Die Dreizylinder-Übermaschine ist zurück – und sowas von zurück!
„Klau es, wenn du musst, aber besser ist, du kaufst das Album.“ Wer so etwas sagt, muss davon überzeugt sein, dass das, was er tut, einfach gut ist. Und „Aftershock“ ist gut, eines der besten MOTÖRHEAD Alben ever!
Ich war nicht nett in meiner Live-Review vom letzten Dezember, als MOTÖRHEAD einen wirklich miesen Auftritt am XMAS-Metalfestival hinlegten (siehe Review). Und ich stehe nach wie vor dazu, dass Lemmy kein besonderes guter Bassist und Sänger ist.
Aber er ist Kult, seine krächzende Rockröhre ist unverkennbar. Mit Mikkey Dee und Phil Campbell hat er zudem zwei gute und kreative Musiker an seiner Seite – zusammen gibt das ein Musikpaket, das immer wieder für Überraschungen gut ist. Und überrascht war ich schon nach dem ersten Hören der Scheibe.
Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass die Jungs nach 38! Jahren auf der Bühne vielleicht ihren Biss verloren hätten, nicht mehr die volle Power abrufen könnten. Wäre ja möglich – und ein wenig verständlich. Scheisse, andere sind in Lemmys Alter pensioniert und züchten Kaninchen!
Nicht so das britische Rock-Urgestein. „Aftershock“ jedenfalls klingt nicht wie das Produkt eines Rentners.
„Silence, silence, silence when you speak to me!“ so heisst einer der Songs. Es ist nicht der Beste, aber der Refrain könnte zur Hookline avancieren. Und eines ist sicher „remember, remember me…“, die Welt wird lange an MOTÖRHEAD denken. „Aftershock“ ist ein weiteres Puzzle für die Unsterblichkeit dieser Band.
Ich habe zwei Lieblingstracks auf der CD: „Paralyzed“ ist das Metalbrett schlechthin. Volle Pulle vorwärts, hohes Tempo, geile Riffs und ein Drummer, der so richtig arbeiten muss. Der Song gehört unter die zehn Besten von Lemmy und Co.
Und dann das pure Gegenteil: „Last Woman Blues“ ist, was der Titel verspricht, ein Midtempoblues, geschaffen für Lemmys rauchige Stimme und die geile Gitarre von Phil Campbell. Er macht hier einmal mehr klar – es braucht nicht zwei Gitarren in einer Band, wenn die eine überragend ist. Da heult und wimmert es, jeder Ton sitzt und jeder Lauf passt wie angegossen. Natürlich können sie es nicht lassen, im zweiten Teil das Tempo anzuziehen und guten alten Rock’n’Roll zu speilen. Klassische Songs können durchaus modern sein.
Soll ich jetzt alle 14 Songs durchgehen, auflisten, wo welcher seine Qualitäten hat? „End Of Time“ ist…, „Death Machine kommt… fuck, das bringt doch alles nichts. Das Album muss man hören, einmal, zehnmal, so oft du willst.
Verlieren wir trotzdem einige Worte zu den herausragenden Nummern. „Dust And Glass“ zum Beispiel, der Track, der fast zur Phil Campbell Solonummer wird – wäre da nicht die ungewohnt sanfte Stimme des alten Zylinderkopfes, der definitiv keinen Rost angesetzt hat. Auch diese Bluesnummer ist Hammer – ich beginne Phil’s Gitarrenarbeit richtig zu lieben. Und ich revidiere meine Behauptung zum „nicht besonders guten Sänger“. Warum singt der nicht öfter so?
Jepp, dann ist da noch die Nummer „Knife“, die zu Beginn fast etwas wie die BLUES BROTHERS klingt – nur härter. Richtig guter Heavy Metal!
Was soll man also noch sagen? 40 Minuten beste Unterhaltung, Rock n’Roll vom Feinsten, ein absolutes „must have“. Ob da noch was Besseres kommt dieses Jahr? I can’t imagine.
Thank you Lemmy, thank you Mikkey, thank you Phil – THANK YOU MOTÖRHEAD!
pam: Wenn Danny die Review nicht vor mir gemacht hätte, dann wären dies genau meine Worte und eine verdammt glatte 10. Nicht weniger auf meiner Seite. Und ich kann es nicht lassen, ein paar Worte hinzuzufügen, obwohl Danny eigentlich schon alles gesagt hat, aber die Scheibe ist einfach zu geil, um zu schweigen.
Für mich – und ich liebe Lemmys Stimme – das wohl beste Motörhead Album überhaupt – und das sage ich als Fan der alle Scheiben hat (und keine hergeben würde). Noch nie gab es bei Motörhead soviel Abwechslung, so viel Tempo, so viel Sanftes, so viel Melodie und trotzdem immer typisch Motörhead’s Direkt-In-Die-Fresse-Rock n‘ Roll mit der röhrenden Gitarre. Nebst den bereits herausgepickten Songs von Danny finde ich „Coup De Grace“ und „End Of Time“ (das Riff könnte den Young-Brüdern entlehnt sein) ebenfalls absolute Übersongs – nicht zuletzt wegen einem bisher von Phil unbekannt virtuosen Gitarrenspiel. Und bei „Queen Of The Damned“ kippte es mich in den ersten paar Sekunden fast aus den Socken – dachte da kommt „Ace Of Spades“ … Wir sehen uns im Hallenstadion!
In diesem Sinne auch ein BIG Thank you an die Gang von Snaggletooth B. Motörhead! Auf das Lemmy ewig lebt!
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Trackliste Motörhead – Aftershock
- Heartbreaker
- Coup De Grace
- Lost Woman Blues
- End of Time
- Do You Believe
- Death Machine
- Dust and Glass
- Going to Mexico
- Silence When You Speak to Me
- Crying Shame
- Queen of the Damned
- Knife
- Keep Your Powder Dry
- Paralyzed