Nach dem die Platte „Fortress“ aus dem Jahre 2013 von Alter Bridge so gute Kritik bekommen hat, war es für mich fast Pflicht ins Hallenstadion nach Zürich zu fahren und dem Konzert beizuwohnen. Um es vorweg zu nehmen, ich bin kein Die-Hard-Fan von Alter Bridge. Ich finde das Album „One Day Remains“ von 2004 top und hab bis zu „Fortress“ nix mehr von Alter Bridge gekauft, da mir meistens das „Gejammer“ …sorry für meinen Ausdruck…von Myles auf den Sack geht und ich nach einer Stunde Myles Kennedy genug habe. Nichtdestotrotz, hier mein Bericht.
Was mir als erstes beim Betreten des unterteilten und gut gefüllten Hallenstadion auffiel, war die Altersgrenze des Publikums. Diese bewegte sich schätzungsweise zwischen 30 und 50 Jahre, Durchschnitt war eher der Typ „Normalo“ oder „klassischer Altrocker“, hatte aber sehr wenig mit Metal- oder Rockfan im herkömmlichen Sinne zu tun. Auf jeden Fall interessant zum Beobachten und schwer irgendwo unterzuordnen.
Halestorm
Kurz vor acht Uhr war’s dann soweit. Halestorm (USA) stürmte die Bühne. Diese Rockband wurde von Elisabeth „Lzzy“ Hale (Gesang, Gitarre & Klavier) und ihrem Bruder Arejay Hale (Drum) im Jahre 1997/ 98 gegründet. Die zierliche Frontröhre, knapp bekleidet in Hotpants, Nieten-Lederjäcken und High Heels – bei denen ich mir die Haxen brechen würde – und bewaffnet mit einer weisen Klampfe in Explorer-Form und Goldbeschlag, war sicher einer der Hingucker dieser Band.
Lzzy hat eine Hammer Rockröhre und singt Live sehr fett, so dass das Publikum, trotz verhaltener Reaktion schnell auf der Seite der Band war. Auch ohne Vorkenntnisse sind Halestorm gut aufzunehmen, da ihre Songs sehr eingängig sind. Die Songs haben einen hohen melodischen Anteil und besitzen dennoch die nötige Härte. Einfach ausgedrückt: die richtige Mischung. Ein weiterer Showeffekt der Band ist der Drummer Arejay Hale! Der Junge war der Clown an den Drums! Verprügelte er doch sein Schlagzeug, das einem Angst und Bange wurde, schleuderte die Sticks in die Luft und fing sie wieder auf und in den Taktpausen hüpfte er in Sekundenschnelle mal kurz vom Hocker. Sein Solo mit Showeinlage wurde vom Publikum mit riesen Applaus gezollt. Halestorm stellte sich als tolle, spielfreudige Band heraus, die es versteht die Leute abzuholen und zum Mitmachen zu bewegen.
Alter Bridge
Nach einer ziemlich kurzen Umbaupause und fast pünktlich auf die Minute, enterte Myles und seine Mannen von Alter Bridge mit „Addicted To Pain“ die Bühne. Von Beginn an wurden die Texte der vier Jungs aus den USA sehr textsicher mitgesungen. Myles posierte wie gewohnt mit seiner Klampfe, riss diese hoch und verzog dabei sein Gesicht, was ja unterdessen schon fast als Markenzeichen der Band bezeichnet werden könnte. Die Auswahl der Songs war durchaus gelungen, zündete beim Publikum sehr gut und wurde mit einer grandiosen Wucht freigesetzt. Ob alte oder neue Songs gespielt wurden, machte keinen Unterschied, die Fans feierten begeistert mit. Von meinen Sitzplatz her war es eine Freude über das Menschenmeer zu blicken und der Show beizuwohnen. Teilweise konnten nur ausgestreckte Arme und Pommes–Gabeln gesichtet werden, die sich zum Takt der Musik hin und her bewegten.
Ebenfalls der Hammer war die Lichtshow! Mit Spots und Strahler wurden Akzente gesetzt, die die Musik fabelhaft unterstrich und zu einem tollen Event beitrug. Ein weiteres Highlight war das Duett zwischen Myles Kennedy und Lzzy Hale mit dem Lied „Watch Over You“. Der Song wurde so gefühlsvoll vorgetragen, dass wohl auch der härteste Rocker des Clubs sein Hühner-Kombi anzog. Für Abwechslung im Set von Alter Bridge sorgte Marc Tremonti mit dem Song „Waters Rising“. Seine Darbietung war durchaus solide, doch stimmlich kann er mit Myles nicht ganz mithalten.
Eine Stunde später und nicht ohne vorher noch „Broken Wings“ reinzuziehen, der für mich zu einem der besten Alter Bridge Songs zählt, war es langsam an der Zeit, das Stadion zu verlassen. Trotz gesanglicher Topleistung von Myles, ging mir unterdessen seine Stimme so auf den Geist, dass ich es beim Besten Wille keine weiteren fünfzehn Minuten ausgehalten hätte.
Was soll man zu der Show von Alter Bridge sagen? Der Sound war in Ordnung, sogar sehr fett aber leider etwas zu laut. Die Lichtshow Hammer und die musikalische Leistung aller Jungs hervorragend. Was aber etwas emotionslos rüberkommt, ist das Verhalten auf der Bühne des Vierers. Weiter auseinander stehen geht fast nicht mehr. Jeder ist mehr oder weniger für sich und ein gemeinsames Posen mit Klampfen und Bass wird so schnell abgebrochen, dass man als Fotograf brutal flink sein muss. Ebenfalls wirkte für mich der Auftritt extrem durchorganisiert. Spontan geht bei dieser Band eher nix. Alles geht nach Plan, jeder Schritt ist abgesprochen und Spielfreude sucht man hier vergeblich. Etwas mehr Begeisterung in den Gesichtern der Jungs würde sicher nicht schaden.
Trotz den paar negativen Punkten, war der Abend gelungen und lohnenswert!
Setliste Alter Bridge
- Addicted to Pain
- White Knuckles
- Come To Life
- Before Tomorrow Comes X
- Calm The Fire
- Cry Of Achilles
- Ghost Of The Days
- Ties That Bind
- Waters Rising
- Broken Wings
- Metallingus
- Blackbird
- Watch Over You (mit Lzzy Hale)
- Farther Than The Sun
- Isolation
- Open Your Eyes
- Slip Into The Void
- Rise Today