ACCEPT – Blind Rage

Heavy Metal
21.08.2014

Wenige Wochen nach Judas Priest erscheint hier das nächste Album einer lebenden Legende: Accept veröffentlichen mit „Blind Rage“ ihr vierzehntes Studioalbum in ihrer langjährigen Karriere. Während die Priester irgendwie nicht mehr vom Fleck zu kommen scheinen, sieht dies bei den Deutschen ganz anders aus. Nach vierzehn (!!) Jahren Pause starten Accept 2010 mit dem neuen Sänger Mark Tornillo nochmals zum grossen Angriff. Das „Debut Album“ „Blood of the Nations“ zeigte auf eindrücklichste Art und Weise, dass Accept auch ohne Udo Dirkschneider tatsächlich funktionieren können. Der Nachfolger „Stalingrad“ wurde zwar allerorts ebenso hoch gelobt, jedoch finde ich dieses Album deutlich schwächer als „BotN“.  Die Neugierde auf „Blind Rage“ ist dementsprechend gross – in welche Richtung geht es mit Accept im Jahr 2014?

Was sofort ins Ohr sticht: die Scheibe ist Old School! Gut – vielleicht ist das jetzt etwas übertrieben, aber zumindest schlägt das Ding eine Brücke in die 80er, denn mehr als nur einmal werde ich vor allem an den Klassiker „Metal Heart“ erinnert. Damit meine ich nicht, dass die Songs von damals kopiert wurden (ok – das Anfangsriff von „Dark side of my Heart“ hat doch ziemliche Ähnlichkeit mit „Up to the Limit“… übrigens der erste Accept Song überhaupt, den ich damals hörte), vielmehr ist es die Art, wie zum Beispiel die Gitarren klingen: alleine von diesem Sound her könnte zum Beispiel „Dying Breed“ problemlos auf dem Götterwerk aus dem Jahr 1985 stehen! Auch die bekannten „Accept Chöre“ tönen stellenweise wie damals. Was mich persönlich natürlich in keinster Weise stört… Und somit ist eigentlich recht schnell klar, dass „Blind Rage“ „Stalingrad“ problemlos hinter sich lassen wird!

Trotz aller „Old School“ Euphorie – das Album klingt keineswegs altbacken. Denn die Songs selber haben zwar durchaus das 80er Feeling, aber Mark Tornillo drückt ihnen mit seiner Stimme den Stempel „Made in 2014“ auf – und das macht mächtig Spass.

„Stampede“ eröffnet das knapp einstündige Werk auf treibende Art und Weise. Eine ganz typische Nummer die alles beinhaltet, was sich der Accept Fan nur wünschen kann. „Once upon at midnight the Metal flag was raised“ – es folgt das bereits erwähnte „Dying Breed“ und ich setz mich in die Zeitmaschine… das ist jetzt einfach zu geil! Denn auch das folgende „Dark side of my Heart“ versprüht das gleiche Gefühl. Besser kann man ein Album fast nicht beginnen…

„Fall of the Empire“ holt mich in die Gegenwart zurück: eine Nummer im Stil von „Kill the Pain“ vom ersten Album mit Mark, allerdings find ich dies hier besser. Aber es ist trotzdem eine (Halb-)Ballade und gehört somit nicht zu meinen Favoriten. Da bin ich etwas heikel… Allerdings muss man zugeben, dass hier mit den bekannten „Ohohoh“-Chören gepunktet wird.

Das Album ist aber auch so immer noch gespickt mit Highlights! „From the Ashes we rise“ hätte wohl problemlos auch auf „Russian Roulette“ Platz finden können. Eine weitere Freude für mich, denn „RR“ ist seit jeher mein Lieblingsalbum der Solinger… Auch das bombastische „Wanna be free“ könnte aus dieser Zeit stammen. Gigantisch: allein dieser epische Refrain!

„Trail of Tears“ ist der schnellste Song, erinnert etwas an „Locked and Loaded“ und ist mit 4:08 gleichzeitig auch das kürzeste Werk! Wenn ich mich da grad an andere Alben erinnere, bei denen kaum ein Song an der vier Minuten-Grenze kratzt, liefern Accept auch hier value for money, zumal kein einziger Titel an sich überladen wirkt.

Allerdings geht gegen Ende vielleicht etwas die Puste aus. „The Curse“ zum Beispiel erreicht nicht ganz das Niveau anderer Songs und wirkt etwas überflüssig.  Das verhältnismässig schnelle „Final Journey“ beschliesst „Blind Rage“ und auch diese Nummer vermag mich nicht zu fesseln, irgendwie find ich das zu „gewöhnlich“. Hätte wohl besser auf „Stalingrad“ gepasst…

Nun denn – auch wenn nicht alles perfekt ist: Accept zeigen mit „Blind Rage“ ganz deutlich, dass alte Säcke noch wirklich rocken können! Meine Herren von Judas Priest: SO geht das! Abgesehen von den wenigen Abstrichen liefern die Deutschen nämlich ein wahres Meisterwerk ab, welches Ende Jahr beim Kampf um den Titel „Album des Jahres“ ganz, ganz gute Chancen auf den Thron hat! 9 dicke, fette Punkte mit Tendenz gegen oben sind hier angebracht… Und ich setz mich wieder in die Zeitmaschine – adios!

 

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Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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21.08.2014
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