Wie schreibt man ein Review für Steel Panther? Irgendwie find ich das ehrlich gesagt grade nicht mal so einfach… denn Steel Panther sind sehr speziell, das ist kein Geheimnis! Wie ernst darf oder soll man die Kalifornier nehmen? Darf oder soll man sie nur auf ihre Musik reduzieren? Wie weit darf oder soll das Image die Musik beeinflussen? Mal schauen…
In einem Interview erzählten die Panther neulich, dass es ihr Ziel sei, mit allen Scheiben auf dem Index zu landen – zumindest in unserer Gegend resp. in Deutschland. Denn komischerweise polarisieren die Texte in den USA anscheinend wesentlich weniger als in diesen Breitengraden… Die Chance, dass „All you can eat“ indiziert wird, ist jedenfalls recht gross. Denn wenn die Titel von „Balls out“ dafür reichten, dann sollte dies jetzt erst recht kein „Problem“ sein – schliesslich geht’s noch heftiger und direkter zur Sache! Wie schon beim Konzert neulich in Zürich – das Zeugs ist Rated 18! Porno Metal… Insgesamt zwölf Songs, die alle nur ein Thema haben: Sex. Und das in allen nicht jugendfreien Varianten: sei es Sex im Altersheim („Gangbang at the old folks home“), unbekannte Abenteuer („Gloryhole“) oder einfach nur, weil die Welt untergeht („Party like tomorrow is the End of the World“). Eigentlich ist es müssig zu sagen – aber wer die Texte mit einem Augenzwinkern sieht und mit dieser Art von Humor kein Problem hat, dem knallen die Amis eine geballte Ladung Spass um die Ohren! Auszug gefällig? „There was so much love on your face, I couldn’t see your tears. There was so much spunk on your face, neither the boys nor I could see the tears.“ (Aus „Bukkake Tears“) Das Verrückte daran ist: Steel Panther schaffen es, solche Textzeilen in einer halben Ballade unterzubringen…
Womit die Musik jetzt zum Thema wird. Drei neue Songs haben die Herren bereits auf der Tour live präsentiert: „Party like tomorrow is the End of the World“, „Gloryhole“ und „The burden of being wonderful“. Das war auch eine sehr gute Wahl, denn diese Nummern gehören definitiv zu den Highlights dieser Scheibe. Denn zum Beispiel der Opener „Pussywhipped“ – beginnend mit den sanften Klängen einer Akustikklampfe – vermag mich nicht so zu überzeugen. Auch wenn der Song ziemlich Rums hat, irgendwie find ich ihn zu „gewöhnlich“. Da ist die erste Single (das oben erwähnte „Party like…“ ) direkt im Anschluss ein völlig anderes Kaliber! So, genau SO haben Steel Panther zu klingen! Ein Partysong (…..) der Güteklasse A, eingängig und einfach perfekt gespielter Glam Metal! Auch das anschliessende „Gloryhole“ macht mächtig Laune, danach folgen ruhigere Töne mit der Halbballade „Bukkake Tears“. Michael Starr und seine künstlich behaarte Mannschaft ziehen alle Register und zocken sich durch die komplette Glam- und Hair Metal Welt der 80er Jahre. Nicht alle Songs erreichen dabei das Niveau der alten Helden oder auch ihrer eigenen Frühwerke. Aber „The burden of being wonderful“ ist ein herrlicher Schmusesong, „Fucking my Heart in the Ass“ könnte durchaus auch auf „Balls out“ sein, „She’s on the Rag“ kann man sich mit Steven Tyler’s Gesang vorstellen und bei „B.V.S“ schimmern auch mal Mötley Crüe durch. Durchaus legitim – denn so wie’s scheint, sind Steel Panther bald die einzige WIRKLICHE Hair Metal Band auf diesem Planeten… Mit „You’re beautiful when you don’t talk“ gibt’s zudem noch eine dritte Halbballade, das ist mir jetzt aber fast etwas zuviel des Guten.
Nun denn – Genre Fans muss man sowieso nichts erzählen, die werden „All you can eat“ eh kaufen und lieben. Für meinen Geschmack hat es den einen oder anderen Füller drauf, umgekehrt sind dafür auch Nummern dabei, die Einem einfach wegblasen (Wortspielalarm….). Ansonsten kann man Steel Panther gratulieren – mit diesem Album werden sie unangefochten endgültig den Thron des Glam Metal besteigen! Und trotzdem weiss ich nicht, ob ich jetzt 8, 8.5 oder 9 Punkte geben soll…. (Anm. d. Redaktion – da nehmen wir doch die goldige Mitte).
›› All You Can Eat – reinhören