Hab ich’s schon mal erwähnt? 2014 ist ein gutes Jahr für Fans des klassischen Heavy- und Power Metal. Nebst Sabaton, Edguy, Freedom Call, Gamma Ray, Brainstorm oder auch Steel Panther (ok – das ist eine etwas andere Kategorie…) sind dieses Jahr auch noch Werke von Hammerfall, Bullet, Blind Guardian und den Altmeistern von Judas Priest angekündigt. Und als ob das nicht genug wäre, kommen jetzt auch Grave Digger mit ihrem neusten Werk „Return of the Reaper“ aus der Gruft gekrochen! Auch textlich geht’s in diese Richtung – aufgrund der Songtitel sind keine Spuren von Schottischen Clans, keine Fantasy- oder ähnliche Figuren auszumachen… Dafür ist von höllischen Beerdigungen, Tage der Toten, Grabschändern und Kriegsgöttern die Rede und davon, dass der Tod uns alle anlächelt.
Eines ist sicher bei Grave Digger: Beständigkeit. Über all die Jahre haben sich Chris Bolthendahl und seine diversen Mitstreiter mit konstant guten Alben eine grosse Fangemeinde erarbeitet. Aber klar – in all den Jahren gibt’s nicht nur „sehr gute“, sondern manchmal halt auch nur „gute“ Alben. Das 2012er Werk „Clash of the Gods“ gehört wohl in diese Kategorie, böse Zungen würden gar behaupten, dass „Excalibur“ das letzte „sehr gute“ Album war. Und das ist jetzt 15 Jahre her – und tut Werken wie „The last Supper“ oder „Ballads of a Hangman“ auch ziemlich unrecht. Wollen wir also mal hören, ob „Return of the Reaper“ seinem Namen Ehre macht!
Was schnell auffällt: die neue Scheibe ist schnell! Grave Digger drücken hier wirklich oft auf’s Gaspedal – etwas, dass es in dieser Masse lange nicht gegeben hat. Gleichzeitig wird auch der Bombast etwas zurückgefahren, das alles tut dem Gesamtwerk erstaunlich gut.
Nach dem düsteren Intro „Return of the Reaper“ (was nichts anderes ist als eine modifizierte Version des „Trauermarsch“ von Chopin – Wrestling Fans kennen das Stück vom Undertaker her.. ) geht’s mit „Hell Funeral“ zügig los. Wobei „zügig“ wohl untertrieben ist… Eine schnelle Nummer mit einem saugeilen Refrain. Das folgende „War God“ ist zwar noch schneller, aber auch etwas gar eintönig. Einer der wenigen Schwachpunkte. Purer Speed ist dafür „Road Rage Killer“, besticht mit einem coolen Intro und ist auch sonst einfach ein geiler Song. Stark!
Ebenfalls in die Kategorie „Hochgeschwindigkeit“ gehört das kurze „Satan’s Host“. Teuflisches Lachen, ein kurzes Bass / Drum Gewitter, welches mich etwas an Motörhead erinnert, danach sägen die Gitarren los in bester Gamma Ray Manier und dann folgt über allem der charakteristische Gesang von Chris Bolthendahl. Aber irgendwie packt mich diese Nummer trotzdem nicht so recht.
Denn meine persönlichen Favoriten sind natürlich einmal mehr im Midtempo Bereich angesiedelt. Da ist zuerst einmal der Stampfer „Dia de los Muertos“ – SO hat diese Art von Power Metal zu tönen! Stampfende Strophen, mitsingbarer Refrain – ein Song, der sofort ins Ohr geht und da nicht mehr raus will!
Ebenfalls bärenstark ist „Grave Desecrator“, ein Headbanger der Güteklasse 1, der aber trotz der gemässigten Geschwindigkeit mit mächtig Power überzeugt.
Bei all dieser Thematik darf ein Düsterwerk natürlich nicht fehlen – dies wird mit „Seasons of the Witch“ geboten. Langsam, dunkel, mit simpler Instrumentalisierung und einmal mehr mit Chris’ einzigartiger Stimme und dann auch noch ein akustisches Zwischenspiel mitsamt Kirchenglocken: grossartig!
Bei all der Freude gibt’s aber dennoch einen Wermutstropfen: das abschliessende „Nothing to Believe“. Eine Ballade, zuckersüss und sicherlich keine Katastrophe – aber dieser Abschluss passt irgendwie nicht zum übrigen Album, der Song wirkt irgendwie fehl am Platz.
Also abgesehen von den beiden erwähnten Schwachpunkten gibt’s an „Return of the Reaper“ eigentlich nichts auszusetzen. Grave Digger haben hier fraglos ein Album der Kategorie „sehr gut“ hervorgebracht, damit müsste es auch möglich sein, ältere Fans wieder anzusprechen – 8.5 Punkte scheinen mir angemessen zu sein. The Reaper is back!
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