Ankunft in Tolmin, Sonntag 20. Juli 2014
Nach einer staufreien Fahrt nach Slowenien kamen wir kurz nach 13.00 Uhr in Tolmin an. Auf dem Zeltplatz des Camp Siber, das nicht weit entfernt vom Festivalgelände liegt, bauten wir unser Luxus 3.5 Zimmer Zelt auf. Nach dem Mel und ich bei einem kühlen Bier auf unsere Metal-Woche angestossen hatten, kreuzte unverhofft ein Paar aus Bayern auf, das schon letztes Jahr im Camp Siber waren. Wie sich herausstellte waren noch einige Freunde des Paares dabei und wir beschlossen, alle zusammen an die Opening Party zu gehen.
Rausgeputzt und frisch gestärkt ging es los. Das Check-in beim Eingang, wo wir uns anmelden mussten, nahm nur sehr wenig Zeit in Anspruch. Parkplätze gab es in kurzer Distanz zur Hauptbühne und innert Minuten standen wir auf dem Festivalgelände. Als erstes steuerten wir fünf Girls die Beach Bar an, wo wir uns mit Bier eindeckten. Im Partyzelt war schon mächtig was los, Metal klang aus den Boxen und die ersten waren am Headbangen. Das Bier floss kühl unsere durstigen Kehlen runter, ein „Metal Hit“ nach dem anderen wurde durch die Boxen gejagt und unsere Stimmen wurden immer rauer und kratziger, da wir natürlich jeden „Hit“ mitsangen. Um Mittnacht wurde es buchstäblich doppelt „Hot“ im Zelt. Die obligatorische Feuershow fand statt und darauf folgte der Striptease und liess den Platz im Zelt eng werden und die Temperatur steigen.
Zur späten Stunde begaben wir uns ziemlich angeheitert zum Camp Siber zurück.
Metaldays Tag 1, 21. Juli 2014
Nach dem wir uns von der Opening Party, die am Vorabend der Metaldays stattfand, erholt hatten, machten wir uns frisch geduscht und gestärkt mit Kameras und Notizblock Richtung Festival Gelände auf. Das Duschen hätten wir uns sparen können, denn unterdessen war die Luftfeuchtigkeit so hoch und die Hitze mit hochsommerlichen 28 C so unererträglich, dass die Masoala Halle im Züri Zoo schlecht im Vergleich abschneidet.
Rest In Fear
Rest In Fear war die Band, die das Festival auf der Mainstage eröffneten. Der Platz vor der Bühne war schon gut gefüllt und Rest In Fear drückten vom ersten Ton an gut ab. Guter Drive, durchgehaltene Power und zudem noch ein gutes Entertainment legten die Jungs auf die Bretter. Der Sänger beeindruckte mit ‘ner Hammerstimme und die Gitarrenwand konnte sich hören lassen. In der Mitte des Sets setzte sinnflutartiger Regen ein und der Platz vor der Bühne leerte sich zügig. Rest In Fear trotzten dem Regen, setzten ihr Set in gleicher Power fort und schlossen ihren Gig mit Bravour ab.
Cripper
Nach dieser Sintflut, bei der die Bühne deftig unter Wasser gesetzt wurde, musste die Stage-Crew erstmals mit Schruppern die Bühne entwässern, bevor Crippers Frontröhre Britta Görtz die Bühne stürmte. Das erste was uns in den Sinn kam war nur: WOW!!! Cripper mit ihrer zierlichen Powerfrau schmetterten ihren Thrash mit so einer Wucht ins Publikum und steckten mit ihrer Energie die Metalheads innert Sekunden an, dass uns glatt die Spucke im Hals stecken blieb. Ob auf oder vor der Bühne, die Matten wurden gekreist und die Köpfe geschüttelt und nach jedem Song hiess es: Horns up! Britta kennt das Wort Menschenscheu nicht, sprang von der Bühne mit einer kleinen Handycam bewaffnet, setzte zum Crowdsurfen an und hechtete danach zurück auf die Bühne. Crippers Drummer fiel ebenfalls durch sein präzises und powervolles Spiel auf. Nach dem Cripper fast der Saft abgedreht wurde, da sie überzogen hatten, ging es mit den Worten „ Fuck me? Fuck you! Fuck me I fuck you too“ zum letzten Song über bevor es unter tosendem Applaus von der Bühne ging.
Alcest
Das Wetter wendete sich nun wieder zum Guten und bei grellem Sonnenschein erschien Alcest aus Frankreich auf der Mainstage. Psychodelisch angehaucht, sehr ruhig und verträumt tönte ihre Post Rock oder wie auch immer man diese Art von Musik bezeichnen mag, aus den Boxen. Immer noch aufgeheizt von der vorherigen Band, war dieser Musikwechsel zu krass für uns. Hastig packten wir unsere Sachen und verliessen, obwohl spielerisch alles top, fluchtartig das Feld.
Beheaded
Wohlklingende Deathmetal-Töne erfreuten unsere Ohren, als wir kurz danach um die Ecke zur Talentstage bogen. Beheaded aus Malta legten wie ein Dampfhammer los. Der Sänger hatte ‘ne gewaltige Ausstrahlung und lebte seinen Gesang regelrecht. Zudem hat er eine brachiale Stimme. Trotz einer Gitarre war der Druck recht beeindruckend. Bei den Soli fehlte aber die 2. Klampfe hörbar und der Gitarrensound kam nun recht lasch daher, dass wir unseren Ohren ab so einem Furz nicht trauten. Abgesehen von den Soli, war Beheaded nach Alcest eine richtige Wohltat. Den Fans gefielen die „Maltesers“ und sie feierten mächtig ab.
Grave
Grave aus Schweden setzten unterdessen auf der Mainstage zum Zerstören an. Klar und mit einem gewaltigen Brett knallten sie Deathmetal alter Schule in die Menge. Ohne grosses Tamtam wurde ein Song nach dem anderen in die Menge geschleudert und von der hungrigen Meute vor der Bühne aufgenommen. Sogar einen Love Song „just for the ladies“ gab die Band zum Besten. Wer jetzt an eine Schnulze denkt, liegt aber definitiv falsch bei Grave! Der Love Song unterscheidet sich nämlich punkto Schnelle und Härte nicht von den anderen Songs.
Da Mel sich bei einem kühlen Bier ihre lädierten Knie hochlagern wollte und sich in den Pressebereich verdrückte, machte ich mich auf den Weg zur Talentstage.
Helheim
Dort spielte Helheim aus dem norwegischen Bergen. Das erste was mir zu Ohren kam bevor ich die Band sah, war ein total geiles und harmonisches Gitarrensolo, das zum Träumen war. Ich rechnete echt nicht mit einer Band, die in Kettenhemden auf der Bühne steht und sich dem Viking-Metal widmet. Dass diese Art von Mucke zieht, zeigte sich einmal mehr, denn der Platz war gut gefüllt und die Stimmung im Publikum war top. Die Band legte ebenfalls einen souveränen Gig hin. Ein kleines No Go hat sich aber beim Outfit des Sängers eingeschlichen. Kettenhemden und Converse Schuhe – Pfui Deibel!!
Children Of Bodom
Zu Children Of Bodom war dann auch unsere Madame Sulser wieder vor Ort. Alexi „Wildchild“ Laiho hat sich im fortgeschrittenen Alter sogar die gepflegte Sprache angeeignet. Das F..ck – Wort war deutlich weniger zu hören. Die Zuschauerzahl war nun beachtlich gewachsen, die Menge tobte und die Band hatte sichtlich Spass auf der Bühne. Auffallend waren die Girlies in den vorderen Reihen mit ihren selbstgemalten Kartonschildern, die kreischend um Beachtung bei der Band suchten. Man hätte glatt meinen können, wir befänden uns an einem Boygroup-Gig. Der Sound von Children Of Bodom war sehr druckvoll und dank ihrer langen Erfahrung boten die Jungs eine gute Show. Nach 75 Minuten war leider für mich persönlich das Highlight des heutigen Tages viel zu schnell zu Ende.
Opeth
Bei Opeth feierte dann unsere Mel from Hell, wie einige hundert andere Metalfans mächtig ab. Die Songs waren nahezu perfekt gespielt, Mikael sang alle Passagen ohne Probleme und holte sich mit coolen Sprüchen zusätzlich Sympathiepunkte. Opeth war auf der Bühne zwar nicht sehr agil, was aber auch nicht weiter störte. Was zählt war der Sound und die Stimmung die die Stockholmer freisetzten. Und dies gelang ihnen vollends! Das Publikum feierte die Band ab und war sichtlich zufrieden mit dem Dargebotenen.
Der Regen war unterdessen recht stark, so dass wir uns entschieden, das Festivalgelände vorzeitig zu verlassen. Das Verlassen der Wiese, wo der VIP- und Bandparkplatz war, brachte uns wortwörtlich in die Bredouille, was auf gut Deutsch nichts anders als Dreck bedeutet. Der Fahrweg war in der Zwischenzeit so dreckig und schlammig, das unser VW steckenblieb und nix mehr ging, ausser Dreck der meterweit durch das Spulen der Räder durch die Luft flog. Mel from Hell sei Dank! Tapfer stellte sie sich vor das Auto und gemeinsam mit VW-Power und Mels Superkräften, bewegte sich die Karre aus dem Dreck.
Metaldays Tag 2, 22. Juli 2014
Nach einer regnerischen Nacht, begann der zweite Tag mit Sonnenschein. Da Mel sich mit ihren kaputten Knien am Vortag etwas übernommen hatte, durfte ich heute alleine auf Tour.
Thorns Of Heresy
Pünktlich um 14.00 legten Thorns Of Heresy aus Kroatien los. Der Fünfer spielt Melodic Death Metal machten ziemlich Druck und waren ein guter Einstieg für den Zweiten Tag. Erstaunlich war die starke und tiefe Stimme des doch ehr brav ausschauenden Kerls im Zeichen des Sängers. Das Stageacting haute einem aber nicht vom dem Hocker und der Drumsound hätte auch von blechernen Mülltonnen stammen können. Die Gitarrenwand war super bis die Soli einsetzten. Spätestens dann fiel das Melodic aus dem Death Metal weg. Solieren sollte man dem Gitarristen definitiv verbieten, denn bei diesem konnte er die Power nicht halten.
Abinchova
Kurze Umbaupause und dann ging’s auch schon mit Abinchova aus dem Schweizerländle auf der Talentstage weiter. Das Intro in Schweizerdeutsch zog die Leute in Scharen vor die Bühne. Folkmetal zieht noch immer! Die Schweizer legten gewaltig los. Zudem legte die Violinistin einen unglaublichen Speed zu Tage, sorgte für Abwechslung und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Der Rest der Band stand aber in nichts hintennach und legte eine super Leistung hin. Teilweise wurde der Gesang von Sänger und Violinistin geteilt, wo bei sie sich in die hohen Oktaven verirrte. Nach meinen Geschmack wäre dies echt nicht nötig. Zu stören schien es aber das Publikum nicht und sie zollten den starken Auftritt von Abinchova mit viel Applaus.
Nach diesem Auftritt dürstet es nach einem kalten Bier an der Beach Bar und einer frischen kühlenden Brise, die am Ufer zu finden war. Einige tapfere Metaller vergnügten sich in der eiskalten Soca, doch die meisten genossen vom Ufer aus die tolle Aussicht auf den türkisfarbenen Fluss und die schöne Berglandschaft. Natürlich wurde dieses tolle Ambiente mit feinstem Sound aus dem Partyzelt, quer durch die Metal-Welt der 80er und 90er begleitet. Das obligatorische Metalkaraoke fand auch dieses Jahr wieder statt und der kleine Junge vom letzten Jahr mit geschätzten 9 Jahren beschlagnahmte die Bühne für sich und gab Maiden, Iced Earth und weiter bekannte Songs zum Besten.
Vanderbuyst
Auf der Mainstage räumten nun Vanderbuyst aus Holland ab. Der Dreier präsentierte sich als absolut geile Liveband, die die Leute zum ausflippen bringt und durchgehend total sympathisch rüberkommt und Energie versprüht das es nur Freude macht ihnen zuzuhören und zusehen. Auch immer wieder erstaunlich, wie ein einzelner Gitarrist ein solch gewaltiger Gitarrensound zustande bringt. Zu keiner Zeit war das Acting der Holländer langweilig und nach 50 Minuten verzogen sich Vanderbuyst unter grossem Applaus von der Bühne.
Obituary
Um einiges härter und schneller ging es mit Obituary aus den Staaten weiter. Die Amis zogen und lockten die Metalmaniacs aus allen Ecken vor die Bühne und schon bevor sie loslegten, war der Platz vor der Mainstage gefüllt. Gitarrist und Sänger liessen ihre Mähnen, die so ziemlich alles an langen Haare in den Schatten stellen, kreisen bis zum abwinken. Der Rest der Jungs kam gegen die zwei ziemlich langweilig rüber. Der Sound war brutal kräftig und dazu noch extrem laut aber total sauber abgemischt. Technisch spielen die Amis auf top Niveau und steckten mit ihrem Sound so manchen zum Headbangen an. Die Stimmung war zum Brodeln heiss und auch der einsetzende Regen konnte dieser Stimmung keinen Abbruch tun. Obituary war der Gewinner des zweiten Tages.
Borknagar
Die aus Bergen Norwegen stammenden Borknagar (NO) trumpften mit progressivem Black Metal. Der Sound war erste Sahne, der Gesang war abwechslungsreich und interessant. Auf der Bühne tat sich jedoch nicht viel und irgendwie wollte der Funken bei mir auch nicht zünden. Zudem war ab den stetigen Temperaturschwankungen mein Kreislauf recht Anschlag und das progressive von Borknagars Mucke war für mich ziemlich schwer zu schlucken.
Nocturnal Depression
Auf dem Rückweg kreuzte ich noch schnell bei der Talentstage auf. Aber auch Nocturnal Depression aus Frankreich konnten mit ihrem Depressiv Black Metal wenig begeistern. Ganz im Gegensatz zu den Metalheads die zahlreich vor der Talentstage erschienen sind.
So machte ich mich schliesslich auf den Weg zu unserer Luxus-Residenz. Im Zelt angekommen, total erschöpft von diesem Tag und unter Mels Fragen über den heutigen Tag schlummerte ich in sekundenschnelle ins Land der Träume.
Metaldays Tag 3, 23. Juli 2014
Der dritte Metaldays Tag startet bei schönstem Wetter an unserem Frühstückstisch. Wie jeden Morgen lief dezent im Hintergrund Metal, mit der uns die nette Zeltnachbar-Family aus Slowenien berieselte.
Bei Tisch wurden die Fotos vom vorherigen Tag eingespielt und die gesammelten Notizen zu Buche… eh Laptop gebracht. Der vergangene Tag wurde gedanklich nochmals abgehandelt und das eine oder andere besprochen. Nach getaner Schreibarbeit hiess es, ab in den örtlichen Baumarkt. Der Regler unseres Gaskochers klemmte und dies liess sich nur mit Zange lösen. Denn bei Kaffee und Tee am Morgen, lässt sich besser Diskutieren und Arbeiten. Nach erledigten Einkäufen bei denen auch eine schöne violette Grabkerze als Tischdekoration den Weg in unser Camp fand, ging es aufs Festivalgelände.
Als erstes checkten wir den Beachbereich ab. Unter der slowenischen Sonne tummelten sich sonnenhungrige Metalheads im und am Wasser und genossen den ersten regenfreien Tag in vollen Zügen. Natürlich wurden die Metalmaniacs auch heute wieder von Touristen die mit dem nötigen Abstand auf dem Raddampfer vorbeischipperten begutachtet. Die Szene erinnerte stark an eine Tiersafari im tiefsten Afrika bei dem die Wildtiere vom Boot aus beobachtet werden. Nur handelt es sich in Tolmin nicht um Tiere, sondern um 12‘000 Metalanhänger, wobei man sich beim ein oder anderen schon fragte, woher er sich sein Verhalten abgeguckt hat. But who cares, „Metaller Watching“ macht Spass, ob vom Dampfer oder unserem schattigen Plätzchen an Land.
Total Annihilation
Als weitere Schweizer Band in Tolmin, sicherten sich Total Annihilation einen Platz an den Metaldays. Gegen den späten Nachmittag stürmten die Jungs die Talentstage und drückten mächtig ab. Ihr Thrash kam bei den Anwesend gut an und animierte einige Freaks zum Circle Pit. Mitten in diesem stand ein Typ mit einer Schweizer Flagge als Umhang und machte deutlich, woher die Thrasher sind. Der Auflauf vor der Bühne war leider nicht gewaltig, da sich bei diesem tollen Wetter viele noch am Wasser tummelten oder sich den Old School Heavy Metal/-Progressivmix von Space Unicorn On Fire aus Ljubljana Slowenien, die zur gleichen Zeit auf der Mainstage spielten, reinzogen.
Havok
Havok aus der USA, die gut drei Stunden später ebenfalls auf der Talentstage spielten, zogen die Leute aus allen Ecken vor die Bühne und füllten den Platz bis ganz nach hinten. Die Colorado Thrasher fackelten auch nicht lange rum und knallten ihren Bay-Area-Stoff der Achtziger mit viel Druck in die Runde. Thrash Metal. Ganz klar und ohne unnötigen Firlefanz, genauso wie es sein soll! Die Mähnen flogen, die Rüben kreisten, Bier wurde verschüttet und die Metalmaniacs drehten ab, die Havok-Jungs hatten ihren Spass auf der Bühne und genossen den Gig in vollen Zügen. Tosenden Applaus hatten sie auf sicher.
Saltatio Mortis
Saltatio Mortis legten kurze Zeit später auf der Mainstage mit ihrem Mittelalter-Rock los. Neben Drums, Gitarren und Bass fand man bei den Mannheimern auch Leier, Dudelsack und Klavier. Rein technisch spielten die Jungs auf sehr hohem Niveau aber leider trafen sie unseren Geschmack nicht. Positives gibt es aber noch von dem Mann hinter dem Drum zu sagen, denn der hatte einen richtig guten Beat drauf. O-Ton Madame Sulser: Der Drummer ist überqualifiziert für die Band! Und nach Saltatio Mortis Motto „Wer tanzt stirbt nicht“, legten wir einen zügigen Abtanz Richtung Talentstage hin, wo immer noch Havok am Werk waren.
Forgotten Tomb
Danach ging es ein weniger ruhiger mit Doom-/ Darkmetal von Forgotten Tomb aus Piancenza Italien weiter. Das Tempo war eher niedrig aber es gab durchaus kurze Momente, wo die Italos die Aggressivität der Musik auf blackmetal-typisches Niveau stiegen liessen. Forgotten Tomb selber bezeichneten ihre Musik als „Depressive and Manipulating Metal“ und da wir uns nicht von dieser Stimmung anstecken lassen wollten, ging’s nach einstimmiger Meinung der Metalinside-Crew und Co. zur Beach Bar, wo die angenehmen Klänge der 80er Jahre aus den Speaker dröhnten und das Bier noch besser schmeckte.
Amorphis
Amorphis aus Finnland sorgten auf der Hauptbühne für Unterhaltung. Schon bevor die Band loslegte war der Platz zum Bersten voll und die Finnen wurden sehnsüchtig erwartet. Von „Shades Of Grey“, „Silver Bride“, „My Kantele“ über „The Wandere“ zu „Black Winter Day“ sorgten die Herren vom Land Of The Thousand Lakes für eine gute Abwechslung in ihrer Setliste.
Volbeat
Nach kurzer Umbaupause legten Volbeat aus Dänemark los. Unsere Erwartungen an die Herren waren gross… aber heilige Scheisse was war das denn?! Mit sowas haben wohl alle Beteiligten nicht gerechnet! Irgendwie passte der Shouter schon rein stimmlich nicht in das Bild der Dänen und sorgte für Diskussionen unter den Medienleute. Der Auftritt von Volbeat fand dann auch ein vorzeitiges Ende, da Sänger Michael Poulsen sich nicht gut fühlte. Michael verschwand ohne Kommentar von der Bühne und lies Bandmitglieder wie Fans im Ungewissen stehen. Die Verwirrung war komplett und nach dem sich der Rest der Band von der Bühne verkrümmelt hatte, löste sich die Menschenmenge nur zögerlich auf, da jeder noch glaubte, es handle sich um einen kurzen Unterbruch. Via Facebook lies Volbeat Folgendes verlauten:
„Slovenia, we are so sorry we had to cut that short tonight. Michael is unwell and his voice could not last the show. We promise to come back and play our full set in the future. Thank you for your understanding, it breaks our hearts to have to walk off like that.“
Possessed
Nach diesem abrupten Ende sank unsere Stimmung gegen den Nullpunkt und wir zogen den Campingplatz vor. Wie üblich legten wir auf dem Rückweg einen kurzen Stopp bei der Talentstage ein, wo unterdessen Possessed die letzte Scheisse aus den Leibern der Metalheads prügelten. Prügeln ist wortwörtlich gemeint, denn die Lautstärke war so extrem, dass einem trotz Earplugs die Ohren wehtaten. Die Bay-Jungs hörten sich von einigen hundert Metern Entfernung, die wir bei diesem ohrenbetäubenden Lärm schneller zurücklegten als man „P-o-s-s-e-s-s-e-d“ buchstabieren kann, um einiges besser und klarer an.
Metaldays Tag 4, 24. Juli 2014
Drakum
Der Platz vor der Talentstage war ausnahmsweise bei der ersten Band schon gut besetzt. Drakum aus Barcelona sah man die Spielfreude in den Gesichtern an. Sie schmetterten ihren Folk-/ Celticmetal, der auch Elemente aus der Black- und Speedmetal-Ecke enthielt, schonungslos unters Volk. Geige und Flöte ist ein Bestandteil ihres Sounds und fügten sich harmonisch in den Rest ein. Das Stageacting der Spanier liess nichts zu wünschen übrig und sorgte für tolle Unterhaltung. Am Ende des 30 minütigen Sets bleibt Drakum auf der Bühne und bedankten sich sichtlich berührt über so gute Publikumsreaktion bei den Fans mit in Sticks, Geigenbogen und was sich sonst noch an Kleinigkeiten auf der Bühne finden liess. Mels simpler Kommentar zu diesem geilen Auftritt: A really good Gänsehauteffekt-Sound!
From The Depth
From The Depth aus Parma, Italien, durften 15 Minuten später auf die Bühne. Leider lichtete sich das Publikum vor dieser kurz nach der vorherigen Band deutlich. From The Depth trumpften mit gut gespieltem Powermetal auf. Interessante Bassläufe, geile Riffs, ein starkes Bassdrum und ein Sänger der die gesamte Bandbreite der Stimmbänder ausnutzte. Problemlos wechselte er von Clean zu Growls und konnte auch die Screams halten ohne abzusacken. Die Animation zum Mitmachen der Metalheads blieb leider trotz gutem Einsatz des Sängers mässig. Beim letzten Song von From The Depth schlich sich eine kleine Panne am Drum ein, wurde aber schnell behoben und mit den Worten „That’s Heavy Metal“, liessen es die Jungs nochmals krachen.
Skelfir
Skelfir aus Deutschland widmeten sich dem Viking Death Metal à la Amon Amarth. Der Sänger in Schottenrock, Trinkhorn am Gurt und Fuchsbalg über die Schultern kam aber stimmlich nicht ganz so tief und powervoll rüber. Trotzdem kam ihr Sound gut an. Bass suchte man bei Skelfir vergeblich, dafür lieferten die zwei Gitarristen tolle Arbeit ab.
Darkfall
Zur gleichen Zeit zertrümmerten Darkfall aus Graz Österreich, mit derbem Thrash-/ Death-Metal die Mainstage. Fadengerade und mit brutalem Druck überrollte einen die Mucke. Vor der Bühne wurden die Mähnen gekreist, Circle Pits ins Leben gerufen und der eine oder andere Crowdsurfer liess sich von einer Hand voll Metalheads über den Platz tragen. Darkfall zeigten Spielfreude und wirkten zu keiner Zeit langweilig.
Alpha Tiger
Alpha Tiger aus Germany waren heute die zweite Band auf der Mainstage. Mit coolen Backdrops dekoriert stürmte der 5er auf die Bühne. 80er Jahre Heavy Metal lässt grüssen! Es lässt vermuten, dass Alpha Tiger von Maiden geprägt sind. Erinnerte ihr Sound doch oft an die Engländer. Wer Iron Maiden mag wird auch Alpha Tiger mögen. Die Gitarrenarbeit war sehr melodiös, enthielt wirklich geile Riffs und Breaks. Der Drummer versteht sein Handwerk auch und der Sänger beindruckt mit einer variablen Stimme, die auch ihn den hohen Tönen gut rüberkam. Leider zündete der Heavy Metalspirit bei den Fans nicht wirklich und die Stimmung auf dem Platz blieb bescheiden.
Kadavar
Bei Kadavar aus Deutschland brodelte es dann umso mehr vor der Bühne. Die drei blonden Herren donnerten ihre Songs mit einer Gewalt von der Bühne als gebe es kein Morgen mehr. Der Sound war von Anbeginn top und die Meute vor der Bühne ging ab wie ein Zäpfchen. Tiger, der Mann am Schlagzeug erinnerte uns stark an das Krümelmonster aus der Muppet Show und es war amüsant ihn beim Spielen zu beobachten. Kadavars Mischung aus Progressive, Psychedelic und Rock wurde mit grossem Applaus nach jedem Song gezollt.
Metalsteel
Metalsteel aus Slowenien begrüsste mit Heavy Metal auf der Talentstage. Die Show der Jungs aus Slowenien war nicht schlecht aber die Songs waren nichts, dass uns mit Begeisterung füllte. Zu erwähnen wäre da aber noch die Dame am Schlagzeug, die einen wirklich präzisen und kräftigen Schlag drauf hatte.
Prong
Prong treten nur zu dritt auf. Tommy Victor braucht keine zweite Gitarre. Es ist unglaublich, wie mega-tight das Trio die Songs runterspielt, der Groove, der das zwingende Element dieser Band war und ist, kommt exakt wie ein Schweizer Uhrwerk, geht in Beine und Köpfe und bringt das Publikum zum Ausflippen. Eine explosive Mischung, die sich in Moshpits, Pogo und Crowdsurfer entlädt. Prong kam, spielte und siegte in der ganzen Linie.
Nun wäre eigentlich noch Megadeth als heutiger Headliner auf unserem Programm gestanden. Aber A: wir hätten zum Fotografieren von Mega Dave & Co. eine zusätzliche Bewilligung gebraucht, die wir versäumten einzuholen und B: wir waren schlichtweg kaputt von vier Tage Metaldays, unbeständigem Wetter und dem vielen Bier, das uns nur noch als wässriges Irgendetwas die Kehle runterfloss. Geschmack hat das hier angebotene slowenische Bier nämlich nicht wirklich.
Metaldays Tag 5, 25. Juli 2014
Chain Of Dog
Der letzte Tag der Metaldays 2014 sollte ein gelungener Abschluss werden. Die erste Band die wir heute sahen, war Chain Of Dog aus den Niederlanden. Der Platz auf der Talentstage wurde von den sechs Bandmitgliedern mit komischer Farbe im Gesicht ausgenutzt. Gesang wurde von Sängerin und Sänger geteilt und Mandoline war neben Flöte auch zu finden in dem dargebotenen Folk Thrash Metal.
Ghost Brigade
Auf der Hauptbühne ertönten die ersten Töne von Ghost Brigade aus dem finnischen Jyväskylä. Vor der Bühne hatten sich schon einige Fans eingefunden. Die Progressiv Death Metal Band hatte von Anfang an guten Sound, doch leider erinnerte ihr Stageacting an einen Ghost und wirkte ziemlich langweilig auf uns. Also nix wie ab zu den zahlreichen Merchandise-Ständen, die wir bis jetzt noch nicht unter die Lumpe genommen hatten.
Leng Tch’e
Auf der Talentstage wütete unterdessen Leng Tch’e, deren Bandnamen so schwer aus zusprechen ist, wie das was sie unter Musik verstehen. Die Belgier prügelten die Scheisse regelrecht aus ihren Instrumenten und donnerten den Grindcore der auch Elemente aus Extreme Metal enthält, gnadenlos durchs P.A. Ein absoluter total übersteuerter Klangmatsch, wenn man hier überhaupt noch von Klang sprechen kann. Für Stimmung sorgen können Leng Tch’e, dies muss man ihnen lassen. Den der Platz war bis zu hinderst gefüllt und die Metalheads drehten völlig durch.
My Dying Bride
Nach diesem Schock zog es uns zu My Dying Bride zur Hauptbühne. Düsterer, rhythmischer, und interessanter Doommetal erklang aus den Boxen. Gut und überzeugend gespielt, doch war das Ganze mit der Zeit etwas eintönig. Die Band war zudem auf der Bühne nicht der Burner aber um Meilen angenehmer zum Hören als das, was soeben in den letzten Zügen auf der Talentstage abging.
Suffocation
Suffocation holzten nun die Talentstage in Grund und Boden. Sie donnerten ihren Brutal Death Metal in ohrenbetäubender Lautstärke und mit viel Blast Beats durch die Boxen. Die New Yorker zeigten wahre Spielfreude, der Sänger kommunizierte viel mit dem Publikum und die Meute vor der Bühne zollten jeden Song mit viel Applaus. Die Stimmung auf Bühne und im Publikum war überaus gut.
Heaven Shall Burn
Was uns aber als nächstes Heaven Shall Burn boten, war einfach nur geil und spielte alles andere an die Wand! Ein Meer aus Leibern, Fäusten, Füssen und Kehlen füllte den Platz vor der Mainstage bis zuhinderst aus. Die Deutschen fuhren volles Geschütz mit Feuer- und Rauchfontänen auf und obendrein legten sie noch eine vollfette Lichtshow drauf. Ein Hit nach dem anderen jagt Heaven Shall Burn durch die Boxen und im Minuten-Takt musste die Security Crowd Surfer aus der Menge fischen. Die Menge tobte und schien nicht mehr zu stoppen zu sein. Der Oberhammer war aber der „biggest Circle Pit ever“ den Marcus (V) anzettelte! Der Pit zog sich von der Bühne ums Mischpult und zog immer mehr Leute in die Runde. Ein wahrer Augenschmaus von unserem Platz auf dem Deck des Presse Buses. Gut 1.5 Stunden Power pur und ein Gig von dem wir noch lange Träumen werden!
Sabaton
Nach Mitternacht war dann der Headliner des letzten Tages an der Reihe. Sabaton aus Schweden enterte zu Europe’s „The Final Countdown“ die Bühne. Auch wenn wir jetzt in Kauf nehmen müssen, gelyncht zu werden, wir haben dies nur noch von weitem mitgekriegt. Die Sabaton-Sprechchöre und das Gebrüll, liess unschwer erahnen, was sich vor der Mainstage abspielte. Sabaton hab ich schon zur Genüge live gesehen, sie sind eine Top Band was Unterhaltung, Stimmung und Mitsing-Songs betrifft. Da uns Heaven Shall Burn aber in ein total anderes Universum geschossen hatte, wollten wir so schnell nicht auf die Erde zurückkehren und entschlossen, den Rückweg anzutreten.
Tiamat, die zur undankbaren Zeit kurz vor zwei Uhr morgens den Abschluss des Festivals machen durften, hörten wir mit unseren Zeltnachbarn aus Bayern gemütlich bei einem Glas Wein im Camp Siber an.
Fanzit
Die Metaldays 2014 waren auch dieses Jahr ein voller Erfolg. Eine Woche vor Beginn des Festivals wurde via Facebook verkündet, dass es mit 12‘000 Besuchern ausverkauft ist. Wenige Tagestickets waren aber noch an der Kasse vor Ort erhältlich.
Tolmin selber war für eine Woche wieder Metal City und richtete sich ganz auf die Besucher ein. Wobei dieses Jahr weniger Metalheads in der Stadt anzutreffen waren, als die anderen Jahre zuvor. Woran es lag, liess sich nicht erklären.
Der direkt am Konzertgelände liegende Campingplatz war gut organisiert und mit einfachen Sanitäranlagen bestückt. Um warm zu Duschen musste separat bezahlt werden. Zuverlässigen Quellen beschrieben uns ausführlich, wie warm das Wasser trotz bezahlen war. Gratis wär’s in der Soca gewesen und von der Temperatur her hätte es keinen grossen Unterschied gemacht. Neu war dieses Jahr ein grosser Supermarkt, untergebracht in einem riesigen Festzelt. Hier konnte sich der Metaller, selbstverständlich mit Einkaufswagen! alles erwerben, was zum Überleben gebraucht wurde. Ebenfalls neu waren Trinkwasserstationen, bei denen man sich gratis mit Wasser versorgen konnte. Auch das im letzten Jahr eingeführte Metaldays Paycard System funktionierte einwandfrei und Bargeld wurde nur gebraucht, wenn das Guthaben auf der Karte gegen Null zu sinken begann.
Wettermässig war es dieses Jahr ziemlich unbeständig und es gab einige Regenschauer. Die Temperaturen bewegten sich aber deutlich über der 20 Grad Marke. Das Festival lief friedlich ab, obwohl die Sanität dieses Jahr einiges mehr zu tun hatte als das Jahr zu vor. Meist handelte es sich um Kreislaufkollapse, zu viel Alkohol oder Verletzungen von den Folgen des Alks. Ausschreitungen oder Schlägereien suchte man aber vergebens. Die Besucher waren alle gut aufgelegt, entsorgten ihren Abfall, so dass das Festivalgelände, das übrigens an einen Nationalpark grenzt, nahezu sauber blieb.
Der Strand der Soca mit ihrem türkisfarbenen Wasser und die Bergwelt rund um Tolmin machen die Metaldays zu einem der schönsten Festivals und geben einem das Feeling von Ferien bei geiler Mucke. Auch bei 12‘000 Besucher sind die Metaldays übersichtlich und familiär geblieben.
Was die Bands betrifft, fand ich dieses Jahr nicht ganz so interessant wie 2013. Eine weniger bekannte Band, die mich umgenietet hätte, war 2014 nicht zu finden. Mel hingegen war von Drakum aus Spanien total begeistert.
Wer ein entspanntes Festival in wunderschöner Gegend mit Badevergnügen sucht, der sollte sich unbedingt an die Metaldays 2015 nach Tolmin begeben.
Mit Gastbeitrag von Mel Sulser