Eine meiner ganz grossen Lieblingsbands aus der guten alten Glam Metal Zeit waren Great White. Das Duo Jack Russel (Vocals) und Mark Kendall (Guitars) veröffentlichte mit Scheiben wie „Shot in the Dark“, „Once bitten“ oder „… Twice shy“ absolute Klassiker des Genres! „Save your love“ ist bis heute eine der geilsten Balladen aller Zeiten… Auch „Hooked“ und „Psycho City“ bieten mit ihrem in die bluesigere Richtung driftenden Stil weiterhin hochkarätiges Material. Aber wie bei vielen anderen Bands begann der Stern von Great White Mitte der 90er in der allgemeinen Grunge Welle zu sinken.
Trotz all der widrigen Umstände in den nächsten Jahren (schwindende Popularität, gefeuerte Mitglieder, die Feuersbrunst mit Massenpanik und hundert Toten bei einem Konzert in Rhode Island) – Great White meldete sich 2006 in der Besetzung Jack Russel, Mark Kendall, Michael Lardie, Sean McNabb und Audie Desbrow auf der grossen Bühne zurück, 2007 folgte mit „Back to the Rhythm“ ein erstaunlich gutes Album. Aber der Burgfrieden hielt nicht lange: 2011 startete Jack unter dem Banner „Jack Russel’s Great White“. Dass dies zu Konflikten mit Mark Kendall führte, die schlussendlich vor Gericht ausgetragen wurden, ist jetzt fast logisch. Die wahren Hintergründe werden wie immer wohl nur die Beteiligten kennen, jedenfalls scheint das Kapitel „Jack Russel als Sänger von Great White“ für immer geschlossen.
Da Jack Russel gesundheitliche Probleme hatte, wurde er temporär von Jani Lane (ex Warrant), Paul Shortino (ex Rough Cutt, Quiet Riot) und schlussendlich von Terry Ilous (ex XYZ) ersetzt. Terry hat mittlerweile die Stelle von Jack übernommen.
Great White OHNE Jack Russel? Geht das überhaupt? 2012 erschien das Album „Elation“, welches ich ehrlich gesagt noch nie gehört habe. Und 2014 erscheint jetzt also „Saturday Night Special“. Und dies ist kein normales Album mit neuen Songs, sondern eine Art Best of, gespickt mit Coverversionen. Oder eher umgekehrt: ein Cover Album mit etwas Best of…
Zur Klarstellung: ich hab nicht grundsätzlich etwas gegen Coverversionen oder von mir aus auch Cover Alben. Je nachdem machen die sogar etwas Sinn. Aber hier kommt sofort die ganz, ganz grosse Frage: Wer braucht das?? Zuerst nehmen Great White mit dem neuen Sänger Bandklassiker wie „Once bitten, twice shy“, „Rock me“ und das ultrageniale „Save your love“ neu auf. Die neuen Versionen erreichen allerdings zu keiner Sekunde das Flair, die Magie der Originale. Auch wenn ich zugeben muss, dass Terry Ilous einen anständigen Job macht.
Nach diesen drei Nummern folgen 12 Coverversionen von Bands wie Survivor („Eye of the Tiger“), Aerosmith („Same old Song and dance“), Georgia Satellites („Keep your hands to yourself“) oder gar Van Halen („Unchained“) und Mötley Crüe („Kickstart my Heart“)! Und da hat’s also Sachen dabei, die kaum hörbar sind… „Eye of the Tiger“ ist ganz schlimm, auch „Kickstart my heart“ schmerzt einfach nur in den Ohren. „Same old Song and Dance“ ist noch halbwegs akzeptabel, aber Journey’s „Any way you want it“ ist einfach nur schlimm.
Nochmals die Frage: Wer braucht das? Wer soll diesen Mist kaufen?? Selbst hartgesottene Great White Fans kriegen hier das Ohrenbluten…
Mag sein, dass die Band mit Terry live funktioniert (sie spielten vor kurzem in der Schweiz und sie sollen hammerstark gewesen sein!), aber mit solchen Alben zerstören sie ihren Ruf!
3 von 10 Punkten für den guten Willen Terry’s bei den Klassikern. Ansonsten überflüssig. Und als persönliche Bestätigung für mich, hör ich mir jetzt „…twice shy“ an!
Trackliste
- Once Bitten, Twice Shy [IAN HUNTER-Cover]
- Rock Me
- Save Your Love
- Keep Your Hands To Yourself [GEORGIA SATELLITES-Cover]
- Hard To Handle [BLACK CROWES-Cover]
- Eye Of The Tiger [SURVIVOR-Cover]
- Saturday Night Special [LYNYRD SKYNYRD-Cover]
- Same Old Song And Dance [AEROSMITH-Cover]
- Kick Start My Heart [MÖTLEY CRÜE-Cover]
- Any Way You Want It [JOURNEY-Cover]
- Unchained [VAN HALEN-Cover]
- Diamonds & Rust [JOAN BAEZ-Cover]
- Dazed & Confused [LED ZEPPELIN-Cover]
- Sarah [THIN LIZZY-Cover]
- Blue Christmas [ELVIS PRESLEY-Cover]