Wenn man eine Promo-CD von einer Band erhält, die Mechanix heisst und Thrash-Metal spielen soll, dann denkt man unweigerlich schon mal an die ersten Jahre von Metallica und auch Megadeth. Dave Mustaine schrieb bei seiner Zeit mit Metallica den Song „The Mechanix“, welcher auch auf Metallica’s Demo-Scheibe „No Life ‚Til Leather“ enthalten ist. Diese zwei sind dann auch in jeweils leicht geänderten Versionen auf den jeweiligen Debut-Scheiben von Metallica (Kill ‚Em All – der Name des Songs wurde auf „The Four Horsemen“ geändert) und Megadeth („Killing Is My Business … And Business Is Good“ – „Mechanix“) drauf.
Und so sind dann auch meine Erwartungen an lupenreinen Bay Area-Thrash Metal hoch. Und die werden vom ersten Ton an nicht enttäuscht. Es gibt auf dieser Scheibe nur eine Richtung: FFF (Fast Fadegrad Forward).
Das macht also gwundrig mehr von der Deutschen Thrash-Metal-Kapelle zu erfahren. Mechanix wurden bereits 1995 von Sänger und Leadgitarrist Wolf Reinsch gegründet. Nach zwei EPs in den 90ern erschien 1993 der erste Longplayer „History Re.Rotten“ in Eigenproduktion. Es folgten über 300 Konzerte begleitet von diversen Besetzungswechseln, bis sich dann 2005 das aktuelle Line-up fand. Mit diesem wurde eine Demo („Point Of No Return“) und 2010 die Scheibe „Sonic Point Black“ aufgenommen.
Mit neuem Label im Rücken erschien dann im November 2013 die hier besprochene CD mit dem etwas holprigen Namen „New World Underground“. Auch die Covergestaltung hat noch Potential. Dieses widerspiegelt leider kaum das, was darin musikmässig verpackt ist. Nicht nur Wein wird bekanntlich oft auch über den Namen und die Etikette gekauft. Ist die Scheibe jedoch mal am rotieren, dann sind dies nur noch Nebensächlichkeiten. Und zumindest der Band-Name ist Programm und passt (siehe Einleitung).
Was der geneigte Thrasher zu Ohren kriegt, ist erfrischender, Old-School-Bay-Area-Thrash-Metal. Was für ein wunderschöner Widerspruch zu Zeiten, wo jede zweite neue Band growlt und breaked. Jeder Song bewegt sich zwischen dem erwähnten Thrash und Speed-Metal im Stile von Metallica’s Kill ‚Em All und ansatzweise Ride The Lightning. Bremsen ist grundsätzliche Energieverschwendung und so wird hier ganz ökologisch möglichst drauf verzichtet. Stellenweise erinnern die Songs oder Fragmente davon auch dem schnörkellosen FFF-Rock n‘ Roll von Motörhead, auch sind Punkrock-Einflüsse unverkennbar. Das erinnert doch einmal mehr an die wohl grossen Vorbilder Metallica. Die waren damals ja auch stark von Motörhead und Punkrock-Bands im Stile von The Misfits beeinflusst. Es waren diese Einflüsse, die Metal die Geschwindigkeit gaben und vom Hard-/Glam-Rock der 70er und 80er befreiten.
Der Silberling macht durchwegs einfach nur Freude und enthält keine Füller. Der Eröffnungssong „Killing Heat“ erinnert – wenn dann mal nach 40 Sekunden das Rumgeplänke vorüber ist – stark an die beiden Eröffnungs- und Schlusssong von Kill ‚Em All (Hit The Lights, Metal Militia). Und das gefällt einem Old-Schooler wie mir sowieso.
So geht’s dann schnörkellos weiter. Klar, man hat bei allen Songs, Riffs etc. das Gefühl, dies irgendwo schon mal gehört zu haben. Eine Revolution ist New World Underground nicht. Oder vielleicht ist grad das die Revolution, dass man ohne Kompromisse den guten alten Speed-/Thrash-Metal zelebriert und durchaus auch ein bisschen belebt. Frisches Blut ist es ja allemal.
Selbst der etwas gewöhnungsdürftige, monotone Gesang erinnert einen an Genregrössen wie Megadeth bzw. Dave Mustaine. Aber wenn es irgendwo noch Potential hat – das Haar in der Suppe zu finden – dann ist es wohl der Gesang. Der dürfte ab und zu mal ein bisschen melodiöser, variantenreicher ausfallen. Doch wie gesagt, das ist höchsten ein Haar und noch keine Matte die wirklich stört. Vielleicht kann man ja hier auch von einem Trademark sprechen.
Fanzit: Bevor ich weiter aufzähle, an welche Songs mich welche Songs erinnern (vieles von Kill ‚Em All und auch Ride The Lightning), sei einfach gesagt: Liebhaber der soeben erwähnten Alben, jedoch auch Megadeth, Motörhead oder auch Ramones (z.B. „I Don’t Care“ ist schon fast ein lupenreiner Punkrock-Song) unbedingt reinhören. Die Scheibe wird euch gefallen!