Die Band Final Cut aus Seon lud am 2. Mai zur Taufe ihres Debut-Albums Massive Resurrection. Ein spektakulärer Abend mit viel Thrash, Met – und einer Platte, die sich definitiv hören lässt!
Schon früh zeichnete sich ab, dass die Met-Bar an diesem Abend gut gefüllt sein würde – lange vor Konzertbeginn wurde es eng im Lokal, Met(al)-Fans aus der Region (aber auch aus Zürich oder Sursee angereist) stimmten sich auf die Show ein. Das Fassungsvermögen des Lokals war bald erreicht – der Abend sollte also vor ausverkauftem Haus über die Bühne gehen! Neben der grossen Vorfreude war den Bandmitgliedern doch auch ein wenig Nervosität anzumerken, diese sollte aber schnell wieder weichen.
Hellvetica betraten die Bühne, begleitet vom gewohnt ungewohnten Intro Foreplay von (hed) planet earth – Hardcore- und Crossover-Klänge würden natürlich die Ausnahme bleiben, etwas Auflockerung gehört aber bei den Auftritten von Hellvetica dazu. Mit Never Forget und Your Last (Fucking) Breath ging es dann sofort richtig zur Sache. Trockener, harter und aggressiver Thrash, wie man es von den Lenzburgern kennt! Die Truppe fühlte sich sichtlich wohl, strotzte vor Energie – und riss das Publikum auch mit ein paar neuen Songs wie Deadly Eyes oder Forever Revolution richtig mit. „Mer send vo Länzborg, mer wösse was ehr chönd!“ – die Nähe zum Publikum kam an, die Haare der Anwesenden flogen unermüdlich, im Zuschauerbereich war schon richtig was los! Sänger Roman liess sich auch von der vergleichsweise kleinen Location nicht einengen: So musste halt die Bar-Theke nicht nur als künstliche Verlängerung der Bühne herhalten – er nutzte diese auch gleich fürs Stage beziehungsweise Bar Diving! Ob sich diese Disziplin durchsetzen wird? Die Stimmung erreichte dabei jedenfalls einen ersten Höhepunkt, die Temperatur ebenso – so hatte sich Christian an den Drums auch längst seines Shirts entledigt.
Nach rund 45 Minuten und 9 energiegeladenen Songs war das Soll erfüllt – für die Anwesenden war das mehr als nur ein Aufwärmen! Für Hellvetica geht es nun zurück ins Studio: Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum wird gegen Ende Jahr eine EP mit 6 neuen Songs veröffentlicht. Keine einfache Herausforderung, wenn man an die letztjährigen Veränderungen innerhalb der Band denkt – aber nach einem solchen Auftritt darf man sich wahrlich auf das Ergebnis der Aufnahmen freuen!
Die Zeit im Studio hatten die Gastgeber des Abends soweit mal hinter sich: Final Cut brachten in diesen Tagen mit Massive Resurrection ihr erstes Album auf den Markt. Es war ein langer Weg, den Florian (Drums) und Lukas (Rhythm Guitar) dafür zurücklegten – als dieser vor über 10 Jahren begann, hätte keiner der beiden auch nur an die Produktion einer CD zu denken gewagt. Als Musik-Begeisterte trafen sich die beiden regelmässig zu Jam-Sessions. Ohne Pläne, ohne Ziele, aus purer Leidenschaft entwickelte sich nach und nach ein eigener Stil. Ursprünglich von Punk ausgehend („Hauptsache schnell und laut“), beeinflusst durch Grössen der Metalszene wie Exodus, Metallica oder Sepultura, fand man sich so bei einer experimentellen Interpretation des Old School Thrash wieder – und diesem blieb man bis heute treu.
Anfang 2011 nahm das Projekt Final Cut dann langsam Form an – es war Zeit, das Hobby „Musik“ professioneller und zielgerichteter auszuüben. Unterstützt von Michi Taylor als Sänger und Songwriter entstanden die ersten 3 Songs, welche darauf mit Marius „Bössu“ Siegrist am Bass als Demo aufgenommen wurden. Gegen Ende 2012 übernahm Patrick Härdi die Position des Sängers – in dieser Formation stand Final Cut 2013 erstmals auf der Bühne. Schliesslich vervollständigten Raymond (Bass) und Valentin (Lead Guitar) die Band im Herbst letzten Jahres – gerade rechtzeitig, um über Weihnachten mit den Aufnahmen des Debut-Albums zu beginnen.
Die Veröffentlichung von Massive Resurrection – eine Zusammenstellung aus 10 eigenen Songs – sollte nun also gebührend gefeiert werden! Der Rahmen stimmte, die Fans waren heiss!
Gerade mal 15 Minuten brauchte man für den Umbau der Bühne, pünktlich eröffneten Final Cut Ihren Auftritt mit dem instrumentellen Intro Pre Game. Dieses zeigte in 60 Sekunden eindrücklich, worauf sich die Fans in der folgenden Stunde freuen durften: auf schnellen, groovigen Thrash, gespickt mit melodischen, experimentellen Gitarrenparts und prägenden Rhythmuswechseln. Übergangslos folgte mit Voice of The People einer der Songs aus der Anfangszeit. Sänger Patrick komplettierte das Quintett nun mit seinem aggressiven Scream-Gesang, welcher vor allem in den Strophen regelmässig durch kurze Growls und Shoutings abgerundet wird. Charakteristisch für diesen Titel ist – neben dem kurz gehaltenen, aber gerade dadurch prägnanten Refrain – der lange, zweiteilige Part in der Mitte des Songs, bei welchem sich besonders die beiden Gitarristen richtig austoben konnten und die Met-Bar erzittern liessen.
Wie abwechslungsreich – oder eben experimentell – die Aargauer musizieren, bewiesen sie mit Struggle for Life. Zu Beginn klar dem typischen Old School Thrash zuzuordnen, überraschen die Jungs mit einem plötzlichen Stilwechsel zum Refrain, welcher gesanglich wie auch instrumentell durch alternative Einflüsse geprägt wird. Über ein langes, sehr melodisches Zwischenstück mit ruhigeren Phasen findet man den Weg zurück zum Thrash – ein Überlebenskampf der besonderen Art, welcher von mir Höchstnoten erhält!
Final Cut hielten sich bei der Set List strikte an die Reihenfolge des Albums – entsprechend ging es mit dem zweiteiligen Song Black & Bad weiter. Die Idee eines gesplitteten Songs ist durchaus interessant. Die Songs sind charakteristisch ähnlich aufgebaut und gefallen durch viele aggressive Growls und prägnante Riffs. Es fehlt aber in beiden Teilen an einem eingängigen Refrain, wodurch Black & Bad als Gesamtes etwas langatmig wirkt. Wie man dies auf der Bühne wegmacht? Mit einem energischen Auftritt, welcher den Kritikern keine Zeit zum Nachdenken lässt! Und dies funktionierte an diesem Abend prächtig: Energisch und unermüdlich überzeugten Final Cut bei ihrem Live-Auftritt, liessen als nächstes auch mit Fuck the Flu richtig Dampf ab und begeisterten damit das Publikum, welches seinerseits ebenfalls viel zur genialen Stimmung beitrug!
Es folgte eine kurze Unterbrechung für den festlichen Teil des Abend: Die feierliche Taufe des Debut-Albums! Ein paar Worte des Segens vom Sensenmann, auf welche alle Anwesenden mit einem Shot Wikinger-Blut anstiessen – und dann ging es der ersten Scheibe offiziell an den Kragen. Vom Tod höchstpersönlich zertrümmert: Massive Resurrection war nun – getreu dem Namen des Albums – wirklich reif für eine Auferstehung!
Zur Fortsetzung der Show folgte das nächste Highlight – insbesondere was die Live-Performance angeht. Short Life Song hielt, was der Name verspricht: Genau 77 Sekunden dauerte dieser gewaltige Erguss an ultraschnellen Drums, quirligen Riffs und kurzatmigen Texten, bei welchen sich Growl- und Screaming-Gesänge fast im Sekundentakt abwechselten. Verständlich, dass danach alle Beteiligten bereits wieder etwas ausser Atem waren! Und doch ging es in ähnlichem Rhythmus weiter, wobei Utopia nach einem schnellen Beginn zumindest zur Song-Mitte hin ein etwas tieferes Tempo anschlägt – um dann kontinuierlich wieder zu den aggressiveren Takten zurückzukehren.
Final Cut boten durchwegs ein abwechslungsreiches Programm, präsentierten sich von ihrer besten Seite – und rundeten den Auftritt noch ab, indem sie mit Generation Why einen komplett neuen Song als Zugabe spielten. Auch dieses Experiment glückte und kam bei den Zuschauern bestens an! So konnte man mit Santallion, dem letzten Song der CD, auch den Schlusspunkt der Show nochmals in vollen Zügen geniessen. Unter grossem Applaus verliessen Final Cut die Bühne der Met-Bar – einem Applaus, welchen sich die Truppe nicht nur mit einem energiegeladenen Auftritt, sondern speziell für das absolut gelungene Debut-Album verdient hat!
Setlist Hellvetica
- Never Forget
- Last Fucking Breath
- Deadly Eyes
- Forever Revolution
- Face the Facts
- Raging Wars
- Take Back my Life
- Rise and Fall
- New Hate
Setlist Final Cut
- Pre Game
- Voice of the People
- Struggle for Life
- Black & Bad
- Fuck the Flu
- Short Life Song
- Utopia
- The Pope is on a Boulevard Cruise
- Generation Why
- Santallion