CHINA – We Are Stars

Hardrock, Rock
05.12.2013

Wir befinden uns in den guten alten 80er Jahren. Die Hardrock Szene blüht und auch ohne Internet schiessen gute Bands vor allem in den USA wie Pilze aus dem Boden. Aber auch in Europa tut sich was, sogar in der Schweiz. Da gründen Claudio Matteo, Otto „John“ Dommen und Freddy Scherrer (damals unter dem Künstlernamen Freddy Laurence) die Band China.

Mit an Bord waren da auch noch Marc Lynn und Sänger Math Strübi. Dank Unterstützung der grossen Krokus ist ein grosser Plattenvertrag schnell unterzeichnet. China veröffentlichen zwischen 1988 und 1991 drei Alben. Als grosses Problem erweist sich jedoch der Schleudersitz auf dem Sängerposten: drei Scheiben mit drei verschiedenen Frontmännern – das funktioniert auf Dauer bei keiner Band. Trotz beachtlichen Erfolgen in der Schweiz – die Single „In the Middle of the Night“ kratzte gar an den Top Ten der Charts – gelang der ganz grosse Schlag nie. Weder der ehemalige Krokus Gitarrist Patrick Mason noch der Amerikaner Eric St.Michaels waren lange dabei. Und als 1995 Studioalbum Nummer vier mit dem bereits vierten Sänger Douglas McCowan erscheint, hat die Grunge Welle den melodiösen Bands längstens das Wasser abgegraben. Klassischer Hardrock war nicht mehr gefragt und China schienen am Ende.

In den 2000er Jahren hat’s immer wieder kleine Reunions gegeben, aber wirklich ernst schien es erst 2007 zu werden. Im Juni durften sie auf dem „Spirit of Rock“ Festival für Bands wie Heaven and Hell oder Motörhead eröffnen – sehr viele Fans freuten sich da auf diese Rückkehr! Bitter, dass China dann mindestens 30 Minuten vor der veröffentlichten Zeit auf die Bühne mussten: der grösste Teil der Leute verpasste dadurch fast den kompletten Auftritt und war dementsprechend sauer. Ich zähle mich ebenfalls dazu….

Nun ja – aber es schien ja so, als ob die Zukunft dafür rosiger wird. Mit Eric St.Michaels, Claudio Matteo und Beat Kofmehl waren schliesslich drei Mitglieder aus den glorreichen alten Tagen zusammen und mit Mack Schildknecht holten sie einen exzellenten jungen Gitarristen mit ins Boot. 2010 erschien das Album „Light up the dark“ und setzte ein grosses Ausrufezeichen. Trotz dem einen oder anderen Durchhänger machte diese Scheibe enorm Spass, China zeigten sich auch auf der Bühne erstarkt und lieferten immer wieder starke Konzerte ab. Und jetzt,  kurz bevor das Jahr 2013 zu Ende geht, wollen es die Herren nochmals richtig wissen: das neue Album mit dem eher unbescheidenen Titel „We are the Stars“ soll endgültig an die alten Zeiten anknüpfen!

Aber was braucht man, um ein erfolgreiches Album zu produzieren? Gute Songs? Gute Produktion? Gute Promotion? Glück? Es braucht wohl all dies dazu – und „We are the Stars“ liefert einiges davon!

Zuerst sei erwähnt, dass die Scheibe von keinem geringeren als Tommy Henriksen produziert wurde. Henriksen ist nebenbei auch Gitarrist bei Alice Cooper… Eric St.Michaels konnte seine Kontakte nutzen und Henriksen zu diesem Job bewegen. Und das erweist sich als grosses Glück! Denn Henriksen hatte nicht nur bei der Produktion selbst die Finger im Spiel, sondern auch beim Songwriting und der endgültigen Songauswahl. Zehn Songs haben es schlussendlich auf die CD geschafft. Tönt okay – allerdings überschreitet kein einziger Song die 4-Minuten Marke. Definitiv ein Makel dieser CD: sie ist zu kurz ausgefallen. Aber man kann umgekehrt auch sagen, dass vielleicht gerade die Kürze der Songs das Geheimnis ist: so vermeidet man auch Langeweile!

Die Songs versprühen jedenfalls gute Laune, herrlich stampfende Rocker und auch softere Töne werden geboten. Und das auf einem wirklich hohen Niveau!

Mal ein paar Details dazu: der Opener nennt sich „Crazy like you“. Und bereits bei den ersten Tönen wandert meine Hand zum Lautstärkeregler: Leise geht hier nicht! Ein fantastischer Rocksong, bei dem hoffentlich nicht nur ich sofort meine Luftgitarre auspacke – riesiges Ohrwurm-Potenzial! Ebenfalls recht flott geht’s mit „That’s a lot of Love“ weiter, dann folgt die erste Single „Everywhere you are“. Eine Nummer, die sich stilistisch zu keiner Sekunde vor „In the Middle of the Night“ verstecken muss. China haben hier auch einen Videoclip produziert und dieser Song wird garantiert auch sein Airplay erhalten. Eine herrliche, radiotaugliche Rocknummer, ebenfalls äusserst eingängig. Kritiker würden jetzt von „glattpoliert“ und so schwafeln – so what? Gute Musik ist gute Musik… und das ist es zweifellos! Ist übrigens eine der Nummern, die von Tommy Henriksen geschrieben wurde, dies so nebenbei…

Die nächsten zwei Songs „Uninvited“ und „Circles in the sky“ fallen jetzt etwas ab, aber dann sorgt „Kisses of Fire“ für das nächste Highlight. Wieder ein stampfender Hardrocker, ähnlich wie der Opener, dazu mit Mundharmonika im Mittelteil. Live garantiert der Hammer – ich hab’s bereits erlebt…

Eine Ballade darf auf einem solchen Album selbstverständlich auch nicht fehlen. „Breakdown“ heisst sie und Eric tönt hier stellenweise fast wie Jon Bon Jovi.
Wenn ich wetten müsste, welches aus kommerzieller Sicht die zweite Single werden müsste, dann wär das ohne Frage „Remember my Name“. Erneut eine herrliche Halbballade, etwas softer noch als „Everywhere you are“, aber ebenfalls absolut radiotauglich. Auch hier geht der Refrain ins Ohr, der bleibt da richtiggehend kleben…

„We are the Stars“ – der Titelsong fungiert als Rausschmeisser. Eine richtige kleine Hymne ist das geworden, kann man sich live durchaus auch als Abschluss vorstellen.

Was bleibt als Fanzit? China haben schlicht und einfach ein ganz, ganz starkes Hardrock Album auf dem Markt gebracht! Auch wenn ich jetzt zwei oder drei Songs nicht so überzeugend finde, so ist „We are the Stars“ dennoch eine geile Scheibe geworden!

Mit der richtigen Publicity können China damit hoffentlich wirklich nochmals auch international etwas in Erscheinung treten – verdient hätten sie es allemal! Natürlich: die Musik tut niemandem weh. Aber wem guter, schnörkelloser Hardrock gefällt, dem kann man diese CD uneingeschränkt empfehlen – und 8.5 Punkte ist das Ding allemal wert.

Am Freitag, 22.11. wurde die CD übrigens im Alpenrock House in Dietikon getauft. China spielten einen gut einstündigen Gig, bei dem auch einige der neuen Songs ihre Feuertaufe hatten. Ganz speziell war der Anlass auch aus anderen Gründen: so zeigte sich der erste Sänger Math Strübi kurz dem Publikum, Eric St.Michaels’ Frau Selina sang „Gates of Heaven“ im Duett und bei „Rock City“ gab’s die Reunion mit dem heutigen Gotthard Gitarristen Freddy Scherrer! Und so wurden wir da doch glatt in die guten, alten 80er Jahre katapultiert…

 

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Trackliste

  1. Crazy like you
  2. That’s a lot of love
  3. Everywhere you are
  4. Uninvited
  5. Circles in the sky
  6. Kisses of fire
  7. Breakdown
  8. Inside out
  9. Rememebr my name
  10. We are the stars

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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05.12.2013
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