Di, 5. August 2014

Amon Amarth, Suffocation, Havok, Skeletonwitch

Z7 (Pratteln, CH)
/ 07.08.2014

Lauter geht nicht!

115.9 Dezibel sprengen den gesetzlich festgelegten Höchstwert für Konzerte regelrecht. Und Instrumente wurden dazu noch nicht einmal benötigt: Die Zuschauer erreichten diesen Wert quasi im Alleingang! Es war nur eines von vielen Highlights an einem langen, stimmungsvollen Abend, an dem Amon Amarth mit ihrem Auftritt vollends zu überzeugen vermochten und das Z7 (einmal mehr) in ein Tollhaus verwandelten.

Brutal Death, Thrash, Black und Melodic Death – das Programm versprach viel und abwechslungsreichen Metal. Entsprechend fanden sich viele Metalheads schon früh in Pratteln ein. Dass es voll werden würde war auch an einem Dienstag nicht überraschend: Mit Amon Amarth kam einer der ganz Grossen des Genres nach Pratteln. Spätestens seit dem 2003 veröffentlichten Album „Versus the World“ sind die Schweden ein Dauerbrenner und haben sich mit zahlreichen Tourneen und Festival-Auftritten unter den besten Livebands überhaupt etabliert. Unterstützung erhielten die Wikinger aus den USA: Skeletonwitch, Havok und Suffocation waren dafür besorgt, die Stimmung anzuheizen.

Skeletonwitch

Als Skeletonwitch – 2003 in Ohio gegründet – den Abend eröffneten, herrschte noch ziemlich gemütliche Open Air Stimmung: Viele genossen ihr Feierabendbier bei schönem Wetter auf dem Vorplatz und warteten auf die ersten Klänge. Es war dann auch draussen nicht zu überhören, dass es von Beginn weg richtig zur Sache ging – vor die Bühne locken liessen sich aber vorerst nur wenige. Gesanglich sind Skeletonwitch dem Black Metal zuzuordnen, musikalisch hingegen sorgen Elemente aus Thrash, Death und Heavy Metal für eine interessante Kombination. Titel wie I am of Death (Hell Has Arrived) wurden von den Amerikanern trocken und präzise präsentiert. Einen Bezug zum Publikum herzustellen gelang den Jungs während ihres Auftritts zwar nicht – bei rund 30 Minuten Bühnenzeit war das aber auch merklich nicht das Ziel. Vielmehr wussten Skeletonwitch mit schnellem, aggressivem Sound für einen gelungenen Start in den Abend zu sorgen.

Havok

Vom Stil her waren dann Havok wesentlich einfacher einzustufen: Seit 2004 widmen sich die 4 Jungs aus Denver dem Thrash Metal und veröffentlichten bisher 3 Studioalben und 2 EPs. Auch sie erhielten rund eine halbe Stunde Spielzeit, nutzten diese aktiv und zeigten sich auf der Bühne sehr präsent. Die Kritik an Gesellschaft und Politik gehört bei ihnen zum guten Ton, vermittelt haben sie diese in einer schnellen und intensiven Interpretation des Bay Area Thrash Metals, wobei Havok als eher junge Band dieses Genres auch moderne Einflüsse zu nutzen weiss. So waren durchaus auch Crossover-Elemente herauszuhören, mit welchen sie in Songs wie Give Me Liberty… or Give Me Death die schonungslosen Lyrics auch akustisch untermauerten.

Suffocation

Mit Suffocation folgte dann der letzte Support, welcher die Stimmung mit kompromisslosem Brutal Death nun endgültig in die richtigen Bahnen lenken sollte. Die New Yorker – vor fast 25 Jahren gegründet und so als Urgesteine des Brutal Death zu bezeichnen – legten ohne Umschweife los. Sie boten von durchwegs düster-aggressiven Growls über schnelle Drums bis zu tiefen, einfach gestrickten Riffs das, was man von ihnen kennt. Melodische und quirlige Parts sollten die Ausnahme bleiben, aber zumindest zwischendurch für etwas Auflockerung sorgen. Akustisch gelang dies leider nicht so ganz, die Drums übertönten in den eigentlich ruhigeren Parts die Gitarren, der ganze Auftritt wirkte auf mich daher insgesamt etwas langatmig und eintönig. Ehrlicherweise muss aber doch auch gesagt sein, dass bei einer so abwechslungsreichen Auswahl an Supports zwar für jeden etwas dabei ist – aber auch fast sicher eine der Bands den persönlichen Geschmack überhaupt nicht trifft. Letzteres galt für mich bei Suffocation.

Amon Amarth

Während dem Bühnenumbau blieb dann nochmals Zeit, um sich durch die Massen zum Verpflegungsstand zu kämpfen. Spätestens beim Anblick des imposanten Bühnenbildes und der beiden riesigen Drachenköpfe auf der Bühne erreichte die Anspannung dann ihren Höhepunkt: Nur wenige Minuten trennten die Anwesenden Fans vom ersten Indoor-Auftritt von Amon Amarth seit Monaten. Out & Loud, Nova Rock und Wacken waren nur 3 von vielen Festivals, bei welchen die Schweden diesen Sommer auftraten – dies und die Tatsache, dass der Auftritt in Pratteln (über den Daumen gezählt) der siebzigste dieses Jahres sein würde, zeigt, WIE gefragt diese Band zurzeit ist.

Dann, kurz nach 22:00 Uhr, ging es endlich los!  Lichter aus… Intro… „Are you ready? LET’S GO!“

Amon Amarth legten mit Father of the Wolf so los, wie man es von ihnen kennt. Von Anfang an passte jeder Ton, alle Hände schnellten in die Höhe, vor der Bühne ging es von Beginn weg zur Sache! Es ging Schlag auf Schlag: Mit Deceiver of the Gods folgte der Titelsong des aktuellen Albums. Kurzatmige und prägnante Riffs, ein aggressiv gehaltener Refrain, kombiniert mit langen melodischen Parts und einem eingängigen, rein instrumentellen Übergang, welcher die ganze Halle zum Mitsingen einlud – was für ein Auftakt!

So kam es, dass Johan Hegg die Anwesenden erst begrüssen konnte, als das erste Highlight des Abends bereits Geschichte war! „Metal Mekka Z7 – ready for some Metal? I fucking knew you were!“. Als Antwort wurden bereits Rufe nach einer Wall of Death laut – „well, make sure nobody gets hurt“ war die trockene Antwort des Sängers – ein herrlich ironischer Übergang zum nächsten Titel, Death In Fire! Auch dies ein absoluter Stimmungssong, vor allem im vorderen Teil der Halle herrschte viel Bewegung, zur Bridge zur Mitte des Songs gingen bereits wieder alle Hände nach oben. Der Frontmann wusste mit dem Publikum zu spielen, nahm gut gelaunt einen Schluck aus seinem Horn während die Gitarristen (Olavi und der „andere“ Johan) mit präzise gespielten Riffs zum zweiten, wesentlich melodischeren Teil des Songs übergingen. Spätestens als die beiden gleich anschliessend die ersten Klänge von For Victory or Death spielten, klatschte ausnahmslos jeder in der Halle.

Auch der Auftakt von As Loke Falls ist schlicht unverkennbar: Insgesamt langsamer als die meisten Titel, sorgten die sirenenartigen Riffs von Johan Söderberg für eine mystische Stimmung. Während Olavi neben ihm und Frederik dahinter an den Drums ihre Parts unermüdlich und präzise performten, grüssten Frontmann und Bassist von den Drachenköpfen. Das spärliche grüne Licht trug seinen Teil dazu bei, dass die imponierende Bühnendekoration auch ohne Feuer seine optische Wirkung nicht verfehlte. Dennoch war diese einfach nur eine schöne Nebensache: Viel mehr lebte der Auftritt von Amon Amarth von ihren unglaublich stimmungsvollen, abwechslungsreichen Songs. Und natürlich von Johan Egg: Abseits der Bühne ein unscheinbar ruhiger, bodenständiger Typ, verwandelt er sich bei seinen Auftritten in einen unglaublich charismatischen, energischen Krieger, überzeugt mit seinem stimmungsvollen, authentischen Gesang – und zog so auch in Pratteln die Massen in seinen Bann.

„This one is about two brothers… standing firm against all odds…“: eine Ankündigung, die ihre Wirkung nicht verfehlen konnte. Guardians of Asgaard sorgte für Bewegung im Moshpit wie kaum ein anderer Song – und viele dürften sich beim Versuch, den verdammt tief gegrowlten Refrain mitzusingen, die Stimme für den nächsten Morgen ruiniert haben. Shape Shifter – auf Festivals kaum gespielt – war dann der letzte Song eines äusserst abwechslungsreichen ersten Konzertteil, welcher fast ausschliesslich Titel der aktuelleren Alben beinhaltete.

Während einer kurzen Verschnaufpause starrten nur die beiden Drachen mit gespenstisch leuchtenden Augen in die Dunkelheit. Der anhaltende Applaus des Publikums erstarrte, als die Rufe von Vögeln aus der Ferne den zweiten Konzertteil einleiteten – Cry of the Black Birds war der Auftakt zu einer Abfolge von Hits der früheren Platten. Asator, Valhall Awaits Me oder War of the Gods – das sind Amon Amarth aus alten Tagen! Episch wurde es bei Embrace of the Endless Ocean: Eine atemberaubende Erzählung eines Kriegers, welcher auf der Heimfahrt von den heimischen Winterlandschaften träumt – aber von den eisigen Wellen des weiten Ozeans verschlungen wird. Amon Amarth bewiesen einmal mehr, wie melodisch und emotional Death Metal sein kann!

Gegen Ende sollten die energischeren Klänge aber wieder die Oberhand gewinnen: Victorious March wurde zum regelrechten Triumphzug durch Pratteln. Das Publikum hatte noch lange nicht genug – und zeigte dies in eindrücklicher Art und Weise! Und so verwunderte es nicht, dass die Jungs auf der Bühne noch nicht einmal so taten, als ob der letzte Song des regulären Sets wirklich der Abschluss des Abends gewesen wäre. Ohne lange zu Zögern packte Johan den Hammer aus, um einen der absolut Übersongs einzuläuten: Twilight of the Thunder God! Nochmals gingen alle Fäuste nach oben, sang die ganze Halle den Refrain mit und flogen die langen Haare wild durch die Luft. Und dann wurde es erst richtig laut: Als Johan „if you’re loud enough“ als Bedingung für einen letzten Song stellte, erreichte die Anzeige der Halle satte 115.9 Dezibel! Keine Instrumente, keine Mikrofone – es waren alleine die Stimmen des begeisterten Publikums, welche diesen rekordverdächtigen Wert erreichten… WOW! Mit dem letzten Kracher The Pursuit of Vikings setzten Amon Amarth dann einen grandiosen Schlusspunkt unter eine schlicht unvergessliche Show: Klasse Stimmung, qualitativ einwandfreier Sound, ein ausgewogenes und hochstehendes Set – zu Recht durften sich die Schweden an diesem Abend feiern lassen!

Übrigens: Für alle Amon Amarth Fans gilt es, den 23. Oktober 2014 im Kalender einzutragen, wenn eine Horde furchtloser Wikinger Kurs auf England nimmt. Von einem schweren Sturm überrascht, zerschellt ihr Drachenboot an den Felsen vor der schottischen Küste. Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, um sich durch feindliches Gebiet in eine entfernt gelegene Wikingersiedlung zu retten – eine Jagd auf Leben und Tod! Wenn die Schweizer Produktion NORTHMEN – a Viking Saga am 23. Oktober 2014 in unseren Kinos anläuft, wird auch Johann Hegg – in der Rolle des Wikingerkriegers Valli – auf der Leinwand auftauchen. Metalinside.ch hatte die Möglichkeit, mit ihm über die Produktion des Filmes und seine ersten Erfahrungen als Schauspieler zu sprechen – freut euch auf das spannende Interview!

Setliste Amon Amarth

  1. Father of the Wolf
  2. Deceiver of the Gods
  3. Death in Fire
  4. For Victory or Death
  5. As Loke Falls
  6. We Shall Destroy
  7. Guardians of Asgaard
  8. Shape Shifter
  9. Cry of the Black Birds
  10. Asator
  11. Embrace of the Endless Ocean
  12. Valhall awaits me
  13. War of the Gods
  14. Victorious March
  15. Twilight of the Thunder God
  16. The Pursuit of Vikings

Fotos von pam


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/ 07.08.2014
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