Sonntag und dazu noch 1. Advent! Statt zu Hause zu bleiben und sich beim Abfackeln des Adventskranzes mit Erdnüssen voll zu stopfen, zog es einige hundert Metalheads nach Luzern in die Schüür! Was sie da von Dark Tranquillity um die Ohren geklatscht bekamen…..war einfach nur der Wahnsinn oder Magie pur!
Tristania
Bevor es aber zu diesem Magic Moment kam, musste ich noch den Support Tristania (NOR) ausharren. Die Norweger sind seit 1996 aktiv und spielen eine Mischung aus Symphonic– und Gothic-Metal, mit weiblichem und männlichem Gesang. Zu Spitzenzeiten stand die Kapelle zu fünft in einer Reihe auf der Bühne und gab ihr Können zum Besten. Neben der Sängerin und dem Sänger, steuerte auch der Bassist und Leadgitarrist Gesang dazu.
Die Songs fingen meiste zackig und gut an, flachten aber relativ sehr schnell ins Langweilige ab. Spätestens wenn die Sängerin einsetzte, war dann für meinen Geschmack die Luft draussen. Leider bringt es nix, wenn die Dame schön anzuschauen ist aber eine Null–Acht-Fünfzehn-Stimme hat und es den Anschein macht, als stehe sie im Buswartehäuschen und hüpfe umher, damit sie sich nicht den Arsch abfriert. Der Sänger trug leider auch nicht wirklich Tolles bei und die Gitarrenfraktion, die links und rechts am Bühnenrand stand, konnte man glatt mit Statuen verwechseln. Bewegung ist nicht ihr Ding! Und was zur Hölle sollten die Keyboard–Samples?! Jetzt stehen die schon zu fünft auf den Brettern, mit Drummer zu sechst und steuern noch Samples ein! Mein Tipp: Sänger raus, Bassist steht ja eh schon hinter dem Mikrophon, Keyboarder, wenn’s denn sein muss rein und Sängerin lassen wir für die Herren. Besser wird’s wohl nicht aber optisch gäbe es ein anders Bild.
Dark Tranquillity
Endlich nach einer kurzen Umbaupause ertönten die ersten Klänge von Dark Tranquillity! Fans aus der ganzen Schweiz waren extra für die Göteborger nach Luzern gereist, wie man nach den Sprachen und Autonummern feststellen konnte. Die ersten Reihen vor der Bühne waren von Anfang her mit Die-Hard-Fans besetzt, die vom ersten bis zum letzten Song alles gaben. Dark Tranquillity sind mit ihrem neuen Album „Construct“ unterwegs, spielten aber Songs quer durch ihre Werke. Der Sound dröhnte fett, manchmal etwas zu laut, aus den Boxen und die Schweden zockten ihr Set gekonnt durch.
Bei diesem Gig konnte man lernen was die alte Göteborger Schule des Melodic Death Metals ist. Der Sound wurde mit so einer Wucht aus den Boxen gejagt, dass es einem fast wegblasste und es die Haare im Nacken aufstellte. Mikael Stanne (Vocals) stellt sich einmal mehr als sympathischer Sänger heraus, der ein Dauersmile auf dem Face hatte und die Fans gekonnt mit Blicke ansprach. Seine Stimme ist einfach der Hammer! Er flitzte kreuz und quer auf der Bühne hin und her und motivierte die Fans zum Mitsingen. Auch die beiden Gitarristen waren nicht ohne. Waren ständig in Bewegung, wechselten ihre Plätzte oder possten nach alter Schule nebeneinander. Von ihrem spielerischen Eigenschaften fange ich gar nicht erst an zu schwärmen… die sind einfach top!
Der Drummer und der Keyboarder rückten etwas in den Hintergrund, bei so viel Action auf der Bühne. Doch auch ihr Können soll nicht unerwähnt bleiben. Martin (Keys) steuert nämlich die melodischen Parts bei, die Dark Tranquillity neben der Stimme von Mikael so unverwechselbar machen und Andres (Drums) gibt dem ganzen noch den richtigen Beat. Bassist sucht man übrigens bei DT vergebens!
Dark Tranquillity lassen sich nicht lumpen und fahren mit guter Bühnendeko auf. Im Hintergrund war eine riesige Leinwand gespannt, auf der Videos von DT liefen und mit den zusätzlich auf der Bühne platzierten Scheinwerfer und Spots, zu dieser beeindruckenden Show beitrugen. Der Lichtdesigner tauchte die Bühne immer wieder in unbeschreiblich gutes Licht, das nicht nur die Fans verzauberte, sondern auch die Fotografen ihre Finger nicht mehr vom Auslöser nehmen konnten.
Die Stimmung in der Schüür wurde an diesem kalten Winterabend zu höchst Temperaturen aufgeheizt. Die Kombination von Sound, Licht und Stimmung in der Schüür hatte schon fast etwas Magisches. Einen kleinen Dämpfer erhielt sie aber, als die Sängerin von Tristania für zwei Songs auf die Bühne kam. Kaum war sie auch wieder verschwunden, heizten Mikael und seine Mannen den Fans wieder richtig ein und diese dankten es der Band gebührend. Nach jedem Song konnte man von der Bühne bis in den hintersten Teil der Schüür nur erhobene Arme sehen. Mikael bedankte sich einige Male sichtlich berührt ab dem tollen Applaus, der ihnen entgegen kam.
Etwas schüchtern kündete er dann den letzten Song an. Nach diesem verabschiedete sich die Band von den Fans. Diese liessen sich dies nicht gefallen und mit „We want more“–Gesängen wurde die Band zurück auf die Bühne geholt. Total berührt tauchten die Schweden auf der Bühne auf und Mikael kniete an den Bühnenrand umarmte Fans und bedankte sich immer wieder. Der Moment war so emotional, dass es sogar den härtesten Metallern eine Träne ins Auge trieb. Nachdem allerletzten Songs zogen die Musiker freudenstrahlend von dannen. Nur Mikael stand noch einige Minuten kopfschüttelnd und total berührt ganz alleine auf der Bühne, bevor er sich vor dem Publikum verbeugte und sich zum letzten Mal bedankte.
Völlig beflügelt von diesem Wahnsinns Gig machte ich mich auf den Heimweg. Und wenn ich am Dienstag nicht in aller Herrgotts frühe aus den Federn müsste, wäre ich glatt am Montag nochmals an den DT-Gig nach Solothurn gereist!