Bin dann mal bei Keith – The Rolling Stones Backstage?
Für Fans der Rockmusik ist bereits in diesem Sommer schon Weihnachten. Black Sabbath kommen nach Zürich, Iron Maiden werden in Interlaken auftreten, Metallica in Basel und die Rock Urgesteine The Rolling Stones pflügen heute am Abend den Letzigrund um.
Nicht nur das. Allgemein nahm die Anzahl der Veranstaltungen in der Schweiz letztes Jahr um fast zehn Prozent zu und es scheint, als sei der Schweizer Musikfan damit stark überfordert. Ausverkaufte Stadien und überfüllte Hallenkonzerte findet man immer weniger vor und auch die Stones scheinen keine sichere Bank mehr für die Veranstalter zu sein. Laut Sonntagszeitung lief der Vorverkauf der Stones nicht ganz so wie erwartet und auch bis zum heutigen Konzerttag ist das Letzigrund nicht ausverkauft. Die teuren Konzertkarten (CHF 368.70 für einen Sitzplatz) werden mittlerweile schon zu Billigstpreisen vergeben.
Dabei sollte man den alten Herren doch Respekt zollen, denn wer weiss wie viele Tourneen sie noch bestreiten mögen? Die Gage haben sich nämlich nicht nötig, die haben einfach Bock auf Rock. Im stolzen Alter von durchschnittlich 70 Jahren lassen es sich die Stones nicht nehmen, mit ihrem aktuellen Album „14 on fire“ quer über den Erdball zu reisen, um dieses Werk dem breiten Publikum vorzustellen. Knapp 30 Alben haben die Engländer bis heute auf den Markt gebracht und können somit über eine über 50jährige Musikerkarriere zurück schauen. Das ist beachtlich!
Im Gegenzug zum offensichtlich ausbleibenden Run auf die Konzerttickets war der Ansturm durch die Pressevertreter enorm. Mit über 300 Anfragen zur Akkreditierung entschied das Management der Stones sich auf die Tagespresse zu beschränken. Metalinside bekam trotzdem die Chance den Stones über die Schulter schauen. Ein Tag vor Showtime waren wir zum Stadion Rundgang geladen und konnten zusammen mit Vertretern von Radio und TV dem Production Manager der Rolling Stones Dale „Opie“ Skjerseth Fragen zur aktuellen Produktion „14 on fire“ stellen. Er ist die wichtigste Person hinter dem Rock & Roll Zirkus und hält die Fäden der gesamten Produktion in den Händen. Für das wirkte der Amerikaner aussergewöhnlich entspannt und souverän, was wahrscheinlich sicher auch daran liegt, dass er bereits seit 1979 im Produktionsbusiness tätig ist und ihn das hektische Geschäft nicht mehr aus der Ruhe bringen kann. Er hatte bereits vergangene Tourneen der Stones betreut und auch andere grosse Tourneen wie die von Black Sabbath, Ozzy Osbourne und AC/DC betreut.
Hört man Dale so zu, wird einem erst mal bewusst, was hinten den Kulissen einer solch mächtigen Produktion alles abgeht. Allein die Anzahl der Leute, die für Auf- und Abbau sowie für Security bei „14 on fire“ zuständig sind, ist gewaltig. Wir reden hier von insgesamt 1650 Menschen. Die Anzahl der Personen die konstant mit der Band von A nach B reist, beläuft sich auf ca. 130 Personen. Licht, Ton, Transport, Verwaltung, Management, Backline – all das muss funktionieren. Das Bühnenequipment, welches ebenfalls transportiert werden muss, ist dabei eine Aufgabe für sich. Hierbei ist zu beachten, dass fast jede Venue individuell ausgestattet ist und dafür auch diverse Bühnensets benötigt werden. So kann zum Beispiel das Bühnenset, welches in Zürich aufgebaut wurde nicht in Tel Aviv genutzt werden, jedoch in Paris. Auch dafür braucht es genügend Stauraum, daher ist man mit 74 Trucks unterwegs. Wer der Meinung ist, das wäre viel, täuscht sich gewaltig. Für die „A Bigger Bang“ Tour mit der die Stones 2005-2007 unterwegs waren, fuhren fast doppelt so viele Trucks die Strassen auf und ab, nämlich 133 an der Zahl!
Die Künstler bekommen von dem ganzen Drumherum wohl eher wenig mit und so vergnügten sich die Stones, während Dale für die vielen Fragen breitwillig Antwort gab, im Hotel oder irgendwo an einem entspannten Ort in Zürich und genossen ihren „Day Off“. Laut Dale müssen die Herren noch nicht mal für einen Soundcheck den Hintern bewegen, denn den gibt es einfach nicht. „Haben sie nicht nötig. Die kennen ihren Job und kommen einfach auf die Bühne und spielen“, plauderte Dale aus dem Nähkästchen.
Ich komme jetzt wieder auf den Ticketpreis zurück. Knapp 400.- Stutz für eine Konzertkarte? Sicher überlegt man sich da zweimal, ob man diesen Betrag ausgeben möchte. Wenn ich mir jedoch überlege, was alles hinter solch einer Produktion steckt und wie viele Leute involviert sind, kann ich es besser verstehen, dass alle Beteiligten auch nicht unbedingt kostenlos zur Verfügung stehen.
Am Ende dieses Artikels angekommen, kann also die oben gestellte Frage nun beantwortet werden. Was ist denn mit dem Backstage Besuch bei den Rolling Stones? Nein, ich war nicht eben mal bei Keith Richards. Backstage zu den Rolling Stones kommt bestimmt nur der Ulli. Er war beim Stadion Rundgang mit dabei und viel auf wie ein bunter Hund auf der Wiese. Der „verrückte deutsche Sammler“ mit seinem aussergewöhnlichen Outfit (siehe Foto) sammelt seit 1965 alles was mit den Stones zu tun hat und war als „Working Staff Member“ geladen. Über 160 Konzerte hat er bereits besucht und führt seit Mai 2011 das beeindruckende Stones Fan Museum in Lüchow, Norddeutschland. Wer mal vorbei schauen möchte findet hier unter dem Link alle relevanten Details:
„Well, it`s only Rock & Roll, but I like it!“