Doro im Z7 – the same procedure as every year …
Eigentlich könnte ich die Reviews von den letzten paar Doro Konzerten auspacken, Datum und je nachdem Location ändern und schon hätte ich fast alles beisammen. Und das meine ich jetzt nicht negativ, sondern spricht für die Konstanz der unbestrittenen Metal-Queen. Kein Zufall also, dass die Düsseldorferin mit dieser Tour 30 äusserst erfolgreiche Jahre auf der Bühne (ab-)feiert.
Auf Doro ist Verlass. Und dass die Metal-Queen alles für „ihr“ Volk macht, ist ja gemeinhin bekannt. Ich bin immer wieder fasziniert, wie sie ihre Auftritte mit voller Leidenschaft und Hingabe durchzieht. Wer Doro nicht kennt oder nur mal kurz erlebt, denkt vielleicht anfangs noch an Clichés à la Manowar. Doch solches würde man sofort durchschauen, dem Joey de Maio nimmt ja keiner mehr ab, dass er nur für den Metal und seine Fans lebt. Doch bei Doro ist es einfach so. Während dem Konzert lässt sie uns wissen, dass sie zwar seit 30 Jahren auf der Bühne steht, aber eigentlich schon seit sie 3 Jahre alt ist Metal hört. Und wenn sie von gemeinsamen Tourneen und Bekanntschaften mit den grössten Ikonen des Metal spricht, leuchten ihre Augen richtig auf, wie bei einem Fan, der soeben sein grösstes Idol getroffen hat – nur ist ja Doro selber einer dieser Ikonen.
Und trotz dem Metal und all seinem Macho-Gehabe, hat beim Gespräch mit Doro auch immer wieder das Gefühl, dass man die zierliche Lady beschützen muss vor der Metal-Meute.
Ich glaub dieser Mix zwischen 30 Jahre Bühne-Erfahrung mit den grössten des Metals, eine der wenigen Frauen in dieser Sparte zu sein – ich rede jetzt nicht nur von Female-Fronted-Zeugs, sondern von der Bandleaderin – und ihre manchmal etwas fast schon naive aber sehr liebenswürdige Art, geben einem das Gefühl, dass Doro in keiner Erbmonarchie lebt, sondern eine aus dem Volk gewählte Königin ist. Sie sagt von sich aus auch, dass sie keine „Queen“ sei. Oder wie Clawfinger anfangs 90er sangen: „Power to the one who doesn’t want it“.
Aber klar, Doro ist nicht dort wo sie ist, weil man sie halt einfach gern hat und sie durchaus immer noch Hammer aussieht, sondern weil sie eine harte Arbeiterin ist. Praktisch immer auf Tour, regelmässig neue Scheiben und weitere Projekte wie z.B. mal kurz zwei Filme in kürzester Zeit abdrehen (siehe Interview – folgt). Ihren Status hat sie sich mit Hammersongs und geilen Konzerten über Jahre erarbeitet und festigt diesen laufend.
So auch mit dem aktuellsten Silberling „Raise Your Fist“ (siehe Review) und noch aktueller mit der soeben angelaufenen 30th Anniversary Tour bzw. der Startschuss dazu war ihr Auftritt in Wacken vor rund 60’0000 Metalheads. Das Z7 ist der zweite Stopp der Hallen-Wintertour, die einen Tag vorher beim Knockout Festival startete. Heute erwarten wir also den königlichen Besuch im Metalpalast Z7 – ihrer Residenz in der Schweiz.
Dass Doro uns noch lange erhalten sein wird, manifestiert sich einerseits durch den zweiten Song des Abends – Rock ‚Till Death – und andererseits lässt sie uns auch wissen, dass die ersten 30 Jahre wie im Fluge vergingen und sie sich auf die nächsten 30 Jahre freue. Sie lässt uns auch wissen, dass wir (die Fans) für sie die Grössten seien. Always from deep inside … und so ist der Übergang zu „Für Immer“ auch grad perfekt eingeleitet.
Diese Ballade aus den Anfangstagen von Doro bzw. damals noch Warlock enthält deutsche und englische gesungene Textelemente. Wohl einer der wenigen Songs, wo dies auch gut funktioniert. Daran hat aber ursprünglich die Plattenfirma arg gezweifelt und wollte den Song auf der mit Klassikern gespickten Warlock-Scheibe „Triumph And Agony“ nicht drauf haben. Doro hat sich dann durchgesetzt und der Song kam an letzte Stelle der 10 Songs und heute fehlt dieser Übersong nebst „All We Are“ an keinem Doro-Konzert (siehe Interview – folgt). Und es ist auch jedes Mal der Moment, wo die Häärli gerade stehen und vor der Queen salutieren.
Während dem schnellen Earthshaker-Rock wird ein etwas zu lang geratenes Drum-Solo eingebaut. Da sind wir uns seit den letzten Konzerten mit Annihilator und Orphaned-Land anderes gewohnt. Aber das sind ja auch Thrash-/Death-Metal-Drummer und für einen Heavy-Metal-Drummer macht sich Johnny Dee ganz gut.
Soundmässig ist wie immer alles perfekt und das meinte ich u.a. auch mit der eigentlich immer gleichen Review. Doro ist deutsche Wertarbeit und zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Die langjährige Band ist perfekt eingespielt, trägt ihren Teil zu einer guten Show bei. Egal wo ich Doro bisher erlebte, in kleinen Hallen wie die Schüür, mittelgrosses wie das Z7, Riesen-Open-Air wie das Wacken oder gar auf hoher See in der Karibik, es war immer der Hammer.
Rein optisch hat man ja das Gefühl, dass sich Doro mit der Band einen Jungbrunnen schafft, aber dem ist nicht ganz so. Drummer Johnny Dee – der am jüngsten aussieht – ist schon seit 23 Jahren mit Doro unterwegs. Nick am Bass noch länger …
Und es ist jeweils diesem besagten Nick die Ehre zu teil, bei der Bandvorstellung jeweils seine Chefin vorzustellen. Na ja, vorstellen muss natürlich Doro an einem Doro-Konzert keiner an keinem. Aber die Art und Weise – „The one and only Metal-Queen …“ – wie er das jeweils macht, führt bei mir immer wieder zu einem weiteren Hühnerhaut-Moment.
Wie mir Doro am Interview am Freitag vor dem Konzert verriet, kommt als erster Gast die deutsche Thrash-Legende Schmier (Destruction) auf die Bühne, um mit Doro gemeinsam die Wacken-Hymne „We Are The Metalheads“ zu singen. Doro wirkt neben dem Hünen noch zierlicher als sonst, geht aber neben Schmier keinesfalls unter. Kein Wunder, denn die Wacken-Hymne ist ja auch eine Doro-Hymne – von Doro für Wacken.
Und dann folgt einer der geilsten Coverversionen die ich kenne: „Breaking The Law“ von Judas Priest. Doro bringt dieses Lied extrem geil – sie singt die ersten Zeilen sehr langsam, um dann mit umso mehr Power in den Metal-Klassiker einzusteigen. Die Steigerung davon ist die Orchester-Version auf der „Classic Diamonds“ Scheibe – die Live-Aufnahmen mit Orchester von 2004.
Die aktuelle Jubiläumstour wird in Düsseldorf am 2. und 3. Mai 2014 abgeschlossen. Wie vor 5 Jahren kommen auch dieses Mal wieder illustre Gäste aus der Metalszene, um die Metal-Queen zu ehren und mit ihr auf der Bühne zu performen. Bisher angekündigt sind Mille von Kreator, U.D.O., Hansi Kürsch (Blind Guardian) und auch wieder Schmier. Das Orchester wird am 2. Mai ebenfalls auch präsent sein – eigentlich ein Pflichttermin für jeden Doro-Fan.
Die Band geht bei Breaking The Law ab, als würde bei allen auf Kommando gleichzeitig ein Zäpfli im Füdli seine Wirkung entfalten. Dieser Judas-Klassiker wurde in den letzten Jahren ein fixer Bestandteil eines Doro-Konzerts – und das ist gut so und immer wieder ein Highlight.
Doro bemerkt, dass unsere Stimmen jetzt gut geölt seien. Wenn dem so ist, dann kann jetzt eigentlich nur ein Song kommen … genau: „All We Are“. Nach dem Judas-Klassiker, jetzt also der Doro- bzw. Warlock-Klassiker schlechthin. Und los geht’s mit dem grossen Adventssingen in Pratteln. Da brüllen sogar unbegabte Sänger wie ich lauthals mit. Geht einfach nicht anders und einfacher könnte der Refrain ja auch nicht sein.
Für die Zugabe kommt Doro’s Schweizer Kollege und Co-Partner in den Anuk-Filmen Luke Gasser auf die Bühne und darf mit Doro „We Are Family“ zum Besten geben. Luke sagt von sich selbst, dass er nicht so auf Metal steht, was in jedoch nicht von diversen Rock- und Metal-Sänger-Posen abhält. Er geniesst die 5 Minuten Fame vor einem Metal-Publikum. Gut, vor anderem Publikum ist er ja als Musiker und Filmemacher gewohnt, auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten.
Die beiden Fortsetzungen von „Anuk – Der Weg des Kriegers“ kommen voraussichtlich im 2014 ins Kino. Die letzten zwei Songs („Love Me In Black“ und ein episches „True As Steel“) dürfen traditionellerweise die Fans in den ersten Reihen „wählen“. Nach zwei Stunden ist definitiv Schluss und das Lemmy-Duett „It Still Hurts“ erfolgt bei der Verabschiedung ab Band. Doro lässt uns jedoch wissen, dass es Lemmy besser gehe und sie hoffe, dass sie diesen Song bald wieder zusammen mit Lemmy live singen kann …
Das Fanzit
Geil wars. Wie immer bei Doro. Mehr gibt’s eigentlich nicht mehr dazu zu sagen, ausser dass sie wieder mal bewiesen hat, warum sie die unbestrittene Metal-Queen ist. Auf die nächsten 30 Jahre.
Highlights: Night Of The Warlock, Für Immer (wie immer), We Are The Metalheads (mit Schmier), Revenge, Breaking The Law, All We Are, True As Steel
Setliste Doro Z7 2013
- Out Of Control
- Rock ‚Till Death
- Burning The Witches
- Fight For Rock
- Without You
- Night Of The Warlock
- Metal Racer
- Raise Your Fist
- Running From The Devil
- Für Immer
- Earthshaker Rock (inklusive Drum-Solo)
- We Are The Metalheads
- Unholy Love
- Revenge
- Breaking The Law
- All We Are
- You’re My Family
- Love Me in Black (Fan-Zugabe)
- True As Stell (Fan-Zugabe)