Zum 3. Male öffnete im Muotathal das HarVest Festival seine Tore. Zudem fand das Festival dieses Jahr zum ersten Mal an zwei Tagen statt.
Der Samstagmorgen sah nicht wirklich vielversprechend aus, regnete es doch in Strömen. Was soll’s, ich hab mich nun für diesen Tag entschieden, also ab in wasserdichte Lederstiefel, regentaugliches Outfit und los ging die Fahrt ins Muotathal. Das dies Outfit ein Fehler war, stand schnell fest. Die Regenwolken verzogen sich, die Sonne knallte erbarmungslos nieder und die Luftfeuchtigkeit kletterte nach oben. Kurze Hosen wären definitiv die bessere Wahl gewesen.
Verpassen konnte man den Weg zum Festival am dem Dorf Muotathal nicht, da alles ausgeschildert war.
Das gemütliche Openair fand am Anfang eines wunderschönen Seitentals, eingebettet zwischen Bergen und der Muota (dem Tal namensgebenden Bergbach), auf dem Gelände des Sportplatzes und des Werkhofes statt. Erreichbar war das Festival mit eigenem Fuhrwerk, Parkplätze sind direkt am Gelände, oder per Postauto ab Bahnhof Schwyz.
Übernachtung war auf dem Festival-Campingplatz möglich. Wer eine feudalere Unterkunft vorzog, war im Dorf Muotathal bestens bedient.
Neben dem Festzelt, wo Bar und Bühne untergebracht waren, gab es ein kleines Bar-Zelt, wo hochprozentiges zur Auswahl stand. Damit man auch immer schön „Boden“ behielt wurde am Grill Bratwurst & Co. feilgeboten. Alternative zum Grill war eine leckere Gemüsesuppe, die in einem grossen Kochkessel auf Holzfeuer zubereitet wurde. Zur Auflockerung und zum Spass für Jung und Alt, konnte man sich beim Wikingerspiel und Pingpongbälle zerschmettern auf Reaktion und Konzentration prüfen.
Der Organisation des Festivals kann man nur gratulieren. Was die Infrastruktur der Bühne und deren Beleuchtung betrifft, ist jedoch noch extrem viel Luft nach oben offen. Die Anlage kam an ihre Grenzen, was sich oft im Gitarrensound bemerkbar machte. Die sechs platzierten Scheinwerfer hinten auf der Bühne, leuchteten direkt in die Gesichter des Publikums, so dass es nicht verwunderte, den einen oder anderen Gast des Nachts mit aufgesetzter Sonnenbrille im Zelt zutreffen. Die sogenannte Frontbeleuchtung aus einer Lichterkette mit farbigen Glühbirnen war höchstens als Orientierungshilfe zu gebrauchen.
Das Aufgebot der Bands war dann hingegen wieder sehr erfreulich.
Totemstack stellten sich als Bündner Band vor. Die Lautstärke war zu Anfangs brutal laut und der Gesang stellenweise zu leise. Dies pendelte sich aber ab Mitte Sets ein. Die Jungs jagten ihren Thrash-Metal mit viel Druck durch die Boxen, so dass das PA schon langsam am Anschlag lief. Men an der Gitarre beeindruckte mit coolen Soli, die aber dank dem nicht gut abgemischten Sound zu dünn ausfielen, Basil verprügelte sein Drum präzise und kraftvoll und der Rest der Jungs zog tüchtig mit. Vor der Bühne tummelten sich einige Metalfans und gaben deftig Gas. Der Grossteil der Leute sass im hinteren Teil des Festzeltes vor ihren gelben Dosen und nickte mit den Köpfen. Etwas mehr Enthusiasmus des Publikums wäre angebracht gewesen.
Danach stand Frijgard aus dem Fricktal in den Startlöchern. Melodic Black Metal mit einem Schuss Pagan Metal war angesagt. Leicht düsterer und schleppender Sound dröhnte durchs Zelt und zog einige Fans mehr vor die Bühne. Die Anfänge der Songs waren meist sehr gut, flachten danach aber schnell ins Langweilige ab. Die Klampfen tönten giftig und drucklos und der Sound der Drum-Becken erinnerte an das Scheppern von Blechdosen. Es sollte aber an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Jungs ebenfalls in den Genuss von einer schwachen Anlage und schlecht abgemischten Sound kamen.
Bei Petrol Patrol aus der Westschweiz war erstmals der Sound einigermassen gut abgemischt obwohl sie mit hässlichen Rückkopplungen, die dem Zuhörer fast das Trommelfell zerriss, zu kämpfen hatten. Guter Druck, schnelles Tempo, geile Riffs und Hooklines und das ganze präzise und tight gespielt zeichneten den dargeboten Thrash Metal à la Exodus, Slayer & Co. der Welschen aus. Sogar ein Old School Death Metal Cover von Pestilence fand den Weg in die Setliste und liess die Metalheads ausflippen. Ein grosses Lob geht an den neuen Bassisten. Innert sieben Tage übte er alle Songs ein und erledigte eine souveränen Job.
Mit Clit Commander standen Local Heros auf der Bühne und der Platz vor der Bühne füllte sich zügig. Die Jungs aus Schwyz prügelten ihren Brutal Death Metal mit gewaltiger Wucht durch die Boxen. Ihr Sound bestach durch schleppende Parts bis zu krassen Drum Attacken und extremen Growls. Pluspunkte holte sich die Band mit einem Tablett voll Becher in dem sich Hochprozentiges befand und mit den Worten von Rene (V) „chömmet cho süüfe es het en hüüfe“ an den Mann respektive die Frau verschenkt wurde. Angeheizt mit diesem Zündstoff feierten die Fans ab und sogar der erste Crowdsurfer konnte ausgemacht werden, der nach einigen Sekunden wie ein bleierner Zeppelin zu Boden ging.
Expenzer (ex-Pigskin) sind keine Unbekannten und warten mit einem Hammerbrett, coolen Riffs und tight wie die Sau auf. Die Saitenfraktion beeindruckte mit coolem Posing und einem guten Zusammenspiel. Tom (V) legte ein gutes Performing auf den „Catwalk“ und animierte das Publikum zum Mitmachen. Der Drummer fiel ebenfalls durch ein präzises und schnelles Spiel auf und die Bassläufe von Lou (B) hörten sich interessant an. Spielfreude war den Jungs von Expenzer anzusehen. Im Publikum wurde der erste Circle Pit durch die Totemstack-Crew angezettelt und es herrschte eine gute Stimmung im Zelt. Leider liess auch bei dieser Band die die Soundqualität dank der Anlage zu wünschen übrig.
Unterdessen war es draussen dunkel und die Anfangs erwähnten Scheinwerfer kamen zum Einsatz, was für uns Fotografen den Tod bedeutete und dem Publikum Blindheit in die Augen trieb.
Als Headliner des heutigen Abends dürfen sich Poltergeist nennen. Der Thrash-Metal der Basler knallte brutal tight und mit extremer Power ins Zelt und fand regen Anklang bei den Metal Maniacs. Im Zelt war es nun sehr eng, in der vorderen Hälfte ging die Post ab und die Stimmung im Publikum liess nichts zu wünschen übrig. André Grieder (V) stellte sich als guter Sänger mit angenehmer und variabler Stimme heraus und erinnerte mich gesanglich stellenweise an Testaments Chuck Billy. Mareks Bass dominierte und Andrés Gesang hätte etwas mehr Lautstärke ertragen. Der Sound von Poltergeist war aber mit Abstand der Beste. Dies dank bandeigenem Mischer Franky an den Reglern und seiner jahrelanger Erfahrungen. Er holte das bestmögliche was die Anlage hergab raus und sorgte für einen gelungen Gig. Wäre dies auch beim Licht möglich gewesen, hätte man den ganzen Gig auch noch visuell miterleben können.
Omophagia knüpft danach nahtlos an den vorherigen Gig an. In einheitlicher Kleidung aus schwarzen Anzügen, weissen blutbesudelten Hemden und roten Krawatten, legten die Herren los. High Speed Death Metal auf technisch hohem Niveau war angesagt. Sänger Beni growlt wütend und aggressiv ins Mikrofon, kommuniziert zwischen den Songs mit dem Publikum und motiviert dies. Die Schiessbude wird präzise zertrümmert und die Gitarrenwände stehen wie eine Eins. Dazu werden die Mähnen der Saitenfraktion ordentlich gekreist. Für Abwechslung in dem Gebolze sorgen die Melodiebögen, die zur Auflockerung betragen. Die Soundqualität liess auch bei Omophagia zu wünschen übrig. Aber mit ihrem Können und Performing rückte dies in den Hintergrund.
Als letztes wäre noch Lotrify aus dem Aargau zum Einsatz gekommen. Da sich das Muotathal nicht gleich um die Ecke meiner Longe befindet und Mitternacht schon seit einiger Zeit vorbei war, machte ich mich auf den Heimweg.
Resümee des HarVest Festivals: ein kleines, gemütliches und gut organisiertes Festival in schöner Umgebung. Wenn die Veranstalter sich nun noch mit einer leistungsstarken Anlage und besserem Licht eindecken, dürfen wir uns im nächsten Jahr am HarVest Festival erfreuen, dass nichts zu wünschen übrig lässt.