EDGUY – Space Police

Power Metal
22.04.2014

Dass ich vor dem Schreiben eines Reviews die alten CDs angehört habe, ist bislang noch nie vorgekommen. Bei der neuen Edguy war das irgendwie nötig, damit ich Tobi’s neuesten Streich wirklich richtig einordnen kann… Und was ich da festgestellt habe ist vor allem, dass „Age of the Joker“ gar nicht soooo schlecht war. Aber jetzt geht’s um Edguy im Jahr 2014!

Dass Tobias Sammet, seines Zeichens Chef, Sänger und Songschreiber der Fuldaer Edguy, eine Figur ist, die polarisiert, ist keine neue Erkenntnis. Mit seinem Humor bringt er fraglos etwas Wind in die oftmals verstockte Metalszene. Das passt nicht jedem (es soll Leute geben, die mögen keinen Humor im Metal…), ich selber find’s jedoch herrlich und bei uns heisst’s schon lange: „Tobi darf ALLES!“ Egal was er macht…

Wenn man sich jetzt das Cover der neuen Edguy Scheibe einmal anschaut, dann merkt man sofort, dass Sammet wieder unkonventionelle Wege beschreiten will…: es enthält ein Monster, einen Helden mit 80er Porno Balken und Waffe in der Hand, Weltraum Hintergrund – braucht’s noch mehr Klischees? Erinnert mich vom Stil her an „Rocket Ride“ – und es ist zu hoffen, dass die Musik jetzt ebenfalls in diese Richtung geht! Auch die Tatsache, dass der Album Titel aus ZWEI Songtiteln besteht, ist nicht gerade das, was man „konventionell“ nennt. Tobi hat im Vorfeld jedenfalls tüchtig Gas gegeben auf Twitter unzählige Sprüche rausgehauen, wie fantastisch dieses Album doch geworden ist. Beispiele gefällig??

“Everything is a joke that’s not what real metal is about.“ Absolutely, serious Metal is about knights, horses and the seven dwarves…“

„The new Edguy album kicks ass, if it ain’t true enough for some go listen to bands singin bout battles tho never havin been to the military.“

„I just listened to Defenders of the crown. It’s so True Metal, that even True Metal people won’t stand it. speakers literally caught fire!!!“

„You know, other bands kill, but we can actually really PLAY!!! Cool, huh?“

Originalzitate von Tobi, auf Twitter zu finden! Herrlich, die kleinen Giftpfeile gegen Manowar und Co… aber eben: allzu ernst darf man das natürlich nicht nehmen!

Es ist also Zeit mal zu hören, ob der beste Stand Up Comedian der Metalszene Recht hat mit seiner eigenen Euphorie…

Um es vorweg zu nehmen: „Space Police / Defenders of the Crown“ ist in der Tat die beste Edguy Scheibe seit dem 2006er „Rocket Ride“! Dass Sammet grossartige Songs schreiben kann, hat er bei Avantasia genügend unter Beweis gestellt, jetzt liefert er aber endlich wieder ein mehrheitlich geiles Album seiner Stammband. Auch wenn einzelne Songs durchaus auch bei Avantasia gut aufgehoben wären…

Der Beginn ist Hammer: die ersten vier Songs sind Edguy at it’s best! So und nicht anders, will man das haben! „Sabre & Torch“ als treibender Opener, Titelsong Nummer 1 „Space Police“ mit Effekten, die wie aus einem Science Fiction Film geklaut tönen, Titelsong Nummer 2 „Defenders of the Crown“ mit allen typischen Trademarks inklusive sanften „oh oh oh“ Chören und geilem Gitarrensolo und dann folgt mit „Love Tyger“ noch ein Ohrwurm der Güteklasse A, welcher stilistisch auf der Schiene von „Fucking with fire“ läuft. Wenn das Album jetzt fertig wäre – Höchstnote! Aber es geht dummerweise nicht ganz auf diesem Niveau bis zum Ende.

„The Realms of Baba Yaga“ ist zwar auch ein netter Song und Edguy haben nicht viel anders gemacht als bei den ersten Nummern, aber irgendwie packt’s mich hier nicht.

Coverversionen sind immer so eine Sache. Die einen mögen sie, die anderen finden’s überflüssig. Edguy haben sich hier an einen Klassiker aus den 80ern gewagt: Falco’s „Rock me Amadeus“. Zugegeben: ich war auch damals nie ein Fan des Österreichers. Aber diese Nummer zu covern und dann auch in die Mitte eines neuen Albums zu stellen, finde ich sehr gewagt. In meinen Augen überflüssig, und wenn man das schon macht, dann bitte als Bonus Track oder so. Denn mit diesem Song an dieser Stelle geht irgendwie der ganze Fluss des Albums etwas dahin.

Mit „Do me like a caveman“ gibt’s dann Balsam für die geplagten Ohren, tönt mit seinen Pianoklängen etwas an eine härtere Version von „Lost in Space“. Aufs Gaspedal drücken die Jungs dann nochmals bei „Shadow Eaters“, und mit „Alone in myself“ folgt eine wunderschöne (Power-)Ballade, die an „Land of  the miracle“ erinnert. Und damit erreicht die Scheibe wieder das Niveau des Anfangs!

Als Abschluss gibt’s „The eternal Wayfarer“, der längste Song der Scheibe und hier merkt man, dass der Übergang zwischen Edguy und Avantasia mittlerweile recht fliessend ist. Die Nummer kann man sich problemlos mit Gastsängern vorstellen, ein wunderbares Epos und wieder einmal zeigt Tobi, was für ein unglaublich begnadeter Songschreiber er ist!

Was bleibt als Fanzit? „Space Police / Defenders of the Crown“ ist wie erwähnt das beste Edguy Album seit „Rocket Ride“. Sechs von den zehn Songs sind schlichtweg genial und zeigen die Band von ihrer Schokoladenseite. Das Cover von „Rock me Amadeus“ ist zwar völlig überflüssig, aber da die restlichen drei Songs jetzt alles andere als schlecht sind, sind 9 von 10 Punkten wohl gerechtfertigt, zumal die Scheibe mit fast 55 Minuten auch eine anständige Laufzeit hat. Jedenfalls ein weiteres Glanzlicht im Jahr 2014, in welchem fast die gesamte Konkurrenz des Power Metal ebenfalls neue Werke präsentiert!

 

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Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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Autor
22.04.2014
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