Heavy Metal Weihnachten in Dietikon
Im Limmattal fand am Freitag, dem 13. Dezember das erste Heavy X-Mas Festival statt. Etwas Ähnliches hatte es zuvor zwar schon zweimal in den BEA-Hallen in Bern gegeben, aber in dieser Form war das definitiv neu: ein eintägiger Event, 14 Bands, 2 Bühnen! Ich geb’s zu – ich war im Vorfeld recht skeptisch bei vielen Dingen. Aber das meiste hat sich dann als unbegründet erwiesen….
Die Stadthalle in Dietikon erwies sich jetzt nicht als die perfekte Konzerthalle. Eigentlich ist das eher eine Sporthalle, die Bühne auf der Längsseite war daher schon eher speziell. Aber insgesamt hatte es ordentlich Platz, da würde man schon einige Leute reinbringen. Die zweite Bühne musste ich zuerst suchen und fand sie dann im Keller, scheint so eine Art Luftschutzkeller gewesen zu sein. Sicher weniger Platz als im Z7, aber wenigstens hatte es auch da eine Bar. Futter gab’s selbstverständlich auch und das zu durchaus fairen Preisen. In der Halle Hamburger, Spiessli oder Pommes Frites, draussen vor der Halle unter anderem auch Mafia Torten bei einem Pizza-Wagen. Wichtig ist dann auch das Bier: hier wurde Turbinen Bräu ausgeschenkt und somit eine kleine und feine lokale Brauerei aus Zürich unterstützt. Schick!
Eher lästig war dann ein (kleiner) Teil des Publikums, ich hab lange nicht mehr so viele Alk-Leichen gesehen. Und das teilweise schon sehr früh am Abend. Versteh ich nicht so ganz…
Auf den zwei Bühnen tummelten sich also insgesamt vierzehn Bands. Grob gesagt könnte man eine Unterteilung machen: Gesang/Melodie spielt auf der Hauptbühne, Gekrächze/Gekeife/Lärm auf der Nebenbühne. Stimmt aber nicht ganz…
Crown Of Glory
Denn die erste Band im Keller waren Crown of Glory. Die Luzerner hatten einen schweren Stand: zu Beginn versammelte sich nur eine handvoll Leute vor der kleinen Bühne. Nichtsdestotrotz zockten sie ihren Melodic Metal motiviert für die überschaubare Masse und nach den 30 Minuten waren doch etwa 200 Leute anwesend, denen der Auftritt gefallen hat. Ich zähle mich dazu und irgendwie wär’s interessant gewesen zu sehen, wie das zwei Tage später im Z7 dann ausgesehen hat. Guter Start! (Kaufi)
Während sich Kaufi dem Gesang/Melodie-Teil des Festivals widmete, durfte ich mich im Keller von dem so schön ausdrückten Gekrächze/Gekeife/Lärm beschallen lassen. Was ich jetzt so nicht sagen würde – aber eben, es ist Geschmackssache.
Devil’s Rage
Als erste der „härteren“ Kapellen stürmte Devil’s Rage (CH) die Mainstage und prügelte ihren Death Metal kompromisslos um die Ohren der leider noch spärlich anwesenden Zuschauer. Die Jungs gaben mächtig Gas und versprühten richtig viel Aggressivität und fetten Sound. Nach kurzen 15 Minuten hiess es dann für mich runter zu Kaufi in den Keller und noch fünfzehn Minuten Crown Of Glory (CH) gucken. (Sabi)
Death Angel
Auf der Hauptbühne war’s dann Zeit für eine Band, auf die ich mich extrem freute: Death Angel! Die Kalifornier feierten den „Friday the 13th“ ab und liessen ein heftiges Thrash Brett auf die Fans los. Viele neue Songs gemischt mit uraltem Stoff der Marke „Mistress of Pain“ – es gab eine Stunde lang kaum eine Verschnaufpause. Auch wenn es insgesamt ein starker Auftritt war – für meinen Geschmack war’s dann einfach etwas zu eintönig und zu wenig abwechslungsreich. Aber ich bin von Haus aus ja nicht der Thrasher… Highlights waren „Seemingly endless time“ und selbstredend der Titeltrack des neuen Albums „The Dream calls for Blood“. Ich freu mich jedenfalls auf ihre Auftritte auf der „70’000 Tons of Metal“ Cruise im Januar! (Kaufi)
Dew Scented
Nach dem für mich persönlich starken Auftritt von Death Angel ging es wieder zurück ins Untergeschoss, wo DEW-SCENTED (D) schon mächtig die jetzt zahlreich anwesenden Fans beschallten. Sie hämmerten ihren Thrash- /Death-Metal mit einer Wucht durch die Boxen, dass es einem fast das Trommelfell zerriss. Die Fans in den vordersten Reihen dankten es ihnen gebührend und feierten die Band ab.
Pain
Da es wieder eine Überschneidung der Spielzeiten gab, machte ich mich nach kurzer Zeit zur Hauptbühne auf, wo bereits Pain (SWE) auf der Bühne stand. Peter Tägtgren in lässig geschnittener Zwangsjacke und seine Mannen rockten was das Zeug hielt und hauten uns ordentlich Druck um die Ohren mit ihrer energiegeladenen Show. Leider versank die Bühne teilweise stark im Nebel, so dass es für das Auge nicht viel gab. Die bunt gemischte Setlist führte quer durch das Schaffen der Schweden und kam bei den Fans gut an. Nach einer Spielzeit von 60 Minuten verliessen Pain unter grossem Applaus die Bühne. (Sabi)
Sabaton
Wie fast überall, wo die Schweden auftreten, wimmelt es nur so von ihren Shirts – auch hier war es offensichtlich, dass ein Grossteil vor allem wegen Sabaton nach Dietikon gepilgert ist. Für die war es die zweitletzte Show auf ihrer „Swedish Empire Tour“, welche etwa 1 ½ Jahre gedauert hat. Und Sabaton zeigten einen guten Auftritt, nicht mehr und nicht weniger. Persönlich habe ich allerdings schon wesentlich bessere Gigs gesehen. Irgendwie hat sich mit der Zeit doch etwas Routine eingeschlichen, gewisse Ansagen von Joakim ähneln sich mittlerweile. Selbst eine gewisse Spontanität war geplant: so verwandelte Joakim aufgrund der (auch in der Schweiz) andauernden „Noch ein Bier“- Rufen den Song „Gott mit uns“ in „Noch ein Bier“. Und die ganze Band zog das also durch und sang konsequent den neuen Refrain. Was für die meisten als spontane Einlage rüber kam, war offensichtlich geplant, denn es stand so auf der Setlist. Genauso vermittelte Joakim das Gefühl, dass die Forderung des Publikums nach „Swedish Pagans“ erfüllt wurde – stand aber genau zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf der Setlist.
Aber was soll das Gejammer? Sabaton hatten mit Abstand am meisten Publikum, hatten trotz allem mächtig Spass, haben wie immer ihre Setlist umgestellt (im Gegensatz zu anderen Bands, dazu später mehr…), so wurden „Panzerkampf“, „The Price of a Mile“ und vor allem das speedige „Screaming Eagles“ gespielt. Alles seltene Perlen. Den Leuten gefiel das alles natürlich, die Stimmung war riesig. Schlussendlich haben Sabaton also eh alles richtig gemacht und das Genöle ist von einem, der die Band halt schon so oft gesehen hat, dass solche Details einfach ins Auge stechen. Dass es auch ganz anderes geht, haben die Herren übrigens einen Tag später in Karlsruhe gezeigt (siehe Knockout-Review) … (Kaufi)
Marduk
Während Kaufi sich noch frisch fröhlich bei Sabaton amüsierte und genüsslich an seinem Bierchen nippte, (gar nicht wahr! Ich mag kein Bier… Kaufi), machte ich mich wieder auf in die Hölle des Bösen. Marduk (SWE), die einzige Black Metal Band des Abends, stampfte die Nebenbühne schon fast in Schutt und Asche. Die Herren, die mit dezentem Make-Up in Schwarz und Weiss auf der Bühne standen und gänzlich auf Blut, Gedärme und sonstige unnütze Deko verzichteten, entzückten mit einem durchaus guten Sound und Stageacting das anwesende Publikum. Leider sagte mir diese Art von Musik gar nicht zu und ich verzog mich zum nächsten Bierstand (pam: zu Kaufi?).
Grave
Dreissig Minuten vor Mitternacht rockten Grave (SWE) im Untergrund ab. Die Schweden bretterten astreinen Death Metal der alten Schule von der Bühne. Die Qualität des Sounds war gut und die technisch perfekt gespielten Songs verfehlten ihre Wirkung beim Publikum nicht. Grave hatten sensationelles Material im Gepäck und kamen vom ersten bis zum letzten Ton an. Ein starker Auftritt der Jungs! (Sabi)
Accept
Dann war’s Zeit für den Headliner. Die Solinger Stahlschmiede Accept beehrte wieder einmal die Schweiz – und die spielten vor deutlich weniger Publikum als Sabaton! Erschreckend eigentlich, aber das waren wohl kaum mehr 1’500 Leute, die diese Legende erleben wollten. Aber nach der Show war auch ich nicht sehr zufrieden. Natürlich: Accept sind souverän, eingespielt, hoch professionell und wirklich gut. Aber Accept scheinen auch höchst unflexibel zu sein! Sie spielten von A – Z die haargenau gleiche Setlist wie vor einem halben Jahr am Bang Your Head. Ich habe das damals schon kritisiert. Und hier nochmals… Accept haben so viele Klassiker! „Living for Tonite“, „Monsterman“, „Neon Nights“, „Son of a Bitch“, „Flash Rockin’ Man“ oder auch „Beat the Bastards“ und „Blood of the Nations“… Warum spielen die an solchen Anlässen nicht mal was anderes? Sehr enttäuschend!
Insgesamt war’s handwerklich selbstverständlich ein starker Auftritt. Aber bei mir bleibt trotzdem ein mehr als nur fader Nachgeschmack. (Kaufi)
Inhume
Als Abschluss des Festivals, zog ich mir noch die letzte Band des Abends im Keller rein. Inhume (NL) prügelten ihr Goregrind/Death-Metal Set in das zu dieser späten Stunde spärliche Publikum, welches vor allem aus Musikern und noch einigen Die Hard–Fans bestand. Nach dreissig Minuten war dieser Spuk vorbei und ich liess den Abend mit einigen Jungs bei einem guten Bier ausklingen, bevor man uns langsam aber dringlich bat, die Halle zu verlassen. (Sabi)
Bullet
Nach einer enorm langen Umbaupause gab’s um 2.10h nochmals mächtig eins auf die Ohren: Bullet mit ihrem kauzigen Frontman Hell Hofer stürmten die Mainstage und katapultierten die nur noch wenige hundert betragende Fangemeinde zurück in die 80er. Boah, das war echt geil! Trotz der widerlichen Uhrzeit gaben die Schweden Vollgas und hauten dem Publikum ihren geilen Rotz-Metal um die Ohren. 40 Minuten Old School, 40 Minuten Spass! Hat zumindest meine Laune noch mächtig verbessert…
Um 2.50h war’s dann vorbei. Und ein paar generelle Fragezeichen bleiben…: Warum zum Beispiel Bullet dermassen verheizt werden und vor knapp 300 Leuten zu einer Unzeit auf die Bühne müssen. Oder ob sich das Konzept mit so vielen Bands wirklich ausbezahlt hat? Aber aus Sicht der Fans darf man wohl durchaus von einem äusserst gelungenen Abend sprechen! Value for money war das auf jeden Fall! Und wenn man gewisse Dinge noch verbessern kann, dann sind Neuauflagen sicher wünschenswert. (Kaufi)
Was das Festival betrifft, kann ich mich Kaufi nur anschliessen. Bis auf ein paar wenige Sachen, klappte alles einwandfrei. Die Preise des Gebräus dürften noch um einen Franken gesenkt werden und ein, zwei Bands weniger würden auch nicht schaden. Aber sonst grosses Lob an die Veranstalter und Helfer der des X – Mass Festivals 2013!
Ebenfalls möchte ich an dieser Stelle einen grossen Dank an Roxx von Metal Factory loswerden! Trotz Konkurrenzkampf 😉 ist meine Jacke und Fotoausrüstung bei ihm am Stand jedes Mal in sicheren Händen. (Sabi)