(Esthi) Zu einem Interview mit Rob Zombie’s Stargitarristen John5 bewegt man sich leicht aufgeweicht ins Gelände und stellt besser nochmals sicher, dass die siebentausend Fragen von originellem Charakter zeugen. Wir beurteilten die Verhörsvorlage als gelungen und marschierten ins noch menschenleere Territorium.
Umso härter traf es uns, als die Tour Managerin kurz nach 17:00 h erläuterte, dass sich der Star im KZ befände, lediglich für die Show das Bett verliesse und sich vom Bandcamp weder Ginger noch jemand anderes an die Fragen ran trauten.
Wir meinten kurzum, dass dies keineswegs ein Problem für uns darstelle, wir würden das Interview mit No. 5 auch bei Zwieback, Tee und Neocitran abhalten – das fand sie jedoch eher unrealistisch…
Es blieb uns nicht viel Zeit um alternative Varianten einzustudieren, also forderten wir, im Mindesten ein Schnappschuss mit Rob itself produzieren zu dürfen. Wir waren beide etwas erstaunt, dass unser Wunsch sofort zu funktionieren begann. So wurden wir einer Kleintruppe von 5 Fans zugeschmuggelt, welche für viel teuer ein ‚Meet and Greet‘ erwarben und daggelten stolz hinterher.
Beinahe kam der Plan ins Offside, als ein Security-Angestellter feststellte, dass uns die dafür notwendige Permit-Plakette um den Hals fehlte. Etwas zu rabiat packte der uniformierte Brutalo 50% von uns beiden am Arm und riss diese in die Retour-Position. Todesmutig und ganz nach Judas Priest’s Motto ‚ram it down‘, schlug sich Frau jedoch den Weg Richtung Zombie-Camp frei und drinnen waren wir!
Es dauerte nicht lange und die gesamte Band – minus Patient – kam gutgelaunt und in woodstockmässiger Erscheinung aus dem beschützten Verliess geschossen. Die 3 Rocker nahmen sich gute 20 Minuten Zeit für Smalltalk, Autogramme und Fotoshooting, bevor sie sich mit ‚see you out there‘ wieder ‚verbäckstäitschten‘.
(Sabi) Das gab erst mal Durst und wir mischten uns zur Flüssig-Konsumation mit zwei Getränkegutscheine zufrieden unters langsam herbeiwandelnde Volk.
Powerman 5000
Das erste Bier verflüssigte sich zu schnell und zwar auf unseren Notizen, dank einem schwankenden Konzertbesucher, der uns anrempelte. So blieb nix anderes übrig, als Nachschub zu holen, bevor es dann endlich zum Knipsen von Powerman 5000 in den Pit ging. Spider One (Gründer und Sänger) der Powermänner aus den Staaten ist übrigens Rob Zombies Halbbruder. Was aber rein optisch nie zu erraten gewesen wäre. Die Jungs legten mächtig los und jagten ihren Nu–Metal, der einen Hauch von Punk, Hard Rock und Techno enthielt mit einer gewaltigen Power durch’s PA. Stellenweise erinnerte es vom Sound her stark an Rammstein. Spider One flitzte wie von der Tarantel gestochen auf der Bühne umher und der Rest der Crew poste in ihren schwarzen, Typ „Winterbekleidungs -Jacken“ was das Zeug hielt. Da ich bis jetzt noch nie was von Powerman 5000 gehört hatte -obwohl ich dies gemäss meinem WG-Kumpel ja kennen müsste?!? – war ich angenehm überrascht. Bei den Metalheads kam die Band ebenso gut an und der Funke sprang schon nach wenigen Minuten auf die Menge über. Ja leider war nach gut 45 Minuten Schluss und die Amis räumten die Bühne.
Avatar
Mit Avatar aus Göteborg, Schweden, stand oder besser gesagt rockte die einzige europäische Band des Tourtrosses die Bühne. Die Schweden trugen wohl Sweden’s latest fashion. Denn die gesamte Fraktion die an den Instrumenten tätig war, tanze mit uniformähnlichen Jacken, die mit Firlefanz-Stickereien in Gold bestückt waren an. Johannes, Schreihals der Truppe und mit langer Zunge, die Herr Simmons vor Neid erblassen lassen könnte, stürmte mit bodenlangem Umhang, schwarzen Hosen und knallroten Hosenträger und einem Gehstock bewaffnet die Bühne. Sein Makeup verpasste ihm noch den letzten Schliff und war eine Mischung von The Clown und dem Horrorpunker Wednesday 13. Auf jeden Fall prügelten die Jungs drauflos wie die Berseker und propellerten ihre Mähnen wie es sich gehört im Takt. Johannes flitzte unterdessen von links nach rechts, zeigte immer wieder seine lange Zunge und hatte neben alledem das Singen auch noch im Griff. Dass sich Melodic Death Metal mit Industrial- und Heavy Metal mischen lässt und das Ganze in einem verdammten Brett nach vorne knallt, bewiesen die Schweden zur Genüge. Die Metalheads gingen ab wie die Zäpfchen und feierten die Göteborger was das Zeug hielt. Bei Avatar stimmte heute Abend einfach alles und war für mich persönlich der Abräumer des Abends.
Rob Zombie
Nach einer etwas längeren Pause, bei dem die Backdrops von Rob Zombie und die extravaganten Mikrofone der Band platziert wurden, stürmte der sehnlichst erwartete Rocker, Regisseur und Comicautor Rob und seien Mannen die Bretter der Eishalle. Das Rob Zombie viel auf Show setzt, liess sich schlecht verleugnen und war eine Augenweide. Der Meister selber wirbelte in einer Jacke mit Fransen bis an den Arsch über die Bühne und es liess sich ziemlich schlecht ausmachen, was Fransen oder Dreadlocks waren. John5, in futuristischem Gewand gekleidet und mit silberner Kopfmaske bestückt, war unterdessen aus dem KZ entwichen und alles andere als krank. Zudem war seine Klampfe mehr als nur ein extravagantes Customteil. Von seinen Spielkünsten fang ich jetzt gar nicht an. Die Soli jagten mir einen kalten Schauer über den Rücken! Einfach geil! Der Herr am Tiefsaiter hätte der Zwillingsbruder von Jack Sparrow sein können, wüsste man es nicht besser. Ginger am Drum, der sich nicht kompetent genug für ein Interview fühlte oder besser gesagt scheu war, verlor seine Zurückhaltung und vermöbelte sein Kit herrenmässig. Von woodstockmässiger Erscheinung war überhaupt nichts mehr zu sehen!
Im ersten Teil des Sets waren die Songs leicht psychodelisch angehaucht, passten aber tiptop und taten der brodelnden Stimmung im Publikum keinen Abbruch. Nach dem Rob sich seines „Gefransens“ entledigt hatte, legten sie so richtig los. Für einen Song holte er sich ein kleines Mädchen, das mit pinkigem Ohrenschutz auf den Schultern ihres Vaters im Publikum sass auf die Bühne. Die Kleine gar nicht scheu, klatschte den ganzen Song mit. Aber das Strahlen ihres Vaters der vom Bühnenrand her fotografierte, konnte sie nicht übertreffen. Überhaupt stellte sich Rob als gar nicht publikumsscheue raus. Er suchte immer wieder den Kontakt zu demjenigen und verschwand einige Male in der Menge, um dann irgendwo weiter zu singen. Die Fans frassen Rob Zombie aus der Hand, feierten und sangen mit. Mit dem letzten Song „We Are An American Band“, verkündeten die Jungs deutlich woher sie sind und verliess unter tosendem Applaus die Bühne. Dieser Auftritt durfte definitiv mit Bravour bestanden verzeichnet werden!