Wolfsnacht – oder die Nacht der kranken Sänger
Ein grossartiges Package hat sich angekündigt – gleich drei Supportacts haben sich die Aufsteiger Powerwolf für ihre Wolfsnächte an Bord geholt. Und die waren allesamt nicht nur „Füller“, sondern zogen sehr gute Reaktionen beim Publikum. Aber der Reihe nach…
Ashes of Ares
Ashes Of Ares eröffneten den Abend. Die Jungs um ex-Iced Earth Sänger Matt Barlow begannen mit dem Opener ihres Debut Albums, „The Messenger“ und boten danach einen Querschnitt durch diese Scheibe. Insgesamt sieben Songs konnten AoA in ihren 35 Minuten Spielzeit präsentieren. Und sie machten ihre Sache sehr gut, auch wenn Matt Barlow sich für seinen Gesundheitszustand entschuldigte. Aber wenn er das nicht erwähnt hätte, hätte kaum einer im Publikum etwas von seiner Erkältung gemerkt. Nun ja, Barlow, Vidales und Williams sind ja keine Newcomer mehr, die wissen schon, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hat. Insgesamt ein starker Auftritt, der die Songs noch einen Tick eingängiger erscheinen liess als auf der CD. Den Leuten hat’s gefallen, Ashes of Ares kriegten jedenfalls mehr als nur Höflichkeitsapplaus.
Battle Beast
Als zweites waren die finnischen Youngsters Battle Beast an der Reihe. Und hier tanzte im Publikum sogleich der Bär: da war von Ton eins an mehr los als fast während der ganzen Show bei Pretty Maids am Montag an gleicher Stelle! Ich bekam sofort den Eindruck, dass Battle Beast am falschen Ort spielten – die hätten durchaus Co-Headliner sein dürfen… Mit „Let it Roar“ ging’s los und es folgte eine geile Party mit Songs wie „Black Ninja“, „Out on the Streets“ oder „Kingdom“. Das Publikum feierte Sängerin Noora Louhimo und ihre fünf Jungs nach allen Regeln der Kunst ab – ich hab schon lange nicht mehr eine Vorgruppe gesehen, die dermassen auf Begeisterung stiess! Ganz stark! Der Rausschmeisser „Out of Control“ beendete einen viel zu kurzen Set, da hätte nicht nur ich durchaus noch einiges mehr vertragen können!
Majesty
Als Co-Headliner sind Majesty auf dieser Tour dabei. Und das wird jetzt etwas schwierig für mich… Eigentlich passt die Band ja voll in mein musikalisches Beuteschema: True Metal, äusserst eingängig, Klischees ohne Ende, extrem hoher Mitgröhlfaktor – und trotzdem packt mich das alles nicht so recht. Majesty scheinen mir wie der kleine Bruder von Manowar zu sein – wobei ich den Eindruck hatte, dass die Musiker selbst riesigen Spass an ihrer Sache hatten und sich wohl selber nicht so ernst nehmen, wie das die „Originale“ tun. Den Einfluss Manowar’s kann man aber bei Majesty zweifellos nicht verleugnen!
Nun ja: das Publikum war jedenfalls begeistert ab Songs wie „Metal Union“ oder „Heavy Metal Battlecry“ und feierte die Band immer mal wieder mit „Hail, Hail to Majesty“ Chören. Neutral betrachtet und an den Reaktionen der Fans gemessen war’s ein starker Auftritt. Auch wenn der Sänger Tarek „MS“ Maghary ebenfalls unter einer Erkältung zu leiden hatte und deshalb den „lautesten Heavy Metal Chor der Welt“ hören wollte. Dank dem db-Meter im Z7 konnte er feststellen, dass es zumindest laut war…
Powerwolf
Vielleicht wollte ich aber einfach fit sein für den Headliner. Powerwolf klimmen die Erfolgsleiter hoch in einem sagenhaften Tempo, und so konnten sie jetzt das erste Mal als Headliner im Z7 aufspielen. Und womit? Mit Recht!
Und so zelebrierten Attila Dorn und seine „Preachers of the Night“ eine Metal Messe der lauten Art! Zu Orgelklängen betrat das deutsche Quintett die Kirche, ääh: Bühne und Attlia verspritzte schon mal eine Ladung Weihwasser auf die vorderste Reihe. Dumm, dass der Fotograben mit den Papparazzis noch dazwischen war, die haben auch einen Teil der Ladung abbekommen… Mit dem Gassenhauer „Sanctified with Dynamite“ legten die Wölfe los wie die Feuerwehr. Und es gab bereits jetzt kein Halten mehr im Publikum. Mit „Prayer in the Dark“ folgte ein Oldie bevor dann mit „Amen and Attack“ auch ein erster Song des neuen Albums präsentiert wurde.
Die Wölfe hatten mächtig Spass am Ganzen. Attila führte durch die Messe, Keyboarder Falk Maria Dorn sprang immer wieder an den Bühnenrand und animierte das Publikum (als ob das nötig gewesen wäre…) und die Gitarristen Charles und Matthew Greywolf wechselten ihre Positionen im Minutentakt, sodass man nie wusste, wer jetzt wo stand.
Attila bedankte sich immer wieder mal beim Publikum mit seinem „Vielen Danke Schön“, seine Ansagen macht er auch heute noch mit leicht „rumänischem“ Akzent. Was der Geschichte eine herrliche Prise Humor hinzufügt! Aber auch er ist erkältungsmässig angeschlagen (hätte man aber kaum bemerkt, wenn er nix gesagt hätte…). Allerdings gab’s schon die eine oder andere Situation, als er nicht ganz auf der Höhe war: nach seiner Erklärung bezüglich Erkältung wollte er das Publikum schreien hören. Als er das zweite Mal dann aber „WACKEN“ statt „PRATTELN“ rief, war’s ihm irgendwie peinlich, aber er – wie auch das Publikum – nahm es mit Humor. Humor ist eh immer mal wieder Trumpf, dafür stehen ja auch Songs wie „Resurrection by Errection“ (hier erklärte Attila, dass er wegen seines Zustandes am Morgen den kleinen Attila kaum mehr finden konnte) oder „Coleus Sanctus“ (wer kein Latein kann: Google hilft!). Nur das Drumsolo zwischendrin war nicht komisch, sondern wie fast immer einfach überflüssig. Aber so konnte sich Attila wenigstens etwas ausruhen…
Vor „Werewolves of Armenia“ steht der Sänger am Bühnenrand und meint: „Ich werde Publikum teilen wie Moses das Meer“. Schreit einer im Publikum „Wall of Death“, worauf Attila und Falk zuerst sagen, was sie davon halten und dann zusammen eine WoD nachstellen! „Wall of Death? Solches Zeug kennen wir nicht!“ Richtig so!
Attila versuchte danach vergeblich mit seiner rechten Publikumshälfte den linken Teil von Falk lautstärkemässig zu übertrumpfen. Was ihm trotz mindestens einem halben Dutzend Versuchen nicht gelang. Falk machte sich anschliessend einen Spass daraus, immer mal wieder den linken Teil zum Schreien zu animieren – Attila hat schlussendlich seine Niederlage eingestanden… Aber so oder so: die HU! HA! Schreie beim erwähnten „Werewolves of Armenia“ waren definitiv sehr laut! Und auch „We drink your Blood“ wurde lautstark von den Fans mitgesungen. Mit „Lupus Dei“ wurde die Messe vorerst beendet. Zwei Zugaben gab’s dann noch bevor die Wölfe endgültig in die Nacht verschwinden durften.
Powerwolf zeigten, dass sie möglicherweise einen ähnlichen Weg einschlagen wie Sabaton. Sie bleiben ihrem Stil treu, ziehen ihr Ding gnadenlos durch. Die Fangemeinde wächst stetig, ihre Fans sind äussert loyal und treu – im Publikum war eine Gruppe, die gemäss Attila der Band wirklich nachreist und schon an mehreren Konzerten war. Und die Konzerte machen ja auch mächtig Spass – so soll es sein!
Fanzit
Insgesamt wiederum ein fantastischer Konzertabend mit vier bestens aufgelegten Bands. Auch wenn ich solche Packages nicht wirklich mag – vier Bands sind mindestens eine zuviel, vor allem wenn der Beginn erst um 19.30h und das Ende somit kurz vor Mitternacht ist. Kann sein, dass dies auch ein Grund war, warum das Z7 jetzt nicht übervoll war, ich hätte mehr Zuschauer erwartet. Jä nu – die Daheimgebliebenen haben jedenfalls eine grossartige Show verpasst!
Setliste Ashes of Ares
- The Messenger
- Move the Chains
- Dead Man’s Plight
- This is my Hell
- Chalice of Man
- The one-eyed King
- What I am
Setliste Battle Beast
- Let it Roar
- Cyberspace
- Out on the Streets
- Neuromancer
- Kingdom
- Black Ninja
- Enter the Metal World
- Out of Control
Setliste Powerwolf
- Sanctified with Dynamite
- Prayer in the Dark
- Anem & Attack
- All we need is Blood
- Sacred & Wild
- Resurrection by Errection
- Coleus Sanctus
- (Drum Solo)
- Kreuzfeuer
- Werewolves of Armenia
- Dead Boys don’t cry
- We drink your Blood
- Lupus Dei
- Raise your Fist, Evangelist*
- In the Name of God (Deus Vult)*
*Zugabe