Mein letztes Konzert vor der Sommerpause
Aber immer von Anfang an. Ich traf um halb acht bei der Halle ein und sofort fiel auf, dass es ziemlich übersichtlich war im Z7. Nun ja, Lacuna Coil sind zwar für ihre Art der Musik ziemlich bekannt, aber im grossen Teich der Metalbands sind sie eher einer kleiner(er) Fisch.
Evenmore
Vorband waren die Schweizer von EVENMORE. Dass diese noch nicht so viel Bühnenerfahrung haben, merkte man gut (Gründung 2011). Die Musik war zwar gut, aber nichts, was mich in Begeisterungsstürme versetzt hätte, und Evenmores Frontfrau muss sich dringen bewusst werden, dass sie nicht nur Sängerin ist, sondern eben Frontfrau. Wenn man seine Ansagen macht, als würde man in der Staatsoper das klassische Orchester ansagen, ist das zwar nett, bringt einen aber nicht gross weiter, wenn man ein Publikum begeistern und animieren will, das zu 95% nur wegen des Hauptacts da ist. Abgesehen davon und einem Soundproblem bei den Shouteinlagen des Bassisten (den man ruhig auf „Hörbar“ hätte hochschrauben können), war der Auftritt aber ganz okay – sie haben sicher ihr Bestes gegeben und mit ein paar Jahren mehr Erfahrung wird bestimmt auch ihre Bühnenpräsenz besser.
Evenmore hatten immerhin eine Spielzeit von ca. 45 Minuten, um 21 Uhr war also Umbaupause. Das ging erfreulich flott und nach 20-30 Minuten betraten LACUNA COIL die Bühne.
Lacuna Coil
Die Italiener legten mit dem fetzigen Song Trip the Darkness von ihrem zweitletzten Album los und hatten das Publikum schnell auf ihrer Seite. Ja, dass das bescheiden gefüllte Z7 tatsächlich fast ausnahmslos mitklatschte, grenzt beinahe an ein Wunder und sagt viel über die Band und die Qualität ihres Auftritts aus. Daran änderte auch der in Bühnennähe leicht übersteuerte Sound nichts. Die Songauswahl war sehr gut, zwar nicht – wie ich zuvor dachte – ein Querschnitt durch ihre ganze Discographie, aber doch immerhin zurück bis ins 2002. Der Schwerpunkt lag aber auf dem sehr erfolgreichen Album Dark Adrenaline (2012), und natürlich schaffte es auch die normale Anzahl von neusten Songs in die Auswahl.
Cristina Scabbia und Andrea Ferro, die sich das Mikrofon teilten, machten beide einen guten Job, laut einer Freundin, welche die Band besser kennt als ich, war Cristina aber stimmlich auch schon mal besser; Andrea hingegen habe sich sogar verbessert. Kann ich nicht beurteilen, ich fand sie beide gut. Patzer gab es jedenfalls keine und Stimmung kam auch auf, also würde ich das als Erfolg verbuchen.
Das Fanzit – Lacuna Coil, Evenmore
Lacuna Coil spielen ja bekanntlich Alternative Metal, und werden häufig auch der Gothic Szene zugerechnet, entsprechend war das Konzert keines von jenen, die man schweissüberströmt und mit dem Wissen, am nächsten Tag Nackenstarre zu haben, verlässt. Dafür war der Abend aber äusserst atmosphärisch und es fehlte den Italienern keinesfalls an Energie und Spielfreude. Alles in allem also ein wirklich guter Abschluss vor der den Open Airs geschuldeten Sommer-Dürreperiode. Gerne wieder.
Setlist Lacuna Coil
- Trip the Darkness
- Kill the Light
- Intoxicated
- Die and Rise
- Swamped
- Victims
- Fire
- To the Edge
- Fragments of Faith
- Zombies
- Heaven’s a Lie
- Enjoy the Silence (Depeche Mode Cover)
- Fragile
- Upsidedown
- Spellbound
- I Don’t Believe in Tomorrow*
- Nothing Stands in Our Way*
- Our Truth*
*Zugaben