UNISONIC – Light Of Dawn

Power Metal
30.06.2014

UNISONIC ist die Band von Kiske und Hansen. Zumindest konnte man das beim Debut Album (2012) noch denken, so wie mit den beiden geworben wurde*. Klar, hätte ich auch gemacht als PR Agent, schliesslich war die Wiedervereinigung dieser beiden Legenden schon ziemlich aufsehenerregend und hat die Fans samt und sonders in einen Zustand versetzt, der doch ziemlich an Teenager Girls beim Anblick von Justin Bieber erinnerte. Dementsprechend gehyped wurde das Debut Album – und leider war ich davon dann ziemlich enttäuscht (womit ich allerdings der Minderheit angehörte). Entsprechend habe ich von Light of Dawn nicht allzu viel erwartet. Zu Unrecht, wie sich schon beim ersten Mal Hören herausstellte. Der geneigte Schweizer Power Metal Fan darf sich also gleich doppelt auf den 1. August freuen.

*Tatsächlich besteht Unisonic neben Kai Hansen (Gitarre) und Michael Kiske (Vocals), auch aus „unseren“ Mandy Meyer (Gitarre) und Kosta Zafiriou (Schlagzeug) sowie Dennis Ward (Bass).

Light of Dawn beginnt mit dem Instrumentaltrack Venite 2.0, der mit intelligenten und epischen Keyboard Arrangements in eine Klangwelt der Fantasie entführt. Wenn man dabei das Cover betrachtet, sieht man vor seinem inneren Auge direkt, wie sich die steampunkigen Luftschiffe zu bewegen beginnen… Die Geschichte des heldenhaften Abenteuers, das sich in meinem Geist zu formen beginnt, kann ich mit Your Time Has Come gleich weiterspinnen. Der Song wartet mit einem Refrain auf, der dem Hörer in bester fröhlicher Unisonic Manier klarmacht, dass hier genau das geboten wird, was man erwartet: Power Metal vom Feinsten, basierend und bauend auf Michael Kiskes Stimme.

Nomen est omen passt für Exceptional wie die Faust aufs Auge: Der Track ist wahrlich aussergewöhnlich. Der Bass, mit dem der Song loslegt, ist so was von huere geil (‘tschuldigung für den Ausdruck), da möchte ich am liebsten meine „Go, bass guitar, go!“ Flagge schwenken. Auch die Gitarren und besonders das treibende Riff tun das Ihrige, damit sich der Song vom Rest des Albums abhebt – und die Bridge erst… Die Vocals sind nicht speziell erwähnenswert, Kiske singt, wie er immer singt, und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt, das muss man gar nicht mehr gross erklären, Michael Kiske sollte jedem (Power) Metaller ein Begriff sein; wenn nicht, müsst ihr nochmal über die Bücher, Leuts. Mir gefällt hier sehr gut, dass er in den Strophen eher tief singt, denn was mir persönlich doch mit der Zeit auf den Keks geht, ist die Tatsache, dass er immerzu so unglaublich hoch singen muss. Das mag den Meisten gefallen, mein Geschmack ist es nicht, vor allem weil er in tieferen Tonlagen wirklich gut klingt. In meinen Ohren sehr schade, wird das nicht häufiger ausgereizt.

Nach Exceptional geht es mit dem EP Track For the Kingdom weiter. Eine Power Metal Hymne, wie sie im Buche steht, also auch nicht erstaunlich, dass der Song es auf die EP geschafft hat. Not Gonna Take It Anymore tritt auf die Bremse und spart ein wenig am Hymnen Potential, bringt dafür aber Bombast in Form von Chören und Keyboards rein – gefällt mir sehr gut, auch weil hier ebenfalls eher tiefere Vocals vorherrschen. Night of the Long Knives fällt meiner Meinung nach ein wenig ab. Soll heissen, es ist noch immer ein grundsolider Power Metal Song, und die Michael Kiske Fans werden sowieso ihren Spass haben, aber der Track hat nichts, was ihn zu einem aussergewöhnlichen Song machen würde, von dem ich sagen müsste, dass ich genau den nochmals hören möchte. Find Shelter fährt ebenfalls eher die Durchschnittsschiene, wobei auch hier die Bridge verdammt gute Gitarrensoli zu bieten hat – was bei diesen Gitarristen nicht erstaunt. Blood ist ein sehr ruhiger, fast schon balladesker Track mit sehr gutem Refrain, der zwar kein Ohrwurm ist, aber nur knapp daran vorbeischrammt.

When the Deed Is Done gefällt mir vor allem vom Instrumentalen her sehr, doch auch die Vocals, die hier doch endlich wieder von diesem für Unisonic typischen und immer sehr ähnlichen Melodienfluss abweichen, können überzeugen, speziell beim Refrain. Mit Throne of the Dawn liefert die Band gleich im Anschluss einen Song, der mich absolut positiv überrascht. Interessante Vocals, super Hookline, endlich nicht 08/15 Schema… so muss das sein. Nach Exceptional mein Lieblingstrack. Manhunter agiert auf demselben hohen Niveau – na also, geht doch. Zwar sind die Vocals nicht ganz so interessant wie bei Throne of the Dawn, aber dafür ist die Gitarrenhexerei klasse. Danach ist auch schon Zeit für die Ballade You and I… ich muss ehrlich sagen, dass mich da die Ballade auf dem Vorgänger – von der You and I einige Elemente übernommen hat – viel mehr überzeugt hat, allein schon vom Thematischen her, aber auch musikalisch. Trotzdem ein schönes Stück, Kiskes Stimme eignet sich eben schon sehr gut für Balladen.

Zum Glück gibt’s aber noch den Europäischen Bonus Track, Judgment Day, denn die Ballade als closing Track ist für mich ein riesiges No-Go. Judgment Day ist kein weltbewegender Song, erfindet nichts neu, kann aber überzeugen durch einen eingängigen Chorus und starke Gitarren. Trotzdem kein 10/10 Rausschmeisser für mich.

Fanzit: Light of Dawn ist in meinen Ohren um einiges besser als der Vorgänger, und vor allem ist es härter. Der Schwerpunkt liegt immer noch klar auf Kiskes Stimme, doch man traut sich auch, interessante Gitarren- und Bassarbeit zu zeigen. Das macht sich bezahlt. Zwar finden sich auch auf Light of Dawn einige Songs, die hauptsächlich Kiske Fans begeistern und für die restlichen Hörer eher Durchschnittsware bleiben dürften, allerdings sind das bedeutend weniger als noch auf Unisonic. Einigen Songs hört man die typischen Elemente des Vorgängeralbums an, was zeigt, dass Unisonic wohl eine Linie gefunden haben, die für sie stimmt. Das ist gut, Wiedererkennungswert braucht schliesslich jede Band, solange sie nicht aufhören sich weiterzuentwickeln und nicht nur darauf bauen, dass Kiskes beliebte und fast vergötterte Stimme es schon richten wird. Denn dass sie wirklich gute, interessante und sogar epische Songs schreiben können, zeigen die Deutschen (mit Schweizer Unterstützung) mit Light of Dawn sehr eindrücklich. Weiter so!

 

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Trackliste

  1. Venite 2.0
  2. Your Time Has Come
  3. Exceptional
  4. For the Kingdom
  5. Not Gonna Take Anymore
  6. Night of the Long Knives
  7. Find Shelter
  8. Blood
  9. When the Deed Is Done
  10. Throne of the Dawn
  11. Manhunter
  12. You and I
  13. Judgment Day**

**Europäischer Bonus Track


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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30.06.2014
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