Crystal Eyes ist ein Name, den sich Power Metal Fans, die ihn noch nicht kennen, notieren sollten. Und zwar wortwörtlich, die Gefahr, die Schweden sonst mit einer anderen Band, die „Crystal“ im Namen hat, zu verwechseln, ist relativ gross. Und das wäre wirklich schade, denn mit ihrem siebten und neusten Album Killer liefert das Quartett etwas, das zurzeit Mangelware ist: Grundsoliden Power Metal, ohne Experimente und Firlefanz, der aber alles andere als eintönige 08/15 Stangenware ist. Killer ist also ein durchaus ein passender Name.
Der neuste Silberling der Jungs ist das erste Album seit 2008 – stolze 6 Jahre sind also inzwischen verstrichen. Rost oder Staub sucht man aber vergebens, ganz im Gegenteil erinnert mich Killer sehr an Freedom Call zu ihren Glanzzeiten, nur nicht ganz so fröhlich und pompös, und mit tieferen Vocals. Ganz wie bei den Deutschen strotz die Scheibe aber vor eingängigen Melodien und Hymnen. In diese Richtung hätte man auch beim Coverartwork schielen können – oder sich an den eigenen, vorhergehenden Alben orientieren; klar, so was ist wohl noch mehr Geschmackssache als die Musik an und für sich, aber… nun ja, jedenfalls sollte man sich vom Cover nicht abschrecken lassen, der Inhalt ist fraglos um einiges besser.
Das Album beginnt mit dem Titeltrack, der stellvertretend für den Rest des Albums ist: Ohrwurm-Refrain und -melodien, spannende Gitarrenarbeit, die mehr ist, als nur der Teppich für die Vocals, welche gerne mal von der sehr angenehmen Tonlage in beeindruckende Höhen klettern. In dieser beginnt denn auch Hail the Fallen, die Musik-Video Auskopplung, und der Song bewegt sich auch im Pre-Chorus in jener schwindelerregenden Tonlage. Das ist einerseits sehr eindrucksvoll, birgt aber andererseits auch Gefahrenpotential – die Schweden umschiffen diesen Fels jedoch gekonnt, der Pre-Chorus wird genau zur richtigen Zeit, bevor die wirklich hohen Töne nervtötend werden können, vom Refrain abgelöst. Dieser ist zwar einfach gestrickt, bleibt aber sofort hängen, ob man will oder nicht.
Forgotten Realms beginnt zuerst wie eine Ballade, zeigt aber schnell ein ganz anderes Gesicht. Nicht nur ist der Song echt heavy, er ist sogar fast schon böse zwischendurch. Lord of Chaos ist dann wieder um einiges fröhlicher und hat einen der super-eingängigen Refrains. „Super-eingängig“ ist übrigens ein legitimes Adjektiv, wenn man über Killer spricht, irgendwie muss man die Songs ja schubladisieren können, und etwas anderes als „eingängig“ und „super-eingängig“ gibt’s bei Crystal Eyes dieses Jahr nicht.
Dreamers on Trial ist die obligate Ballade. Und zwar eine richtig gute, nicht zu lahm oder süsslich, sondern eine echte Metal Ballade. Der Rausschmeisser, Dogs on Holy Ground, hat’s in sich und überzeugt von vorne bis hinten. Dafür, dass er nur knapp 4 Minuten lang ist, ist er sehr vielseitig und kommt einem wegen der vielen Stilwechsel bedeutend länger vor – ein grosses Plus in diesem Fall.
Fanzit: Es gibt nicht viele Worte zu Killer zu verlieren: Ein Album, bei dem Power Metal Fans (vor allem Fans des Happy Metals) nichts falsch machen können. Zwar nicht so tiefgründig wie andere Bands, und mir fehlt ein bisschen das Feingewobene, nicht auf den ersten Blick Ersichtliche, aber in der Sparte, in der Crystal Eyes anzusiedeln sind – siehe Freedom Call – definitiv ein bedenkenlos empfehlenswertes Album.
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Tracklist
- Killer
- Warrior
- Hail The Fallen
- Solar Mariner
- Forgotten Realms
- Spotlight Rebel
- The Lord of Chaos
- Dreamers On Trial
- Dongs On Holy Ground