Am Donnerstag, 22. Mai, haben Fiddler’s Green mal wieder die Schweiz beehrt. Und wenn die Deutschen Speedfolker in meiner Nähe sind, dann ist der Besuch ihres Konzerts ein Imperativ, denn wenn jemand weiss, wie man richtig Stimmung macht, dann sind es die sechs Jungs aus Erlangen.
Vorher gaben sich aber die Schweizer von TORTILLA FLAT & BAGPIPERS die Ehre. Mit einer Spielzeit von ca. 30 Minuten eröffneten sie für die Meister des Speedfolks – und lieferten solide Bagpipe Musik. Viel mehr leider auch nicht. Alle Songs waren zwar gut gespielt, aber nur bei einem kam auch wirklich etwas Stimmung auf, die anderen waren schlichtweg zu ruhig. Dafür, dass es auf der Website der Band hiess, dass sie schottisch-irische Musik gemischt mit Punk spielen, hätte ich denkbar mehr Schwung und Energie erwartet, die der Auftritt leider vermissen liess. Die Band würde bei einem Anlass mit Bestuhlung sicherlich keinen Anlass zur Klage geben, als Vorband von Fiddler’s Green wirkten sie aber eher fehl am Platz.
Umbauzeit war – wie es so üblich ist – ca. eine halbe Stunde, und um viertel nach neun ging es dann auch endlich los. Und wie! FIDDLER’S GREEN wussten von Beginn bis zum Ende mit ihrem Folk-Rock zu überzeugen, und brachten das Publikum zum Hüpfen und Singen, wie man es von ihnen gewohnt ist – so machten dann die Temperaturen im Kofmehl auch bald mal einer Sauna Konkurrenz. Lustigerweise hätte das Konzert ja zuerst im kleineren Rahmen stattfinden sollen und wurde dann auf Grund der grossen Nachfrage in die grosse Halle verlegt: Wieso man das nicht von Anfang an so geplant hatte, ist mir unverständlich, denn Fiddler’s Green füllen schon seit längerem auch grosse Hallen.
Dass das Kofmehl entsprechend gut besucht war, war der Temperatur natürlich nicht gerade zuträglich. Aber dass der Schweiss lief, hat niemanden davon abgehalten mit den Deutschen abzufeiern. Und auch wenn wir uns bei der Wall of Folk so ziemlich blamiert haben, weil der Grossteil des Publikums nicht wusste, wie das funktioniert (offenbar alles Leute, die zum ersten Mal an einem Fiddler’s Konzert waren), wussten dann immerhin die Meisten, dass eine Polonaise stattzufinden hat, wenn sich die Band ins Publikum wagt und singend und musizierend ihre Runden in der Halle dreht.
Ihre Spielzeit von 1 ¾ Stunden füllten die Deutschen mit Hit über Hit, u.a. The Night That Paddy Murphy Died, Victor And His Demons, The More The Merrier, Rocky Road To Dublin, das obligatorische Blarney Roses und sogar Girls Along The Road, der – wie ich mir habe sagen lassen – fast nie gespielt wird, und nach dem einige Bekannte mit Spamattacken auf Facebook schon ein, zwei Wochen vor der Show lautstark verlangt hatten. Dem Publikum gefiel’s, und die Band hat mit ihrem Entscheid mindestens zwei Personen sehr glücklich gemacht. Das Einzige, was ich an der Setlist bemängle (und womit ich auf hohem Niveau nörgle), sind die Balladen, die doch sehr, sehr ruhig und langsam, wenn nicht sogar langweilig, waren. Aber bei 105 Minuten geballter Energie kann man sich über ein paar Mal 3 bis 4 Minuten Verschnaufpause eigentlich nicht gross beschweren.
Fanzit: Alles in allem war es ein absolut fantastischer Abend, bei dem die sechs Deutschen genau das geboten haben, was man von ihnen kennt: Verdammt gute Unterhaltung mit mitreissender Musik, die zum Tanzen, Singen, Hüpfen, Klatschen und Pogen einlädt, präsentiert von einer Band, die sichtlich Spass hat an dem, was sie tut… Ein Abend mit Fiddler’s Green lässt in der Regel nichts zu wünschen übrig, und das war auch am 22. Mai der Fall.