Vorläufer dieser ‚ProgPower‘ Exkursion nach Oslo war die Circus Maximus (NO) Tour von vergangenem Sommer, worüber Metalinside (Sabi – siehe Review) bereits ausführlich berichtete. Nun wollte man das Geschehen in deren Heimat auch noch erkunden und als die Zusage beinahe postwendend in positiver Form zurückkam, standen wir so gut wie auf dem Flughafenterminal!
Mit 3 Paar Wintersocken und 2 Kameras wurden wir über Brüssel nach Oslo transportiert, was wir zeitlich gesehen im Verhältnis zur Distanz definitiv für zu umständlich erklärten.
Wir erreichten das Hotel – welches in Kooperation mit dem Festival etwas vergünstigte Zimmer anbot – fehlerfrei und machten uns sogleich auf den Weg ans ProgPower, welches in wenigen Gehminuten ‚over the bridge and just around the corner‘ zu finden war.
Gerade noch rechtzeitig zum Showbeginn der 2. Band erreichten wir das ‚Parkteatret‘, ein ehemaliges, leicht veraltetes Kino, mit düsterlichem Ambiente und einem Fassungsvermögen von 400 – 500 Leuten. Freundlich wurden wir mit den Fotopässen bestückt; über die Regeln wusste keiner Bescheid. Man schien sich jedoch über die relativ weit angereisten beiden Schweizer-Foto-Gören zu freuen.
Entgegen der veralteten Gebäude- und Infrastruktur glänzte der automatische Seifenspender des Damenklos, welcher definitiv unverhofft für ewigen Schaum im darunter parkierten Bierbecher sorgte… das fiel geschmacklich jedoch nicht weiter ins Gewicht, da wir keine grossen Fans des schwer überteuerten (ca. CHF 9.-), lokalen Aass-Gebräue wurden!
Freitag
Da uns die nette Dame von der Rezeption des Hotels, ledig mit „over the bridge and just around the corner“ auf den Weg zum Parkteatret schickte, und es nach der Brücke links oder rechts „just around the corner“ ging, konnten wir von der ersten Band Tritonus (NOR) leider nur noch die drei letzten Songs geniessen. Die Jungs aus Oslo spielten etwas zwischen Prog- und Powermetal.
Nach gut 30 Minuten Pause stürmten Memory Garden (SWE) aus Kumla die Bühne. Sie beglückten uns mit ihrem Heavy-/Powermetal der leicht doomig angehaucht ist. Der Sound war sehr fett und sauber gespielt und auch bei der Bühnenpräsenz gab es nix zu bemängeln. Possen und Headbangen war angesagt. Der Sänger brachte das sonst eher zurückhaltende Publikum zum Lachen und wir vermuten mal, dass es was Lustiges sein musste. Einziger Minuspunkt war das teilweise schlechte Licht und die zu langen Pausen beim Wechsel der Instrumente. Nach gut einer Stunde verabschiedeten sich die sympathischen Schweden unter viel Applaus.
Langsam füllte sich die Halle und ICS Vortex (NOR) rockten die Bühne. Hinter diesem Namen steckt Simen Hestnaes ein norwegischer Sänger und Bass-Spieler. Er ist beziehungsweise war Mitglied bei Borknagar, Arcturus und Dimmu Borgir und ein ziemlich schräger Vogel. In Socken und einer Frisur die an ein „Hüppi“ einer alten Frau erinnerte und ständigem Griff zum Flachmann, legten er und seine Mannen einen recht unterhaltsamen Gig hin. Der Sound dröhnte fett und druckvoll aus den Boxen. Ihr Musikstil erinnert an 70’s Prog oder Stoner-Rock mit einem keltischen Flair. Beim letzten Song wurde dann noch kurzspitz der Drummer ausgetauscht und der Veranstalter des Festivals, Asgeir Mickelson nahm Platz hinter den Drums.
Circus Maximus
Als Headliner des Freitagsabends war Circus Maximus (NOR) am Start. Unterdessen war die Halle gestossen voll, dass ziemlich schnell klar wurde, für wenn die Metalheads da waren. Die Stimmung war top, genauso wie Sound und Licht. Michael (Vocals) peilte die einzelnen Fans immer wieder gezielt an, Glen (Bass) beeindruckte mit coolem Posing, Mats drückte Hammersoli ab, Truls verholzte wiedermal sein Drum und Lasse steuerte seine Melodien bei. Obwohl der Kontakt zum Publikum immer bestand, fand ich den Auftritt der Norweger etwas distanziert und kühl. Trotzdem kamen sie super an und mit viel Applaus verliessen sie die Bühne.
Kaum loschen die Lichter auf der Bühne und die Musik verstummte, flitzte auch schon das Personal mit Besen durch die Gänge und die Security gab uns zu verstehen, dass wir jetzt die Location zu räumen hätten. Also war Hotel angesagt, was uns gelegen kam, da wir dank der langen Reise so wieso auf den Felgen waren.
Wir trauten unseren Augen nicht, als uns die morgendlichen Sonnenstrahlen in vollster Pracht zurück ins Leben riefen und nach einem reichhaltigem Frühstück im ‚Scandic Vulkan‘ Hotel, hielt uns nichts mehr drinnen. Total auf frostige Kälte eingestellt, ging es unserer Tiefwinterbekleidung an den Kragen und beinahe jackenlos durchwatschelten wir die schöne Stadt. Strassenmusiker aus Rumänien, Jamaika und Lateinamerika, ein ‚all you may need‘ Trödlermarkt mit rostigen Waschmaschinen im Sonderangebot und die belebte Hafengegend schmücken die weltoffene, urbane Gegend. Leider ist die ärmliche Seite auch hier nicht ganz unvertreten und vorwiegend Romas bitten beinahe entlang jeder Geschäfts-Fassade anhand eines McDonalds Pappbecher um etwas Kleingeld.
Gut verpflegt und frisch gewaschen standen wir diesmal rechtzeitig zum Samstags-Opening im ‚Parkteatret‘.
Konzert Samstag
Den heutigen Festivaltag eröffnete Withem (NOR) eine aufstrebende Prog-Metalband die 2011 gegründet wurde und sich dem Prog-/Symphonic-Metal à la Symphony X, Pagan’s Mind, Circus Maximus usw. verschrieben haben. Die Jungs stellten sich als Topmusiker heraus, die ihre Instrumente im Griff haben und technisch einwandfreies Material lieferten. Guter Beat, interessante Tempowechsel und coole Riffs zeichneten ihren druckvollen und gut abgemischten Sound aus. Die Bühnenpräsenz war sehr aktiv, nur leider verirrte sich der Sänger, den man als exzellent bezeichnen kann, denn rein gesanglich hat er’s total drauf, ab und zu in den Oktaven, was uns persönlich nicht gefallen hat. Erwähnenswert sind vielleicht noch, die roten Unterhosen des Sängers, die immer wieder zu sehen waren und bei der Metalinside-Fraktion und dem Publikum für Lacher sorgten.
Weiter ging’s danach mit Triosphere (NOR) aus Trondheim, die, wie könnte es anders sein an einem Prog-Festival, uns auch wieder Prog- und Symphonic-Metal um die Ohren klatschten. Plötzlich war auch klar wieso sich vermehrt das Mannenvolk vor die Bühne drängte. Die Band hatte eine äusserst sympathische Sängerin/Bass-Playerin am Start. Die Stimme hatte trotz Hall etwas wenig Druck aber die charmante Dame machte mit ihrem Auftritt einiges wett. Ansonsten war der Sound gut und vor allem war dies die erste Band ohne Keyboard! Auf der Bühne wurden die Köpfe geschüttelt, die Haare gekreist und es war immer etwas los. Das Publikum zollte den Auftritt viel Applaus.
Holy Shit
…wessen Idee war es The Gathering (NL) auf die Bretter zulassen?! Die Stimmung war nach dem Gig von Triosphere ziemlich aufgeheizt und The Gathering brachte es innert kurzer Zeit fertig diese zu zerstören. Meine Fresse war das ein Sche…! Anders kann ich das beim besten Willen nicht nennen, mögen die Musiker noch so gut sein. Eine Träller-Else, eine Bühnenpräsenz die zum Einschlafen verleitete und Licht das mehr oder weniger nicht existierte. Da halfen auch die psychodelic Videos die auf einer grossen Leinwand im Hintergrund liefen nix mehr. Nach gut zehn Minuten hielten wir es, wie einige andere Festivalbesucher, nicht mehr aus und flüchteten panikmässig aus dem Club.
Eine Wohltat für die Ohren war danach Ihsahn (NOR) die uns mit einem druckvollen Gemisch aus Prog– und Black-Metal fast an die Wand knallen liessen. Hinter Ihsahn steckt der Emperor Frontmann Vegard Sverre Tveitan, der als Sänger und Multimusiker bekannt ist und der Veranstalter des Festival Asgeir Mickelson am Drum. Das Bild das sich auf der Bühne bot, war schon mal sehr beeindruckend. Drei Gitarren, Bass und Keyboard alle in einer Reihe aufgestellt. Jeder Musiker schien total vertieft in sein Spiel zu sein, rockte aber was das Zeug hielt und schlussendlich gab es wieder ein einheitliches Bild. Der Sound hatte starke Black-Metaleinflüsse, war trotzdem sehr proglastig und zeichnete sich durch interessante Riffs und Tempowechsel aus. Der Gitarrensound war zudem so ein Brett das es einen fast aus den Socken haute. Ihsahn war definitiv ein würdiger Abschluss des Prog Power Festivals Oslo 2013.
Da man nach Konzertende vor 01:00 Uhr direkt nach Draussen verfrachtet wurde, schlossen wir uns den Jungs von Circus Maximus und Withem an, welche wir Downtown ins Rock In begleiteten, um noch etwas Feierabend zu zelebrieren! Preisgeschockt betrachteten wir nur wenig später unsere leeren Portemonnaies und hantierten mit Plastikkarten weiter. Über Fr. 30.- kosten 2 Biere und ein Cocktail… also kein Land für grosse Sparvorhaben!
Auch am Sonntag weckte uns das schöne, gelbe Licht. Erneut zogen wir – wohl etwas schlapp aber froh und mit top aktuellen Designersonnenbrillen für 3.50 aus dem Souvenirshop bewaffnet – durch die Strassen, Parks und dem Ufer entlang, bis uns die Zeit zur Abreise drängte und ein extraordinäres Wochenende sein Ende fand…