Crossover im Z7!
Es ist schon ein spezielles Package, was da die Promoter auf eine ausgedehnte Europa Tour schicken: die schottischen Piraten Metaller Alestorm, die schwäbische Power Metal Macht Brainstorm, dazu die Kanadier Crimson Shadows und die Australier Troldhaugen. Man darf gespannt sein, wie das Publikum dieses Crossover der Bands aufnehmen wird…
Troldhaugen
Als Troldhaugen die Bühne betreten, ist das Z7 erstaunlich leer. Der angenehm warme Abend macht aber auch nicht gerade Lust in die Halle zu gehen. Und die Australier ziehen jetzt auch nicht so, dass man das sehen muss. Die Jungs sind zwar durchaus bemüht, aber das Gehampel und das Getue des Sängers geht gar nicht. Der Typ erinnert mich optisch etwas an den Wrestler Eugene, er benimmt sich teilweise auch fast so und springt und hüpft sonst wie ein Troll über die Bühne. Troll Metal….? Musikalisch ist’s auch nicht das Wahre, das tönt alles zu chaotisch, da bleibt nichts hängen. Ich geh da lieber wieder raus an die frische Luft…
Crimson Shadows
Crimson Shadows sind jetzt eine andere Baustelle. Ziemlich schneller Power Metal, der eigentlich nicht mal schlecht tönt. „Dummerweise“ steht da kein Sänger im eigentlichen Sinn, sondern ein „Growler“. Und damit vertreibt man mich – raus an die frische Luft. Schade, mit cleanem Gesang wäre das sicher interessant geworden.
Brainstorm
Nun ja – ich geb’s ja zu: ich bin eh nur wegen Brainstorm hier! Die Schwaben haben mit „Firesoul“ vor einem knappen halben Jahr eines der geilsten Alben ihrer Karriere rausgehauen und die Live-Qualitäten sind zudem hinreichend bekannt. Und ich war auch etwas enttäuscht, dass die Jungs nicht als wirklicher Headliner auf Tour gehen. Denn 65 Minuten Brainstorm sind schlicht und einfach zuwenig…!
Andy B. Franck und seine Mitstreiter eröffnen ihren Set mit „Highs without Lows“ und machen grad klar, wohin die Reise geht: Vollgas nach vorn. Die Band sprüht nur so vor Spielfreude und die (viel zu wenigen!) Brainstorm Fans im spärlich gefüllten Z7 feiern sofort eine grosse Party. Die Setlist bietet einen schönen Querschnitt durch die 25-jährige Bandgeschichte. Und es zeigt sich, dass die neuen Songs keinesfalls vor den alten Klassikern zurückstehen! Grosses Highlight: das göttliche „…And I Wonder“ vom aktuellen Album „Firesoul“! Von dieser Scheibe kommen leider nur drei Songs zum Zug – womit wir wieder beim obengenannten Problem sind: 65 Minuten sind wirklich viel zuwenig…. Songs wie „Recall the Real“ oder „Entering Solitude“ wären eine grosse Bereicherung in der Setlist!
Aber natürlich überzeugt auch das alte Material. „All Those Words“ ist Gänsehaut pur (auch wenn das Publikum im Gegensatz zu einer „normalen“ Show den Song nicht bis zum Exzess weiter singt), „How Do You Feel“ ist ein fantastischer Rausschmeisser. Der einzige Kritikpunkt der Show geht an eine Handvoll Idioten (sorry….) im Publikum: wie kann man bei einer Nummer wie „Shiva’s Tears“ einen Mosh Pit starten, sodass man in der zweiten Reihe mehr darauf aufpassen muss, dass einem nicht so ein Vollhorst in den Rücken springt – von „Geniessen des Songs“ keine Spur. Dies ist leider nicht nur da der Fall… Mosh Pits bei klassischem Power Metal – ich hasse diesen Kindergarten auf solchen Konzerten! Aber darauf haben Brainstorm leider ja keinen Einfluss – für die Schwaben ist es halt sonst schon die Gelegenheit, vor etwas grösserem Publikum aufzutreten. Es ist zu hoffen für sie, dass sie mindestens einen Teil der normaleren Alestorm Fans für sich gewinnen können auf dieser Tour! Ich freu mich bereits jetzt auf das Ice Rock Festival – dann wird aufgrund des Billings wohl auch ein angenehmeres Publikum anwesend sein… Ansonsten natürlich ein Top Auftritt der Schwaben!
Alestorm
Die schottischen Piraten Metaller Alestorm um ihren Sänger Chris Bowes – wahrlich nicht meine Lieblingsband. Umhängekeyboards passen eher zu Modern Talking, und wenn dann da noch volkstümliche Handorgelklänge ertönen, dann stellt’s mir die grauen Haare auf. Wenn ich Schunkelmusik will, geh ich ans Oktoberfest… Nun gut: der Humor von Mr. Bowes ist speziell, britisch, schwarz – und immerhin etwas, worüber ich zumindest grinsen kann. Die „Liebeserklärung“ an seinen (anwesenden) Gloryhammer Sänger Tom Winkler ist ein gutes Beispiel dafür.
Die wenigen Fans (das Z7 ist kaum zu einem Drittel gefüllt) feiern Alestorm jedoch ab, Circle Pits passen wohl auch besser zu dieser Humpa Humpa Mucke. Am Schluss teilt Bowes zuerst das Publikum für eine Wall of Death (dessen Sinn ich niemals begreifen werde) und beendet dann die Show crowdsurfend inmitten der Fans.
Man kann den Schotten nicht absprechen, dass sie sehr fannah sind. Unglaubliche ACHT verschiedene T-Shirt Motive gibt’s zu kaufen und die Preise sind mit 25.- auch sehr moderat. So gesehen ist es sicher ein überzeugender Besuch im Z7 – aber die Frage nach dem Sinn solcher Packages bleibt für mich offen…
Setliste Brainstorm
- Highs Without Lows
- Falling Spiral Down
- Firesoul
- Fire Walk With Me
- Erased By The Dark
- World’s Are Coming Through
- Hollow Hideaway
- Doorway To Survive
- Shiva’s Tears
- …And I Wonder
- Shiver
- All Those Words
- How Do You Feel