Schweiss, Bier und Rock n’Roll – Airbourne bringen Zürich zum Kochen!
Was für ein Abend! Was für eine Show! Was für eine Band! Die Australier Airbourne kamen, sahen und verteilten Bierduschen im restlos ausverkauften Volkshaus in Zürich…
Aber der Reihe nach. Ein kalter Montagabend im November. Es ist anscheinend auch der Beginn der Fasnacht, aber das interessiert hier Niemanden. Die Leute, die sich im Volkshaus versammelt haben, wollen sicher keine Guggenmusik hören, diese Leute warten auf eine grosse, geballte Ladung Gute-Laune-Kick-Ass-Rock’n’Roll. Die schwedische Band Corroded eröffnet die musikalischen Darbietungen. Die Herren machen sicherlich einen guten Job, aber ihr Sound passt nicht wirklich zu den übrigen Bands – keine Ahnung, wie man diesem Musikstil sagt. Aber von besagtem Gute-Laune etc. R n’R hab ich nix gesehen resp. gehört. Next please.
The Black Spiders sind da schon ein anderes Kaliber. Das waren 45 Minuten geballte Power und Spielfreude, gute Laune war da auch massig vorhanden. Hier war’s einfach so, dass die Songs jetzt nicht wirklich zünden wollten. Zudem ist auch die Stimme weder Fisch noch Vogel. Stilistisch durchaus passend zum Headliner, aber sonst ist auch dieser Auftritt etwas, was ich schnell vergessen werde.
Nun denn – die etwa 1‘600 Personen waren eh nur wegen einer Band da: der australischen Sensation Airbourne! Als pünktlich um 21:45h die Lichter ausgingen, gab’s kein Halten mehr. „Ready to Rock“? Aber sicher! Joel O’Keefe und seine Jungs legten los wie die Feuerwehr, wie wenn es kein Morgen geben würde. Joel selbst hielt es nicht für nötig, überhaupt ein T-Shirt anzuziehen – der zockte die ganze Show mit nacktem Oberkörper und zerrissenen Jeans. Purer Rock’n’Roll…
Nahtlos ging’s weiter mit dem genialen „Too much, too young, too fast“. Joel schüttet einen halben Liter Mineralwasser über seinen Kopf, steht an den Bühnenrand und duscht mit seinen Haaren die Fotografen. Auch die sollen was vom Rock n’Roll Feeling abbekommen… Immerhin gab’s da noch keine Bierduschen…
Joel O’Keefe ist bekannt dafür, dass er auf der Bühne oftmals unkonventionelle Dinge macht. Seine Kletterpartien sind berüchtigt… Im Volkshaus gab’s aber nix, was man als Kletterwand hätte brauchen können. Also dann – ab auf die Schultern eines Roadies und Huckepack ein Trip durchs Publikum zum Mischpult! Und dass Joel die ganze Zeit seine Gitarre bediente, muss man kaum extra erwähnen. Die Leute drehten am Rad, erste Crowdsurfer landeten im Fotograben und die Wände des Volkshauses begannen auch zu schwitzen.
Wenn’s heiss wird, ist eine Dusche nicht schlecht. Dachte sich irgendwann auch der Sänger der Australier. Also: Eine Dose Bier (resp. Quöllfrisch) nehmen, öffnen und in hohem Bogen ins Publikum schmeissen. Dieses Ritual wiederholte sich dann mehrmals. Allerdings hat es sich Joel offenbar abgewöhnt, die Dose mittels „schlagen an den eigenen Kopf“ zu öffnen – zumindest hab ich das so nie gesehen. Kann aber auch sein, dass meine Sicht etwas getrübt war – ich musste des Öfteren meine verschwitzten Haare aus dem Gesicht wischen…
„Quöllfrisch“ schien also (verständlicherweise) nicht nach dem Geschmack der Australier zu sein. Demzufolge probiert man es mit Wein! „Cheap Wine, cheaper Women“ war das Motto – Joel tankte zu Beginn eine ordentliche Ladung Rotwein (der offenbar alles andere als „cheap“ war). Einige Ladies im Publikum wurden dann von den Herren der Schöpfung auf den Schultern getragen, während diese ihre mehrheitlich leeren Bierbecher in die Höhe reckten.
Und weiterhin war kein Nachlassen festzustellen. Die vier Australier zockten ihre Songs mit einer kaum gesehenen Energie, und das Publikum feierte die Band ab nach allen Regeln der Kunst. Rock n’Roll pur! Und es war völlig egal, ob es Songs vom neuen Album „Black Dog“ oder alte Gassenhauer wie „Diamond in the Rough“ waren. Denn stilistisch sind die drei bisher erschienenen Alben so oder so sehr nahe beieinander.
Was ich allerdings bereits befürchtet hatte, als ich die Setlist sah, traf wirklich gnadenlos ein: nach läppischen 55 Minuten und gerade mal neun Songs verschwanden Airbourne von der Bühne! Sicher – es kommen ja noch die Zugaben. Und die hatten es dann glücklicherweise wirklich nochmals in sich…
„Live it up“ machte den Anfang. Mein absoluter Lieblingssong des neuen Albums, und schon alleine beim Intro könnte man durchdrehen! Bei einer „extended Version“ von „Raise the Flag“ machte Joel O’Keefe den zweiten Ausflug des Abends: dieses Mal ging es zu Fuss auf den Balkon, wo er inmitten der feiernden Meute seine Solis spielte. „Berührungsangst“ ist definitiv ein Fremdwort für ihn!
Als Rausschmeisser fungierte dann natürlich „Runnin‘ Wild“, auch der Song wurde unter anderem mit Bandvorstellung sehr in die Länge gezogen – aber danach war Schicht im Schacht. Airbourne hinterliessen ein völlig geplättetes Publikum nach einer unglaublich energiegeladenen und äusserst intensiven Show. Mein Nacken schmerzt heute wie die Sau, und ich bin überzeugt, dass ich nicht der einzige bin, der sich heute so fühlt…
Die drei Zugaben haben wenigstens noch etwas für die ansonsten sehr kurze Spielzeit entschädigt. 85 Minuten für einen Headliner? Unterste Grenze! Auch wenn ich natürlich zugeben muss, dass Airbourne in dieser Zeit wohl viel mehr Energie brauchen als viele andere Bands in zwei Stunden… Aber eine Vorgruppe weniger, dafür drei, vier Songs mehr für den Headliner – dann wär’s wirklich perfekt gewesen. So bleibt für mich doch noch ein etwas fahler Beigeschmack.
Nichtsdestotrotz – Airbourne haben auf äusserst eindrückliche Weise gezeigt, dass sie ohne Frage eine der absolut geilsten Livebands dieses Planeten sind! Ich glaube kaum, dass am Ende irgendjemand wirklich unzufrieden war – dafür war diese Show schlicht und einfach zu intensiv und packend! Ich hab nur noch einen Wunsch: dass die Band fürs „70‘000 Tons of Metal“ verpflichtet wird. Aber das wird wohl leider genau das bleiben: ein Wunsch…
Setliste
- Ready to Rock
- Too much, too young, too fast
- Girls in Black
- Back in the Game
- Diamond in the Rough
- Black Dog Barking
- Cheap Wine, cheaper Women
- No Way but the Hard Way
- Stand up for Rock’n’Roll
- Live it up
- Raise the Flag
- Runnin’ Wild