Metalinside.ch - Halestorm - Komplex Klub Zürich 2014 - Foto pam
Di, 29. April 2014

Halestorm, Dayshell, The Smoking Hearts

Komplex Klub (Zürich, CH)
20.05.2014

Ausverkauft

Kein Platz auf der Bühne für die Vorbands. Jeder hatte knapp einen Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Was man als Vorband von Halestorm mit diesen äusserst beschränkten Platzverhältnissen im kleinen Klub des Komplex machen kann, zeigt uns The Smoking Hearts aus England. Man teile den Moshpit wie Moses das Meer nach links und rechts und schon hat man eine Bühne die bis zur Bar reicht. Und die Bar gleich dazu. Diese Bühne nutzt Sänger Ben ausgiebig und das kommt beim sonst normalerweise gegenüber Vor-Vorbands zurückhaltenden Publikum sehr gut an.

Ich habe selten so früh an einem Konzertabend eine solch gute Stimmung erlebt. Und der Klub ist auch von Anfang stossend voll. Beinahe etwas zu voll, so dass es nur am Rande einigermassen nicht beengend ist und auch keine tropische Hitze herrscht. Ich denke Mal, beim nächsten Besuch von Halestorm als Headliner werden diese nach dem Abart und heute im Klub logischerweise eine Etage höher im grossen Saal vom Komplex 457 spielen.

The Smoking Hearts

Zurück zu The Smoking Hearts. Bis auf den aus meiner Sicht zum Sound etwas abwegigen Namen passt bei denen alles. Viel Power, viel Melodie und viel Hard-/Metalcore. Die Band ist gemacht für Livekonzerte. Nur an den Ansagen bzw. den Geographie-Kenntnissen auf Tour müssen sie noch üben oder bin ich der einzige, der ein „Alright Munich!“ gehört hat?

Trotz allem überraschend, dass Halestorm mit solchen stilistischen nicht in Nachbarschaft befindenden Vorbands unterwegs sind. Sie betonen auch immer wieder, dass sie (Halestorm) keine Metalband sind. Dennoch spannend, dass das Publikum trotzdem so abgeht. Der Metal kennt immer weniger Grenzen zwischen den Genres. Mal schauen, was die zweite Band bringt.

Dayshell

Während sich Ben die Bühne von der Menge forderte, macht die zweite Vorband – Dayshell aus den USA – das, was alle anderen Bands machen würden. Man bleibt auf der Mini-Bühne innerhalb seines mickrigen Platzes – der schon fast die Dimension eines Legehuhns in der EU hat – mehr oder weniger angewurzelt stehen. Wenn dann der Sound auch noch eher eintönig ist, dann ist klar, dass die Stimmung extrem abflacht und bei weitem nicht mit The Smoking Hearts mithalten kann. Drum reden wir jetzt nicht mehr länger um den heissen Brei herum und machen einen kleinen Zeitsprung zu Halestorm.

Halestorm

Zuerst ein paar Stunden zurück. Beim Interview vor dem Konzert mit Halestorm, sagt uns Lzzy auf die Frage, was wir heute Abend erwarten können, dass sie es selber nicht wisse, da ihr kleiner Bruder Arejay Hale – Schlagzeuger Mitgründer der ursprünglichen Familienband – immer für eine Überraschung gut sei. Er muss ziemlich crazy sein, der Junge.

Und das ist er dann auch. Ich habe selten so einen Zappelphilipp an den Drums gesehen. Da ist ja Motörhead’s Mikkey Dee der reinste Stillsitzer. Aber der Reihe nach. Das Equipment der Vorband ist versorgt und so hat jetzt Halestorm auch mehr Platz als die anderen beiden Bands. Und keine Frage, dass das ehemalige Dollhouse jetzt definitiv am Kochen ist. So heiss ging es wohl auch nicht zu Zeiten der nackten Damen an dieser Stätte zu und her. Es herrschen gefühlte 300 Grad vor der Bühne. Lzzy meint dann auch bald einmal – nachdem auch bei ihr der Schweiss aus allen Poren zwängt – dass dies eben eine Rockshow ausmache. Alle stehen Schulter an Schulter und sind am Schwitzen. Sie entschuldigt sich auch bei der ersten Reihe, dass diese von ihr während dem Konzert so richtig geduscht werde . Aber ich glaub, dass macht den auffällig vielen jüngeren Konzertbesuchern nicht viel aus. Sie ergänzt, falls sie (wegen der Hitze) in Ohnmacht falle, sie auf die erste Reihe zähle, dass diese sie wieder zurück auf die Bühne schubse. Soweit sollte es heute nicht kommen. Aber schon überraschend, dass da jeder Kreislauf mitmacht.

Halestorm bewiesen vom ersten Ton an, dass sie eine ausgeprägte Live-Band sind. Wer schon mit 13 Jahren und seinem drei Jahre jüngeren Bruder eine Band gründet, fast zwei Jahrzehnte mit diesem und anderen immer noch unterwegs ist, hat definitiv viel Rock n‘ Roll im Blut und lässt sich von ein bisschen Hitze und Schweiss nicht aus dem Konzept bringen.

Mutig finde ich höchstens, dass die beiden mit zwei ihrer grössten Hits das Konzert eröffnen (Miss The Misery und Love Bites). So haben sie zumindest alle sofort im Sack und was ich unterschätzte, dass da noch ein paar andere bekannte Stücke zum Repertoire gehören oder zumindest diese Live einiges mehr abgehen als ab Konserve.

Und dies trifft interessanterweise vor allen auf die langsameren Stücke zu. Als Lzzy sich alleine ans Keyboard für die Ballade „Break In“ und anschliessend bei „Familiar Taste Of Poisen“ ihre gewaltige Stimme nur mit ihrer Gitarre begleitet, steigt die Stimmung zu ihrem Höhepunkt. Der Klub kocht jetzt definitiv. Wer auf Al Dente steht, der könnte jetzt eigentlich gehen. Besser geht’s wohl heute nicht mehr …

Halt, es fehlt noch die Sauce und da ist ja der kreative Bruder gefragt. Der darf jetzt endlich auch mal alleine zeigen was er drauf hat. Vielleicht war es nicht das beste Drumsolo, welches ich je gesehen und gehört habe, aber sicher das verrückteste und amüsanteste. Er hat definitiv mehr drauf als ein Rock-Drummer – das hat Potential zum Thrash-Metal. Und ein bisschen Klamauk gehört dazu. Seine Schwester darf ihn währen dieser ganzen Zaubershow auch mal kurz assistieren und ihm die Augen verbinden. Also jetzt das Ganze nochmals blind. Holy Bubka, ich habe noch nie jemanden sitzend so hoch von seinem Drumstuhl springen sehen. Die Raumhöhe lässt ihm da nicht mehr viel Springraum.

Sein persönlicher Höhepunkt kommt noch. Er meint wir wären zwar schon warm, aber noch nicht hot … und so packt er seine überdimensionierten Riesen-Drumsticks aus. Wenn nur alle Drumsolos so viel für Aug und Ohren böten. Aber irgendwann ist auch hier Schluss und die grosse Schwester setzt dem ganzen Klamauk mit einem gewaltigen Scream ein jähes Ende. Der Übergang zu einem Judas Priest Cover (Dissident Aggressor) hätte nicht besser sein können. So screamt eigentlich nur der Metal God himself und eben scheinbar auch Lzzy Hale.

Judas Priest, keine Frage, dass kann die Lady. Dennoch hätte ich mir das Hammercover AC/DC Cover – Shoot The Thrill – gewünscht. Wer das schon mal von Halestorm auf Youtube gehört hat, weiss warum.

23.07 Uhr. Halestorm verlassen zum ersten Mal komplett die Bühne, um kurze Zeit später mit dem härtesten Riff des Abends zurück zu kehren. Einem neuen Song Namens „Mayhem“ und anschliessend dem Daft Punkt Cover „Get Lucky“. Wenn Halestorm keine eigenen Lieder hinkriegen würden, dann wären sie mindestens so erfolgreich mit den Hammer-Coverversionen. Lzzy’s Stimme lässt einiges zu. Kein Wunder werden so für sie alle Träume von Kollaborationen mit 80er Jahre-Vorbilder wahr, wie mir Lzzy im Interview verrät. Da fehlt eigentlich nur noch Metallica …

Der Abschluss macht ein „Here’s To Us“ und dann ein brutal gekrächztes „We love you Zurich“, wie es sonst eigentlich nur Brian Johnson hinkriegt. 23.20 Uhr – jetzt ist definitiv Schluss für heut. Es war genial. Und ich wiederhol mich, in solch einer kleinen Location werden wir Halestorm wohl nicht mehr so schnell erleben. Sie haben die USA und in letzter Zeit auch Europa im Sturm – Nomen est omen – erobert. Mit einer neuen Scheibe die nicht völlig abkackt, werden sie mittlere Stadiongrösse als Headliner erreichen – auch bei uns. Wetten?

Trackliste Halestorm

  1. I Miss The Misery
  2. Love Bites (So Do I)
  3. It’s Not You
  4. Freak Like Me
  5. Straight Through The Heart (Dio Cover)
  6. You Call Me A Bitch Like It’s A Bad Thing
  7. Innocence
  8. Don’t Know How To Stop Rock
  9. Show Gold Dust Woman (Fleatwood Mac Cover)
  10. Break In
  11. Familiar Taste Of Poison
  12. Drum Solo
  13. Dissident Aggressor (Judas Priest Cover)
  14. Mz. Hyde
  15. Daughters of Darkness
  16. I Get Off
  17. Mayhem*
  18. Get Lucky (Daft Punk Cover)*
  19. Here’s to Us*

Fotos Halestorm, Dayshell, The Smoking Hearts – Komplex Klub Zürich 2014 (pam)


Wie fandet ihr das Konzert?

20.05.2014
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