im Metal wähh. Es ist legitim im Sinn von Geschmacksfrage. Ich persönlich find es schade. Trotzdem gibt’s dann aber auch viele die bei uns reinhören und dann sagen ah du hörst dich ja gar nicht so wie Tarja an. In den 90er Jahren gab es viele Female Fronted Bands, wo jede mal ein bisschen gesungen hat. Da merkst du halt schon, wie es auch an uns herangetragen wird.
Maede: Primitiv finde ich, wenn Leute sagen, Frauengesang im Metal ist eh scheisse. Es gibt auch viele junge Leute die intolerant sind. Die sollte man aber auch links liegen lassen, an denen sollst du dich nicht orientieren.
MI: Ihr macht ja auch die Musik die euch Spass macht und gefällt.
Maede, Babs, Mäcka: Ja genau.
Maede: Die Metalszene war halt doch schon mal was anderes. Das Problem liegt dann schon eher bei den Veranstaltern die sagen, Frauengesang im Metal ist scheisse, buch ich nicht. In der Schweiz gibt’s wenige Veranstalter und wenn einer findet, die passen mir nicht, können die es dir mit ihrer Monopolstellung schon sehr schwer machen.
MI: Die Schweiz ist kein leichtes Pflaster in Sachen Musikbusiness.
Vielen Dank Caladmor, für das sehr ehrliche und offene Interview!
Es war ein wunderbarer Abend, den ich sicher nicht so schnell vergessen werde! Immer wieder gerne!
Oktober 2013 (Chanti)